Langlauf Weltcup: Tour de Ski 2021 mit acht Etappen in zehn Tagen steht bevor - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Weltcup: Tour de Ski 2021 mit acht Etappen in zehn Tagen steht bevor

Tour de Ski Pokal 2020 © Modica/NordicFocus

Die 15. Tour de Ski stand in diesem Jahr immer wieder in der Kritik, weil die FIS trotz der Corona Pandemie das erste Highlight im diesjährigen Langlauf Weltcup unverändert durchführt. Ab 1.Januar geht es in acht Etappen von Val Müstair über Toblach ins Val di Fiemme.

Vom Val Müstair über Toblach ins Val di Fiemme

Auch in diesem Jahr beginnt die Tour de Ski wieder in Dario Colognas Heimat, dem Münstertal, das im Südosten der Schweiz unmittelbar an der Grenze zum westlichsten Zipfel Südtirols und der Lombardei gelegen ist. Dort werden die ersten drei Etappen der diesjährigen Tour de Ski ausgetragen: Ein Freistilsprint, ein Massenstart im klassischen Stil sowie auf der dritten Etappe ein Skatingrennen mit Handicapstart, so dass sich die Gesamtwertung nach drei Etappen wieder zusammenschiebt. Zum fünfjährigen Jubiläum der Tour de Ski in Val Müstair gibt es nach diesen drei Etappen in Tschierv noch eine spezielle Wertung, die „Val Müstair Trophy“, bei der ein zusätzliches Preisgeld von insgesamt 10.000 Schweizer Franken ausgeschüttet wird: „Ein besonderes Goodie in einem so ungewöhnlichen Jahr“, wie es der Veranstalter nennt. Anschließend geht die Reise am ersten wettkampffreien Tag 200 Kilometer nach Osten mit einer Fahrzeit von etwa 3,5 Stunden, wo in Toblach am 5. und 6. Januar ein Freistil Einzelstart und ein Handicaprennen im klassischen Stil auf dem Programm steht. Der dritte Etappenort am Lago di Tesero im Fleimstal liegt auch wieder 130 Kilometer in südwestlicher Richtung bei einer Fahrzeit von etwa zwei Stunden. Dort nimmt traditionell mit der Schlussetappe auf die Alpe Cermis mit ihren 400 zu bewältigenden Höhenmetern die Tour de Ski ihr Ende. Zuvor stehen nach dem zweiten wettkampffreien Tag aber noch Etappe sechs und sieben auf dem Programm mit einem klassischen Massenstart und einem Klassiksprint am vorletzten Tag der Tour de Ski, der zweiten Chance für die Sprinter. Zuschauer sind während der Tour de Ski wegen der Corona Pandemie leider nicht erlaubt – aber das sind die Athleten von den bisherigen Weltcups schon mehr oder weniger gewohnt.

Corona Situation vor Ort

In dieser Saison ist auch bei der Tour de Ski ein Blick auf die aktuelle Corona Situation in den Etappenorten unvermeidlich. In der Schweiz wurden kurz vor Weihnachten die geltenden Regeln noch einmal verschärft: Restaurants, Freizeiteinrichtungen und Sportstätten sind geschlossen – bis auf die Skigebiete, die immer noch geöffnet sind. Außerdem gilt die dringende Empfehlung, zu Hause zu bleiben und Kontakte zu reduzieren. Im Kanton Graubünden gibt es zur Zeit 612 aktive Fälle bei 119 Neuinfektionen am gestrigen Tag. Auf die Region Val Müstair entfallen zur Zeit 36 aktive Fälle und sechs Neuinfizierte am Dienstag. Seit Beginn des Lockdowns Anfang November sind die Zahlen bis Ende November auf etwa 5000 tägliche Neuinfektionen gesunken und haben sich seitdem auf diesem Niveau stabilisiert. Ähnlich ist die Lage in Italien, wo die Neuinfektionen sich seit Anfang November ebenfalls etwa um die Hälfte reduzierten. Aus Angst vor einer dritten Welle ordnete die italienische Regierung allerdings einen Weihnachtslockdown an, der wie in Deutschland (vorerst) vier Wochen dauern soll. Allerdings wurden großzügige Ausnahmen für alle Feiertage gewährt. In Südtirol wurden bei Massentests im November viele Menschen positiv getestet, im Dezember wurde jedoch deutlich weniger getestet, so dass auch die Zahl der Neuinfektionen nicht mehr so hoch ist und die Lage sich dadurch entspannt zu haben scheint. Dennoch gab es auch vor Weihnachten in Südtirol immer noch 300 tägliche Neuinfektion, nun ist die Zahl wegen weiter gesunkener Testzahlen deutlich niedriger. In der Gemeinde Toblach gibt es offiziell zur Zeit fünf Coronainfizierte und gestern keine Neuinfektionen. Im Trentino, zu dem das Val di Fiemme gehört, wo die Tour de Ski in zehn Tagen Station macht, wird die Infektionslage ähnlich wie beim nördlichen Nachbarn Südtirol sein, allerdings wurden über die Weihnachtstage offenbar keine Zahlen der Gesundheitsämter übermittelt, so dass sich dazu keine genaue Aussage treffen lässt.

Schwedinnen in Favoritenrolle

In Abwesenheit von Norwegerinnen und Norwegern gelten die Schwedinnen als Favoritinnen auf den Tour de Ski Sieg, der zuletzt 2007/08 bei der zweiten Auflage durch die nach ihrer Corona Infektion fehlende Charlotte Kalla gelang. Diesmal gilt es, die Augen auf die jungen Frida Karlsson (21) und Ebba Andersson (23) zu richten, die aber noch keine Erfahrungen mit der Tour de Ski haben, so dass bei ihnen ein Unsicherheitsfaktor bleibt. Frida Karlsson war letztes Jahr um diese Zeit wegen ihrer Essstörungen mit einer Schutzsperre belegt, Ebba Andersson kehrte zur Tour de Ski nach einer Knieverletzung zurück, bestritt aber nur die Hälfte der Etappen. So hat noch keine von ihnen Erfahrungen mit der speziellen Alpe Cermis Etappe, die ihnen als Leichtgewichten aber liegen dürfte. Für ein Podium kommen definitiv die Russinnen oder die Amerikanerinnen in Frage: Natalia Nepryaeva wurde zweimal Zweite hinter Therese Johaug, aber in Siegform ist die Russin im Moment dennoch nicht – „vielleicht müsste sie sich mal wieder verlieben“, meinte Elena Välbe. Ihre Teamkollegin Tatiana Sorina startete bärenstark mit mehreren Podestplätzen beim Ruka Triple in die Saison nach Rückkehr aus ihrer Babypause. Inzwischen ist die 26-Jährige aber nach Platz sechs und zehn in Davos und Rang 21 in Dresden wieder etwas auf dem Boden der Tatsachen angekommen, dass es nicht immer aufs Podium gehen kann. Zurück nach Heirat und Babypause ist auch Yulia Stupak, die bisher nur als Zweite und Siebte in Davos aufzeigte – die Tour 2021 könnte ihr aber entgegenkommen, so dass Gesamtrang fünf bei der Tour de Ski 2019 durchaus im Bereich des Möglichen ist. Bei den US Girls muss man mit der Frau in Gelb, Rosie Brennan, sowie Jessie Diggins zwei Athletinnen auf der Rechnung haben, während man die Form von Sadie Maubet Bjornsen nach dem imaginären Drücken des sportlichen Reset-Knopfes erst abwarten muss. Bei den vier Tour de Skis, die Rosie Brennan beendete, konnte sich die 32-Jährige jedes Mal steigern. Im letzten Winter beendete sie das Etappenrennen als 15., in ihrer aktuellen Form sollten die Top5 aber möglich sein. Die 29-jährige Jessie Diggins ist mit sieben beendeten Tour de Skis schon ein alter Hase und kam in den letzten fünf Jahren immer unter die besten Zehn mit einem Podium 2018 als bestem Resultat. Zumindest im Dezember reichte ihre Form aber noch nicht ganz, um an die Resultate der Vergangenheit anzuknüpfen.

Titelverteidiger Bolshunov absoluter Favorit

Blickt man auf die Tour de Ski Aufgebote der Herren, dann wird klar, dass Alexander Bolshunov sich in diesem Jahr ohne norwegische Konkurrenz nur selbst schlagen kann. Bleibt der Gesamtweltcup Sieger gesund, wird er wohl erneut die Tour de Ski Trophäe mit nach Hause nehmen. Wer sollte ihn auch schlagen? Die norwegische Übermacht trainiert zu Hause aus Angst vor einer Infektion. Bei den Schweden scheint der gerade 20-jährige William Poromaa, Lebensgefährte von Frida Karlsson, der Stärkste im Team zu sein. Wie viele Etappen er aber bestreiten wird, ist angesichts seines Alters und weniger Weltcup Erfahrung unklar. Bei den Finnen verzichtete mit Iivo Niskanen der einzige Top10 Kandidat unmittelbar vor der Abreise auf seinen Platz im Flugzeug. Wenn er an die Form der Vergangenheit anknüpfen kann, könnte Francesco de Fabiani ein Top10 Kandidat sein, wie er selbst hofft. Sonst kommt die Konkurrenz mit Ausnahme vom vierfachen Gesamtsieger Dario Cologna wohl in erster Linie aus Bolshunovs eigenem Lager. Ex-Nationalmannschafts-Kollege Maxim Vylegzhanin sieht Andrey Melnichenko als besten Russen hinter Bolshunov: „Er ist klassisch und im Skaten gut. Wenn er nur einen kleinen Rückstand vor der Alpe Cermis hat, kann er mit Bolshunov konkurrieren, weil „Sasha“ der schwerere Athlet ist.“ Allerdings haben viele seiner Landsleute noch nicht die Form vergangener Jahre, was an der offenbar hohen Anzahl an Corona Infektionen im Team während des Herbstes liegt. Einen großen Schreck erlebte das russische Team zudem am Montag Abend, als ein Kleinbus des Teams auf dem Weg von der Schweiz nach Livigno von der Straße abkam und über eine Böschung in den zugefrorenen See hinabschoss. Alle sechs Personen zwischen 35 und 48 Jahren kamen mit dem Schrecken davon, Athleten waren nicht im Fahrzeug.

Was ist möglich für Deutschland, Österreich und die Schweiz?

Im deutschen Team ist in Abwesenheit von Victoria Carl, die inzwischen nach ihrer Knöchelverletzung und Reha aber wieder auf Ski steht, klar Katharina Hennig die aussichtsreichste Kandidatin auf eine Top10 Platzierung. Die Sächsin hat gute Erinnerungen an die Tour, vor allem an den Massenstart in Val di Fiemme im letzten Jahr, wo sie überraschend das erste mal aufs Podium stürmte. Ein Ergebnis, an das sie gerne anknüpfen würde. Aber auch Nadine Fähndrich hat ähnliche Ziele. Die Schweizerin will an ihre starke Sprintplatzierungen anknüpfen und hofft insgesamt auf einen Top10 Platz. Die 25-Jährige beendete bisher nur einmal eine Tour de Ski und belegte 2018 Rang 19. Noch höher hinaus könnte für Teresa Stadlober gehen, die bei ihren letzten fünf Zielankünften an der Alpe Cermis unter die besten Elf kam: 2018 wurde sie Fünfte, letzten Winter Sechste. Ohne die norwegische Übermacht und mit Klassik-Massenstarts könnte diesmal durchaus ein Podium erreichbar sein. Bei den Herren muss wohl Dario Cologna für die deutschsprachigen Athleten die Kohlen aus dem Feuer holen, für ihn wird es wohl am weitesten nach vorne gehen. Aber auch Florian Notz war vor zwei Jahren als bester Deutscher nahe dran an den besten Zehn mit Position 13, zudem wurde Lucas Bögl letzte Saison 16.

Schönstes Winterwetter bei der Tour de Ski

Wie überall an der Südseite der Alpen herrscht winterliches Wetter und in den Tour de Ski Orten liegt genügend Naturschnee, um die Landschaft in ein winterliches Gewand zu tauchen. Vor allem im Münstertal erwarten die Athleten mit Nachttemperaturen bis zu -17°C. Zum Tour de Ski Beginn steigen die Temperaturen etwas an, liegen aber immer noch unter Null und vor allem setzt ab Freitag erneuter Schneefall ein, was die Wettkämpfe beeinflussen könnte – vor allem die Heats im Freistilsprint der ersten Etappe. Auch in Toblach soll es am Freitag und Samstag Neuschnee geben bei Temperaturen knapp unter Null, aber bis die Athleten am Montag anreisen, blitzt wohl schon wieder die Sonne aus den Wolken hervor. Für die Schlussetappen ist die Wetterprognose noch extrem unsicher, tendenziell ist es im Fleimstal aber etwas wärmer als im Val Müstair und in Toblach, so dass es in den kommenden Tagen eher regnet als schneit. Bei Ankunft im Val di Fiemme ist momentan Sonnenschein und einstellige Minustemperaturen prognostiziert – aber bis dahin kann noch viel passieren.

Tour de Ski komplett live im TV

Um die Tour de Ski live im Fernsehen zu sehen, hat man teilweise sogar die Auswahl, welchen Sender man bevorzugt – zumindest wenn man aus Österreich oder der Schweiz kommt. Komplett live gibt es die Tour de Ski im Free TV bei Eurosport, aber auch SRF2 und ORF Sport+ übertragen mit Ausnahme des letzten Wochenendes alle Wettkämpfe live. Lediglich in Deutschland ist man im Fernsehen quasi auf Eurosport angewiesen, denn ARD und ZDF zeigen teilweise nur kurze Zusammenfassungen, steigen aber manchmal auch leicht verspätet ins Live Geschehen ein. Immer live dabei, egal ob zu Hause oder unterwegs, ist man auf jeden Fall mit dem Eurosport Player.  

Programm Tour de Ski 2021

Die Wettkampftermine der diesjährigen Tour de Ski findet ihr hier:

=> Tour de Ski 2021

 

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