Johannes Høsflot Klæbo hat nach beiden Sprints nun auch beide Massenstarts bei dieser Tour de Ski für sich entschieden. Im Val di Fiemme ließ er Bolshunov und Co. keine Chance. Drei DSV-Athleten kamen unter die besten 20.
Klæbo attackiert früh, Bolshunov Probleme
Johannes Høsflot Klæbo hat der fünften und damit vorletzten Etappe der diesjährigen Tour de Ski seinen Stempel aufgedrückt. In den ersten Rennminuten versteckte er sich wie auch Alexander Bolshunov im Feld, dann wurde das Tempo zum Punktesprint bei 2,3 Kilometern deutlich erhöht, so dass es dann kurz vorher zu einem Sturz kam, in den Mitfavorit Francesco de Fabiani nach einer Kollision mit Even Northug verwickelt war. Zu Fall kamen jedoch auch andere wie Jules Lapierre und Candide Pralong. Etwa zur Hälfte des Rennens wurde das Tempo erneut deutlich erhöht: Iivo Niskanen führte das Feld vor fünf Norwegern an und schon jetzt zeigte sich, dass Alexander Bolshunov nicht seinen besten Tag hatte – er lag zu diesem Zeitpunkt nur an 17. Stelle. Vor dem Sprung um Bonussekunden in der vierten Runde warf Niskanen einen Blick über die Schulter und erhöhte das Tempo weiter, als er sah, dass sich Lücken bildeten. Beim Bonussprint holte sich Klæbo vor Niskanen die Sekunden, Bolshunov lag nun an neunter Stelle mit neun Sekunden Rückstand und reagierte endlich. Nach vier von sechs Runden war der drittplatzierte Russe bis auf sechs Sekunden heran, bekam aber sichtbar Probleme mit dem Ski. Als einziger Athlet der bis zu fünfköpfigen Verfolgergruppe musste er neben der Spur laufen und grätschen, so dass der Rückstand auf Klæbo deutlich anwuchs.
Klæbo führt nun mit zwei Minuten vor Final Climb
Das hatte aber auch den Grund, dass der Norweger das Tempo weiter erhöhte und auch deswegen der Vorsprung immer größer wurde. Kurz darauf schüttelte er auch noch Niskanen ab und der Tagessieg war ihm nicht mehr zu nehmen. Nun ging es in den letzten eineinhalb Runden nur noch darum, möglichst viel Vorsprung auf Bolshunov vor dem ungeliebten Schlussanstieg herauszulaufen, der vor zwei Jahren die Alpe Cermis 1:11 Minuten schneller bewältigte als der Norweger und immer zu den schnellsten Dreien gehört. Nach 15 Kilometern überquerte Klæbo 20 Sekunden vor Niskanen die Ziellinie, der sich knapp vor der Gruppe ins Ziel retten konnte. Alexey Chervotkin, der in Runde fünf an die Gruppe herangelaufen war, wurde Dritter vor Denis Spitsov und Alexander Bolshunov, die Norweger Didrik Tønseth und Erik Valnes hatten auf der letzten Runde den Anschluss verloren und belegten die Plätze sechs und sieben. Knapp dahinter kamen auch Hugo Lapalus, Ivan Yakimushkin, Harald Østberg Amundsen und Perttu Hyvärinen auf den Plätzen acht bis elf noch unter einer Minute Rückstand ins Ziel. Inklusive Bonussekunden hat Bolshunov nun einen Rückstand von exakt zwei Minuten auf Johannes Høsflot Klæbo vor der Schlussetappe. „Es war ein toller Tag und ich hatte sehr gute Ski. Ich habe den Ruhetag gut genutzt. Ich hatte einen ziemlich guten Tag. Müde bin ich wie wir alle, aber man muss weiterkämpfen, ich bin in einer guten Form. Ich werde morgen wieder alles geben und man wird sehen, wie es geht“, sagte der Norweger, der schon bekannt gegeben hat, dass er die nächsten Weltcups in Frankreich und Slowenien auslässt. Mit seinem 46. Sieg zog er nun mit seinem Landsmann Bjørn Dæhlie gleich. Bolshunov war wie immer, wenn er nicht zumindest aufs Podium läuft, zu keinen Statement bereit. Eine Ursache für Bolshunovs Probleme war möglicherweise ein früher Stockbruch: „Natürlich hat der gebrochenen Stock Alexander ausgebremst und hat ihm keine Möglichkeit gegeben, vorne mitzukämpfen. Dann kam die Müdigkeit, aber er hat alles gegeben und gekämpft. Im Ziel konnte er den anderen nichts entgegensetzen. Aber das ist die Tour de Ski, es ist unmöglich, in allen Rennen gut zu sein. Aber die Tour ist noch nicht zu Ende. Bolshunov musste zweimal den Stock tauschen, das hat auch einen psychologischen Effekt“, sagte Trainer Yuriy Borodavko.
Cologna nicht mehr am Start
Wie auch Beda Klee verzichtete Dario Cologna heute auf einen Start. Ihm machen auch in seiner letzten Saison wieder seine altbekannten gesundheitlichen Probleme Sorgen, so dass er sich nun auf Peking konzentriert. „Das große Ziel in dieser Saison bleiben für mich die Olympischen Winterspiele in Peking. Der starke Reizhusten hat auch in diesem Jahr während der Tour wieder zugenommen, was einen guten Regenerationsprozess behinderte. Dazu kommt, dass leistungsmäßig momentan noch ein paar Prozente fehlen. Ich denke, dass ich mit der vorzeitigen Regeneration und dem Einbau von gezielten Trainings diese Lücke besser schließen kann als mit zwei weiteren harten Wettkämpfen an der Tour de Ski“, so Dario Cologna zum SRF. In Abwesenheit des dreimaligen Tour de Ski-Siegers konnte aus Schweizer Sicht vor allem Jonas Baumann zu überzeugen. Der 31-Jährige lief auf Rang 17 und behauptete seinen Top-20-Platz in der Gesamtwertung. „Ich habe probiert, die Schweizer Fahne aufrechtzuerhalten“, sagte er später. Roman Furger, Cyril Fähndrich und Candide Pralong verpassten die Punkte als 36., 49. und 53. Bei Pralong war jedoch der Sturz in der ersten Runde die Hauptursache, durch den er den Anschluss verlor und nicht mehr herankam.
Drei Deutsche in Top20
Janosch Brugger hatte sich im heutigen Massenstart viel vorgenommen und war mit einem guten Gefühl angereist: Letztes Jahr starker Sechster, heute sollte die zweite Hälfte der Norm her. Auch wenn Peter Schlickenrieder die Ski der Damen sehr gelobt hatte, übte Brugger leichte Kritik. Über sein Rennen erzählte er: „Es war ein schweres Rennen heute. Am Anfang war relativ wenig Tempo drin, das war ganz angenehm zu laufen, um ein bisschen reinzukommen, aber dann habe ich gemerkt, dass der Ski einfach ein bisschen glatt ist, dass man im Windschatten grade so dranbleibt und dann hieß es, sich so lange wie möglich in der Spitzengruppe aufzuhalten. Als es dann nicht mehr möglich war, weil sie mir einfach weggefahren sind, habe ich ein bisschen reißen lassen, neue Kräfte gesammelt und dann und dann am Ende alles in den Zielsprint geworfen. Mehr wie Platz 18 war heute leider nicht drin.“ Damit führte er das deutsche Trio an, dass den Sprung unter die Top20 schaffte. Friedrich Moch sagte: „Die ersten zwei Runden bin ich gut mitgekommen. Dann habe ich ein bisschen Probleme bekommen und musste etwas abreißen lassen. Ich hatte dann eine kleine Gruppe, in der haben wir ganz gut zusammengearbeitet und dann habe ich versucht, am Ende noch im Sprint etwas weiter vorzukommen, aber das hat heute nicht geklappt.“ Auch Lucas Bögl sprach von einen „harten Rennen“, mit dem er nicht ganz zufrieden war: „Wie zu erwarten war es ein hartes Rennen. Es sind nur ganz wenige Favoriten ausgestiegen. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist hier noch die Creme de la Creme am Start und das hat sich bemerkbar gemacht, weil die dann ab der zweiten Runde brutal Druck gemacht haben. Man sieht auch die Abstände ganz vorne, das passiert nicht, wenn gebummelt wird. Ich habe lange um den Anschluss gekämpft nochmal an die Gruppe vor mir, das hat nicht ganz geklappt. War eine solide, aber keine besonders gute Leistung.“ Für Albert Kuchler ging es bei seinem fünften Start im Weltcup zum ersten Mal in die Punkte, Platz 25 ist ein klarer Schritt nach vorne. „Heute die ersten Weltcuppunkte. Da bin ich natürlich sehr zufrieden, war aber ein hartes Rennen. Von Anfang an fand ich es ziemlich schnell, aber jetzt bin ich doch ganz glücklich. Ich denke, dass das Tempo einigermaßen gleich war die sechs Runden oder die letzten vier Runden und da konnte ich noch ein paar einsammeln“, freute er sich. Thomas Bing kam über Rang 48 bei 62 verbliebenen Athleten nicht hinaus, nachdem er sich zu Beginn des Rennens kurzzeitig ganz vorne gezeigt hatte.
Schlickenrieder: „Gelungenes Pendant zu den Damen“
Peter Schlickenrieder war mit seinen Athleten sehr zufrieden, vor allem mit Albert Kuchler. „Die Herren haben auch ein sehr gutes Teamergebnis hingelegt, es hat das Top10 Ergebnis gefehlt, um mit den Damen gleichzuziehen. Aber auch mit den ersten Weltcuppunkten von Albert Kuchler, der sich über den COC über das Auf/Abstiegssystem qualifiziert hat, sind wir natürlich happy. Genau das brauchen wir, die jungen Leute an die Weltspitze ranzuführen“, sagte er „Daher denke ich, gelungenes Pendant zu den Damen mit dem Fehlen der Spitzenergebnisse und dem kleinen Wehrmutstropfen, dass Janosch Brugger den Top15-Platz, die halbe Quali, nicht ganz geschafft hat. Aber ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit, wann diese Marke gerissen wird. Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Also eine gute Motivation für den finalen Anstieg morgen zur Alpe Cermis.“ Für die Erfüllung der Norm haben Athleten wie Janosch Brugger aber auch zum Beispiel Florian Notz noch in Les Rousses und Planica Zeit.
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