Therese Johaug war an der Alpe Cermis einmal mehr das Maß aller Dinge und gewann dadurch recht souverän ihre dritte Tour de Ski. Rang zwei ging an Natalia Nepryaeva, Dritte wurde Ingvild Flugstad Østberg. Teresa Stadlober beendete die Tour de Ski als Sechste, Katharina Hennig wurde Achte.
Johaug nicht zu schlagen
Mit Therese Johaug als wieder einmal bester Alpe Cermis-Läuferin als Zugpferd gingen die Athletinnen zum ersten Mal im Massenstart den Final Climb zur Alpe Cermis an. Mit drei Sekunden führte die Norwegerin vor der Etappe das Klassement an vor ihrer Teamkollegin Astrid Uhrenholdt Jacobsen, Natalia Nepryaeva lag 14 Sekunden zurück, Ingvild Flugstad Østberg 23 Sekunden und Heidi Weng 47 Sekunden. Zunächst konzentrierte sich allerdings Sprinterin Anamarija Lampic auf den Punktesprint nach 2,3 Kilometern, nach dem ihr das Trikot nicht mehr zu nehmen war – anschließend nahm die Slowenin sofort das Tempo heraus und Johaug und Weng spannten sich zu Beginn der Überführungsstrecke zum Schlussanstieg wieder vor das Feld. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits 18 Läuferinnen von den übrigen 23 Athletinnen gelöst. Sofort am Beginn des Anstieg, der diesmal wegen des Massenstarts etwas anders gesteckt war, setzten sich Therese Johaug und Heidi Weng von der Gruppe ab. Keine zwei Minuten später konnte auch Weng das Tempo nicht mehr mitgehen und orientierte sich eher nach hinten, wo Ingvild Flugstad Østberg die Verfolgergruppe anführte. Kurzzeitig konnte die Norwegerin sich absetzen, wurde aber am extrem steilen Eichhörnchensprung von Natalia Nepryaeva und Teresa Stadlober eingeholt. In den Serpentinen nahm das Trio, in dem aber die Österreicherin immer mehr Probleme bekam, Heidi Weng ins Visier und holte sie nach etwas mehr als neun Kilometern kurz nach dem Hirschsprung ein. Inzwischen war aber die Verfolgergruppe komplett auf sich allein gestellt mit jeweils ein paar Meter Abstand zwischen den Athletinnen. Währenddessen näherte sich Therese Johaug mit großem Vorsprung dem Ziel und hatte sogar noch die Kraft, eine norwegische Flagge auf die letzten Meter mitzunehmen. „Ich hatte heute einen so guten Renntag und als ich ins Ziel kam und all die Leute da stehen sah, die uns angefeuert haben, habe ich es einfach genossen. Ich liebe es, die Alpe Cermis hinaufzuklettern. Ich mag keine Abfahrten, aber darum ist dieser Berg wie gemacht für mich. Nun werde ich meine Ruhepause genießen und meinen Sieg“, sagte sie.
Nepryaeva und Østberg auf dem Tour-Podium
Mit dem Ziel in Sicht mobilisierte die eingeholte Heidi Weng doch noch die letzten Kräfte und konterte eine Attacke von Ingvild Flugstad Østberg, so dass sie sich den zweiten Platz im Massenstart vor der Teamkollegin sicherte. Natalia Nepryaeva kam direkt dahinter als Vierte über die Linie, Teresa Stadlober wurde sehr gute Fünfte, nachdem sie auf dem letzten Kilometer den Anschluss verloren hatte. Jessie Diggins und Rosie Brennan belegten die Plätze sechs und sieben vor Ragnhild Haga und Astrid Uhrenholdt Jacobsen. In der Gesamtwertung lag Therese Johaug dank ihrer starken Vorstellung an der Alpe Cermis schließlich 1,11 Minuten vor Natalia Nepryaeva, die Ingvild Flugstad Østberg nach sieben Etappen nur sechs Sekunden hinter sich ließ. Heidi Weng wurde Vierte vor Astrid Jacobsen. Teresa Stadlober konnte sich über Gesamtrang sechs freuen. „Mit dem Ausgang der Tour sowie mit dem heutigen Rennen bin ich mehr als glücklich. Nachdem ich gestern Halsschmerzen verspürte war nicht klar ob ich heute überhaupt starten kann, doch ich wollte unbedingt die Alp de Cermis bezwingen und diese großartige Stimmung erleben. Rückblickend waren die sieben Etappen ein auf und ab mit zwei Stürzen, die mir jeweils einen Top Ten Platz kosteten, der überraschende Einzug ins Viertelfinale beim klassisch Sprint sowie der fünfte Platz von heute, bestätigen meine derzeitige gute Form“, meinte die Österreicherin.
Hennig Tour-Achte nach Platz zehn im Final Climb
Katharina Hennig, nach dem kurzfristigen Ausstieg der erkälteten Ebba Andersson vor dem Etappenstart die Neuntplatzierte der Tour de Ski, hielt sich sowohl auf der Startschleife wie auch der Überführungsstrecke immer auf den vorderen Positionen auf. Danach musste sie ihr eigenes Tempo finden und die eine oder andere Athletin ziehen lassen, darunter auch Teresa Stadlober zu Beginn des Anstiegs. Im gesamten Anstieg lag die Erzgebirglerin zwischen Platz zehn und acht, im Endspurt musste sie allerdings noch Haga und Jacobsen passieren lassen, so dass sie als Zehnte die Linie überquerte. „Ich bin fix und fertig, es war ein sauhartes Rennen“, meinte die 23-Jährige. „Hat sich anders gestaltet als das Verfolgungsrennen, weil wir alle zusammen in den Berg rein sind und dann bekommt man ja ein gewisses Tempo aufgezwungen, auch wenn man sich die ganze Zeit sagt: ‚Geh dein eigenes Tempo!‘. Aber du willst halt den Anschluss nicht verlieren, weil die Lücke wieder zuzulaufen kostet viel, viel mehr Kraft. Deswegen war es sauhart, aber ich bin echt stolz auf mich, dass ich hier als Zehnte hochgekommen bin, weil das ja nicht unbedingt meine Schokoladendisziplin ist.“ Im Ziel belohnte sie sich für Gesamtrang acht mit einem Glas Sekt: „Der Sekt wird in die Beine gehen, aber das ist jetzt egal.“
Fräbel verpasst Top30
„Genauso wie über einen Top10 oder Top8-Platz von Katharina Hennig würde ich mich bei Antonia Fräbel freuen, wenn sie die Top30 noch schafft“, meinte Peter Schlickenrieder zu Beginn des Rennen. Ein Ziel, das allerdings in weiter Ferne lag: Gestartet mit 1:14 Minuten Rückstand auf Platz 30, verlor sie im heutigen Massenstart schon auf der aus den letzten Tagen bekannten 2,5 Kilometer-Startrunde den Anschluss an das erste Hauptfeld, so dass eine Verbesserung ihres Ergebnisses immer schwieriger wurde. Beim Einstieg in den Final Climb lag sie bereits 1:45 Minuten hinter der Spitze, das Ziel erreichte sie als 38. mit 6:24 Minuten Rückstand auf Johaug. Im Endklassement bedeutete das mit 16:18 Minuten Rückstand Platz 36, zweieinhalb Minuten hinter Platz 30. Bei der Tour de Ski gibt es seit diesem Jahr allerdings für alle Finisher Weltcuppunkte. Antonia Fräbels Saisonziel ist allerdings die Junioren-Weltmeisterschaft in Oberwiesenthal Ende Februar. Deutlich besser verlief das Rennen für Sprinterin Laurien van der Graaff, die sowohl im Tagesklassement als 28. in die Punkte lief als auch in der Gesamtwertung als 25. klar die Top30 knackte. „So schlimm war es gar nicht!“, meinte sie nach ihrem ersten Final Climb.
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