Langlauf Weltcup: Klæbo gewinnt Tour de Ski vor Vermeulen – Moch auf Massenstart-Podium

Mika Vermeulen (AUT), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Hugo Lapalus (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo heißt der erwartungsgemäß zum insgesamt vierten Mal der Gewinner der Tour de Ski. Mika Vermeulen wurde exzellenter Zweiter und Friedrich Moch arbeitete sich noch auf Platz sechs nach vorne.

Sprintwertung an Klæbo

Janik Riebli (SUI) © Modica/NordicFocus

Los ging die Quälerei zur Alpe Cermis wie immer mit einer 2,5 Kilometer langen Runde um das zukünftige Olympiastadion von Tesero, bevor es auf die Überführungsstrecke zum Final Climb ging. Die letzten rund drei Kilometer ging es dann wie gewohnt in Serpentinen 400 Höhenmeter bergauf zur Mittelstation Alpe Cermis. Nach den ersten Metern des Anstiegs wurde noch die Sprintwertung abgenommen, die sich Johannes Høsflot Klæbo sicherte, nachdem er schon auf der Überführungsstrecke das Tempo kontrolliert hatte. Wichtiger war jedoch, was hinter dem Norweger in der Sprintwertung passiert denn Janik Riebli, der das silberne Trikot in Vertretung trug, und Federico Pellegrino trennten vor der finalen Etappe nur vier Punkte. Sowohl der Schweizer wie auch der Italiener konnten sich keine Punkte sichern, aber Edvin Anger punktete und zog noch an beiden vorbei.

Ständige Positionswechsel bergauf

Mika Vermeulen (AUT), Simen Hegstad Krueger (NOR), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Direkt nach der Sprintwertung schob sich Friedrich Moch von Platz sieben nach vorne zu Klaebo, der das Feld weiter bergan führte. Kurz vor dem ersten Steilstück mit 28 Steigungsprozenten übernahm Mika Vermeulen vor Simen Hegstad Krüger, Hugo Lapalus und Friedrich Moch die Führung im Rennen. Der Norweger hatte sich einiges vorgenommen, setzte sich bald vor den Österreicher und hatte angekündigt, zumindest die Tageswertung gewinnen zu wollen, nachdem er gestern nach seinem Sturz mit Stockbruch Magenkrämpfe bekam viereinhalb Minuten in der Gesamtwertung kassierte. Krüger spannte sich vor den Österreicher und alle anderen konnten dem Tempo nicht mehr folgen. Lapalus wurde nach 9,5 Kilometern von Moch, Esteve Altimiras und Andersen eingeholt, so dass sich das Feld immer wieder durchmischte.

Krüger gewinnt Massenstart

Gewinner des Final Climbs: Mika Vermeulen (AUT), Simen Hegstad Krueger (NOR), Friedrich Moch (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Den Massenstart gewann heute der, der eindeutig der Stärkste am Berg war: Simen Hegstad Krüger. Der Norweger mobilisierte nach seinem Ärger gestern noch einmal alle Kräfte und triumphierte zumindest im Massenstart auf die Alpe Cermis, nachdem er in der Gesamtwertung aussichtslos zurückgefallen war. „Das war eine gute Revanche. Ich war sehr enttäuscht über gestern. Das war ein Desaster für mich, aber das gehört auch dazu. Bei der Tour de Ski gibt es immer Zwischenfälle. Das gestern ist schade, aber ich bin sehr froh, dass ich heute den Sieg holen konnte. In der Gesamtwertung bin ich weit zurück, aber ein Sieg ist trotzdem ein Sieg“, freute sich Simen Hegstad Krüger, der sein Rennen so beschrieb: „Es ist steil und hart und ich habe immer weiter gekämpft. Ich habe versucht, mein Limit zu finden und mein eigenes Tempo. Ich habe die Ecken genutzt und ich kenne den Hang ja auch schon seit einigen Jahren. An manchen Stellen ist es wichtig, die Kurven gut zu fahren. Als ich wieder ins Flachere kam, habe ich bis zum Ziel noch einmal alles gegeben.“ Auf den letzten 600 Metern konnte Vermeulen dem Tempo des Norwegers nicht mehr folgen, freute sich aber sichtlich über Platz zwei. Friedrich Moch hatte aus dem letzten Jahr gelernt und noch wenige Kräfte zurückgehalten, um nicht wieder im Endspurt stehengelassen zu werden. Diesmal mobilisierte er die letzten Kräfte, ging an Hugo Lapalus vorbei und sicherte sich mit zehn Sekunden Rückstand Platz drei. Fünfter wurde der Andorraner Irineu Esteve Altimiras, der im Anstieg lange Zeit vor dem Deutschen unterwegs war. Iver Tildheim Andersen wurde Sechster vor Federico Pellegrino und Jens Burman.

Klæbo viermaliger Sieger der Tour de Ski

Mika Vermeulen (AUT), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Hugo Lapalus (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nach dem Ausstieg seines Landsmanns Harald Østberg Amundsen stand der vierte Sieg von Johannes Høsflot Klæbo und damit das Gleichziehen mit dem vierfachen Sieger Dario Cologna quasi schon fest, sofern er gesund bleiben würde So kam es auch, auch wenn er an der Alpe Cermis nur die 18. Zeit lief und im Anstieg direkt durchgereicht wurde und sich sichtlich schwer tat. Am Schluss gewann er die Tour de Ski mit noch 1:23 Minuten Vorsprung auf Mika Vermeulen, der zwei zweite Plätze auf einmal holte und der erste Österreicher ist, der es auf ein Tour de Ski-Podium schafft. Rang drei in der Gesamtwertung ging wie im Vorjahr an Hugo Lapalus gefolgt von Federico Pellegrino, der in seinem vorletzten Weltcupjahr seine Bestleistung in der Tour de Ski einstellte und das Podium nur um 30 Sekunden verpasste. Debütant Håvard Moseby wurde sehr guter Fünfter vor Friedrich Moch, der sich noch sechs Plätze nach vorn verbesserte.

Vermeulen: „Kindheitstraum wird wahr“

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen ist im Laufe der Tour de Ski immer stärker geworden. Nach dem zweiten Ruhetag qualifizierte er sich für einen Sprint und wurde nach ganz starker Leistung Fünfter im Skiathlon. Nach sechs Etappen lag er zeitgleich mit dem Drittplatzierten Håvard Moseby nur neun Sekunden hinter Erik Valnes auf Platz zwei. Durch seine bärenstarke Leistung mit Platz zwei im Massenstart nur knapp hinter Krüger sicherte er sich auf noch Platz zwei in der Gesamtwertung. „Dieser zweite Platz bei der Tour de Ski ist ein Kindheitstraum von mir, der heute in Erfüllung gegangen ist. Hier jetzt auf dem Podium zu stehen, mit den besten Langläufern der Welt, ist einfach unbeschreiblich. Ich habe schon ein wenig damit geliebäugelt, aber ehrlicherweise nicht damit gerechnet, und wenn es dann so passiert, ist das einfach nur wunderschön“, meinte der Ramsauer.

Moch überaus zufrieden nach hartem Einstieg

Friedrich Moch (GER) © Vanzetta/NordicFocus

Friedrich Moch ging bei seiner dritten Tour de Ski als einer der Topfavoriten für den Massenstart an den Start, nachdem Jules Lapierre, der letztes Jahr knapp vor dem Allgäuer gewonnen hatte, die Tour de Ski vorzeitig abbrechen musste. Trotz sichtbaren Problemen in den extremen Steilstücken konnte er sich am Schluss noch über Platz drei an der Alpe Cermis freuen. „Im Steilstück habe ich nicht mehr dran geglaubt, dass ich das noch packe. Gerade so im ganz steilen, wo ich mich die letzten Jahre sehr wohl gefühlt habe und attackieren konnte, habe ich mich heute echt schwer getan und versucht, meinen eigenen Schritt hochzulaufen. Als es ins Flachstück ging, konnte ich nochmal ein paar Körner mobilisieren und es zum Glück bis ins Ziel retten. Ich bin super glücklich, dass es mit dem Podium geklappt hat“, freute sich der 24-Jährige und erfuhr dann im ZDF, dass es am Schluss doch noch der vor der Tour de Ski angestrebte sechste Platz in der Gesamtwertung wurde. „Das Endergebnis hat einen sehr hohen Stellenwert, weil gerade der Einstieg in die Tour war ziemlich hart, ein kleiner mentaler Breakdown. Das war nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte und irgendwann hatte ich dann das Ziel, es vielleicht noch die Top-10 zu schaffen, aber richtig dran geglaubt hatte ich auch nicht. Aber dann ging es von Distanzrennen zu Distanzrennen immer besser und ich konnte immer wieder einen draufsetzen und dass ich dann heute noch so viel aufholen konnte, hätte ich nicht gedacht. Top-10 war auch das Ziel heute morgen, und dass es dann mit Platz sechs geklappt hat, ist wunderbar.“

Schlickenrieder voll des Lobes

Anian Sossau (GER) © Vanzetta/NordicFocus

„Die Alpe Cermis und den Final Climb dann tatsächlich hinter sich zu bringen, heißt eine ganze harte Tour de Ski mit vielen harten Rennen hinter sich gebracht zu haben. Man kann richtig stolz sein auf sich. Neulinge, die hier oben ankommen, bekommen immer ein Glas Sekt und wir stoßen auf diese brutale Schinderei an“, erklärte Teamchef Peter Schlickenrieder vor dem Start. Mit Neuling meinte er Anian Sossau, der sich als Sprinter als sehr guter 41. ans Ziel der Alpe Cermis kämpfte, was Platz 46 in der Gesamtwertung bedeutete. Janosch Brugger, der gestern mit der Disqualifikation eine dreiminütige Zeitstrafe in Kauf nehmen musste, kam heute mit etwas mehr als drei Minute Rückstand als 46. ins Ziel, was ihm im Endklassement Rang 44 einbrachte. Zum Ergebnis des Massenstarts sagte Schlickenrieder: „Gratuliere allen dreien, auch Simen Hegstad Krüger, das ist ausgleichende Gerechtigkeit nach dem dummen Sturz gestern. Alle Chancen auf Gesamtwertung verspielt und sich heute den Sieg zu holen. Das ist ihm vergönnt. Auf Pech folgt Glück beziehungsweise Erfolg. Genauso freue ich mich für Mika und vor allem für unseren Friedrich. Er hat es wieder bewiesen, er hat dem Spitznamen ‚Friedrich der Große‘ alle Ehre gemacht. Den ersten Podestplatz des deutschen Teams dieser Saison eingefahren. Vielleicht ist jetzt damit der Bann gebrochen. Es geht mit richtig Schwung ins neue Jahr und Frie hat vielleicht den Auftakt dazu gemacht“, freute er sich und lobte weiter: „Der Frie nimmt aus jedem Rennen etwas mit und sowas wie letztes Jahr passiert ihm kein zweites Mal. Er hat sich die Kraft gut eingeteilt, er hat gespürt, dass er was kann heute, aber gegen Krüger war heute kein Kraut gewachsen. Deswegen hat er sich seine Kraft so eingeteilt, dass das Podium heute definitiv fällt. Das ist seine große Stärke aus dem ganz Steilen raus in das etwas flacher Steigende im 1-1 und da macht ihm keiner was vor. Die Stärke hat er ausgespielt, ist konsequent rangegangen, dem ist Lapalus mit seiner Duracell Technik nicht gewachsen. Top Leistung nicht nur physisch sondern auch taktisch und mental, diesen Willen aufzubringen nach so einer harten Tour. Chapeau, Friedrich der Große!“

Klee und Riebli beenden Tour de Ski

Beda Klee (SUI) © Vanzetta/NordicFocus

Als einzige Eidgenossen konnten Beda Klee und Janik Riebli in diesem Jahr die Tour de Ski beenden. Beda Klee kam nach seiner Corona-Infektion im Dezember als 44. ins Ziel, was ihm noch Platz 30 einbrachte in einer Tour de Ski, die unter so viel schlechteren Vorzeichen stand als letztes Jahr. Sprinter Janik Riebli konnte heute keine Punkte sammeln, behauptete aber Platz zwei in der Sprintwertung. Heute kam er als 52. ins Ziel und beendete die Tour de Ski als Gesamt-54.

=> Ergebnis Final Climb Herren
=> Endstand Tour de Ski
=> Sprintwertung
=> Bergwertung

 

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