Katharina Hennig zeigte in Val di Fiemme, ihrem Lieblingsort im Langlauf Weltcup, den besten Sprint ihres Lebens und verpasste das erste Podium nur ganz knapp. Den Sieg holte sich erstmals Lotta Udnes Weng gefolgt von ihrer Zwillingsschwester und Mathilde Myhrvold. Bei den Herren setzte Johannes Høsflot Klæbo seinen Siegeszug fort und gewann vor Calle Halfvarsson und Simone Mocellini.
Lotta Weng gewinnt, Hennig wird Vierte
Obwohl die Umgebung auch im Val di Fiemme inzwischen nicht mehr winterlich aussieht, lassen zumindest die leichten Minustemperaturen Winter-Feeling aufkommen. Mit im Finale der Damen dabei waren vier Athletinnen der ersten Sechs der Gesamtwertung, inklusive Katharina Hennig, die in allen Heats sehr offensiv agierte. Meistens gelang es ihr, die Führungsposition vor der entscheidenden Abfahrt ins Ziel wieder loszuwerden und den Windschatten zu nutzen – im Finale klappte das leider nicht. Alle Damen bremsten an der Haarnadel vor der Abfahrt und die Sächsin war gezwungen, als Erste Richtung Ziel zu fahren gefolgt von Tiril und Lotta Weng, Mathilde Myhrvold, Krista Pärmäkoski und Tereza Beranova. Lotta Weng schoss vorbei, Tiril auch und im Doppelstockschub zog sie noch gegen die dritte Norwegerin den Kürzeren, wurde aber sehr gute Vierte. Lotta Udnes Weng lief jubelnd zu ihrem ersten Weltcupsieg über die Ziellinie gefolgt von ihrer Schwester und Myhrvold. Damit gab es in den letzten acht Klassiksprints jeweils eine andere Siegerin. „Es war ein toller Tag. Als ich gesehen habe auf der Anzeigetafel, dass Tiril und Mathilde hinter mir sind, konnte ich es gar nicht glauben. Die Techniker haben einen super Job gemacht, das hat es uns leicht gemacht. Wir wollten, dass andere für uns die Arbeit machen und wir hinten chillen können“, so die glückliche Siegerin. Krista Pärmäkoski, die zuvor in allen Läufen unglaublich dominant alles von vorne gelaufen war, fehlten im Finale die Kräfte und sie ging von Anfang an sehr defensiv in den finalen Lauf. Die Finnin wurde Fünfte vor der jungen Tschechin.
Klæbo nicht zu schlagen
Erstmals liefen die Herren den selben Kurs wie die Damen, so dass ihnen ein Anstieg und 300 Meter Distanz im Vergleich zur Vergangenheit fehlen und die Abfahrt ins Ziel kürzer als früher ausfällt. Ins Finale der Herren ging Johannes Høsflot Klæbo als klarer Favorit und nur er und Calle Halfvarsson schafften es aus den ersten Zehn der Gesamtwertung ins Finale, so dass der Norweger mit seinem fünften Sieg im fünften Rennen wichtige Sekunden in der bis dahin engen Gesamtwertung der Herren gutmachte. Dennoch waren mit Halfvarsson, Chanavat und Mocellini aber gute Athleten mit dabei, die im Prolog unter den ersten Sieben gelegen hatten. Anders als sonst lief Klæbo alles von vorne mit Halfvarsson direkt hinter oder neben sich, hielt das Tempo aber vorerst gering. Nach einer Attacke im Flachen noch vor der letzten Haarnadel löste er sich leicht von den anderen, dennoch wurde es auf der Abfahrt ins Stadion durch den Windschatten noch ungewöhnlich eng für den Norweger. Er zog mit fünf Siegen nach fünf Tour-Etappen mit Sergej Ustiugov gleich, dem das Kunststück 2017 gelang. Das Finale fand Klæbo gar nicht so schwer: „Das Halbfinale war schwerer, Ben [Ogden] hat ein sehr hohes Tempo angeschlagen, so dass es ein hartes Rennen wurde. Im Finale haben wir ein langsameres Tempo bis nach dem Anstieg angeschlagen und dann habe ich nur versucht, vor dem Flachstück in einer guten Position zu sein. Ich hatte gute Ski, aber Calle war heute sehr stark. Das war recht knapp, aber ich bin sehr zufrieden mit dem Rennen heute. Ich liebe den Kurs, er macht sehr viel Spaß. Dieses war das erste Mal ohne den letzten Anstieg, so habe ich eine andere Taktik versucht, die gut aufgegangen ist. Es ist einfach ein schöner Ort hier mit der Strecke und all den Zuschauern.“ Calle Halfvarsson jubelte über seinen zweiten Rang, noch lauter aber Simone Mocellini, der wie in Beitostølen wieder aufs Podium sprang. Für den 24-Jährige ist dieses Rennen ein Heimspiel, er lebt ein Tal südlich in Grims im Trentino, 60 Kilometer entfernt. Lucas Chanavat wurde Vierter vor Johan Häggström. Antoine Cyr jubelte über den Finaleinzug, der das beste Weltcupergebnis für den Kanadier bedeutete.
Hennig überglücklich
Nach dem coronabedingten Ausstieg von Anne Kjersti Kalvå, die dadurch letztes Jahr die Olympischen Spiele verpasste und diesmal ein mögliches Tour-Podium, ging Katharina Hennig als Gesamt-Sechste in die drei Schlussetappen. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Prolog, das war einer der besten, die ich je gelaufen bin. Das gibt Motivation für die Heats. Ich werde versuchen, den anderen zu folgen und dann am Ende alles geben“, lautete ihr Plan nach dem Prolog, den sie als starke Dritte beendet hatte. Auch mit dem Finalergebnis war sie natürlich sehr zufrieden: „Ich bin super glücklich unf zufrieden mit dem heutigen Tag – aber auch etwas überrascht, dass ich jetzt Vierte geworden bin im Sprint, nehme das aber gerne mit. Vor allem freue ich mich, dass ich dadurch jetzt wenig Zeit eingebüßt habe und mich noch mal verbessern konnte um eine Platzierung in der Tour Gesamtwertung“, die aber durch Kalvås Nicht-Start schon vor dieser Etappe Sechste war. Weiter sagte sie: „Aber vor allem freue ich mich, dass ich den guten Prolog auch umsetzen konnte, weil ich wirklich sonst sehr unzufrieden gewesen wäre, mit so einem Prolog dann im Viertelfinale auszuscheiden. Deswegen habe ich mich mega gefreut, dass es dann mit dem Halbfinale geklappt hat und als es dann noch mit dem Finale geklappt hat, war ich einfach nur super glücklich. Dass ich am Ende sogar ums Podium mitfighten konnte, ist ein bisschen verrückt, aber die Freude ist natürlich groß. Jetzt heißt es, regenerieren und morgen schauen, was noch drin ist.“ Auch der Teamchef war überaus zufrieden mit ihrer Leistung: „Katharina Hennig ist ins Finale eingezogen und hat einen vierten Platz geholt. Das ist nicht nur Bestleistung für sie im Sprint, sondern für uns alle eine sehr erfreuliche Überraschung. Ich hoffe, sie ist jetzt nicht zu müde morgen in ihrem klassischen Lieblingsrennen, denn diese vier harten Läufe im Sprint muss man auch erstmal verkraften“, so Peter Schlickenrieder und fügte im ZDF hinzu: „Heute wäre ein Sieg drin gewesen, habe ich Katha gesagt, vor allem wenn man sieht, wie sie auf der Zielgeraden gegenhalten kann. Im klassischen Anstieg ist sie derzeit die Weltbeste und im Schieben haben wir auch noch mal einen Schritt nach vorne gemacht. Dass sie bei ihrem ersten Finale noch nicht die beste Taktikerin ist, ist klar.“
Corona-Angst geht um
Nach mehreren Positiv-Tests geht in manchen Teams am letzten Wettkampfort der Tour de Ski die Corona Angst um. Anne Kjersti Kalvå wurde am Ruhetag positiv getestet, die Weng-Zwillinge sind enge Kontaktpersonen. Aber auch Tour-Favoritin Frida Karlsson, die vor der heutigen Etappe mit etwa 90 Sekunden Vorsprung führte, aber wegen des Klimmzug-Unfalls 2020 und der Zeitstrafe 2021 noch kleine Tour beenden konnte, hat Angst. Sie hat Kalvå in Oberstdorf im Ziel umarmt, wo sie durch Fotos drauf hingewiesen wurde. Auch Simen Hegstad Krüger wird sich genau beobachten und häufiger testen, denn er war vor drei Tagen noch Zimmerkollege des ausgestiegenen Martin Løwstrøm Nyenget, der nun in Norwegen positiv getestet wurde. Karlsson büßte heute mit ihrem Viertelfinal-Aus einige Sekunden ihrer Führung ein und liegt nun noch 41 Sekunden vor Weng, bei den Herren schied auch Golberg knapp im Viertelfinale aus wie auch Pellegrino in seiner schwächeren Technik und Distanzläufer Krüger. Für andere, die in der Gesamtwertung vorne dabei sind, war schon im Prolog Schluss.
Gimmler und Krehl im Viertelfinale raus
Mit Laura Gimmler und Pia Fink schafften es zwei weitere DSV-Damen unter die besten 30, Laura Gimmler lief sogar überraschend Bestzeit im Prolog! Die Oberstdorferin hatte sich sehr auf diese Rennen gefreut und wollte im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 dieses Jahr gerne die Strecken am Lago di Tesero kennenlernen. Das hat sie heute erfolgreich erledigt, auch wenn sie im Viertelfinale einen kleinen Fehler machte und in der Abfahrt ins Wackeln kam, so dass sie vermutlich deswegen nicht ins Halbfinale vorrücken konnte. „Das war ein sehr verrückter Tag. Dass ich einen Prolog gewinne, hatte ich überhaupt nicht erwartet. Das war das erste Mal in meiner Karriere im Weltcup. Ich war gestern sehr kaputt muskulär und habe einfach nur gehofft, dass es allen so geht – war dann scheinbar auch so“, meinte sie und sagte zum Rennverlauf: „Der Prolog lief perfekt und hat mir auch richtig viel Motivation und Selbstvertrauen gegeben für den restlichen Tag, auch wenn ich versucht habe, da nicht zu sehr drüber nachzudenken, weil man ja auch immer irgendwo in der Ruhe bleiben muss. Ich hatte einen guten Plan fürs Viertelfinale, habe den auch soweit ganz gut umgesetzt, aber leider bin ich in der vorletzten Abfahrt weggerutscht und habe dadurch meine Position direkt hinter der Niskanen verloren. Ich bin dann mit etwas zu viel Lücke auf sie in die Zielabfahrt gegangen und habe dadurch keinen richtigen Windschatten gehabt. Dadurch hatte Maja Dahlqvist meinen Windschatten und dadurch ging es sich ganz knapp nicht aus und dann habe ich das Fotofinish fürs Halbfinale verloren. Was ich mitnehmen möchte ist einfach, dass ich richtig gut drauf bin und es kann und mit ein bisschen mehr Glück wäre ich heute auch weiter gekommen und ich habe Bock auf den Rest dieses Winters und denke, da kommt noch ein bisschen was.“ Auch Pia Fink musste im Halbfinale die Segel streichen. Dennoch war der Teamchef nicht unzufrieden: „Wir können sehr zufrieden sein mit drei qualifizierten Mädels. Fast alle ins Finale gebracht mit einer Bestzeit von Laura Gimmler, das lässt sich gut in den Büchern vermelden, denn die Olympia Sprintstrecke wird ja ähnlich wie diese hier sein. Von daher ist es gut, wenn man hier schon mal so ein positives Erlebnis hat“, meinte Schlickenrieder, der auch meint, dass bei Gimmler mehr möglich war: „Laura Gimmler hat dieser kleine taktische Fehler und Wackler in der Abfahrt vielleicht ein Halbfinal beziehungsweise Finale vermasselt. Diese Scharte wird sie morgen auswetzen und richtig angreifen.“ Gimmler war als Dritte ihres Laufes knapp ausgeschieden, was Rang 13 bedeutete, Pia Fink wurde 27.
Siegesserie von Fähndrich gerissen
Nach drei Siegen in Serie konnte es für Nadine Fähndrich kaum besser laufen in den letzten Wochen. In Val di Fiemme war es heute aber nicht ihr Tag. Schon im Prolog lief sie diesmal nur die 14. Zeit und später war dann im Halbfinale als Sechste Schluss, wo sie sich nie so aktiv von vorne laufend zeigte wie sonst. Im Endklassement belegte sie Rang elf. Bei den Herren gelang nur ihrem Bruder Cyril der Sprung unter die besten 30, wo er nach dem Viertelfinale 23. wurde. Die Österreicherin Lisa Unterweger wurde 30.
Aus in der Qualifikation
Das Starterfeld ist nach dem Ruhetag auch aus deutschsprachiger Sicht stark dezimiert. Dennoch gelang es den Distanzspezialisten nicht, sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Die junge Lisa Lohmann, für die es im Weltcup noch ums Lernen geht, schied als 32. knapp aus, die Österreicherin Teresa Stadlober landete direkt hinter ihr auf Platz 33. Bei den Herren kamen die letzten verbliebenen DSV-Starter Friedrich Moch und Jonas Dobler als 50. und 64. mit 15 und 21 Sekunden Rückstand ins Ziel. Vor allem für Moch ist das in der Gesamtwertung hart, wo er bisher Rang elf mit genau einer Minute Rückstand belegte: Auf Klæbo büßt er heute 1:15 Minuten ein. „Bei den Herren waren wir nicht ganz so enttäuscht, weil erwartbar. Es ist eine schnelle Sprintstrecke mit viel Doppelstockschieben und weder Friedrich Moch noch Jonas Dobler sind jetzt die Sprintspezialisten, die hier auftrumpfen können und so war es leider auch. Morgen ist sicher wieder deutlich mehr das Rennen für Jonas Dobler und Friedrich Moch, auch die Damen werden sich sicher gut in Szene setzen“, meinte Schlickenrieder. Die Schweizer Beda Klee, Roman Furger und Candide Pralong wurden 44., 58. und 60.
Poromaa disqualifiziert und Zeitstrafe
William Poromaa liegt nach der heutigen Etappe aussichtslos zurück: Er erhielt zwei gelbe Karten für eine Behinderung an Jules Chappaz, der das Rennen nicht beenden konnte, sowie für einen schweren Technikverstoß. Das bedeutete die Disqualifikation für den heutigen Tag und drei Minuten Zeitstrafe in der Gesamtwertung, wenn er die Tour weiter fortsetzt – wie Frida Karlsson vor einem Jahr. „Er hat mir die Ski kaputt gemacht, ich will nur, dass er bestraft und disqualifiziert wird“ , kommentierte ein wütender Jules Chappaz im Zielbereich. „Ich war direkt neben ihm, es war kein Platz für ihn, die Spur zu wechseln. Er brachte mich zu Fall und ich fiel zuerst auf den Kopf, dann auf das Knie. Außerdem zerbrach er meine Ski.“ Der Schwede sagte später: „Ich bin ihm auf die Ski getreten und wusste sofort, das das zu viel war.“ Poromaa wollte sich bei dem Franzosen entschuldigen, der lehnte das aber ab und wollte nicht mit ihm sprechen. Poromaa verschwand wortlos in einem Auto. Den Prolog hatte er als 18. beendet, obwohl er wegen eines Stockbruchs wichtige Sekunden verlor.
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