Frida Karlsson entschied auch die vierte Etappe, die Verfolgung über 20 Kilometer im freien Stil, für sich. Krista Pärmäkoski wurde Zweite und Tiril Udnes Weng Dritte. Teresa Stadlober ersprintete sich Rang sechs aus einer großen Gruppe, Katharina Hennig wurde Neunte. In der Tour de Ski, dem ersten Highlight im Langlauf Weltcup, scheint Frida Karlsson nun uneinholbar zu sein.
Spitzenquartett wird zum Duo
In der Gesamtwertung führte Frida Karlsson mit 20 Sekunden Vorsprung auf Pärmäkoski und Anne Kjersti Kalvå, heute ging sie aber „nur“ mit 16 beziehungsweise 18 Sekunden Vorsprung nach dem gestrigen Einzelstart in das Verfolgungsrennen und 20 Sekunden vor Tiril Udnes Weng. Die drei Verfolgerinnen hielten den Abstand mehr oder weniger konstant, während das Verfolger-Trio Niskanen/Hennig/Stadlober in der ersten Runde viel Zeit verlor und andere Athletinnen von hinten aufschlossen, so dass sich eine achtköpfige Gruppe bildete. In der zweiten Runde holte das Trio Sekunde um Sekunde auf, so dass Karlsson kurz nach dem Stadion aufgab und die Verfolger die letzten Meter herankommen ließ. Weiter machte meistens Krista Pärmäkoski das Tempo, dem Kalvå in Runde vier nicht mehr folgen konnte – scheinbar war sie mit schlechterem Material ausgestattet als die anderen drei. Kurz darauf im Burgstall konnte auch Tiril Udnes Weng nicht mehr mitgehen, so dass nur noch die bärenstarke Finnin und Frida Karlsson um den Sieg kämpften. Am Berg übernahm Karlsson die Tempoarbeit, im Flachen die Finnin und beide gemeinsam machten Druck, um den Norwegerinnen keine Chance zu geben, durch Bummelei wieder heranzukommen.
Entscheidung fällt im Burgstall
Auf der letzten Runde sorgte Frida Karlsson am Burgstall für die Vorentscheidung. Sie erhöhte in der Anfahrt das Tempo und setzte sich bergauf mit höherer Frequenz ab. An der Kuppe betrug der Abstand elf Sekunden. Beide gaben wegen der Gesamtwertung Vollgas bis zum letzten Meter, im Ziel trennten beide 14 Sekunden. „Es war ein gutes Rennen für mich. Am Anfang war ich etwas müde, dann kamen die anderen heran und am Ende habe ich mich sehr gut gefühlt. Die 20 Kilometer passen gut zu mir. Ich nehme weiterhin jede Etappe Schritt für Schritt und gebe mein Bestes“, sagte die glückliche Siegerin und fügte hinzu: „Das fühlt sich sehr gut an im gelben Trikot!“ Hätte aber auch schief gehen können, denn Karlsson verlor komplett die Orientierung. Mehrfach rief sie Betreuern an der Strecke zu: „In welcher Runde bin ich gerade?“ Schließlich bekam sie doch noch eine Antwort von Anders Byström: „Es sind noch zwei Runden!“ So konnte die Schwedin doch noch zur rechten Zeit ihren Angriff planen. Als Karlsson und Pärmäkoski auf die Zielgerade gingen, durchquerten auch gerade die beiden Norwegerinnen auf dem Weg zum Egli-Hügel das Stadion, nachdem Kalvå zu Beginn der letzten Runde an Weng herangelaufen war. Beide verloren im Burgstall ihren Rhythmus, als Weng ihrer Kollegin auf die Ski trat. Danach blieben beide bis zum Schluss zusammen und Weng setzte sich im Zielsprint durch.
Diggins startet Aufholjagd: Achte hinter Stadlober
Eines war klar: Nach schlechten Ski auf den letzten Etappen hatten sich die Finninnen heute einiges vorgenommen: Vollgas! Pärmäkoski bestimmte einen Großteil des Rennens vorne das Geschehen, Kerttu Niskanen in der Gruppe dahinter, teilweise unterstützt von Katharina Hennig, während alle anderen nur mitliefen. Noch besser unterwegs war allerdings Jessie Diggins, die in den letzten Tagen teilweise selbst nicht wusste, warum sie keine Leistung bringen kann, teilweise aber auch schlechte Ski hatte. Heute ging sie von Startposition 40 ins Rennen und gab Vollgas: Wie alle Teamkolleginnen, die auch tolle Tageszeiten liefen, hatte sie diesmal exzellente Ski und schon in Runde drei hatte sie die dritte Gruppe um Nadine Fähndrich erreicht, zu Beginn von Runde fünf die Gruppe von Niskanen und Hennig. Dort übernahm sie noch im letzten Burgstall die Führungsarbeit, musste sich dann aber trotz der klar schnellsten Laufzeit im Zielsprint drei Konkurrentinnen geschlagen geben: Patricija Eiduka sicherte sich als Fünfte ihr bestes Weltcupresultat gefolgt von Teresa Stadlober, die plötzlich Sprintqualitäten auspackt und unter anderem Diggins hinter sich lässt. Sprinterin Eva Urevc überraschte als Siebte. Oberstdorf scheint für die Salzburgerin ein gutes Pflaster zu sein: „Das war heute natürlich ein super Rennen und ich hatte wieder richtig gutes Material. Oberstdorf liegt und gefällt mir grundsätzlich immer sehr, obwohl das schon ein richtig harter 20 km Wettkampf war“, sagte Stadlober. „Ich habe einfach das gesamte Rennen versucht, an der Gruppe dranzubleiben. Ich wusste, dass die letzten beiden Anstiege entscheidend sein werden, und habe mir bereits vor der Abfahrt ins Stadion eine gute Position gesichert. Beim letzten Anstieg konnte ich mich dann gemeinsam mit Patricija Eiduka an die Spitze unserer Gruppe setzen und dass es dann am Ende der sechste Platz geworden ist, ist natürlich richtig cool.“ ÖSV-Teamkollegin Lisa Unterweger kam als 50. ins Ziel.
Hennig Neunte nach starkem Rennen
Katharina Hennig machte in ihrer schwächeren Technik ein sehr gutes Rennen und gehörte mit Kerttu Niskanen, die später als Letzte der Gruppe 15. wurde, über weite Strecken des Rennens zu den Aktivposten in der Gruppe, die dennoch eine Minute auf die Spitze einbüßte. Im Endspurt sicherte sie sich einen beachtlichen neunten Platz, mit dem sie sehr zufrieden war. „Es war definitiv ein spannendes Rennen, wo man viel Aufmerksamkeit gebraucht hat, dass man gut durchkommt. Ich bin sehr zufrieden, dass ich mich so gut drüber gerettet habe. Freistil Verfolger ist doch ein bisschen eine Wackeldisziplin für mich, aber ich habe mich gut gefühlt und freue mich, dass am Ende eine Top10 Position rausgekommen ist“, freute sich die Sächsin und erzählt weiter: „Mein Ziel war es, mit den Mädels loszulaufen und zu gucken, ob es mir vom Tempo her passt oder ob ich vielleicht schon reißen lassen muss. Ich habe mich dann gefreut, dass das gut gepasst hat. Wir waren uns nicht so einig, wer Tempo machen sollte, so dass ich gezwungenermaßen viel vorne war, aber man muss auch manchmal investieren und ich bin zufrieden.“ Für sie geht es nun weiter an einen ihrer Lieblingsorte, wo sie ihre ersten Podestplätze im Weltcup holte: „Ich bin froh, dass ich überhaupt so lange dabei bin, das war ja am Anfang nicht so klar, aber wenn man mir gesagt hätte, dass ich als Siebte in der Gesamtwertung aus Oberstdorf abreise, hätte ich es nicht gedacht. Ich freue mich jetzt auf Val di Fiemme, ich liebe den Ort, das ist eine meiner Lieblingsstrecken und freue mich besonders auf den Klassik Massenstart.“
Zwei Deutsche und Schweizerinnen in nächster Gruppe
Nadine Fähndrich lief mit Jessie Diggins in Runde vier an die Gruppe vor ihr heran, musste aber bald für das hohe Tempo bezahlen und verlor wieder den Anschluss. Sie hielt sich weiter wacker, auch wenn sie fast noch von der nächsten Gruppe eingeholt wurde. Dennoch wiederholte sie ihren 16. Platz vom Vortag. Wenige Sekunden nach ihr erreichte die Gruppe mit Laura Gimmler, Anja Weber und Pia Fink als 22., 22. und 24. das Ziel. „Wir haben uns heute ein Dessert verdient“, lachte Laura Gimmler zufrieden und Pia Fink erklärte die deutsche Taktik: „Wir können auf jeden Fall zufrieden sein. Das Ziel war, ein paar Plätze gutzumachen und das haben wir gemacht. Wir hatten eine schöne große Gruppe, wo wir uns gut abgewechselt haben und man am Anfang etwas Kraft sparen konnte für die letzten Runden. Sechsmal hier rum ist dann doch sehr lang.“ Beide hatten als Oberstdorferinnen ebenfalls viel Unterstützung vor Ort. „Man hat seinen Namen überall gehört und ich habe sogar manchmal den Blick schweifen lassen. Meine Eltern stehen auf der Tribüne“, sagte Laura Gimmler. „Von meinem Sportverein ist ein ganzer Bus hier, das wusste ich schon eine Weile, darum war ich heute auch nervöser wie sonst. Die hatten ein Banner und ich wusste genau, wo sie stehen, die habe ich beim Einlaufen schon gesehen. Das war richtig cool, die habe ich schon genau gehört“, meinte Pia Fink. Für Gimmler geht es nun erstmals ins Val di Fiemme: „Das wird das erste Mal Val di Fiemme für mich, darauf freue ich mich schon, auch im Hinblick auf Olympia mal die Strecken zu sehen, auch wenn es noch lange hin ist.“ Die dritte Schweizerin Nadja Kälin wurde 49.
Teamchef zufrieden – aber Carl verletzt
Auch Peter Schlickenrieder war zufrieden mit seinen Athletinnen: „Tolles Teamergebnis wieder und vor allen Dingen alle drei gut gekämpft auf einer schweren Strecke. Da kann man sehr zufrieden sein, noch dazu wenn man weiß, dass die Katha einen längeren Krankheitsausfall zu Weihnachten hatte.“ Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen, denn Victoria Carl erreichte zwar noch als 38. das Ziel, verletzte sich aber am linken Knie. Humpelnd wurde sie von Betreuern aus dem Zielbereich geführt. Schlickenrieder sagte dazu: „Es schaut danach aus, als ob auch für die Vici die Tour beendet ist. Nachdem sie für die Weltmeisterschaften bereits qualifiziert ist, gilt der Fokus den Weltmeisterschaften, gut zu trainieren und die Weltcups vor der WM dazu zu nutzen, sich in Form zu bringen. Wir haben auf der Strecke von einem Betreuer gehört, dass ihr jemand über den Ski gefahren ist, den Ski dadurch kurz fixiert hat und dabei hat es ihr das Knie verdreht bei dem daraus folgenden Sturz. Das hat dazu geführt, dass mit einer müden Muskulatur, mit Krämpfen auch, sie dann nur noch Doppelstockschieben konnte. Jetzt muss man ein MRT Bild machen, ob etwas kaputt gegangen ist.“ Schlickenrieder bleibt aber zuversichtlich: „Wenn ich Vici ins Gesicht blicke, denke ich, dass es nichts Schlimmeres ist. Man muss jetzt schonen und aufpassen die nächsten zwei Wochen, aber dann sollte sie eigentlich wieder voll einsatzfähig sein. Aber man muss abwarten….“ Lisa Lohmann überquerte als 40. die Linie – bei ihr ist im Hinblick auf die U23-WM noch nicht entschieden, ob sie noch nach Val di Fiemme weiterreist. Sofie Krehl und Katherine Sauerbrey fühlten sich nicht mehr ganz wohl, so dass nach dem Einzelstart beziehungsweise am Morgen entschieden wurde, nicht mehr zu starten.
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