Nordische Kombination: Teamsprint-Gold für Österreich, Bronze für Deutschland

Bronze gesichert: Eric Frenzel kommt knapp vor Akito Watabe ins Ziel, Fabian Rießle wartet bereits. © Modica/NordicFocus

Im letzten Wettkampf der Nordischen Kombinierer bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf hat sich Österreich die Goldmedaille im Teamsprint gesichert. Silber ging an Norwegen. Fabian Rießle und Eric Frenzel sicherten sich nach hartem Kampf die Bronzemedaille vor Japan.

Frenzel und Rießle Titelverteidiger

Titelverteidiger im Teamsprint: Fabian Rießle und Eric Frenzel gewannen Gold in Seefeld 2019. © GEPA-pictures/WSC Seefeld 2019

Beim Teamsprint treten pro Nation zwei Athleten gemeinsam an. Nach einem Sprung von der Großschanze werden abwechselnd Runden von 1,5 Kilometern Länge gelaufen. Die Abstände von der Schanze werden wie üblich mit in die Loipe genommen. Titelverteidiger von der WM in Seefeld waren Eric Frenzel und Fabian Rießle, und diese beiden waren es auch, die erneut das Vertrauen von Bundestrainer Hermannn Weinbuch ausgesprochen bekamen. Insgesamt 14 Nationen gingen nach der vorzeitigen Abreise der Italiener an den Start. Wie Weinbuch hatten auch die anderen Trainer ihre stärksten Athleten nominiert. So gingen für Japan die starken Springer Akito Watabe und Ryota Yamamoto an den Start. ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen schickte den frischgebackenen Weltmeister Johannes Lamparter sowie Lukas Greiderer ins Rennen. Für Norwegen gingen Jarl Magnus Riiber und Espen Andersen in den Wettkampf.

Japan nach dem Springen vorn

Ryota Yamamoto war wieder einer der weitesten auf der Schanze. © Thibaut/NordicFocus

In der ersten Gruppe war es denn auch Watabe, der mit 136 Metern den ersten richtig starken Sprung auf die Schanze zauberte. Doch unmittelbar nach ihm zeigte Lamparter erneut seine überragende Form. Mit 140,5 Metern landete er dreieinhalb Meter über Hillsize und brachte Österreich damit klar in Führung. Andersen konnte nicht ganz mithalten, freute sich über seine 133,5 Meter bei etwas mehr Rückenwind aber ebenso wie kurz darauf Frenzel mit 132 Metern. „Das war ok“, gab der Sachse im ZDF zu Protokoll. In der zweiten Gruppe war es Yamamoto, der den weitesten Sprung ins Tal brachte. 136 Meter bescherten Japan die Führung. Greiderer mit 133 Metern und Riiber mit 130,5 Metern hielten ihre Nationen auf Schlagdistanz. Als Titelverteidiger ging Rießle für Deutschland als Letzter an den Start. Für ihn war allerdings bereits nach 123 Metern Schluss. „Der war nix“, kommentierte er seinen Sprung leicht angefressen. „Er hat über dem Vorbau sehr feinfühlig gearbeitet, ist aber nie auf Speed gekommen. Den braucht man aber, um über den K-Punkt zu springen“, analysierte DSV-Sprungtrainer Heinz Kuttin.

Die Taktik soll’s richten

Fabian Rießle lief die schnellste Einzelzeit in der Loipe. © Modica/NordicFocus

1:12 Minuten Rückstand auf die führenden Japaner standen für Team Deutschland nach dem Springen zu Buche. Während Österreich nur zwei Sekunden hinter der Spitze lag, sortierte sich Norwegen 34 Sekunden hinter Japan und 38 Sekunden vor Deutschland ein. „Jetzt müssen wir in der Loipe Gas geben. Es bringt aber nichts, vorne jetzt einfach loszurennen. Wir müssen es clever angehen und uns eine Taktik zurechtlegen“, sah Rießle noch Chancen auf den Kampf um die Medaillen. Der schwächste Läufer aus den Topteams war sicherlich der Japaner Ryota Yamamoto. Auf ihm beruhten die Hoffnungen des deutschen Teams: „Im Grunde fehlt uns eine halbe Minute, die wir auf der Schanze liegen gelassen haben. Wir müssen jetzt Druck machen und hoffen, dass sich vorne einer übernimmt“, beschrieb Weinbuch die Strategie.

Lamparter und Greiderer nicht zu schlagen

Johannes Lamparter erwartet Lukas Greiderer mit der österreichischen Flagge im Ziel. © Modica/NordicFocus

Weinbuch sollte Recht behalten. Für Österreich ging Lamparter als Erster auf die Runde, und er ließ keinen Zweifel daran, dass man die Goldmedaille in Angriff nahm. Bereits nach wenigen Metern setzte er sich vor Yamamoto. Diesem gelang es zunächst, im Windschatten zu bleiben. Erst in Runde drei gelang es erneut Lamparter, sich erstmals von Yamamoto abzusetzen. Auch Watabe verlor auf der Folgerunde einige Sekunden gegen Greiderer, so dass der Sieg Österreichs zu diesem Zeitpunkt bereits in ziemlich trockenen Tüchern war. Während Greiderer und Lamparter ihren Vorsprung Runde um Runde sogar ausbauten, gelang es Espen Andersen in Runde fünf, Yamamoto einzuholen. Während sich Watabe in Riibers Windschatten noch halten konnte, fiel Yamamoto in Runde sieben erneut zurück. Das deutsche Team konnte zwar den Rückstand auf die Spitze nur minimal verringern, kämpfte sich aber zusehends an Japan heran.

Schlussphase nichts für schwache Nerven

Eric Frenzel kämpfte um Bronze. © Modica/NordicFocus

Während Gold und Silber vergeben waren, spielte sich auf den letzten beiden Runden dahinter ein wahrer Krimi ab. Rießle, mit ordentlich Wut im Bauch ins Rennen gegangen, sah Yamamoto bereits vor sich und arbeitete sich Meter um Meter an ihn heran. Am letzten Anstieg vor dem Wechsel war Rießle am Japaner dran und ging auf den letzten Metern vor der Wechselzone vorbei. So übergab er, mit der schnellsten Laufzeit aller Teilnehmer, auf Platz drei liegend an Eric Frenzel. Der hatte die Aufgabe, gegen seinen Freund und langjährigen Gegner Akito Watabe die Medaille abzusichern. Zunächst taktierten aber beide, keiner wollte die Führungsarbeit übernehmen. Wissend um Frenzels Sprintstärke, attackierte Watabe dann am letzten Anstieg und bog als Erster auf die Zielgerade ein. Dann aber folgte Frenzels unwiderstehlicher Angriff. Er sprintete Watabe nieder und sicherte 1,8 Sekunden vor Japan die Bronzemedaille.

Glückliche Gesichter auf dem Podium

Das Podium: Espen Andersen (NOR), Jarl Magnus Riiber (NOR), Johannes Lamparter (AUT), Lukas Greiderer (AUT), Fabian Riessle (GER), Eric Frenzel (GER) (l-r). © Modica/NordicFocus

Am Ende strahlten alle um die Wette. „Unglaublich, es fühlt sich so genial an mich Doppelweltmeister nennen zu dürfen“, strahlte der erst 19-jährige Lamparter und dankte seinem Team für das perfekte Material. Auch Norwegens Espen Andersen konnte sein Glück kaum fassen. „Diese Saison schien komplett zum vergessen zu sein. Ich war lange Zeit nicht einmal in der Nähe der WM-Mannschaft, nicht einmal im Weltcup. Dann war ich bei der WM dabei, nur um auf der Normalschanze aus dem Team zu fliegen. Auf der Großschanze kam ich dann zurück und durfte im Teamsprint antreten. Natürlich will man immer die Goldmedaille, aber Silber fühlt sich für mich heute an wie Gold“, fasste der Norweger seine Saison zusammen. Und auch Rießle fühlte sich wie ein Weltmeister: „Nach dem Springen habe ich versucht ruhig zu bleiben. Aber über Mittag hat sich dann doch einiges angestaut, dass ich den Sprung so versenst habe. Aber dann kam ‚Effe‘ (gemeint ist Eric Frenzel, Anm.) mit dem grandiosen Finish. Bronze fühlt sich an wie Gold.“

Weinbuch zieht Bilanz

Glücklich über Platz drei: Eric Frenzel und Fabian Rießle nach erfolgreichem Kampf um Bronze. © Modica/NordicFocus

Drei Medaillen für die deutschen Kombinierer waren das Ziel bei dieser WM, zwei sind es am Ende geworden. „Der Rückstand war heute nicht aufzuholen, das war viel zu viel. Wir haben heute alles reingelegt im Rennen. Japan hatte den Vorteil und konnte sich lange etwas im Windschatten aufhalten. Wir mussten alles alleine machen. Zum Glück hat es am Ende gereicht.“ Und: „Bei einer WM muss immer alles passen. In der ersten Woche sind wir sehr gut gesprungen, da war das Material nicht so gut. In der zweiten Woche sind wir sehr gut gelaufen und das Material hat gepasst, aber da war das Springen nicht mehr so gut.“ Was sicherlich aus deutscher Sicht positiv im Gedächtnis bleiben wird, ist Eric Frenzels Leistungssteigerung im Lauf der Saison und hin zur WM, sowie der große Kampfgeist, der dem deutschen Team auf den letzten Metern doch noch eine Bronzemedaille bescherte.

Saisonfinale in Klingenthal

Der Schwarzwaldpokal fällt in diesem Jahr aus. Klingenthal übernimmt das Finale. © Skisclub Schonach/ Schwarzwaldpokal

Unterdessen wurde das Weltcup-Finale von Schonach nach Klingenthal verlegt. Während für die coronabedingt abgesagten Weltcups in Oslo kein Ersatzort gefunden werden konnte, hieß es zuletzt Zittern ums Finale. Frühlingshafte Temperaturen hatten den Schnee in Schonach zum Schmelzen gebracht, so dass die Schwarzwälder gestern die Reißleine ziehen und ihren Verzicht erklären mussten. Glücklicherweise erklärte sich der VSC Klingenthal bereit, nach dem Weltcupwochenende Anfang Februar ein weiteres Event auszutragen, um der Nordischen Kombination ein Finale zu ermöglichen. Zwei Einzelwettbewerbe im üblichen Gundersenformat (ein Sprung, zehn Kilometer) sollen die Saison am 20. und 21. März beenden.

Zwischenstand SprungEndstandMedaillenspiegel Nordische Kombination

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