Nordische Kombination Lahti: Herola/ Hirvonen mit Heimsieg im Teamsprint

Espen Bjoernstad (NOR), Joergen Graabak (NOR), Ilkka Herola (FIN), Eero Hirvonen (FIN), Wilhelm Denifl (AUT), Mario Seidl (AUT), (l-r) - © Modica/NordicFocus

Ilkka Herola und Eero Hirvonen haben den Teamsprint im finnischen Lahti gewonnen. In einem turbulenten Rennen wurden Graabak/Bjoernstad Zweiter. Seidl/Denifl kamen nach einem Zusammenstoß der Gegner auf den dritten Platz.

Österreich und Japan auf der Schanze stark

Akito Watabe (JPN) © Sandra Volk

Das österreichische Duo Willi Denifl/ Mario Seidl ging als Sprungsieger aus der ersten Wettkampfhälfte hervor. Denifl sprang in der ersten Startgruppe. Ihm gelangen 126 Meter, was für den vorläufigen dritten Platz reichte. Den weitesten Sprung der ersten Gruppe hatte genau vor ihm Akito Watabe gestanden, der Japaner sprang noch einen Meter weiter als Denifl. Auch Watabes Landsmann Go Yamamoto unterstrich die tolle Sprungform der Japaner auf dieser Schanze, er landete bei 125,5 Metern und brachte Japan damit auf den zweiten Zwischenrang. Watabes Bruder Yoshito hatte am Vortag bereits den PCR gewonnen, 0,1 Punkte vor seinem älteren Bruder Akito.

Seidl nach Krankheit zurück

Mario Seidl (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Auch in der zweiten Gruppe waren diese drei Teams tonangebend. Polens Szczepan Kupczak legte 121,5 Meter vor. Da sein Landsmann Adam Cieslar in der ersten Gruppe aber nur 14. wurde, beendeten die beiden den Sprungdurchgang dennoch nur auf dem siebten Platz. Aus Sicht der Spitzenteams musste Yoshito Watabe vorlegen. Er kam auf 122,5 Meter, sein kürzester Sprung bislang an diesem Wochenende. Dennoch reichte es für die vorläufige Führung für Team Japan I, vor ihren Landsleuten Yamamoto/ Hideaki Nagai. Dann jedoch kam Mario Seidl. Der Österreicher, der die letzten beiden Weltcupwochenenden krankheitsbedingt auslassen musste, zeigte einmal mehr, dass ihm Großschanzen liegen. 127 Meter zauberte er auf die Schanze. Dies bedeutete die Führung für Österreich I, 19 Sekunden vor Japan I und 27 Sekunden vor Japan II. Auf dem vierten Zwischenrang lagen Joergen Graabak und Espen Bjoernstad vom Team Norwegen I, 1:04 Minuten zurück, gefolgt von ihren Landsleuten Magnus Krog und Espen Andersen (+ 1:23 Minuten).

Deutsche Youngster landen im Mittelfeld, Gastgeber aussichtsreich

Martin Hahn (GER) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team trat mit Junioren-Weltmeister Julian Schmid (114 Meter) und Maximilian Pfordte (108 Meter) (Deutschland I) sowie Wendelin Thannheimer (104 Meter) und Martin Hahn (104,5 Meter) (Deutschland II) an. Ihr Rückstand auf die Spitze betrug am Start 2:03 Minuten für Deutschland I und 2:50 Minuten für Deutschland II. Aus Sicht der Gastgeber in aussichtsreicher Position landete das finnische Duo Eero Hirvonen/ Ilkka Herola. Beide hatten sich im bisherigen Saisonverlauf auf der Schanze schwergetan. Im heutigen Wettkampf landete Hirvonen bei 115,5 Metern und Herola bei 117,5 Metern. „Ich denke, das war für uns beide nicht der beste Tag auf der Schanze. Ich war nach meinem Sprung ziemlich sauer“, bilanzierte Hirvonen. Herola dagegen sah eine Aufwärtstendenz: „Im Vergleich zu gestern war ich heute immerhin auf meinem derzeitigen Level. Ich war ziemlich froh, uns beide im Rennen für einen Kampf ums Podium zu halten“, war Herola erleichtert. Die beiden Lokalmatadoren landeten auf den sechsten Zwischenrang, 1:24 Minuten hinter den Österreichern. Da beide zu den stärksten Läufern im Feld zählen, ließ dies durchaus auf eine Podiumsplatzierung hoffen.

Japaner lange auf Podiumskurs

Go Yamamoto (JPN) © Modica/NordicFocus

Das Langlaufrennen startete wie zu erwarten mit japanischer Teamarbeit. Akito Watabe und Go Yamamoto machten sich gemeinsam auf die Jagd nach Denifl. Nach drei Kilometern hatten sich die beiden japanischen Teams mit Österreich I zusammengeschlossen. Zu dritt versuchten die jeweiligen japanischen und österreichischen Läufer, ihren Abstand zu behaupten, wohl wissend, dass dahinter die beiden laufstarken Finnen sowie die norwegischen Teams alles gaben, um den Abstand nach vorne zu verringern. Mario Seidl, der aufgrund seiner gerade überstandenen Krankheit selbst nicht sicher war, wie gut seine Laufform derzeit ist, hatte das Rennen eher langsam begonnen: „Das war vielleicht ein bisschen zu langsam, denn es lief gut und am Ende waren wir ziemlich schnell.“ Doch nicht nur die Österreicher überraschten. Auch die Japaner, die noch nie in einem Teamsprint auf dem Podium gestanden hatten, hielten sich überraschend lange in der Spitzengruppe. Dahinter hatte sich ebenfalls eine Dreiergruppe, bestehend aus den beiden norwegischen Teams und dem Duo Herola/ Hirvonen, gebildet.

Aufholjagd der Skandinavier

Espen Bjoernstad (NOR), Joergen Graabak (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Während das finnische Publikum seine Landsleute nach vorne peitschte, lag Finnland bei Kilometer 10,5 auf Rang vier liegend, noch immer 15 Sekunden hinter der Spitzengruppe. Doch den Skandinaviern gelang es, die Lücke nach vorne zu schließen. In die letzte Runde gingen alle sechs Teams nahezu zeitgleich. Finnland wechselte unter lautem Jubel des Publikums als Zweiter. Yamamoto war der erste, der das schnelle Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Doch Krog, Hirvonen, Seidl, Graabak und Akito Watabe gingen zusammen über die letzten 1,5 Kilometer und bogen auch gemeinsam auf die Schlussgerade. Dann übrschlugen sich die Ereignisse – im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein Crash und ein Premierensieg

Akito Watabe (JPN), Magnus Krog (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Während vorne Hirvonen und Graabak in Richtung Ziellinie stürmten, lag Mario Seidl an fünfter Stelle und hatte den Kampf ums Podium schon beinahe aufgegeben, als sich dazwischen eine kuriose Situation ereignete. Krog und Watabe scherten beide auf die mittlere Spur ein. Krog hatte leicht die Nase vorne, als Watabe mit seinem Skistock zwischen Krogs Ski geriet. Krogs rechter Ski wurde dadurch derart abgelenkt, dass er gegen Watabes Ski fuhr und diesem die Beine wegzog. Nachdem erst Watabe eine Bauchlandung hingelegt hatte, fiel in der Folge auch noch Krog über ihn. Während vorne Hirvonen den ersten finnischen Teamsprint-Sieg seit 2007 einfuhr, profitierte Seidl vom Crash der Gegner und sicherte Österreich I noch den dritten Platz. „Das war vielleicht etwas glücklich heute“, grinste Seidl anschließend. Japan I wurde von der Rennleitung anschließend wegen Behinderung des Gegners disqualifiziert.

Erster Sieg für Herola und Hirvonen

Eero Hirvonen (FIN), Ilkka Herola (FIN), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die einzigen, die bei der Siegerehrung nicht ganz glücklich dreinschauten, waren die Norweger Graabak und Bjoernstad. „Vielleicht waren sowohl Krog als auch Graabak ein bisschen ungeschickt, dass sie auf der Außenbahn liefen. Dadurch konnte Eero innen wieder nach vorne kommen“, gab Bjoernstad einen Einblick in die norwegische Gefühlslage. Die Finnen waren naturgemäß überglücklich – ganz nebenbei war dies auch der erste finnische Sieg überhaupt seit elf Jahren, als Hannu Manninen an gleicher Stelle seinen letzten Sieg feiern konnte – auch wenn sie mit diesem Ergebnis gar nicht gerechnet hatten. „Ich war überhaupt nicht sicher, dass es reichen würde. Es ging die ganze Zeit nur Vollgas, und dann schauen was passiert. Immerhin hatten wir dieses Mal keinen Läufer, der in der letzten Kurve hinfällt“, spielte Herola mit einem Augenzwinkern auf sein Missgeschick vom letzten Jahr an. Um sicherzugehen, dass ihm das nicht noch einmal passiert, war in diesem Jahr Hirvonen als Schlussläufer ins Rennen gegangen. Besonders freute Herola auch, dass das finnische Team den ersten Sieg seit langer Zeit in einem Teamsprit verbuchen konnte: „Es ist ein großes Gefühl, heute zusammen mit Eero gewonnen zu haben.“

Deutsche unter ferner liefen

Julian Schmid (GER) © Modica/NordicFocus

Keine große Rolle spielten die deutschen Athleten. Maximilian Pfordte und Julian Schmid kamen mit gut zwei Minuten Rückstand als Elfte ins Ziel. Martin Hahn und Wendelin Thannheimer beendeten das Renne auf dem vierzehnten Platz.

Hier findet Ihr das Ergebnis des heutigen Teamsprints in Lahti.

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