Nordische Kombination: Nordic Combined Awards und Saisonrückblick - xc-ski.de Langlauf

Nordische Kombination: Nordic Combined Awards und Saisonrückblick

Johannes Lamparter (AUT) und Team Österreich waren das erfolgreichste Männer-Team im vergangenen Winter. © Sandra Volk

Inzwischen ist es eine Tradition: Nach dem letzten Wettkampf der Saison in Trondheim (NOR) wurden die Nordic Combined Awards verliehen. Wir nehmen dies zum Anlass, um auf eine ereignisreiche Saison zurückzublicken.

Awards in fünf Kategorien

Outfitwechsel für die abschließende Gala: Tia Malovrh (SLO), Ema Volavsek (SLO), Silva Verbic (SLO), Teja Pavec (SLO), (l-r) © Sandra Volk

Neben dem „Athlete of the Year“ – wie in allen Kategorien jeweils für Frauen und Männer – gab es Auszeichnungen in den Kategorien „Rookie“, „Coach“, „Fan Favorite“ und „Advocate“. Gewählt wurden die Preisträger, mit Ausnahme des Publikumspreises, von einer Jury aus internationalen Sportjournalisten. Für den Publikumspreis konnten Fans und Interessierte online abstimmen. Zusätzlich zu den Awards wurde auch die Kai Arne Ringen-Trophäe für besondere Verdienste um die Nordische Kombination verliehen.

Riiber und Hagen Athleten des Jahres

Jarl Magnus Riiber (NOR) gewann neben Titeln und Rekorden auch den Award des besten Athleten des Jahres. © Sandra Volk

Schaut man auf die Ergebnisse der abgelaufenen Saison, dann ging wohl kein Weg vorbei an den beiden Dominatoren des Winters. Jarl Magnus Riiber (NOR), seit Langem der Topstar der Nordischen Kombination, drückte auch diesem Winter ohne Großereignisse seinen Stempel auf. Auf zwei Einzelweltcups musste er verletzungsbedingt verzichten, aber wenn er am Start war, war er der Mann, den es zu schlagen galt. 16 von 19 Weltcups konnte er für sich entscheiden, davon neun in Serie – beides absolute Rekorde in der Nordischen Kombination. Er gewann die Ruka Tour, das Seefeld Triple sowie die German Trophy und setzte ganz nebenbei drei neue Schanzenrekorde in Ruka, Oberstdorf und Otepää. Die drei Weltcups, die Riiber nicht gewinnen konnte, beendete er jeweils als Zweiter. Den Gesamtweltcup gewann Riiber bereits zum fünften Mal. Zudem siegte der 26-Jährige in der Kategorie des besten Springers und des neu eingeführten Compact Race, welches mit einer kleinen Kristallkugel belohnt wurde. 

Ida Marie Hagen (NOR) wurde zur Athletin des Jahres gewählt. © Sandra Volk

Ähnlich dominant wie Riiber war auf Seiten der Damen Ida Marie Hagen. Die Norwegerin feierte nicht nur ihren ersten Weltcupsieg überhaupt, sondern ließ diesem gleich acht weitere Siege in 15 Einzelweltcups der Damen folgen. Auch sie beendete alle übrigen Rennen als Zweite, gewann erstmals den Gesamtweltcup und die Compact Race-Wertung. In Oslo erhielt sie zudem, wie Riiber, den King’s Cup. Wie in den vergangenen Jahren gewann Hagen die Kategorie der besten Läuferin. Den Grundstein für ihre aktuellen Erfolge legte sie jedoch auf der Schanze, wo sie sich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verbessern konnte und in der Endabrechnung den dritten Platz hinter Gyda Westvold Hansen (NOR) und Mari Leinan Lund (NOR) belegte.

Sommerfeldt und Kil Rookies des Jahres

Tristan Sommerfeldt (GER) ist der Rookie des Jahres. © Sandra Volk

In der Kategorie des besten Nachwuchs-athleten des Jahres gingen die Preise an Tristan Sommerfeldt (GER) und Joanna Kil (POL). Sommerfeldt trat in insgesamt zehn Weltcups an, wobei er gleich im ersten Weltcup der Saison in Ruka als 18. seine beste Saisonplatzierung einfahren konnte. Neben den Weltcups startete Sommerfeldt auch in drei Wettkämpfen beim Continental Cup-Wochenende in Klingenthal (GER), wo er dreimal in den Top Ten landete, mit einem zweiten Platz als Krönung. Zudem war Sommerfeldt maßgeblicher Bestandteil des erfolgreichen deutschen Teams bei der Junioren-WM in Planica (SLO). In beiden Team- Entscheidungen (Mixed Team und Team Sprint von der Normalschanze) konnte sich das DSV-Team die Goldmedaille sichern; für Sommerfeldt gab es darüber hinaus die Silbermedaille im Einzel.

Joanna Kil (POL) gewann die COC-Gesamtwertung und den Rookie-Award bei den Frauen. © Sandra Volk

Auch die Polin Joanna Kil war zuletzt gut beschäftigt. In der abgelaufenen Saison startete sie außer im Weltcup, wo sie bis auf Seefeld alle Stationen der Damen absolvierte, auch achtmal im COC. Während sie im Weltcup regelmäßig in den Top 20 zu finden war, mit einem 15. Platz in Ramsau als bisheriger Bestleistung, konnte sie dank eines Sieges und drei weiteren Podestplätzen im COC die Gesamtwertung für sich entscheiden.

Moilanen und Bieler Trainer des Jahres

Lasse Moilanen (FIN) wurde zum Trainer des Jahres bei den Damen gewählt. © Sandra Volk

Auch die talentiertesten Athleten brauchen ihre Trainer, und so wurden auch in dieser Kategorie die besten Trainer der Saison ausgezeichnet. Bei den Damen ging der Preis an Finnlands Lasse Moilanen, dessen Spitzenathletin Minja Korhonen in ihrer zweiten Saison ihr erstes Podium im Weltcup feiern konnte. Darüber hinaus war sie hauptsächlich außerhalb des Weltcups erfolgreich: So gewann sie Gold im Einzel und mit der Mannschaft bei den Olympischen Jugendspielen in Gangwon (Korea) sowie den Junioren-Weltmeistertitel in Planica. Zusätzlich zu Korhonen schaffte auch Heta Hirvonen den Sprung ins Weltcupteam der Finninen. 

Das erfolgreiche österreichische Trainerteam: Jochen Strobl (ITA), Thomas Egger-Riedmüller (AUT), Christoph Eugen (AUT) als Pappfigur, Christoph Bieler (AUT)(l-r) © Sandra Volk

Bei den Herren ging der Preis an Christoph Bieler. Für das österreichische Team war die vergangene Saison sicher eine spezielle, mussten sie doch in weiten Teilen auf ihren angestammten Cheftrainer Christoph Eugen verzichten, der aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages nur in Ausnahmefällen mit dem Team vor Ort war. Bieler übernahm in dieser Phase die Rolle des Chefs vor Ort, betonte aber bei der Preisverleihung die starke Rolle seines gesamten Trainerteams mit Jochen Strobl (ITA), Thomas Egger-Riedmüller (AUT) und eben Cheftrainer Eugen (AUT), die die aktuellen Erfolge der Österreicher erst ermöglicht hatten.

Fanlieblinge Korhonen und Ilves

Kristjan Ilves (EST) und Minja Korhonen (FIN) gewannen das Voting der Fans.

In dieser Kategorie ging es in erster Linie darum, wer die aktivste Fanbase vor den Bildschirmen hatte. Als klare Siegerin bei den Damen ging hier Minja Korhonen hervor. Die erst 16-Jährige Finnin, die bereits ihre zweite volle Weltcupsaison absolvierte, konnte 32,3 Prozent der abgegebenen Stimmen für sich verbuchen und verwies Nathalie Armbruster (GER) und Annika Malacinski (USA) auf die Plätze. Bei den Herren gewann Kristjan Ilves den Publikumspreis. Der Este sorgte bei den Weltcups in seiner Heimat Otepää für Begeisterung beim Publikum, als er zwei zweite Plätze hinter Riiber einfahren konnte. Zudem stand Ilves auch dreimal als Dritter auf dem Podium, sammelte 1207 Weltcuppunkte und sorgte damit im Alleingang für den sechsten Platz Estlands in der Nationenwertung. Zweiter in der Publikumswertung wurde übrigens Niklas Malacinski (USA) noch vor Jarl Magnus Riiber.

Sonderpreise für Rydzek, Malacinski und Stuan

Johannes Rydzek (GER) und Annika Malacinski (USA) (l-r) werden als "Advocates of the Year" ausgezeichnet. © Sandra Volk

Zwei weitere Preise gab es für besondere Verdienste um die Nordische Kombination. Johannes Rydzek (GER) und Annika Malacinski bekamen jeweils den „Advocate of the Season“-Award vom Internationalen Skiverband (FIS) verliehen. „Die beiden Athleten haben durch ihr Engagement Aufmerksamkeit auf die Faszination der Nordischen Kombination gelenkt, insbesondere in den Medien, und sind strahlende Beispiele für positive Werbung für den Sport. Mit ihrer Kreativität, klaren Meinungen und ehrlicher Repräsentation dienen sie als Vorbilder für Viele,“ heißt es dazu auf der FIS-Webseite.

Der norwegische Sportchef Ivar Stuan (NOR) bekam die Kai Arne Ringen-Trophäe überreicht. © Sandra Volk

Norwegens Sportschef Ivar Stuan bekam den Kai Arne Ringen-Ehrenpreis überreicht. Der sichtlich überraschte Stuan wurde damit für seinen Einsatz für die Nordische Kombination im Allgemeinen, im Besonderen aber für seine Rolle im „Nations supporting Nations“-Programm ausgezeichnet. Bei diesem Programm geht es darum, durch Kooperationen zwischen den großen und den kleineren Nationen eine Verringerung der Unterschiede und damit eine Attraktivitätssteigerung der Nordischen Kombination insgesamt zu erreichen. Das norwegische Team arbeitet bereits seit Längerem erfolgreich mit dem estnischen Team zusammen. Vor der Saison wurde ebenfalls eine Kooperation mit den Amerikanern besiegelt. Und auch Kasachstan in Form von Chingiz Rakparov trainiert seit rund eineinhalb Jahren hauptsächlich in Norwegen. Natürlich geht es bei diesen Kooperationen auch um Geld. Dennoch fällt im Rahmen der Wettbewerbe immer wieder die gute Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Unterstützung zwischen norwegischen Betreuern und Athleten sowie den Kooperationspartnern auf. Auch sportliche Fortschritte sind nicht von der Hand zu weisen.

DSV: Loipe top, Schanze ausbaufähig 

Vinzenz Geiger (GER) war der beste Läufer des Winters. © Sandra Volk

Johannes Rydzeks verbissener, am Ende aber vergeblicher Kampf beim Saisonfinale in Trondheim, wo er um einen Wimpernschlag das einzige Einzelpodest des Winters verpasste, war sinnbildlich für die Bilanz der deutschen Nordischen Kombinierer. Nach dem Springen war Rydzek Achter gewesen, allerdings bereits mit einem Rückstand von über einer Minute. In einer Nordischen Kombination, wo außer Riiber, der in einer eigenen Liga unterwegs ist, das Feld extrem eng zusammengerückt ist, zu viel. Das war auch das Problem der deutschen Adler während des gesamten Winters: Auf der Schanze sprang man hinterher. Terence Weber als Neunter war noch der Beste diesen Winter. Der ansonsten starke Springer Manuel Faißt war Elfter, David Mach 13., Rydzek nur 15. und der Rest noch weiter abgeschlagen. Da half es nur bedingt, dass man in der Loipe nach wie vor zu den Besten gehört. Vinzenz Geiger war über den Winter gesehen sogar mit deutlichem Vorsprung der Schnellste von allen, doch in der Gesamtwertung reichte es nur für Rang elf. In den Siegerlisten suchte man das deutsche Team ebenfalls vergebens. Lediglich drei dritte Plätze in Einzelwettbewerben, zwei durch Faißt und einer durch David Mach, sprangen heraus. Bei den Damen fällt die Bilanz übrigens ähnlich aus. Hinter Ida Marie Hagen wurde Nathalie Armbruster Zweitschnellste des Winters, auf der Schanze haderte sie allerdings häufig. Mit einem siebten Platz in der Gesamtwertung für Faißt und einem fünften für Armbruster als beste deutsche Athleten wird man beim DSV sicherlich nicht zufrieden sein (können).

ÖSV im Höhenflug

Stefan Rettenegger (AUT) wurde Zweiter in der Gesamtwertung. © 2024 Sandra Volk/NordicFocus

Genau umgekehrt fällt dagegen die Bilanz der Österreicher aus. Von Riiber abgesehen, der einmal mehr die Best Jumper-Wertung für sich entschied, glänzte Ski Austria im vergangenen Winter auf der Schanze – und das in Mannschaftsstärke. Hinter Riiber belegten in der Springerwertung gleich vier Österreicher die folgenden Plätze: Johannes Lamparter wurde Zweiter vor Thomas und Stefan Rettenegger sowie Franz-Josef Rehrl. Mit Martin Fritz als Zehntem landeten sogar gleich fünf Österreicher unter den Top Ten. Wie wichtig das Skispringen in der Nordischen Kombination nach wie vor ist – Compact Race hin oder her, zeigt ein Vergleich mit der Läuferwertung und der Gesamtwertung. Bei den Läufern ist mit Stefan Rettenegger als Zehntem nur ein einziger ÖSV-Athlet in den Top Ten vertreten, Lamparter ist hier gar nur 14. Dennoch reichte es in der Gesamtwertung für Platz zwei für Stefan Rettenegger, Rang drei für Lamparter und immerhin noch Rang neun für Thomas Rettenegger. Von 63 möglichen Einzel-Podiumsplätzen (wovon Riiber alleine 19 holte) gingen elf an Stefan Rettenegger und deren 13, darunter zwei Siege, an Lamparter. Mit Christoph Bielers, seines Zeichens in erster Linie Sprungtrainer des ÖSV, Auszeichnung als Trainer des Jahres traf es also offensichtlich nicht den Falschen.

Karriereenden und Verletzungen

Fabian Rießle beendete in Schonach seine Karriere. © 2024 Sandra Volk/NordicFocus

Zwei Athleten beendeten während der laufenden Saison ihre aktiven Karrieren. Deutschlands Fabian Rießle wurde bei seinem Heimweltcup in Schonach gebührend in den Ruhestand verabschiedet, ebenso wie in Lahti (FIN) Leevi Mutru. Die Kehrseite sportlicher Erfolge erlebten dagegen gleich mehrere Athleten. Während Einar Luraas Oftebro (NOR) und Alessandro Pittin (ITA) aufgrund von schweren Knieverletzungen, die sie sich vergangenen Jahr beim Sommer Grand Prix in Oberwiesenthal zugezogen hatten, die Saison komplett verpassten, gab es auch während der laufenden Saison Verluste zu verzeichnen. Zuerst erwischte es den Japaner Yoshito Watabe in Ramsau (AUT) am Knie, woraufhin er seine Saison vorzeitig beenden musste. In Lahti zog sich Mario Seidl (AUT), der sich nach einer Autoimmunerkrankung gerade erst in den Weltcup zurückgekämpft hatte, einen Trümmerbruch der rechten Kniescheibe zu. Der Österreicher wurde erfolgreich operiert, ihm steht aber noch eine lange Reha bevor.

Mari Leinan Lund (NOR) feierte zwei Weltcupsiege, bevor sie sich schwer verletzte. © 2024 Sandra Volk/NordicFocus

In Trondheim schließlich stürzte Mari Leinan Lund (NOR) und zog sich neben einem Kreuzbandriss auch Meniskusschäden zu. Sie wird sicher für ein Jahr ausfallen. Glück scheint dagegen Riiber gehabt zu haben. Zwar ramponierte er sich bereits zu Saisonbeginn seine Schulter derart, dass lange Zeit eine Operation im Raum stand. Von sportlichen Höchstleistungen hielt ihn dies jedoch in keinster Weise ab, wie er eindrucksvoll unter Beweis stellte. Und die Knieverletzung, die ihn seit Oslo plagte, stellte sich als weniger schlimm heraus als befürchtet. Riiber wurde inzwischen erfolgreich operiert und rechnet mit etwa acht Wochen Pause.

Endstände und Ergebnisse

Die Weltcupstände, Best Jumper und Best Skier sowie Nationenwertungen findet Ihr in unserem Bericht über das Saisonfinale in Trondheim (NOR).

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