Teresa Stadlober hat ihre beste Weltcupplatzierung mit dem zweiten Rang über den 10+10 Kilometer Skiathlon im Val di Fiemme auf der sechsten Tour de Ski-Etappe erreicht. Der Sieg und die Führung in der Tour de Ski ging an Therese Johaug.
Vier Athletinnen setzen sich ab
Nach Ausstiegen und drei weiteren Krankheitsfällen über Nacht bei Katherine Sauerbrey, Marina Kälin und Lotta Weng bestand das Starterfeld der Damen nur noch aus 33 Athletinnen und bei seit dem Skiathlon der Herren deutlich wärmeren Temperaturen von +1°C war das Tempo schon früh hoch. Nach dem Zwischensprint um Bonuspunkte nach einer Runde konnte Nadine Fähndrich über das sichere silberne Trikot jubeln, danach bildeten sich zu Beginn der zweiten Klassikrunde erste Grüppchen. Vorne konnten sich die beiden Norwegerinnen, die die Tempoarbeit unter sich aufteilten, zusammen mit einer sehr starken Ebba Andersson, Teresa Stadlober und zunächst noch Krista Pärmäkoski absetzen. Auch Kerttu Niskanen lief kurzzeitig nach vorne auf, fiel aber gleich wieder zurück zusammen mit ihrer Teamkollegin. Auch die unter starken Schmerzen laufende Jessie Diggins versuchte, mit Niskanen nach vorne zu laufen, musste aber die Segel streichen und ihr eigenes Tempo finden.
Johaug attackiert und gewinnt
Kurz vor Ende der Klassikrunden verschärfte dann Therese Johaug das Tempo und löste sich von den anderen. Zwar konnten sie die Lücke in der langen Abfahrt ins Stadion wieder schließen, aber nach dem Skiwechsel fühlte sich die 36-Jährige so gut, dass sie Mitte der ersten Skatingrunde im Anstieg niemand mehr aufhalten konnte. Zu diesem Zeitpunkt gab auch die gleichaltrige Astrid Øyre Slind auf, die sich zuerst bemüht hatte, die Lücke wieder zu schließen. Nachdem sich alle angesehen hatten, erbarmte sich schließlich Andersson und schlug ein hohes Tempo an, aber Johaugs Abstand wuchs dennoch bis auf 35 Sekunden an. Wie sie später sagte, ging es ihr am Ende aber auch nicht mehr so gut: „Es war ein tolles Rennen“, sagte sie nach ihrem ersten Etappensieg bei dieser Tour de Ski, der ihr auch die Führung in der Tour de Ski einbrachte. „Ich habe mich darauf gefreut, aber mein Körper braucht auch ein paar Rennen, ich bin alt. Aber nun kann ich wieder auf dem Podium stehen“, freute sich die 36-Jährige und beschrieb ihr Rennen folgendermaßen: „Oh, es war ein hartes Rennen im Klassischen. Ich habe mich auf die Technik fokussiert und bis zur letzten Runde nicht so viel Gas gegeben. Nach dem Skiwechsel habe ich mich zunächst sehr gut gefühlt, aber am Ende wurde es richtig schwer. Aber ich hatte eine Lücke zu Astrid und Stadlober und Ebba und musste mich bis zum Ziel richtig antreiben.“ Für die schwere Schlussetappe ist sie trotz ihrer zweijährigen Wettkampfpause zuversichtlich: „Ich fühle mich sehr gut und freue mich auf morgen und vor allem auf Montag, wenn ich aufwache und nicht mehr nervös sein muss“, lachte sie. In der Gesamtwertung liegt sie nun 22 Sekunden vor Slind.
Viertes Podium für Stadlober
Teresa Stadlober zeigte sich vor allem auf der letzten Runde offensiv und verschärfte wie zuvor ihr Landsmann Mika Vermeulen das Tempo in der Gruppe. Ein Absetzen verhinderte jedoch Slind und im letzten Zorzi-Anstieg kämpften beide Seite an Seite um die Führung. Die Österreicherin ging als Erste in die Abfahrt, aber wie erwartet griff Astrid Øyre Slind auf der Zielgeraden aus dem Windschatten heraus an. Zu dritt nebeneinander kämpften sie um die Podestplätze und beim Überqueren der Ziellinie war Stadlober sich direkt sicher, dass es für ein Podest gereicht hat. Nach Auswertung des Zielfotos konnte sie sogar über Platz zwei jubeln vor Slind und Andersson. Für Stadlober war es das insgesamt vierte Podium, zwei davon holte sie aber über die Nettozeit bei Etappenrennen jeweils 2018 bei der Tour de Ski. Platz zwei heute ist also das zweite Mal, dass sie wirklich auf einem Podium steht und ihre Bestleistung in einem normalen Weltcuprennen. „Dieser zweite Platz ist einfach ein Wahnsinn“, jubelte die 31-Jährige. „Ich habe heute mit viel gerechnet, aber damit eigentlich nicht. Wir sind jetzt doch am Ende der Tour und es ist für alle richtig zach. Es war ein großes Ziel von mir, heute am Podium zu stehen, und das ist mir gelungen. Ich hatte wirklich unfassbar gutes Material, und ich wusste, dass wenn ich oben beim letzten Anstieg dabei bin, kann ich mit diesen Skiern aufs Podium laufen. Heute hat das gesamte Team alles für diesen Podestplatz gegeben und sonst wäre so ein Erfolg auch nicht möglich. Morgen steht noch ein Rennen auf dem Programm und dann schließen wir die Tour gut ab.“ Ihre Teamkollegin Katharina Brudermann kam als 31. ins Ziel.
Diggins mit Schmerzen auf Platz fünf
Jessie Diggins ging es nicht gut – das war nicht zu übersehen. Die 34-Jährige leidet unter einer sogenannten Plantarfasziitis, einer Entzündung der Sehnenplatte unter dem Fuß. Das wurde nach der gestrigen Etappe bekannt und diese Verletzung, die durch Überlastung der Sehnen entsteht, verursacht starke Schmerzen beim Laufen und im Falle einer Langläuferin vor allem in der klassischen Technik. Dass sie sich auf den ersten zehn Kilometer quälen musste wegen ihrer Schmerzen, konnte jeder sehen. Aber sie kam einige Sekunden hinter Pärmäkoski und Niskanen und 37 Sekunden hinter Johaug zum Skiwechsel und zeigte danach ein starkes Rennen. Im Alleingang kämpfte sie sich als Fünfte mit 55 Sekunden Rückstand ins Ziel und machte somit auf das Trio vor ihr sogar noch wenige Sekunden gut. Die schnell eingeholten Finninnen kamen mit mehr als zwei Minuten Rückstand als Sechste und Neunte ins Ziel. Diggins bräuchte nach der Tour de Ski eigentlich eine längere Schonung, um die Entzündung loszuwerden, was aber wegen des Trainings für die WM in Trondheim ein Balanceakt wird. Eine Plantarfasziitis ist eine sehr langwierige Erkrankung, die sich oft über Monate hinzieht und manche Betroffene haben sogar über Jahre Beschwerden.
Kern mit bestem Distanzrennen
Eine ganz starke Leistung lieferte auch Julia Kern ab. Die 27-Jährige aus Massachusetts, die wegen ihrer aus Deutschland ausgewanderten Eltern akzentfrei Deutsch spricht, zeigte als Siebte ihr bestes Distanzrennen mit Ausnahme zweier sechster Plätze in der Nettozeit bei Verfolgungen. Mit einem starken Endspurt kam sie noch fast an Kerttu Niskanen heran. Achte wurde Kristin Austgulen Fosnæs vor Pärmäkoski und Heidi Weng.
Carl Elfte vor Fink
Victoria Carl tat sich vor allem Klassisch auf den schweren Strecken schwer. „Für mich sind die Strecken deutlich zu schwer, es gibt ja ein FIS-Reglement, das die Höhenmeter begrenzt und hier ist man noch fast 20 Prozent drüber. Immer dieses noch höher, noch brutaler, das braucht kein Mensch, denn am Ende gewinnt trotzdem der Beste oder die Beste“, meinte Teamchef Peter Schlickenrieder dazu in der ARD. Die Thüringerin war in der zweiten Runde einige Zeit alleine unterwegs und als sie sich gerade wieder herangekämpft hatte, musste sie wieder abreißen lassen. Das wiederholte sich im Laufe des Rennens mehrfach, so dass sie auch die gesamte letzte Runde komplett auf sich gestellt war und schließlich Elfte wurde mit 2:31 Minuten Rückstand. „Es ist eine sehr schwere Strecke. Mir war wichtig, dass sie Klassisch gut über die Berge kommt und dann im Skating richtig angreift. Das hat sie auch gemacht, sich aber auch ein bisschen übernommen. Dafür zahlt man auf der Strecke. Sie hat sich wieder gut gefangen, hat sich wieder aufgerappelt und hat ein gutes Ergebnis über die Ziellinie gebracht. Aber es ist natürlich ihr Ehrgeiz, sie will mehr“, so Schlickenrieder. Fünf Sekunden nach ihr überquerte Pia Fink schon als Zwölfte die Linie, die beim Skiwechsel noch zusammen mit Laura Gimmler eine halbe Minute hinter Carl gelegen hatte. Für Fink war es schon der vierte zwölfte Platz in diesem Winter. Laura Gimmler tat sich in der freien Technik besonders, aber sie sagte vorher, sie wolle nicht aufs Ergebnis schauen und einfach die Tour de Ski zu Ende laufen, weil ihr das vor zwei Jahren einen großen Leistungskick für den Rest der Saison gegeben hatte. Genau eine Minute hinter Fink belegte sie Platz 16 und Helen Hoffmann als vierte verbliebene Deutsche wurde im härtesten Rennen ihres Lebens 30. von 32 Damen im Ziel. „Es war ein sehr herausfordernder Kurs, besonders für die Damen mit 900 zu bewältigenden Höhenmetern. Ich denke, sie müssen bis nächstes Jahr noch etwas über ihr Streckenprofil nachdenken“, meinte auch der deutsche Damen-Trainer Per Nilsson, während andere Nationen über die altbekannte lange Abfahrt ins Ziel meckern, die das Rennen vorentscheidet. Über seine Athletinnen sagte Nilsson: „Laura und Pia haben für ihre Verhältnisse ein gutes Rennen gemacht. Helen hatte einen schweren Tag, sie sagte, das sei das schwerste Rennen ihres Lebens gewesen. Der Grund kann die Strecke gewesen sein, aber auch, dass sie noch eine junge und talentierte Läuferin ist. Aber sie läuft ihre erste Tour und lief nun sechs Etappen und kurzer Zeit. Sie lernt noch, aber das ist schwer. Vici war okay, aber es war kein perfektes Rennen von ihr. Am Ende der Tour kann man gute und schlechte Tage haben. Es war nicht ihr stärkster Tag, aber das kann passieren und wir haben andere gesehen wie Niskanen, die auch keinen guten Tag hatten.“
Schweizer Duo bekommt fünf Minuten
Nach dem Erfolg des vorzeitigen Gewinns des Sprinttrikots fiel Nadine Fähndrich weit zurück. Sie sparte etwas Kraft für den morgigen Schlussanstieg und kam zusammen mit Anja Weber mit fünf Minuten Rückstand als 24. und 25. ins Ziel. Marina Kälin war heute nicht mehr angetreten.
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