Nordische Kombination: Silber für Deutschland, Norwegen Teamweltmeister - xc-ski.de Langlauf

Nordische Kombination: Silber für Deutschland, Norwegen Teamweltmeister

Team Deutschland freut sich über Silber. © Thibaut/NordicFocus

Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf hat das deutsche Team der Nordischen Kombinierer die Silbermedaille gewonnen. Gold ging an den Titelverteidiger aus Norwegen. Österreich gewann wie schon in Seefeld Bronze.

Weber ersetzt Rydzek

Terence Weber ersetzt Johannes Rydzek im Teamwettbewerb von Oberstdorf. © Reichert/NordicFocus

Die Überraschung des Tages offenbarte sich bereits beim Blick auf die Startliste: Ausgerechnet der Oberstdorfer Johannes Rydzek, Vierfachweltmeister aus Lahti und jahrelanger Garant für gute Ergebnisse bei Großereignissen, fehlte. Für ihn stand Terence Weber vom SSV Geyer in der Mannschaft. „Ich muss die beste Mannschaft aufstellen. Terence ist ein hervoragender Springer und in toller Form. Über fünf Kilometer kann er es sicherlich auch gut machen“, begründete Bundestrainer Hermann Weinbuch seine Auswahl in der ARD. Rydzek war dabei offenbar nicht einmal die zweite Wahl. „Wir hatten gestern noch ein Ausscheidungsspringen zwischen Terence und Manuel Faißt. Da war Terence klar stärker und konnte mit Jarl Riiber mithalten. ‚Rydzi‘ wackelt etwas im Lauf, was normalerweise seine Stärke ist. Wenn er seine Stärke nicht ausspielen kann, kann er der Mannschaft nicht helfen.“

Österreich auf der Schanze am stärksten

Lukas Klapfer legt für Österreich im Teamwettkampf vor. © Modica/NordicFocus

So war es also Weber, der das Vertrauen bekam. Er startete beim Springen in der starken zweiten Gruppe, in der auch Johannes Lamparter für Österreich und Jarl Magnus Riiber für Norwegen antraten. In Gruppe eins hatte Lukas Klapfer Österreich mit 100 Metern in Führung gebracht. Auf dem zweiten Zwischenrang lag Deutschland nach Fabian Rießles Sprung auf 98 Meter. Norwegens Espen Bjoernstad zeigte ebenfalls 98 Meter und lag knapp dahinter auf Rang drei. „Ich hatte die Ehre, vorzulegen, und es war ein super Sprung. Ich glaube, dadurch hatten die anderen nicht das Gefühl, noch eins drauflegen zu müssen“, strahlte Klapfer.

Weber macht seine Sache gut

Terence Weber hält Deutschland auf Tuchfühlung. © Modica/NordicFocus

Für Gruppe zwei verkürzte die Jury den Anlauf um zwei Luken. Dennoch konnten die drei favorisierten Teams weiter aufzeigen. Den weitesten Sprung der Gruppe zeigte Lamparter mit 102,5 Metern. Riiber landete genau auf der 100-Meter-Marke, während Weber mit 99,5 Metern nicht ganz zufrieden war: „Ich war wirklich ziemlich aufgeregt, das kannte ich von mir so gar nicht. Der Sprung war in Ordnung, aber er hätte besser sein können. Er ist leider nicht so gut gelungen wie in der Probe, aber ich denke, ich kann zufrieden sein.“ Die positive Überraschung in dieser Gruppe war Eero Hirvonens Sprung. Der Finne hadert seit längerem mit dem Springen. Mit 95,5 Metern hielt er seine Mannschaft aber auch Tuchfühlung, da Japans Yoshito Watabe mit 96 Metern etwas hinter den Erwartungen zurück blieb.

Seidl meldet sich zurück

Mario Seidl meldet sich mit einem tollen Sprung zurück. © Modica/NordicFocus

Nachdem der Rückenwind zunächst etwas zunahm, durfte Gruppe drei wieder zwei Luken höher anfahren. Hier waren es vor allem Akito Watabe (Japan) mit 104,5 Metern und Mario Seidl (Österreich), die überzeugten. Seidl, der beim Einzel nicht in der Mannschaft gewesen war, sprang hervorragende 106 Meter, kachelte aber bei der Landung und ließ dadurch Punkte liegen. Vinzenz Geiger als letzter Starter der Gruppe kam demgegenüber nur auf 98 Meter, weshalb Österreich nun vor den zeitgleichen Deutschland und Norwegen in Führung lag. „Nach dem Probedurchgang hätten wir gedacht, dass wir noch ein bisschen weiter springen können. Aber ich denke, wir drei haben alle einen ordentlichen Sprung gemacht“, bilanzierte Geiger nach seinem Versuch.

Greiderer mit Riesenweite

Lukas Greiderer zeigt den weitesten Sprung des Tages. © Modica/NordicFocus

In der letzten Gruppe sorgte der Wind dann für einige tolle Weiten. Finnlands Ilkka Herola hatte noch Rückenwind, kam aber dennoch auf gute 101,5 Meter. Unmittelbar nach ihm drehte der Wind derart auf Aufwind, dass die Jury den Anlauf um zwei Luken verkürzen musste. Die besten Springer der Gruppe profitierten dennoch von den guten Verhältnissen und lieferten sich eine wahre Flugshow. Japans Ryota Yamamoto zeigte 102,5 Meter. Dann packte Österreichs Lukas Greiderer den weitesten Sprung des Tages aus. Mit 108 Metern sprang Greiderer damit gleich um zweieinhalb Meter weiter als der Spezialspringer Halvor Egner Granerud (NOR) bei seinem offiziellen Schanzenrekord zwei Tage zuvor. Damit lag Österreich uneinholbar in Führung. Daran änderten auch die 104 Meter von Jens Oftebro für Norwegen sowie die starken 107 Meter von Eric Frenzel nichts. Damit lag Österreich nach dem Springen 25 Sekunden vor Deutschland. Auf Rang drei (+ 0:30 min) rangierte Japan vor Norwegen (+ 0:35 min). Etwas weiter weg lag Finnland, deren Stärke sonst eher auf der Strecke liegt, auf Rang fünf (+ 1:30 min).

Lamparter mit starkem Beginn für Österreich

Johannes Lamparter brilliert bei seiner ersten Weltmeisterschaft. © Thibaut/NordicFocus

Beim anschließenden 4×5-Kilometer-Lauf schickte Österreich den WM-Debütanten Lamparter in die Startrunde, und der 19-Jährige legte los wie die Feuerwehr. Als er nach fünf Kilometern an Lukas Klapfer übergab, war Österreichs Vorsprung auf den nächsten Verfolger unverändert bei 24,7 Sekunden. Allerdings lag auf Rang zwei da bereits Norwegen. Deren Startläufer Espen Bjoernstad hatte mit der schnellsten Laufzeit des Rennens (10:23.8 min) schon zehn Sekunden gutgemacht. Knapp hinter ihm lag Akito Watabe, den Japan etwas überraschend als ersten Läufer eingesetzt hatte. Für Deutschland ging Terence Weber als Erster an den Start. Doch der Geyerer, der zum ersten Mal überhaupt in einer Staffel eingesetzt wurde, musste etwas Federn lassen. „Ich habe versucht, es etwas ruhiger anzugehen, um am Ende noch Körner übrig zu haben. Doch am Burgstall war das Tempo etwas zu hoch für mich“, bilanzierte der Sachse.

Graabak bringt Norwegen in Führung

Joergen Graabak bringt Norwegen in Führung. © Thibaut/NordicFocus

Im zweiten Leg ließ Norwegens Joergen Graabak dem Ältesten im österreichischen Team, Lukas Klapfer, keine Chance. Nach der ersten Runde lag Graabak noch acht Sekunden hinter Klapfer, doch auf der zweiten Runde ging er an ihm vorbei und übergab mit 13,6 Sekunden Vorsprung in Führung liegend an Jens Oftebro. Dahinter überholte Fabian Rießle den Japaner Hideaki Nagai und wechselte 33,1 Sekunden hinter Klapfer auf Frenzel. „Mit Norwegen konnte ich nicht mitlaufen. Leider konnte ich die Lücke nicht schließen. Aber wir haben mit Vinzenz Geiger unser heißestes Eisen auf der vierten Position“, gab Rießle die Hoffnung noch nicht auf.

Frenzel bringt Deutschland auf Rang zwei

Eric Frenzel lässt Mario Seidl keine Chance. © Thibaut/NordicFocus

Während für Norwegen der erst 20-jährige Jens Luraas Oftebro souverän die Führung verteidigte und den Vorsprung auf Rang zwei sogar vergrößerte, führte Eric Frenzel das deutsche Team beständig näher an Österreich heran. Mario Seidl, der sich beim Teamwettkampf vor zwei Jahren in Seefeld das Kreuzband angerissen hatte, kämpfte schwer, musste Frenzel aber in der zweiten Runde ziehen lassen. Da aber auch Yoshito Watabe zurückfiel, wechselte Seidl zwar mit 46 Sekunden Rückstand auf Norwegen, aber mit sicherem Vorsprung vor Japan auf Österreichs Schlussläufer Greiderer. Frenzel schickte 25,8 Sekunden hinter Norwegen den „kleinen verrückten Jungen“, wie Rießle Geiger in der ARD bezeichnet hatte, in die Schlussrunde.

Riiber verneigt sich vor seinem Team

Allein auf weiter Flur: Jarl Riiber bringt Gold nach Hause. © Thibaut/NordicFocus

Dank der großartigen Vorarbeit seiner Teamkollegen hatte Jarl Riiber schließlich keine Mühe, den Sieg für Norwegen nach Hause zu laufen. Er wusste auch genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. Bei der Zieldurchfahrt klatschte er Beifall und verbeugte sich vor seinen Landsleuten, deren Arbeit er nur noch ins Ziel bringen musste. Vinzenz Geiger gab auf seinen fünf Kilometern alles. „Ich habe probiert, wie schnell ich noch vorne rankomme, aber das hat mich eher kaputtgemacht. So hatte ich am Ende eher zu kämpfen“, berichtete der Oberstdorfer, der dennoch hoch zufrieden war: „Es ist eine Riesenerleichterung, eine Medaille im Gepäck zu haben. Es ist eine Riesenehre, für Deutschland zu laufen.“ Und auch Frenzel war „sehr sehr glücklich mit Silber“: „Das war hart erkämpft. Es war ein sehr harter Wettkampf.“ Auch Österreich war glücklich mit Bronze: „Das hat heute extrem viel Spaß gemacht, mit unseren beiden WM-Debütanten (Lamparter und Greiderer, Anm.) eine Medaille zu gewinnen. Auf der Schanze hat man gesehen, dass wir uns gegenseitig gepusht haben. Jeder hat den anderen noch überflügelt. Ich bin stolz auf unser Team, dass wir das so gut durchgezogen haben“, sagte Lukas Klapfer. Japan beendete das Rennen auf dem vierten Rang, gefolgt von Finnland, Frankreich, Italien, Tschechien, den USA, Russland, Ukraine und Kasachstan.

Gruber beendet Karriere

Bernhard Gruber beendet seine aktive Laufbahn. © Reichert/NordicFocus

Am Rande des Teamwettbewerbs verkündete Bernhard Gruber im Rahmen eines Pressegespräches in Oberstdorf seinen Rücktritt vom Leistungssport. Der 38-Jährige, der sich zuletzt in Lahti nach seinem Comebackversuch einer erneuten Herzoperation unterziehen musste, beendet auf Anraten seiner Ärzte seine aktive Karriere. Gruber ist der erfolgreichste Nordische Kombinierer Österreichs und sammelte im Lauf seiner langen Karriere insgesamt vier Gold-, drei Silber- und sechs Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften udn Olympischen Spielen.

Zwischenstand SprungEndergebnisMedaillenspiegel

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