Natalia Nepryaeva und Johannes Høsflot Klæbo entschieden die Klassiksprints auf der vierten Etappe der Tour de Ski für sich. Beide führen auch die Gesamtwertung an. Nadine Fähndrich und Jovian Hediger wurden Achte und Coletta Rydzek Zwölfte.
Nepryaevas zweiter Sieg in Oberstdorf
Ins Finale der Damen ging Anamarija Lampic als Favoritin, aber die Slowenin musste sich schnell im Mittelfeld einreihen. Das Tempo machte zunächst Johanna Matintalo, die schon im Prolog die Schnellste gewesen war. Aber auch Johanna Hagström zeigte eine starke Leistung und schien sich nach der Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für die Olympischen Spiele unbedingt den Sieg holen zu wollen. Vor dem zweiten Anstieg schob sich dann allerdings Natalia Nepryaeva nach vorne, die als Zweite hinter der Schwedin mit kleiner Lücke zu Matintalo und Lampic in die letzte Abfahrt ging. Im Zielsprint mobilisierte die Russin noch einmal alle Kräfte und schob sich Schritt für Schritt an der Schwedin vorbei, die wie in Ruka Zweite wurde. Die 26-Jährige schrie ihre Freude über den dritten Weltcupsieg nach Überqueren der Ziellinie heraus. Vor zwei Jahren bei der Generalprobe vor den Weltmeisterschaften gewann sie auch schon den Klassiksprint in Oberstdorf. „Ich mag das Profil hier, aber mein Lieblingsort ist es nicht. Der Sieg bedeutet mir sehr viel, das bringt eine Menge Selbstvertrauen“, lachte die sonst immer sehr ernste Natalia Nepryaeva im FIS-Interview, das sie mit Unterstützung eines Dolmetschers führte. Hinter der Schwedin schaffte Johanna Matintalo erstmals den Sprung aufs Weltcuppodium. Anamarija Lampic kam diesmal über Platz vier nicht hinaus. Mathilde Myhrvold, die mit ihrem ersten Podium in der Lenzerheide bei ihrer Schwester in Oslo einen Polizeieinsatz auslöste, wurde diesmal Fünfte vor Tatiana Sorina.
Karlsson zerstört Diggins‘ Rennen
Nach der Aufregung am gestrigen Abend, wo die Schweden sich wegen der Corona Infektion in ihrem Hotel (wir berichteten) am Silvesterabend auf drei neue Hotels aufteilten, war Frida Karlsson im Viertelfinale nicht so vorsichtig wie sonst, nachdem sie schon bei der Saisoneröffnung in Gällivare ihre erste gelbe Karte kassierte. Heute riss sie mit einem unbedachten Spurwechsel Jessie Diggins um und zerstörte damit deren Rennen. Dadurch verlor die Amerikanerin auch erneut die Führung in der Tour de Ski, diesmal an Natalia Nepryaeva. Im Ziel wusste Frida Karlsson sofort, was ihr bevorsteht: Zunächst gab es die gelbe Karte und Zurückstufung, wenige Minuten später bestätigte die FIS die erwartete dreiminütige Zeitstrafe. Die Schwedin war im Ziel sofort am Boden zerstört und weinte in den ersten Minuten viel: „Ich will nach Hause…“ Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, stellte sie sich dem Interview der schwedischen Reporter: „Mit drei Strafminuten ist das Rennen quasi vorbei. Ich bin wütend auf mich selbst, weil sich mein Körper gut angefühlt hat. Nun fahre ich heim und lade die Batterien auf“, so Karlsson. „Es war sehr eng und und ich habe mir die Probleme selbst eingebrockt. Ich kann nur mir selbst die Schuld geben. Bisher habe ich noch nicht mit Jessie gesprochen, aber ich werde nun zu ihr gehen und mich entschuldigen. Es ist schlimm genug, dass ich mein eigenes Rennen ruiniert habe, aber es ist noch schlimmer, dass ich das eines anderen zerstört habe.“ Später wurde sie doch komplett disqualifiziert, was aber wegen ihrer angekündigten Abreise auch keinen Unterschied mehr machte.
Klæbo ohne wirkliche Konkurrenz
Alexander Terentev, der sich im ersten Klassiksprint seit seinem Sieg in Ruka wieder in ebenso starker Form präsentierte wie in Finnland, setzte sich im Halbfinale nach dem letzten Anstieg mit Klæbo leicht ab. Beim Einreihen hinter dem Norweger stieg der Russe Klæbo auf die Skienden und stürzte selbst, während der Führende der Tour de Ski unbeschadet durchkam. Auch für Alexander Bolshunov endete der Sprint im Halbfinale, in dem er als Dritter ausschied, weil er Terentev umkurven musste und auch im Zielsprint nicht mehr alles gab, so dass schließlich 0,03 Sekunden fürs Weiterkommen fehlten. Im Finale der Herren war zunächst Francesco de Fabiani für das Tempo verantwortlich, der sich seit der Tour de Ski in sehr guter Form befindet. Nach dem ersten kleinen Anstieg, den die Herren zusätzlich absolvieren müssen, und dem ersten größeren Anstieg schoben sich jedoch alle vier Norweger und auch Calle Halfvarsson, der ebenfalls seine Form gefunden hat, vor den Italiener. Im letzten Anstieg packte dann Klæbo seine bekannte Klassiktechnik aus, die nur der ausgeschiedene Terentev inzwischen quasi perfekt kopieren kann. Aber auch ohne diese spezielle Technik konnte Erik Valnes mit dem Teamkollegen mithalten. Über die Kuppe ging eine winzige Lücke zwischen den Norwegern auf sowie eine größere zu den beiden anderen Norwegern hinter ihnen. Auf der Zielgeraden kam Valnes noch einmal etwas näher an Klæbo heran, der aber die volle Kontrolle hatte und erneut den Sprint mit einem Sieg beendete und seine Führung in der Tour de Ski-Wertung weiter ausbaute. Pål Golberg schaffte den Sprung aufs Podium vor dem viertplatzierten Even Northug. Calle Halfvarsson wurde Fünfter vor dem weit abgeschlagenen ‚DeFa‘.
Rydzek wieder beste Deutsche
Wie schon in der Lenzerheide war auch diesmal wieder Coletta Rydzek beste Deutsche. Die Lokalmatadorin schaffte als Zweite ihres Viertelfinals den Sprung ins Halbfinale. Dort musste sie nach dem Start rausnehmen und sich hinten einreihen, weil zwischen den Spuren kein Platz für sie war. Zwischenzeitlich konnte die Oberstdorferin eine kleine Lücke wieder zulaufen und ist nach dem letzten Anstieg Fünfte. Im Zielsprint belegte sie dann aber den sechsten Platz und beendet die Tour de Ski mit einem zwölften Platz im Sprint. Dennoch war die 24-Jährige sehr zufrieden mit ihrer Leistung. „Das neue Jahr fängt so an wie das andere aufgehört hat und das freut mich, dass sich die harte Arbeit so konstant bezahlt macht. Die Kurven bin ich sehr gut gefahren und ich weiß auch, dass ich das sehr gut kann. Da habe ich den Heimvorteil ausgenutzt und ich würde sagen, auch die Zielgerade habe ich gut gemacht. Ich denke, die vielen Runden haben gelohnt“, meinte Coletta Rydzek, die weiter erzählt: „Im Wettkampf bin ich nicht nervös, da weiß ich, was ich kann. Vorher bin ich nicht unbedingt die Coolheit in Person, aber ich denke, das taktische Laufen in der Gruppe, das liegt mir ganz gut. Die Tour ist jetzt beendet für mich nach den zwei Sprints, jetzt kommt noch eine kleine Erholungsphase und dann geht es wahrscheinlich mit den Sprintweltcups als Training Richtung Olympia.“ Katharina Hennig hatte sich als beste Deutsche als Zehnte qualifiziert und wurde am Ende 18. Sie war das Risiko eingegangen, den stark besetzten ersten Viertelfinallauf zu wählen und wurde durch den Sturz von Jessie Diggins behindert, hätte sonst mit vermutlich Diggins und Karlsson vor sich auch keine Chance auf ein Weiterkommen gehabt. „Ich bin sehr glücklich über meinen Prolog heute. Das zeigt mir, das die Form nun nicht weg ist und das ist die Hauptsache. Ich habe mich dann in den ersten Heat reingewählt, weil ich dachte, dass ich eine Chance habe, über die Zeit weiterzukommen und ich habe mich zumindest so gefühlt, als könne ich da mitlaufen. Das wäre mir auch gelungen, wäre da nicht dieser halbe Sturz gewesen“, Katharina Henni, die ausweichen musste und ihren eigenen Sturz nur knapp vermeiden konnte. „Aber so ist es nun mal im Sprint. Ich nehme nun auf jeden Fall Motivation mit und nachdem nach Lenzerheide da ein Dämpfer war, bin ich jetzt einfach glücklich, dass es jetzt in Oberstdorf wieder so gut lief für mich und ich freue mich jetzt auf die nächsten Rennen.“ Sofie Krehl wurde 22. und Katherine Sauerbrey lief als 29. zum zweiten Mal in die Punkte.
Janosch Brugger im Viertelfinale
Anders als in der Lenzerheide schaffte Janosch Brugger den Sprung ins Viertelfinale, wo er zunächst etwas Kräfte sparte. Am letzten Anstieg verlor er dann den Anschluss, als vorne die Post abging. Das bedeutete für ihn Platz 26. „Im Prolog hatte ich mir vorgenommen, ein relaxtes, kontrolliertes Ding anzugehen und das hat dann auch perfekt gepasst. Ich bin da voll in meinen Schritt reingekommen und das und es hat auch eigentlich jeder Schritt so funktioniert wie gewollt. Dann am Ende 17. im Prolog zu werden, war dann richtig gut und das hat mich brutal positiv gestimmt“, so Janosch Brugger. „Im Viertelfinale war dann mein Plan, es ein bisschen relaxter anzugehen und ein paar Körner zu sparen, weil ich gemerkt habe, dass der Skating 15er gestern doch sehr gezehrt hat. Und das hat bis zum letzten Anstieg perfekt funktioniert und dann ging einfach die Post ab und ich war ein bisschen kraftlos und leer insgesamt.“ Der Schwarzwälder freut sich nun auf die Schlussetappen, die für ihn ein gutes Omen sind: „Jetzt gilt es, dieses Loch wieder ein bisschen zu füllen mit viel Pasta und sowas und dann geht es mit einem lachendem Auge nach Val di Fiemme. Ich war da letztes Jahr Sechster im Massenstart klassisch und da hoffe ich, meine Olympiaquali voll zu machen.“
Fähndrich und Hediger beide Achte
Aus Schweizer Sicht schafften es zwei von drei Athleten, die sich für die besten 30 qualifiziert hatten, auch ins Halbfinale. Laurien van der Graaff gelang das wegen eines Sturzes vor ihr nicht. Sie musste Caterina Ganz ausweichen, so dass der Abstand auf die direkten Halbfinalplätze zu groß wurde. Nadine Fähndrich hielt sich im Viertelfinale wie auch im Halbfinale immer in der Mitte der Gruppe auf, konnte sich im Viertelfinale jedoch noch Platz zwei sichern, was ihr im Halbfinale mit Platz vier nicht mehr gelang. Ziemlich ähnlich verliefen die Heats für Jovian Hediger, der ebenfalls als Zweiter weiterkam und dann als Vierter das Halbfinale beendete.
Fink und Carl knapp ausgeschieden
Wie zuletzt in der Lenzerheide scheiterten wieder DSV-Damen ganz knapp am Weiterkommen. In der Schweiz war es Sofie Krehl, diesmal erwischte es Pia Fink und Victoria Carl, die zunächst als 31. und 32. knapp ausschieden, aber später wie alle anderen durch Karlssons Disqualifikation noch einen Platz aufrutschten. Damit ist die Tour de Ski für die seit Tagen unter Magenbeschwerden leidende Victoria Carl wie geplant in Oberstdorf beendet. Lisa Lohmann und Antonia Fräbel landeten auf Platz 39 und 40 von 63 verbliebenen Athletinnen, nachdem Laura Gimmler erkältet passen musste und auch Julia Kern und Moa Lundgren nicht mehr antraten. Außerdem schied Teresa Stadlober als 35. aus sowie die Schweizerinnen Nadja Kälin als 44. nach ihrem überraschenden 19. Rang gestern und Lydia Hiernickel mit der 57. Zeit. Die DSV-Herren schieden mit Ausnahme von Janosch Brugger erwartungsgemäß deutlich aus: Friedrich Moch wurde 58., Lucas Bögl 61., Thomas Bing 64. und Albert Kuchler 73. von noch 73 Herren. Bei den Schweizern war für alle außer Jovian Hediger Schluss im Prolog. Cyril Fähndrich wurde 38., Erwan Käser 48. und Roman Furger 51. Die Distanzläufer Beda Klee, Jonas Baumann, Candide Pralong und Dario Cologna belegten die Positionen 55, 62, 66 und 67. Emil Iversen wurde zwar 28. im Prolog, erklärte dann aber seinen Rückzug aus der Tour: „Ich habe keine Energie mehr!“
=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Zwischenstand nach vier Etappen
=> Ergebnis Sprint KT Herren
=> Zwischenstand nach vier Etappen
=> Überblick weitere Etappen der Tour de Ski
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