Katharina Hennig hat es wieder geschafft: Wie im letzten Jahr wurde sie im Klassik-Massenstart der Tour de Ski in Val di Fiemme den Sprung aufs Podium. Hinter Natalia Nepryaeva belegte die 24-Jährige den zweiten Platz. Ebba Andersson wurde Dritte vor Teresa Stadlober.
Mit schnellem Ski aufs Podium
Im Massenstart der Damen über vier Runden bildeten sich schon in der ersten Runde in der schwierigen Abfahrt zwischen dem Brink- und Zorzi-Anstieg erste Lücken im Feld, die sich aber kurz darauf wieder schlossen. Beim Punktesprint nach 2,3 Kilometern sammelte Anamarija Lampic 15 Punkte ein vor Frida Karlsson und Jessie Diggins, deren Teamkollegin Rosie Brennan zu diesem Zeitpunkt schon außerhalb der Top20 unterwegs war und erneut zeigte, dass sie klassisch nicht so stark ist. Größtes Problem war jedoch ein kleiner Sturz im zweiten Anstieg, der auf dem Weg zurück viel Kraft kostete. Nach zwei Runden hatte sich eine Spitzengruppe mit 21 Athletinnen um Katharina Hennig gebildet, kurz dahinter eine Gruppe mit den drei weiteren Deutschen und Rosie Brennan. Nach sechs Kilometern entschied Ebba Andersson den Zwischensprint um Bonussekunden für sich vor Diggins und Hennig. Nach der Zwischenzeit ließ Andersson nicht locker und zog das Tempo weiter an, so dass sie sich leicht absetzte und es immer größere Lücken in der Gruppe zur Folge hatte. Katharina Hennig und Teresa Stadlober bemühten sich an der Spitzen der Verfolger, das Loch wieder zu schließen, während Jessie Diggins inzwischen etwas angeschlagen wirkte wie auch Frida Karlsson. Elf Athletinnen nahmen zusammen in die letzte Runde in Angriff, aber im Anstieg zog sich die Gruppe sofort wieder auseinander, so dass unter anderen Jessie Diggins nicht mehr mitgehen konnte. Vorn setzten sich sechs Athletinnen ab, darunter die Deutsche und die Österreicherin. In der Abfahrt nach dem Brink-Anstieg übernahm zunächst Natalia Nepryaeva die Führung von Andersson, dann nutzte aber Katharina Hennig ihren exzellenten Ski, um kurzzeitig an die Spitze zu gehen. Doch die Russin konterte am Zorzi-Anstieg vor dem Stadion und setzte sich von Andersson und Hennig ab. Mit ihrem lang ersehnten Sieg wird Nepryaeva möglicherweise alle Kritiker für eine Weile zum Schweigen bringen. Über mögliche gesundheitliche Probleme von Nepryaeva ist bisher nicht bekannt. Allerdings sagte sie im Interview mit Match TV: „Mein Gesundheitszustand bessert sich. Natürlich ist es ein bisschen traurig, dass dies erst gegen Ende der Tour passiert ist, aber es gibt noch zwei Rennen, und in ihnen werde ich versuchen, das Maximum zu zeigen. Es ist klar, dass ich in der Gesamtwertung nichts zu sagen habe, sagen wir mal. Aber ich werde versuchen, mich zu steigern.“ Mit ihrem schnellen Ski schoss Hennig auf der langen Zielgeraden an der Schwedin vorbei und jubelte über Platz zwei vor der Schwedin. „Ich kann es noch nicht fassen. Ich habe schon damit geliebäugelt, irgendwann wieder aufs Podium zu laufen, aber das es so klappt, hätte ich nicht gedacht. Ich wollte mich nach vorn orientieren, aber ich hatte am Anfang ein Problem hinter Rosie Brennan, die sich verhakt hatte. Ich musste viel investieren, um wieder vorzukommen. Dass es dann am Ende noch gereicht hat, kann ich gar nicht fassen“, strahlte sie.
Hennig Zweite – Stadlober Vierte
Mit diesem Erfolg bewies Katharina Hennig erneut, dass Val di Fiemme ein gutes Pflaster für sie ist – vor allem mit der Startnummer elf: Nach ihrem ersten Podium vor einem Jahr reichte es nun für Platz zwei – wann ist Zeit für Platz eins? „Das kann ich nicht sagen. Es sind halt 10-15 Mädels dabei, die in der Lage sind, an einem guten Tag aufs Podium zu laufen. Das ist eine wahnsinnig große Dichte und da muss einfach alles passen, dass man es überhaupt dahin schafft. Deswegen….. will ich dazu keine Angaben machen“, lachte sie auf die Frage des ZDF-Reporters. In der Tour de Ski Wertung ist sie nun Fünfte, zeitgleich mit Krista Pärmäkoski und fünf Sekunden vor Rosie Brennan, die heute als 31. nur fünftbeste US-Amerikanerin war. Auch Teresa Stadlober kann mit ihrer Leistung mehr als zufrieden sein, auch wenn es knapp nicht zum Podestplatz reichte. Beide hielten sich während eines Großteils des Rennens weit vorne in der Gruppe auf und machten immer wieder klar, dass sie den Podestplatz heute unbedingt wollen. „Ich wusste, wenn alles passt, kann ich hier vorne mitlaufen und heute hat vieles gepasst. Es war ein cooles Rennen, am Anfang war das Tempo noch gering und ich konnte dadurch nicht viel gut machen. Das Tempo wurde von Ebba Andersson dann erhöht und ich versuchte in kleinen Lücken, die sich auftaten, vor mir zu schließen. Dies kostete mir in der vierten Runde am Ende dann die Kraft, um ganz vorne zu landen. Ich bin super happy mit dem Rennen, es ist mein bestes Ergebnis in dieser Saison. Morgen beim Sprint werde ich versuchen, wenig Zeit zu verlieren um dann am Sonntag beim Anstieg auf die Alpe Cermis noch ein gutes Endresultat zu erreichen“, sagte die Österreicherin, die nun Elfte in der Tour de Ski ist. Auf Rang fünf im heutigen Rennen überraschte Johanna Matintalo mit ihrem besten Weltcup Resultat vor ihrer Teamkollegin Krista Pärmäkoski. Alisa Zhambalova und Yulia Stupk kame als Siebte und Achte vor Jessie Diggins ins Ziel. nach dem Rennen meinte die Amerikanerin zu fasterskier: „Heute war ein wichtiger Tag für mich in Sachen mentale Stärke. Mein Körper fühlte sich wie taub an von der Hüfte abwärts während der gesamten letzten Runde, aber ich habe alles gegeben, weil ich wusste, dass jede Sekunde zählt.“ Yana Kirpichenko wurde Zehnte vor Frida Karlsson und Nadine Fähndrich. Auch für die Schweizerin ist dieser zwölfte Platz ein zufriedenstellendes Ergebnis, auch wenn sie am Ende nicht mehr um einen Platz unter den besten Zehn kämpfen konnte. Frida Karlsson war dagegen nicht zufrieden und etwas verzweifelt im schwedischen Fernsehen: „Ich laufe so schnell ich kann. Aber im Moment geht es keinen Schritt vorwärts. Das ist nichts, was man innerhalb eines halben Tages ändern kann. Ich muss richtig kämpfen und habe das Beste gegeben, was heute möglich war.“
Fink, Preußger und Fräbel in den Punkten
Nach einer Tempoverschärfung zum Sprint um Bonussekunden verloren die übrigen Deutschen den Kontakt zur Spitzengruppe, mit der sie bis dahin mitlaufen konnten. Am Ende reiche es für alle drei noch für einen Platz in den Punkten, mit dem alle sehr zufrieden sein werden. In der Gruppe ab Platz 16 belegte Pia Fink einen guten 20. Rang, Julia Preußger kam neun Sekunden später als 23. in die Wertung und Antonia Fräbel überquerte die Linie kurz darauf als 26. Laurien van der Graaff ging als 33. leer aus wie auch Rosie Brennan als 31. „Heute war unbestreitbar ein harter Tag. Ich war bereit für einen harten Kampf und hatte das Selbstvertrauen, um ein gutes Rennen zu machen. Leider geriet ich im zweiten Anstieg ins Stolpern und viele Athletinnen überholten mich, bis ich aufstehen konnte“, erklärte Brennan. „Weil es so früh im Rennen war, liefen wir noch in einer großen Gruppe und ich habe alles gegeben, um die anderen wieder zu überholen. Ich denke, das hat viele Kräfte gekostet und mein Körper hatte nicht mehr so viel zusätzliche Kraft im Tank. Ich habe alles gegeben, was ich hatte, und ich bin sehr enttäuscht, dass ich nicht mehr herausholen konnte“. Petra Novakova quälte sich nach einem Sturz am Brink Anstieg über die nächsten Kilometer, bis sie das Rennen schließlich aufgab. Somit erreichten noch 43 Athletinnen das Ziel.
Am Ruhetag: Drei Schnelltests positiv – PCR negativ
Nach der Weiterreise von Toblach nach Val di Fiemme wurden alle Teams standardmäßig wieder auf Covid19 getestet und drei Schnelltests fielen positiv aus. Aus dem schwedischen Lager hörte man, dass es sich dabei um Linn Svahn handelte, außerdem waren zwei Finnen betroffen. Wie der finnische Trainer Teemu Pasanen im finnischen Fernsehen erklärte, seien beide Tests schwach positiv gewesen, Namen nannte er im Gegensatz zu den Schweden nicht. Beide Finnen begaben sich sofort in Isolationen, bei den Schweden isolierten sich zusätzlich auch alle Kontaktpersonen von Linn Svahn. Die Ergebnisse der zur Kontrolle abgenommenen PCR Tests wurden für den Vormittag erwartet, lagen dann aber doch schon am späten Abend vor: Negativ. Somit konnten alle Betroffenen aufatmen und die Tour de Ski fortsetzen. Bei Linn Svahn wurden zudem Antikörper gefunden, was bedeutet, dass sie die Erkrankung schon unbemerkt durchgemacht haben muss. „Es ist keine optimale Erholung, wenn du eingesperrt bist, aber ich musste das Beste daraus machen. Du musst Vertrauen haben in das, was du weißt. Du darfst dich nicht unnötig stressen lassen und ich habe versucht, darauf zu hoffen, dass es ein falschpositiver Test ist. Aber ich wusste auch, dass das Risiko besteht, dass es nicht so ist“, sagte sie im schwedischen Fernsehen. Da Schnelltests keine 100%ige Sicherheit bieten, sind eine gewisse Zahl an falschpositiven Tests normal. Bei hunderten gemachten Tests während der Tour de Ski gab es mit dem französischen Trainer Alexandre Rousselet sowie den aktuellen Fällen bisher nur vier positive Schnelltests.
=> Ergebnis 10 Kilometer KT Massenstart
=> Tour de Ski nach sechs Etappen