Heidi Weng war die Schnellste im heutigen Massenstart auf die Alpe Cermis, dem Final Climb. Sie setzte sich gegen Ebba Andersson durch. Der Tour de Ski-Titel ging aber relativ klar an Natalia Nepryaeva. Katharina Hennig wurde Zwölfte und Gesamt-Neunte. Teresa Stadlober belegte Platz neun im Final Climb und wurde Siebte in der Gesamtwertung.
Heidi Weng Schnellste an der Alpe Cermis
Zum dritten Mal wurde die Schlussetappe zur Alpe Cermis heute als Massenstart ausgetragen, vorher gab es in den ersten 13 Jahren das Handicaprennen, das den Athleten besser gefiel und das sich viele Athleten zurückwünschen. So ist es nämlich zum Beispiel dem Führenden möglich, einfach im Pulk der anderen mitzuschwimmen und die Führung problemloser zu verteidigen, als wenn man alleine arbeiten müsste. Auf den ersten 2,5 Kilometern auf der bekannten Runde in Lago di Tesero blieb das Feld mit Ausnahme eines Sturzes in der Abfahrt von Louise Lindström zusammen. Auf der Transferstrecke führte Sprinterin Johanna Hagström das Feld an, die auch den ersten Punktesprint nach 2,3 Kilometern gewonnen hatte. Kurz vor dem Einstieg in den Berg ging Heidi Weng (Achte der TdS Wertung) an die Spitze, die sich gemeinsam mit Ebba Andersson sofort im Anstieg aus der Gruppe absetzte. Die Tour de Ski-Führende Natalia Nepryaeva führte zunächst die Verfolger an und löste sich dann aus der Gruppe, etwa 15 Sekunden hinter dem Spitzenduo. Nepryaeva lief an die von vorne zurückfallende Krista Pärmäkoski heran, ließ sie stehen und hielt den Abstand nach vorne relativ konstant. So war recht früh klar, dass Ebba Andersson den Rückstand in der Gesamtwertung von 1:10 Minuten auf Nepryaeva nicht würde gutmachen können, auch wenn die Russin auf dem letzten Kilometer noch einige Sekunden verlor. Der Sieg im Massenstart an der Alpe Cermis ging diesmal an Heidi Weng, nachdem Vorjahressegerin Ebba Andersson im Endspurt nicht mehr gegenhalten konnte. Erneut eine bärenstarke Leistung zeigte die Französin Delphine Claudel, die nach einem Endspurt wie im Vorjahr Dritte im Massenstart wurde. Sie lief auf dem letzten Kilometer noch an Natalia Nepryaeva heran und ließ sie stehen. Die Russin wurde sehr gute Vierte, 32 Sekunden hinter Weng. Überraschend stark präsentierten sich die US-Amerikanerinnen Sophia Laukli und Novie McCabe, die sich als Fünfte und Siebte bergauf kämpften und im Ziel gemeinsam jubelten. Krista Pärmäkoski wurde Sechste und Kerttu Niskanen Achte.
Natalia Nepryaeva jubelt über Tour de Ski-Erfolg
Letztendlich relativ deutlich ging der Tour de Ski-Pokal an Natalia Nepryaeva, die als erste Russin die Tour de Ski gewinnt, nachdem Yulia Stupak letztes Jahr Zweite wurde. Die 26-Jährige triumphierte mit 46 Sekunden Vorsprung auf Ebba Andersson, die letztes Jahr Gesamt-Dritte war. Heidi Weng verbesserte sich mit ihrem Sieg noch von fünf auf drei und sagte im FIS-Interview: „Es war sehr hart heute. Im Massenstart gibt es immer Chaos, darum versuchte ich, nach vorne zu kommen. Ich versuchte, schnell in den Berg reinzugehen und war froh, dass Ebba bei mir war. Ich hatte heute sehr steife Beine, der Schnee war schwer zu laufen. Es war heute ein sehr schwerer Anstieg, so dass ich sehr glücklich bin, dass ich so schnell war. Ich habe mich immer nur auf die Ziellinie konzentriert.“ Rang vier in der Gesamtwertung holte sich Krista Pärmäkoski, die noch knapp an Kerttu Niskanen vorbeizog. Auch Tatiana Sorina und Teresa Stadlober verbesserten sich um jeweils einen Platz nach vorne auf Rang sechs und sieben vor Jessie Diggins. Die Titelverteidigerin verlor als 15. des heutigen Massenstarts noch weiter an Boden und fiel von sechs auf acht zurück – man kann also klar sagen, dass es auch ohne den von Frida Karlsson verursachten Sturz in Oberstdorf und die dadurch fehlenden Bonussekunden nach Problemen auf den beiden Etappen im Val di Fiemme wohl nicht zur Titelverteidigung gereicht hätte.
Teresa Stadlober noch von Platz elf auf sieben
Obwohl sie sich in diesem Jahr nicht auf die Gesamtwertung sondern auf einzelne Etappen konzentriert hatte, wie sie vorher angab, kann Teresa Stadlober mit ihrer Tour de Ski sehr zufrieden sein. Im heutigen Massenstart kam sie in der Verfolgergruppe immer gut mit und hielt sich dort in den vorderen Positionen auf. Am Ende reichte es zu Platz neun mit 1:08 Minuten Rückstand auf Heidi Weng. Dadurch verbesserte sie sich um einen Rang vorbei an Jessie Diggins auf Gesamtrang sieben. „Das war heute wirklich ein brutales Rennen“, sagte die Österreicherin. „Ich habe die Belastung der Tour schon richtig gemerkt und war vom Start weg nicht mehr ganz so frisch. Es war zu Beginn ein sehr hektisches Rennen und ich habe leider gleich nach dem Start einige Plätze verloren. Es gab auf der schmalen Strecke zum Anstieg hin einige Stockbrüche, aber ich bin Gott sei Dank gut durchgekommen. Auf der Skipiste habe ich dann versucht, schnell nach vorne zu kommen. Dann habe ich aber sofort gemerkt, dass das heute richtig schwierig wird und nur versucht, ins Ziel zu kommen und nochmal alles zu geben. Jetzt bin ich einfach nur voll happy, dass ich die Tour als Siebte in der Gesamtwertung abschließen konnte. Das hätte ich mir mit meiner schwierigen Vorbereitung nie gedacht. Bei allen Distanzrennen in die Top-9 gekommen zu sein, ist gerade richtig schön. Das war eine super Tour und ich muss mich auch bei meinem Team bedanken, das die gesamte Tour einen super Job gemacht hat! Jetzt werde ich heimfahren, mich gut erholen und dann auf die Olympischen Spiele vorbereiten.“
Hennig zufrieden als Zwölfte und Neunte in der Tour
Peter Schlickenrieder gab vor dem Start die Marschroute heraus, „mit dem Messer zwischen den Zähnen um bestmögliche Platzierungen zu kämpfen“. Da Katharina Hennig im freien Stil und auch an diesem Berg nicht zu den absoluten Sieganwärtern zählt, wünschte sich der Teamchef eher defensiv, sie möge „den Top15 Platz absichern, aber wir wären auch super happy mit einem Tick weiter vorne, um zu beweisen, dass sie auch im Skating Weltklasse ist.“ Das setzte die Sächsin dann in die Tat um, obwohl sie sich laut eigener Aussage heute sehr schwer tat. Im Laufe des gesamten Rennens hielt sie sich um Platz zehn und in der Gruppe auf, in der auch Teresa Stadlober unterwegs war. Nachdem sie am Anfang immer direkt hinter der Österreicherin war, bekam sie auf dem letzten Kilometer Probleme und musste noch Anastasia Rygalina passieren lassen auf dem Weg zu einem dennoch sehr guten zwölften Platz. Dieses Ergebnis brachte ihr Platz neun in der Gesamtwertung ein, nur einen Rang hinter ihrer Bestleistung aus den Jahren 2020 und 2021. „Heute hat es keinen Spaß gemacht. Das ist einer der härtesten Wettkämpfe, den man sich vorstellen kann. Aber es ist umso schöner, wenn man oben ankommt. Ich habe noch nie ein Rennen aufgegeben und habe das auch nicht vor. Es wird immer durchgezogen“, sagte Katharina Hennig im ZDF und fügte später hinzu: „Das war ein wirklich, wirklich hartes Rennen heute. Das war das vierte Mal für mich Alpe Cermis und das härteste Mal, das ich erlebt habe. Umso glücklicher bin ich mit meiner Platzierung und dass ich sogar noch meine Top10 Platzierung in der Tour de Ski Gesamtwertung erfüllen konnte. Mit dem Start in die Tour hätte ich es mir gar nicht erträumt, darum bin ich sehr glücklich und freue mich auch, dass meine Teamkolleginnen hier so gute Ergebnisse abgeliefert haben.“
Sauerbrey verpasst Norm knapp
Wie Hennig schon sagte, schlugen sich auch die jungen Teamkolleginnen größtenteils sehr gut. Generell war Schlickenrieders Maßgabe für die Athletinnen, die die Olympianorm noch nicht voll erfüllt haben „Fighten bis das Licht ausgeht!“ Das taten die Mädels, auch wenn Antonia Fräbel für ihr Einstiegstempo nicht weit hinter Katharina Hennig später bezahlen musste. „Antonia ist im Langläuferdeutsch ‚mittendrin gestorben'“, sagte Schlickenrieder im ZDF. Mutig lag sie zunächst um Platz 15, büßte dann aber schnell Minuten ein und überquerte als 34. und damit letzte Deutsche die Linie. Damit verlor sie auch in der Gesamtwertung noch vier Plätze und wurde 32. Deutlich besser platzierte sich die 24-jährige Katherine Sauerbrey, die als starke 18. die Linie überquerte. Dafür gab es Lob vom Teamchef: „Katherine Sauerbrey ist sehr defensiv reingegangen, aber hat es sich top eingeteilt und ist ganz knapp dran an der zweiten Hälfte der Quali.“ Die Thüringerin selbst zeigte sich selbstkritisch: „Ich kann auch mega zufrieden sein. Ich wusste, dass es am Anfang wieder schnell zur Sache geht und habe mich dann erstmal im hinteren Feld aufgehalten. Aber am Berg konnte ich nach und nach immer mehr Plätze gutmachen. Das ärgert mich jetzt ein bisschen, weil mir am Ende nur sechs Sekunden auf Platz 15 fehlen. Aber ich denke, es war trotzdem insgesamt ein gutes Rennen.“ Mit Blick auf Lisa Lohmann sagte sie: „Wir sind jetzt richtig froh, die Tour durchgelaufen zu sein und freuen uns auf alles, was jetzt noch kommt.“ Lisa Lohmann kam kurz vor Antonia Fräbel als 33. ins Ziel und beendete ihre erste Tour de Ski als 31. „Es war auf jeden Fall ein super cooles Erlebnis und vor allem auch eine Herausforderung, aber ich bin stolz auf uns, dass wir das jetzt geschafft haben und es hat Spaß gemacht“, sagte die 20-jährige Junioren-Weltmeisterin im Sprint. Die erfahreneren Pia Fink und Sofie Krehl wurden im Final Climb 28. und 30., was Rang 26 für Krehl und 30 für Fink bedeutete.
Fähndrich nicht in Top15
Aus Schweizer Sicht endete die Tour unter den Erwartungen. Nadine Fähndrich kam nach dem anstrengenden Aufstieg als 26. ins Ziel und endete damit auf Rang 18. Auch ohne ihren Sturz beim Auftakt in der Lenzerheide wären die angestrebten Top15 in diesem Jahr wohl nicht möglich gewesen. Lydia Hiernickel überquerte als 37. die Linie und belegte diesen Platz auch in der Gesamtwertung. Laurien van der Graaff war vor Val di Fiemme aus der letzten Tour de Ski ihrer Karriere ausgestiegen.
=> Ergebnis Massenstart Final Climb
=> Tour de Ski Endstand
=> Weltcupstand nach Tour de Ski