Langlauf Weltcup Val di Fiemme: Nadine Fähndrich feiert Sprintsieg bei Tour de Ski – Gimmler Fünfte

Heidi Weng (NOR), Nadine Faehndrich (SUI), Linn Svahn (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nadine Fähndrich konnte auf den Olympiastrecken von 2026 ihren insgesamt fünften Sprintsieg feiern. Laura Gimmler wurde Fünfte und Johannes Høsflot Klæbo triumphierte bei den Herren, wo er nach dem Ausstieg seines größten Konkurrenten der absolute Topfavorit auf seinen vierten Gesamtsieg ist.

Kleinere Starterfelder bieten Chancen

Bei den Damen war es auf der für die Olympischen Spiele neu angelegten Strecke kein großes Problem, sich bei 42 verbliebenen Starterinnen unter die besten 30 zu schieben – sogar Ebba Andersson als formschwacher Distanzläuferin gelang das als 30. noch. Nur Helen Hoffmann und die Österreicherin Katharina Brudermann mussten als 32. und 41. vorzeitig die Segel streichen. Bei den Herren war die Qualifikation für die Finals nicht ganz so einfach, was Anian Sossau und Friedrich Moch erfahren mussten. Sossau fehlten als 35. 1,5 Sekunden, bei Moch (52.) waren es schon 5,5 Sekunden und auch Beda Klee schied als 45. aus wie auch andere Distanzläufer wie Michal Novak (Rückkehr in den Weltcup zur Tour de Ski nach Blinddarm-OP), Hugo Lapalus, Simen Hegstad Krüger, Jan Thomas Jenssen, Andreas Fjorden Ree, Iver Tildheim Andersen und Andrew Musgrave. Der Schotte übernahm heute das lila Trikot der Bergwertung, nachdem Titelverteidiger Harald Østberg Amundsen, Klæbos einziger Konkurrent um den Tour-Sieg, mit Halskratzen und Kopfweh die Heimreise antrat. Nicht mehr dabei sind unter anderem Rosie Brennan, Helene Fossesholm, Jules Lapierre und Martin Løwstrøm Nyenget sowie aus deutschsprachiger Sicht Albert Kuchler und Florian Notz sowie Cyril Fähndrich, Nadja Kälin, Giuliana Werro und Jonas Baumann.

Fähndrich jubelt früh

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Nach dem bekannten Valena-Anstieg geht es scharf links in eine Abfahrt, die zum schweren Zorzi-Anstieg führt, der auch in Distanzrennen gelaufen wird. Die Strecke ist kürzer, aber auch schwerer geworden, wie alle Athleten sagten. Auch wenn es vorher Stehversuche vor der Abfahrt gab, kommen die Athleten mit hoher Geschwindigkeit in den Zielsprint – wie es auch bei der WM in Trondheim sein wird. Damit ist wie in der Vergangenheit die Position wichtig, in der man in die letzte Abfahrt geht. Davon ließ sich Nadine Fähndrich aber nicht beirren und schoss mutig als Erste bergab, nachdem sie nach dem ersten Anstieg dir vorn laufende Linn Svahn angegriffen hatte. Im Gegensatz zu anderen Athletinnen und Athleten zuvor konnte sich die Luzernerin gegen die Verfolgerinnen behaupten und riss schon auf den letzten Metern die Arme hoch. Dadurch wurde es noch richtig eng, denn Linn Svahn schob das Bein noch weit vor und wurde mit nur 0,04 Sekunden Rückstand Zweite. „Es war toll. Ich bin sehr glücklich. Ich hatte aber auch Glück am Ende. Aber nächstes Mal mache ich das nicht mehr“, lachte sie über ihren Beinahe-Fauxpas. Zum neuen Sprintkurs für die Olympischen Spiele sagte die Schweizerin: „Es ist eine schöne Klassiksprint-Strecke. Vielleicht nicht die beste für mich, aber ich habe an meiner Technik gearbeitet und sehe Fortschritte. Ich bin sehr froh, dass ich nun das Sprinttrikot habe“, freute sie sich. Genauso wie die Siegerin jubelte auch die Dritte Heidi Weng, die es nach langer Zeit wieder auf ein Sprintpodium schaffte und die 42 Sekunden auf Astrid Øyre Slind aufholte. Wie die Schweizer und die Finnen hatte aber auch Norwegen exzellente Ski, während die Italiener im Vergleich mit anderen Nationen sehr langsames Material hatten. Finnlands Jasmin Kähärä freute sich über ihre erste Finalteilnahme, auch wenn es knapp nicht zum Podium reichte. Laura Gimmler wurde Fünfte vor Lotta Udnes Weng, der Siegerin von 2023.

Klæbo schießt an Pellegrino vorbei

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herren dominierte der, von dem es alle erwartet hatten. Der nun absolute Favorit aus den Tour de Ski-Sieg nach dem krankheitsbedingten Ausstieg von Harald Østberg Amundsen, Johannes Høsflot Klaebo, hatte das Geschehen völlig unter Kontrolle und vertraute auf sein exzellentes Material. Der Norweger beobachtete Federico Pellegrino, der ihn im Zorzi-Anstieg angriff, ließ ihn aber mit leichtem Vorsprung in die Abfahrt gehen. Dort kam Klaebo immer näher, ging ganz dicht an Pellegrino vorbei mit leichtem Kontakt beim Umtreten. Damit war dem Norweger sein 90. Weltcupsieg nicht mehr zu nehmen. „Das ist großartig hier, aber es sind sehr schwere Strecken. Diese lange Abfahrt ins Ziel, da kommen die Leute schnell von hinten an. Aber ich bin zufrieden“, sagte er, lobte aber vor allem die Techniker: „Wir hatten verdammt gute Ski, die Techniker haben gute Arbeit gemacht. Der Sieg heute gehört definitiv den Wachsern.“ Für die nächsten zwei Tage stapelt er eher tief: „Ich versuche morgen mit dem Feld mitzulaufen. Einige Distanzläufer werden sicher ein sehr hohes Tempo anschlagen und ich versuche, mein Bestes zu geben, dann werden wir sehen“, so Klaebo, der in der Gesamtwertung nun 1:35 Minuten vor Anger liegt, der nach einem Stockbruch am Start eines chaotischen Viertelfinals ausschied. Erik Valnes, der Achter wurde, liegt mit 2:11 Minuten Rückstand an dritter Stelle der Gesamtwertung. Für Federico Pellegrino, der sich selbst nicht (mehr) als Sprinter sieht sondern als Allrounder, wurde es allerdings bitter im Finale. Auch Even Northug und Marcus Grate holten den großen Rückstand in der Abfahrt noch auf und glitten an dem wehrlosen Italiener vorbei, dessen großes Ziel bei den Olympischen Spielen nicht etwa der Sprint ist, sondern der Klassik-Massenstart über 50 Kilometer – das letzte Rennen seiner erfolgreichen Karriere mit den zweitmeisten Sprintsiegen nach Klaebo. Neben Northug freute sich besonders Marcus Grate über sein erstes Podium. Distanzläufer Håvard Moseby wurde sehr guter Fünfter vor Janik Riebli.

Gimmler nach taktischen Fehlern Fünfte

Laura Gimmler (GER) © Modica/NordicFocus

Laura Gimmler konnte mit dem Finaleinzug sehr zufrieden sein, auch wenn heute ihr erstes Podium gut möglich gewesen wäre. Dazu machte sie aber zu viele taktische Fehler. Schon im Halbfinale war es sehr eng, weil sie hinter Kähärä in der Spur im Zielkorridor war und nicht ausweichen konnte, weil die Spuren links und recht auch belegt waren. Mit etwas Glück kam sie dennoch ins Finale, wo sie wieder nicht mit sich zufrieden war. „Ich denke, mit der Strecke komme ich ganz gut zurecht, aber es war halt eine Riesenchance, die ich gesehen habe und ich habe mich auch gut gefühlt und alles. Ich bin etwas enttäuscht, wie das heute teilweise taktisch gelaufen ist. Daran bin ich auch selber Schuld, ist ja klar. In den letzten beiden Läufen war mein Fehler, dass ich keine eigene Spur hatte beziehungsweise jetzt im Finale hätte ich eine Position besser in die Abfahrt gehen sollen als ich es gemacht habe. Irgendwie tut es jetzt weh, dass ich diese Chance heute versäumt habe. Ich hoffe, dass ich mir bald eine neue erarbeiten kann“, sagte Gimmler und fügte im Hinblick auf die olympische Sprintstrecke hinzu: „Es war das Ziel, dass ich mir die Runde für Olympia hier anschauen kann. Die Runde ist deutlich härter geworden zu den letzten Jahren, was mir allerdings oft auch entgegenkommt, wenn die Sprintrunde einen Ticken härter ist. Ich finde es schade, dass die Zielgerade so schnell vorbei ist, weil Doppelstock auf der Zielgeraden eigentlich meine Stärke ist. Aber ich glaube, hier muss man taktisch ein richtiger Fuchs sein. Ich glaube, ich werde mir die Männerläufe noch einmal ansehen und versuchen, da noch etwas mitzunehmen für nächstes Jahr.“ Nun warten zwei schwere Etappen, die sie aber durchstehen will: „Ich möchte es durchziehen. Ich habe richtig Lust, die Tour de Ski ist sowas Besonderes und ich habe es ja vor zwei Jahren schon mal durchgezogen und war so unglaublich stolz und glücklich oben und das Ganze hat mir auch einen richtigen Formkick gegeben für den Rest der Saison. Auch wenn das nicht meine Stärke ist die nächsten zwei Tage, will ich da nicht so aufs Ergebnis schauen und durchziehen.“

Vier weitere Deutsche im Viertelfinale

Julia Kern (USA), Katherine Sauerbrey (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Drei weitere Damen und Janosch Brugger schafften es ebenfalls in die Heats. Pia Fink und Victoria Carl scheiterten knapp am Halbfinale und wurden 19. und 20., Carl fand das aber nicht so schlimm: „Das tut nicht so sehr weh. Ich spare ein bisschen Energie für morgen, aber ich habe mich zum Prolog her mega verbessert. Ich bin um die zehn Sekunden schneller gelaufen und das zeigt, dass ich die Intensität brauche und das lässt mich positiv auf morgen schauen“, meinte die Thüringerin. Die zweite Thüringerin Katherine Sauerbrey qualifizierte sich zum zweiten Mal für die Heats und hat gute Erinnerungen ans Val di Fiemme: „Ich bin hier gerne. Ich denke, hier hat meine Karriere ein bisschen gestartet mit der JWM damals mit 16. Irgendwie macht es immer viel Spaß hier“, sagte sie und meinte zum heutigen Sprint mit Platz 25: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Rennen. Heute ist ein bisschen die Kraft raus. Es geht dem Ende zu und ich war doch happy, hier weiterzukommen.“ Janosch Brugger konnte in seinem Viertelfinale nicht viel ausrichten, wurde aber wegen der 19. Prologzeit immerhin 27. „Janosch hat nicht die taktisch optimalste Figur abgegeben, aber hat sich qualifiziert, er hat gezeigt, dass er wieder einen Schritt nach vorne gemacht und insgesamt ein weiteres gutes Rennen. Er ist nicht der Sprinter und deswegen auch nicht der große Taktiker“, erklärte Teamchef Peter Schlickenrieder.

Schlickenrieder zufrieden

Peter Schlickenrieder (GER) © Modica/NordicFocus

„Laura hat sehr viel richtig gut gemacht, guten Prolog gelaufen, gutes taktisches Verhalten im Viertelfinale. Im Halbfinale ist sie noch als Schnellste von den Drittplatzierten mit reingerutscht ins Finale. Also vieles richtig gemacht“, sagte Schlickenrieder, der dann ins Schwärmen geriet: „Aber wenn man das Männerfinale sieht und den Klaebo, dann ist es halt der Künstler auf Ski, der genau weiß, wie groß die Lücke am Endes des Berges sein muss, wie viele Stockschübe, mit welcher Geschwindigkeit er laufen muss, um im richtigen Moment aus dem Windschatten rauszugleiten und Speed mitzunehmen. Daran müssen wir noch arbeiten, das ist die Aufgabe für nächstes Jahr, aber ich bin sehr positiv. Laura mit einem fünften Platz ist ihre beste Platzierung in diesem Jahr und wir sind auf Schlagweite. Daher ist alles sehe positiv, was wir hier mitnehmen von den Olympiastrecken. Wir haben noch ein Jahr Zeit und das gilt es jetzt zu trainieren: Diese Länge und Steile der Anstiege kann man wunderbar im Sommer trainieren, auch die Erholung, Anstieg, Abfahrt, Erholung, Kurventreten… Das sind alles Dinge, die man hier mitnimmt. Das werden wir dann auch für die Laufbänder programmieren, um dann hier nochmal ein deutliches Stück stärker anzutreten und vielleicht auch dieses taktische Feingefühl zu haben und nicht als Fünfter neben dem Podium zu stehen sondern auf dem Podium zu stehen.“

Riebli im Finale, Weber im Halbfinale

Janik Riebli (SUI) © Modica/NordicFocus

Neben dem Sieg von Nadine Fähndrich konnten sich die Schweizer immerhin über eine weitere Finalteilnahme von Janik Riebli freuen, der dort aber nicht mehr um die vorderen Plätze mitkämpfen konnte und Sechster wurde. Anja Weber überzeugte erneut und kam diesmal ins Halbfinale, nachdem sie in Toblach Platz fünf erreicht hatte. Heute wurde es ein sehr guter zehnter Platz und im Ziel freute sie sich später sichtlich mit Teamkollegin Fähndrich. Die 21-jährige Marina Kälin lieferte eine erneute persönliche Bestleistung ab und wurde starke 15. Bei den Herren verpasste Valerio Grond das Halbfinale nur um Haaresbreite.

Stadlober und Vermeulen in den Heats

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

In diesem ausgedünnten Starterfeld gelang es auch Distanzläufern wie Teresa Stadlober und Mika Vermeulen, sich unter die besten 30 zu schieben und vor allem Vermeulen überzeugte mit der 17. Zeit in der Qualifikation. In ihren Heats wurden beide Fünfte, was jeweils Rang 23 in der Endabrechnung bedeutete.

Diggins unter Schmerzen

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Jessie Diggins bestreitet die Tour de Ski mit Schmerzen, will aber fortsetzen. Bei der Auswahl der Heats fiel auf, dass die Amerikanerin sich auf den Boden setzte bis sie dran war. Konnte sie von da unten den Monitor bei der tiefstehenden Sonne besser erkennen? Später wurde bekannt, dass der Grund eine Verletzung ist, die sie vor allem im Klassischen behindert. Sie leidet an einer Plantarfasziitis, einer schmerzhaften Entzündung der Sehnenplatte unter dem Fuß. Nach der Wahl ihres Laufes sah man sie beim Weggehen leicht humpeln, unterstützt von einem Stock. Leanne Bentley erklärte in der Mixed-Zone: „Jessie Diggins hat ein Problem mit ihrem Fuß, sie hat eine Plantarfasziitis, die Schmerzen an der Fußsohle verursacht. Das begann schon vor der Tour de Ski und Klassisch macht ihr mehr Probleme. Wie ihr sehen konntet, humpelt sie ein bisschen und sie stützt sich auf einen Stock. Trotzdem will sie die Tour fortsetzen und arbeitet mit dem medizinischen Personal zusammen. Sie ist zuversichtlich, aber wir beobachten die Situation von Tag zu Tag.“

 

=> Ergebnis Sprint Klassisch Damen
=> Zwischenstand nach fünf Etappen

=> Ergebnis Sprint Klassisch Herren
=> Zwischenstand nach fünf Etappen

 

Tour de Ski zum Nachlesen

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=> Alle sieben Etappen der 19. Tour de Ski erstmals komplett in Italien
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=> Tour de Ski in Toblach beginnt mit Sprintsiegen von Diggins und Klæbo – Fähndrich und Riebli Dritte
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=> Auch Klæbo feiert zweiten Etappensieg bei Tour de Ski in Toblach
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=> Slind jubelt über 20 Kilometer in Toblach – Carl wird Vierte
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=> Slind feiert erneuten Sieg auf Verfolgungsetappe der Tour de Ski – Carl wieder Vierte

 

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