Langlauf Weltcup: Kerttu Niskanen gewinnt zweite Etappe der Tour de Ski vor Victoria Carl – Hennig Fünfte

Victoria Carl (GER), Kerttu Niskanen (FIN), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Kerttu Niskanen meldet sich mit einem Sieg bei der Tour de Ski in Toblach zurück. Victoria Carl jubelte über Platz zwei, Jessie Diggins wurde Dritte. Rang fünf ging an Katharina Hennig.

Niskanen ist zurück

Kerttu Niskanen (FIN) © Modica/NordicFocus

Pünktlich zur Tour de Ski kann Kerttu Niskanen wieder an ihre alten Leistungen anknüpfen. Nachdem sie zu Saisonbeginn über Übersäuerung der Muskulatur klagte und später immer wieder zusammen mit Teamkolleginnen und Kollegen über schlechtes Material klagte. Nun scheinen die finnischen Wachser einen guten Griff in die Wachskiste getan zu haben, denn auch Krista Pärmäkoski kam als Siebte unter die besten Zehn. „Ich bin überglücklich, ich bin zurück“, strahlte sie im Siegerinterview. Der Saisonbeginn war sehr schwierig für mich, aber nun bin ich sehr glücklich. „Es war ein gutes Rennen, meine Skiliefen gut und meine Form war auch besser. Es hat Spaß gemacht zu laufen. Ich werde jetzt von Tag zu Tag schauen. Gestern hatte ich keinen guten Tag und ich hoffe, dass es auf den nächsten Etappen eher wie heute läuft.“ Für die 35-Jährige war es ihr sechster Weltcupsieg – alle in der klassischen Technik. Im Ziel lag sie nur noch sechs Sekunden vor Victoria Carl.

Carl Zweite vor zwei Amerikanerinnen

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Victoria Carl beweist auch bei der Tour de Ski eine exzellente Form und hat nun an drei aufeinanderfolgenden Weltcup-Wochenende den Satz an Podiumsplätzen komplett gemacht: Platz drei in Östersund, der Sieg in Trondheim und heute Platz zwei bei der Tour de Ski in Toblach. Während des gesamten Rennens lag sie auf Podestkurs und legte noch einmal einen Endspurt ein. „Jetzt musst du nochmal Gas geben, geh da drüber, es geht ums Podium“, rief Peter Schlickenrieder ihr am letzten kleinen Anstieg zu. Auf den letzten drei Kilometern arbeitete sie sich noch von vier auf Platz zwei nach vorne und schob sich an Jessie Diggins und Rosie Brennan vorbei. Die Sektdusche fiel bei der Siegerehrung übrigens aus, auf Wunsch der Siegerin: „Jessie fragte mich bei der Siegerehrung, ob wir die Korken knallen lassen. Ich sagte ‚Nein, ich will nicht, dass meine Klamotten dreckig werden, wenn die Tour de Ski erst beginnt'“, sagte Niskanen im finnischen Fernsehen. Katharina Hennig wurde nach ihrer Corona-Infektion sehr gute Fünfte vor Heidi Weng und Krista Pärmäkoski. Astrid Øyre Slind belegte Rang acht vor Sprintsiegerin Linn Svahn, die aber die Führung in der Tour de Ski an Jessie Diggins abgibt – sieben Sekunden vor Victoria Carl. Zehnte wurde Teresa Stadlober vor fünf weiteren Schwedinnen: Frida Karlsson, Jonna Sundling und Ebba Andersson, die alle im Laufe des Dezembers Corona positiv waren, sowie Emma Ribom und Moa Ilar. Alle klagten später über schlechte Ski. Maja Dahlqvist, die weit hinten landete, wird die Tour vermutlich wegen Atembeschwerden vorzeitig beenden. Nach dem Sprint in Davos wird wohl spätestens Schluss sein, sagte sie. 

Carl überglücklich

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Über das dritte Podium in drei Wochen und den sehr guten Start in die Tour de Ski mit dem zweiten Gesamtrang hinter Diggins ist Victoria Carl sehr glücklich. „Das hat einen sehr hohen Stellenwert. Ich wusste nicht, wie die Form nach Weihnachten ist. Heute hat alles gestimmt, hatte aber zu kämpfen auf den letzten Metern. Aber da waren die Trainer da und ich wusste, dass ich fighten muss“, sagte sie im ZDF. Als Grund, warum der große Durchbruch erst jetzt mit 28 Jahren kommt, vermutet sie: „Vielleicht brauchte ich die Zeit, ich wurde oft zurückgeworfen durch Verletzungen. Ich bin im letzten Jahr mental gereift und das gibt mir die Möglichkeit, um Topergebnisse zu laufen.“ Die Thüringerin will trotzdem locker bleiben und sich selbst nicht zu viel Druck machen: „Für mich ist das Ziel, am Final Climb anzukommen und da sehe ich von Tag zu Tag. Ich bin super glücklich über das ganze Mannschaftergebnis. Wir müssen zusammenarbeiten und das tun wir auch schon seit Jahren und das zahlt sich aus. Heute werden wir noch ein bisschen zusammensitzen und ins neue Jahr schlafen.“

Hennig fällt Stein vom Herzen

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Für Katharina Hennig ist der fünfte Platz mehr als sie selbst erwartet hat. Zu groß war die Unsicherheit, was mit der zuvor guten Form durch die Corona-Infektion und die lange Pause passiert ist. Nach dem Rennen sagte sie: „Für mich ist das sehr wertvoll. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich war mental sehr unsicher. Es lief etwas holprig und da fragt man sich, wie wohl die Form ist. Freistilsprint war mich mich etwas zum Überleben und deswegen war ich gespannt, wie die Form ist. Langsam ernährt sich das Eichhörnchen und ich bin sehr froh, dass ich Fünfte geworden bin. Das gibt mir Sicherheit, dass das Leistungsvermögen jetzt nicht plötzlich weg ist und ich werde von Tag zu Tag sehen. Ich habe mir keine Platzierungen vorgenommen und es sind zwei Freistilsprints drin, was wird mich sicher immer wieder zurückwerfen wird, deswegen sehe ich die Distanzrennen als das Wichtige an. Da werden wir sehen, was der Körper von Tag zu Tag hergibt.“ Dass da jetzt plötzlich eine andere die Lorbeeren erntet, die in den vergangenen Jahren meist an Hennig gingen, stört die 27-Jährige überhaupt nicht. „Ich hatte den Status der besten Deutschen jetzt ein paar Jahre und ich freue mich, dass da jetzt ein Team heranwächst, wo immer jemand parat steht und wenn ich jetzt nicht in der Form meines Lebens bin. Es freut es mich für Vici, dass es richtig läuft und ich weiß, wie Vici trainiert und es ist zu 100% verdient, dass sie jetzt da ist, wo sie ist.“

Stadlober zufrieden: „Richtig cool“

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Auch die 30-jährige Österreicherin Teresa Stadlober äußerte sich sehr zufrieden über ihren Start in die Tour de Ski – auch wenn der gestrige Sprint erwartungsgemäß frühzeitig endete. Heute wurde sie sehr gute Zehnte und war sehr zufrieden mit dem Rennen: „Der zehnte Platz ist richtig cool. Wir hatten heute gute Verhältnisse und auch super Material. Ich musste zwar viel allein laufen, aber ich habe mich sehr gut gefühlt und konnte auch in der Gesamtwertung einige Plätze gutmachen“, sagte die Radstädterin, die auch schon n das morgige Handicaprennen denkt: „Morgen steht ein 20 Kilometer Verfolgungsrennen auf dem Programm und es ist alles sehr knapp zusammen. Mein Ziel für morgen lautet, in der Gesamtwertung in die Top-Ten zu kommen und ein gutes Einzelergebnis zu erzielen. Das wird aber gefühlt eher wie ein Massenstart und sicher ein sehr enges Rennen. Ich bin absolut happy mit dem heutigen Ergebnis und freue mich schon auf morgen.“

Rydzek und Lohmann stark

Coletta Rydzek (GER) © Modica/NordicFocus

Wie in Trondheim erwischte auch Coletta Rydzek wieder einen ganz starken Tag über zehn Kilometer klassisch und belegte wie in Norwegen Rang 16. „Morgen zehn Kilometer klassisch, da habe ich in Trondheim gezeigt, dass es manchmal auch ganz gut klappen kann. Ich hoffe auf noch einmal so einen guten Tag“, hatte die Oberstdorferin nach dem gestrigen Sprint gesagt und machte ihre Hoffnungen wahr. Im heutigen Rennen hatte sie als 16. 1:19 Minuten Rückstand auf die Siegerin und war damit sogar zehn Sekunden näher dran an den Besten als in Trondheim mit demselben Endresultat. „Mit so nem Start hätte ich nicht gerechnet. In Skandinavien lief es größtenteils nicht nach meinem Wunsch, aber jetzt kann ich doch sehr zufrieden sein. Klassisch 10 kann ich manchmal ganz gut sein, wenn ich mein eigenes Tempo laufen kann“, sagte die Sprintspezialistin. Auch Lisa Lohmann zeigte sich überrascht über ihr Resultat als starke 21., was das beste Ergebnis ihrer Saison bedeutete. „Ich habe damit gar nicht gerechnet. Ich habe mich super stark gefühlt und das Material war sehr gut. Ich habe alles so umsetzen können wie geplant“, freute sie sich. Pia Fink wurde zudem noch gute 26.

Krehl und Gimmler weit zurück

Laura Gimmler (GER) © Modica/NordicFocus

Überraschend weit hinten reihte sich Sofie Krehl ein, die langsam ins Rennen startete und der Startnummer eins, der Slowenin Anja Mandeljc, überraschend nicht näher kam, sondern langsamer war. Mit einem guten Endspurt auf den letzten zwei Kilometern konnte sie noch etwas Boden gutmachen und sich von 49 auf 44 verbessern. Laura Gimmler reihte sich nach ihrer Corona Infektion erwartungsgemäß noch etwas weiter hinten ein auf Position 46. Vor dem Rennen hatte sie im Gespräch mit der FIS gesagt: „Im Moment bin ich nicht in der besten Form. Ich reagiere noch nicht so wie vor der Erkrankung. Für mich wird es eher ein schnelles Training, aber vielleicht läuft es aber auch besser als erwartet. Ich möchte die Tour gerne beenden, aber ich werde es von Tag zu Tag entscheiden. Ich muss langsam wieder in Form kommen.“

Fähndrich wird 27.

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Als beste Schweizerin lief Nadine Fähndrich mit der 27. Zeit ins Ziel. „Zufrieden ist sicher das falsche Wort. Ich denke, ich kann mehr“, sagte sie später im SRF. In den letzten Wochen hatte sie nach Krankheit über Atemprobleme geklagt: „Ich bin froh, dass es mit dem Schnaufen einigermaßen gegangen ist. Es war allerdings schon immer am Limit, ich konnte nicht viel schneller laufen.“ Desirée Steiner benötigte als 36. etwa 20 Sekunden länger für die Strecke und landete knapp vor Anja Weber, die 38. wurde. Rang 42 belegte Nadja Kälin, Lea Fischer wurde 51. und Alina Meier 55. vor Giuliana Werro. Die Liechtensteinerin Nina Riedener wurde 63.

Fazit des DSV Teamchefs

Peter Schlickenrieder (GER) © Modica/NordicFocus

„Das hätten wir jetzt so nicht erwartet. Das war eine grandiose, starke Leistung. Vici hat sich das top eingeteilt, man hat es an jeder Stelle der Strecke gesehen. Sie hat ihre Stärken zum richtigen Zeitpunkt ausgespielt. So stellt man sich das eigentlich vor, wenn sich ein Athlet auf einen Wettkampf vorbereitet und das dann zu 100% umsetzt. Chapeau, top, vor allem nach einem guten, aber harten Sprint von gestern. Das war eine absolute Spitzenleistung“, lobte Peter Schlickenrieder und fügte hinzu: „Bei Katharina Hennig hat es mich sehr gefreut, dass sie so zurückkommt nach ihrer Corona Erkrankung. Man sieht, es kann auch anders laufen wie bei Laura Gimmler, die nach wie vor zu kämpfen hat. Sie hat ein solides Rennen gemacht, aber ist noch lange nicht das, wo sie sein könnte. Jede hat persönlich einen kleinen Sieg errungen. Lisa Lohmann hat sich das heute super eingeteilt und ein tolles Rennen gemacht. Coletta Rydzek als Sprinterin hat tolle letzte zwei Kilometer hingelegt. Absolut zufriedenstellend wie auch Pia Fink, die sich noch gut platziert hat. Das war wieder feinste Sahne, was die Mädels hier aufgezeigt haben.“ Aber auch das Material hatte wieder einen entscheidenden Einfluss wie er sagte: „Was die Techniker hier hinlegen, da macht es sich bezahlt, dass man sich austauscht, mit dem COC und dem Weltcup, mit den Biathleten und der Nordischen Kombination. Das ist ein entscheidender Vorteil und dass wir eine gute Mischung in unserem Wachserteam haben von jung, über mittel bis alt alle Generationen vertreten und einfach eine gute Stimmung im Team.“

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