Beim ersten Wettkampf der Nordischen Kombination im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf haben die deutschen Athleten das Podium knapp verpasst. Eric Frenzel wurde Vierter, Fabian Rießle Sechster. Gold ging an Titelverteidiger Jarl Magnus Riiber aus Norwegen, Silber an Ilkka Herola (Finnland). Bronze sicherte sich Jens Luraas Oftebro (Norwegen).
Japanisches Duo vorn, Riiber aussichtsreich
Wie bei Normalschanzen- Wettkämpfen üblich, versprach auch das heutige Springen einen spannenden Wettkampf. Der Japaner Ryota Yamamoto lieferte mit 106 Metern den weitesten Sprung des Tages vor seinem Landsmann Akito Watabe (104 m/ + 0:20 min). Titelverteidiger Jarl Magnus Riiber blieb mit 103 Meter auf Tuchfühlung (+ 0:22 min), gefolgt vom neuen Junioren-Weltmeister Johannes Lamparter (AUT; 102,5 m/ + 0:22 min). Hinter dem starken Springer Kristjan Ilves (EST) rechnete sich Lukas Greiderer aus Österreich ebenfalls noch Chancen aus. Mit 37 Sekunden Rückstand auf Yamamoto startete er nur drei Sekunden vor Eric Frenzel und vier vor Fabian Rießle. Auf Rang sieben platzierte sich außerdem Yoshito Watabe, während der Tscheche Ondrej Pazout mit einem tollen Sprung die Top Ten komplettierte. Die beiden Deutschen waren mit ihren Sprüngen ebenso nicht ganz zufrieden wie Finnlands Ilkka Herola. Der Finne war bei 99,5 Metern gelandet und hatte auf Rang 13 1:01 Minuten Rückstand auf Yamamoto. In ähnliche Regionen sprangen auch die beiden Oberstdorfer Vinzenz Geiger (99 m) und Johannes Rydzek (98 m), die auf den Rängen 15 und 16 zeitgleich 1:09 Minuten hinter der Spitze starten würden. Der Maßstab war jedoch Riiber – und der hatte nach dem Springen alle Chancen.
„Die Körner haben gefehlt“
Mit dieser Analyse waren sich Frenzel und Rießle einig. Trotz eines guten Wettkampfs stand den beiden besten Deutschen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Wir wollten aufs Podium“, gestand Rießle bei der ARD. Doch da standen am Ende andere. Allen voran der Sieger von 2019, Jarl Magnus Riiber. Als Dritter in die Loipe gegangen, behielt er während des gesamten Rennens die Zügel in der Hand. Der Führende nach dem Springen, Ryota Yamamoto, konnte sich dort nicht lange halten. Bereits nach einer Runde hatte das Trio bestehend aus Johannes Lamparter (AUT), Riiber und Akito Watabe (JPN) die Führung übernommen. Doch weder Riiber noch Watabe schienen sonderliches Interesse an einem hohen Tempo zu haben, und so war es Lamparter, der die Führungsarbeit übernahm.
Starke Aufholjagd der Deutschen
Lamparter sollte auch über weite Strecken des Rennens derjenige sein, der vorne die Arbeit machte. Riiber lief kontrolliert hinterher, während Watabe sich darauf beschränkte, den Anschluss zu halten. Yamamoto fiel bereits leicht zurück. Dahinter war dagegen um so mehr Tempo angesagt. Bereits nach 1,6 Kilometern hatten Frenzel und Rießle ihren Startrückstand von 40 und 41 Sekunden auf weniger als 30 Sekunden verkürzt. Noch schneller waren allerdings Geiger und Herola angegangen. Geiger hatte ebenso wie Herola zu diesem Zeitpunkt bereits Anschluss an die von Frenzel angeführte Verfolgergruppe geschafft. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach diesem nicht so perfekten Sprung so schnell auf die Spitzengruppe aufholen könnte“, war Herola selbst erstaunt.
Frenzel und Rießle im Plan
Zur Halbzeit hatte sich die Verfolgergruppe auf fünf Athleten reduziert. Während Frenzel und Rießle die Gruppe gemeinsam kontrolliert näher an die Spitze heranführten, konnten nur Herola, Oftebro und Lukas Greiderer (AUT) mitgehen. Geiger dagegen musste dem hohen Anfangstempo Tribut zollen und war bereits einige Sekunden hinter die Gruppe zurückgefallen. Eineinhalb Kilometer später erfolgte dann der Zusammenschluss der Verfolger mit der Spitzengruppe. Kurzzeitig übernahm Oftebro die Führung von Lamparter, während Riiber sich weiterhin an der zweiten Position hielt. Herola arbeitete sich derweil innerhalb der Gruppe nach vorne und positionierte sich für die letzte Runde. Während Greiderer darum kämpfte, den Anschluss nicht zu verlieren, fiel Geiger noch hinter Yamamoto zurück.
Herola versucht es von vorne
Wohl wissend, dass er gegen Riiber im Sprint nicht würde bestehen können, versuchte es Herola über die Taktik. Zum Ende der dritten Runde setzte er sich an die Spitze und hielt das Tempo hoch, in der Hoffnung, den ein oder anderen Verfolger abschütteln zu können. Dies gelang ihm auch größtenteils. Frenzel und Rießle konnten nichts mehr zusetzen und fielen ebenso zurück wie die beiden Österreicher Lamparter und Greiderer und Akito Watabe. Riiber allerdings hatte damit gerechnet und konnte Herolas Angriff am letzten langen Anstieg folgen. Auch Oftebro, der von einer Normalschanze noch nie aufs Podium gelaufen war, blieb dran. Zu dritt gingen sie auf die Zielgerade. Und hier war es dann erwartungsgemäß Riiber, der Herola aussprintete und 0,4 Sekunden vor dem Finnen zu Gold lief. Herola behauptete Rang zwei vor Oftebro, während Frenzel mit hängendem Kopf auf Rang vier, 5,9 Sekunden hinter Riiber, ins Ziel trudelte. Während Riiber sich über seine gelungene Titelverteidigung freute, strahlte auch Herola über Silber: „Das war ein spannendes Rennen bis zum Ende. Auf der Strecke lief alles perfekt für mich. Natürlich ist Jarl der König im Sprint, und ich war dann auch schon ziemlich müde. Ich bin überglücklich mit der Silbermedaille.“
Enttäuschung beim DSV
Watabe (+0:09 min) wurde Fünfter vor Rießle (+0:16,8 min), während Lamparter auf Rang sieben bereits eine knappe halbe Minute Rückstand hinnehmen musste. Greiderer wurde Achter, während Geiger bis auf Rang 14 zurückfiel. Kein Land sah Rydzek, der mit 2:49,1 Minuten Rückstand nur 28. wurde. „Das war ein langes und hartes Rennen, am Ende hat die Kraft gefehlt, um noch etwas zu reißen. Wir wollten zusammen ranlaufen und haben das auch geschafft. Aber vielleicht war das etwas zu spät, um uns noch gut zu positionieren“, bilanzierte Frenzel. Rießle zog ein ähnliches Fazit: „Wir können uns nichts vorwerfen. Wir haben alles versucht. Am Ende haben uns die Körner gefehlt. Die anderen sind uns am Burgstall weggelaufen, da konnten wir nicht mitgehen.“ Ein Lob fand er allerdings für die Veranstalter: „Die haben super gearbeitet. Die haben mittags noch mit Salz gearbeitet, dadurch war der Schnee gar nicht so tief.“
Am Sonntag gibt es für die Herren Kombinierer im Team die Chance, es besser zu machen. Dann geht es ebenfalls von der Normalschanze in die Staffel (10:00 Uhr/ 15 Uhr). Bereits morgen kommt es zur WM-Premiere der Kombiniererinnen: Die Damen starten zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft. Um 9 Uhr wird gesprungen, der Lauf über fünf Kilometer ist um 15:30 Uhr. ARD und Eurosport übertragen.
Zwischenstand SprungEndergebnisMedaillenspiegel
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