Langlauf Weltcup: Johaug gewinnt Final Climb und ihre vierte Tour de Ski, die sie nie laufen wollte

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Therese Johaug ist die doppelte Siegerin des Tages mit Erfolgen im Final Climb und dem Gewinn ihrer vierten Tour de Ski. Aber auch Deutsche und Österreicher hatten noch einmal Grund zur Freude.

Johaug nach Pause in alter Alpe Cermis-Form

Therese Johaug (NOR) © Vanzetta/NordicFocus

Therese Johaug kann die Alpe Cermis. So war es zumindest vor ein paar Jahren, als sie die Tour de Ski bereits dreimal gewann. Zwei Jahre nach ihrem Karriereende stand jedoch ein großes Fragezeichen hinter ihrer Leistungsfähigkeit im Final Climb – sowohl für sie als auch für alle Beobachter. Schließlich hat sie sich darauf ja auf in keinster Weise vorbereitet, sie wollte die Tour de Ski ja nie laufen, als sie sich für ihr Comeback wegen der 50 Kilometer bei der Heim-WM in Trondheim entschied. Bei den Damen war schon auf der Runde um das Stadion von Tesero mehr Zug drin als bei den Herren und Therese Johaug und Heidi Weng schlugen abwechselnd ein hohes Tempo an. Beide nahmen auch die Sprintpunkte bei Einstieg des Berges in führenden Positionen mit, denn das Sprinttrikot hatte schon schon gestern Nadine Fähndrich gesichert. Während sich vorne Johaug, Weng und Ebba Andersson absetzte, verabschiedete sich die letztjährige Final Climb-Siegerin Sophia Laukli schon vor dem ersten Steilstück nach hinten. Nach der Enttäuschung gestern hatte sie heute noch einmal zurückschlagen wollen – aber daraus wurde nichts. Hinter den ersten drei Damen bildete sich ein Vierteergruppe mit Diggins, Niskanen, Slind und Sanness. Im ersten Steilstück war der Moment von Therese Johaug gekommen, die sich von Andersson und Weng absetzte und sich allein auf den Weg zum Toursieg machte. Aus der Gruppe dahinter lösten sich erst Slind und dann Sanness, während Diggins und Niskanen schwer zu kämpfen hatten.

Massenstart und Tour de Ski an Johaug

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Am Hirschsprung, dem mit 30 Prozent steilsten Stück der roten Piste etwa einen Kilometer vor dem Ziel, baute Therese Johaug ihren Vorsprung auf maximal 43 Sekunden aus. Auf dem Weg ins Ziel schrumpfte der Abstand zwar wieder etwas, änderte aber nichts am Tagessieg und vierten und definitiv Gesamtsieg der 36-jährigen Norwegerin, die 2016 einen schwarzen Fleck in ihrer Vita hat und für ein kleineres Dopingvergehen relativ hart bestraft wurde, so dass sie zwei komplette Winter verlor. Nun kann sie ihre vierte Tour de Ski-Trophäe mit nach Hause nehmen in ihr nach Trondheim bevorstehendes endgültiges Karriereende. „Die letzte Etappe war fantastisch, ich liebe diesen Anstieg! Ich konnte die letzte Etappe gar nicht erwarten“, sagte Therese Johaug und trifft damit sicher nicht die Meinung von vielen Athletinnen. „Es macht Spaß, nach vier Jahren hier wieder anzutreten und dies war auch wirklich das letzte Mal. Ich bin sehr froh über diesen Sieg heute hier und in der Tour de Ski“, freute sich die 36-Jährige. „Es fühlt sich sehr gut an, nun wie Justyna Kowalczyk viermal die Tour de Ski gewonnen zu haben. Das ist fantastisch. Das war gar nicht mein Plan dieses Jahr, die Tour de Ski zu laufen, aber dann sind Dinge passiert und ich bin froh, dass ich mich doch für den Start entschieden habe. Ich werde jetzt einige Zeit zu Hause verbringen und dann den Weltcup in Falun bestreiten. Das ist noch lange hin“, so Johaug. Im Kampf um Platz zwei an der Alpe Cermis setzte sich Astrid Øyre Slind gegen ihre drei Weggefährtinnen Heidi Weng, Nora Sanness und Ebba Andersson durch und wurde mit 47 Sekunden Rückstand auch Zweite in der Tour de Ski-Gesamtwertung. Gesamtrang drei rettete Jessie Diggins trotz ihrer Schmerzen im Fuß (Plantarfasziitis/Entzündung der Sehnen unter dem Fuß) ins Ziel, weil sie im Massenstart Fünfte knapp vor Kerttu Niskanen wurde und die Finnin ihren Rückstand nicht aufholen konnte. Weng und Andersson erreichten nach sieben Etappen die Plätze fünf und sechs.

Stadlober Gesamt-Siebte

Katharina Brudermann (AUT), Teresa Stadlober (AUT), Mika Vermeulen (AUT), (l-r) © Modica/NordicFocus

Teresa Stadlober konnte heute nicht mit der ersten und zweiten Verfolgergruppe von Johaug mithalten. Als 13. stieg sie in den Berg ein, arbeitete sich dann aber unter die besten Zehn nach vorne. Als es steiler wurde, ging sie auch noch an Victoria Carl und Kristin Austgulen Fosnæs vorbei und war dann Achte und diesen Platz hielt sie bis zum Ende. „Ich glaube, ich habe heute meine elfte Tour abgeschlossen, habe alles gegeben und es war ein beinharter Tag für mich. Ich habe vor allem am Anfang ziemlich gekämpft, aber im Stieg bin ich immer besser in die Gänge gekommen. Das war sicher eines meiner besseren Rennen hier auf der Alpe Cermis“, freute sich die 31-Jährige über das Ergebnis und den siebten Gesamtrang. „Der siebente Platz in der Gesamtwertung ist für mich ein Wahnsinn. Letztes Jahr war ich nicht in den Top-Ten und heuer konnte ich mich ordentlich steigern. Der gestrige Tag war für mich ein Hammer und der heutige dann für den Mika – für den österreichischen Langlaufsport ist das einfach extrem cool und wichtig. So kann es gerne weitergehen, aber jetzt freuen wir uns alle erst einmal auf eine verdiente Pause.“ Die zweite Österreicherin Katharina Brudermann bestritt ihre erste Tour de Ski und quälte sich als sehr gute 20. bergauf. Das bedeutete Gesamtrang 30 von 31 Athletinnen für die 25-Jährige.

Carl wird Tour-Achte

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Für Victoria Carl wurde es wie erwartet wieder ein harter Tag. Wegen ihrer Größe und dem höheren Gewicht tut sie sich in steileren Anstiegen immer sehr schwer und die Alpe Cermis ist bis zu 30 Steigungsprozenten das Non-Plus-Ultra. Im noch nicht so steilen Abschnitt hielt sich die 29-Jährige noch wacker in den besten Zehn, dann fiel sie etwas zurück. Insgesamt schnitt sie jedoch besser ab als letztes Jahr bei ihrem ersten Final Climb, wo sie 14. wurde. Diesmal lief sie die zwölftschnellste Zeit, was Gesamtrang acht bedeutete. Besser hätte es nicht werden können, weil die Abstände nach vorne mehr als eine Minute betragen hatten. Aber auch dieser achte Gesamtrang stand auf der Kippe, denn sie blieb nur eine Sekunde vor Krista Pärmäkoski. Dazu sagte Teamchef Peter Schlickenrieder: „Vici ist jemand, die sehr aufmerksam ist. Vici schaut einen immer mit großen Augen an, sie ist eine der wenigen Läuferinnen, die auch taktische Hinweise wahrnimmt. Da ist sie sich klar, das will sie selbst. Sie weiß, die Pärmäkoski rückt ihr auf den Pelz. Von daher glaub ich, sie braucht den Hinweis gar nicht unbedingt, das ist für sie nur ein kleines i-Tüpfelchen. Sie hat das schon sehr gut geplant, sie weiß, sie muss auf die Pärmäkoski den Abstand so gering wie möglich halten, um eine Chance auf die Top-8 zu haben.“

Pia Fink Elfte und 13. insgesamt

Pia Fink (GER), Laura Gimmler (GER), Helen Hoffmann (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch Pia Fink wuchs über sich hinaus. Sie arbeitete sich im Anstieg bis an die besten Zehn heran, musste zwischenzeitlich die Teamkollegin passieren lassen, die sie aber im Endspurt um Platz elf wieder einholte. Das bedeutete Platz 13 in der Gesamtwertung, auf den man ebenfalls sehr stolz sein kann. „Ich bin mehr als zufrieden mit dem heutigen Rennen. Ich habe mir am Anfang vorgenommen, noch ein paar Körner für den Berg aufzuheben. Ich habe das ja schon ein paar Mal gemacht und wusste einigermaßen, was auf mich zukommt. Heute war das Tempo von Anfang an richtig hoch, aber auf dem Flachstück zum Berg hin konnte ich mich noch ein bisschen erholen und konnte dann am Berg ein gutes Tempo laufen und zum Schluss noch ein bisschen was drauflegen“, meinte Pia Fink. „Ich bin richtig zufrieden mit dem 13. Platz in der Gesamtwertung. Top15 war so ein bisschen mein Ziel und jetzt freue ich mich wirklich riesig auf daheim. Jetzt werde ich erstmal zwei Tage lang gar nichts machen, gut schlafen, viel essen und dann wird es langsam wieder losgehen mit der Vorbereitung auf die nächsten Wettkämpfe.“ Helen Hoffmann wurde erstklassige 22. und Laura Gimmler 25. „Ich bin definitiv sehr zufrieden. Vor allem der Kampfgeist einer Vici, die wieder gekämpft hat wie ein Tier und mit einer Sekunde den Gesamtrang acht sichert. Das zeigt einmal mehr, was unsere Mädels mittlerweile auch mental drauf haben. Eine Pia Fink macht nach so einer harten Tour noch ihr absolutes Top-Ergebnis mit Platz elf. Helen Hoffman war gestern wirklich sehr kaputt und hat am Ende nochmal alles rausgeholt und sich auf einem tollen 22. Platz hochgekämpft. Laura Gimmler hat sich als unsere Sprinterin hochgequält und wir haben alle Damen unter den Top-25, das spricht für sich“, meinte Peter Schlickenrieder. „Durch die Bank haben die Mädels große Schritte gemacht von der ganzen Persönlichkeitsentwicklung, von der ganzen Herangehensweise wie sie Themen angehen, um individuell aus ihren Fähigkeiten das Maximum herauszuholen. Da kann man nur ein großes Lob an die Damen-Trainer an Per Nilsson und Axel Teichmann geben, ans ganze Trainerteam, bei den Herren an Marc Steur, Michael Bonfert, die hier das Maximale rausholen und eine gute Vernetzung mit den Wissenschaftlern und mit den Technikern haben. Das gesamte Team hat sich hier deutlich entwickelt.“

Fähndrich und Weber auf 24 und 26

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Die beiden Schweizerinnen, die die Tour de Ski beenden konnten, taten sich heute schwer im Anstieg. Anja Weber kam mit 4:22 Minuten Rückstand als 29. ins Ziel, Nadine Fähndrich zwölf Sekunden später als Letztplatzierte. In der Gesamtwertung sind sie auf Platz 24 und 26 gelistet. Für Nadine Fähndrich wurde die Tour de Ski aber schon in den letzten beiden Tagen zum Erfolg mit ihrem Sprintsieg und der Sicherung der Sprintwertung gestern.

=> Ergebnis Final Climb Damen
=> Endstand Tour de Ski
=> Sprintwertung
=> Bergwertung

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