Nordische Kombination: Von Ruka bis Lahti

Svenja Wuerth (GER) vor der Holmenkollenschanze, wo die Damen erstmals einen Weltcup austragen werden.
Svenja Wuerth (GER) vor der Holmenkollenschanze, wo die Damen erstmals einen Weltcup austragen werden. © Thibaut/NordicFocus

Kurz vor dem Start der Weltcupsaison 2024-25 der Nordischen Kombination blicken wir voraus auf die Highlights, Events und Favoriten des Winters.

Weltcupkalender

Akito Watabe (JPN) auf der Großschanze in Ruka (FIN)
Akito Watabe (JPN) auf der Großschanze in Ruka (FIN) © Thibaut/NordicFocus

Die beiden Weltcuporte in Finnland, Ruka und Lahti, bilden den Rahmen des Winters der Nordischen Kombinierer. Neben dem deutschen Heimweltcup in Schonach sind das Seefeld Triple und die Weltmeisterschaften in Trondheim die Highlights der Saison 2024-25. Grundsätzlich sind Damen und Herren gemeinsam unterwegs, überall dort, wo es Normalschanzen gibt. Denn nach wie vor starten die Damen regulär von der Normalschanze, die Herren zumeist auf den Großschanzen. Eine Ausnahme bildet lediglich Oslo, wo die Damen erstmals Weltcups auf der Großschanze bestreiten werden.

Fünf Länder als Austragungsorte

Der Schwarzwälder Manuel Faisst (GER) bei seinem Heimspiel in Schonach
Der Schwarzwälder Manuel Faisst (GER) bei seinem Heimspiel in Schonach © Volk/NordicFocus

Im aktuellen Kalender finden sich nur noch fünf Länder, die Weltcups austragen werden. Grund dafür ist, dass sowohl Italien (Mitte Januar) und Japan (Ende Januar) ihre Weltcups absagen mussten. In Italien wird die für die Olympischen Spiele 2026 im Umbau befindliche Schanzenanlage nicht rechtzeitig fertig; in Japan fehlt schlicht das Geld. Eine Zeitlang war angedacht, dass Klingenthal (GER) für Hakuba (JPN) einspringen könnte, doch auch dies scheiterte letztlich an der Finanzierung. Daher wird Deutschland in diesem Winter – Stand jetzt – auch nur ein Weltcup-Wochenende austragen, weshalb dann in der Folge auch keine German Trophy stattfinden wird. So finden sich nur Finnland (zwei Weltcupwochenenden), Norwegen (zwei Weltcupstationen plus die Weltmeisterschaften), Österreich (zwei Events), Deutschland mit dem Heimweltcup-Wochenende in Schonach, sowie Estland im Kalender. Für die Herren bedeutet dies insgesamt geplante 19 Einzelweltcups, für die Frauen deren 14. Dazu kommen drei Wettkämpfe der Herren bei der WM, zwei für die Damen und ein Mixed Team-Event.

Formate: Kleine Kristallkugeln für Compact und Massenstart

A propos Team Event: Beim Blick in den Kalender fällt auf, dass die einzigen beiden Team-Wettkämpfe, ein Mixed Team von der Normalschanze und ein Herren-Team-Event von der Großschanze, bei der WM stattfinden werden. Team-Weltcups gibt es dagegen keine. Ebenso wenig wie die im Frühjahr noch angekündigte Einführung des neuen Sprint-Formats. Beides fiel wohl der geringen Anzahl an Weltcups sowie der Stärkung des vergangenen Winter eingeführten Compact-Formats sowie des Massenstarts zum Opfer. Denn erstmals soll es neben der kleinen Kristallkugel für den Sieger der Compact-Wertung auch eine kleine Kugel für den Besten des Massenstarts geben. Mindestanforderung dafür ist allerdings die Austragung von jeweils drei solcher Weltcups, weshalb die Damen mit nur zwei geplanten Massenstarts hier erstmal außen vor sein dürften. Für die Herren gibt es derer jedoch mehrere, ebenso wie Compact-Wettkämpfe für beide Geschlechter.

Ruka Tour und Seefeld Triple

Das Seefeld Triple gibt es in dieser Saison erstmals auch für die Frauen.
Das Seefeld Triple gibt es in dieser Saison erstmals auch für die Frauen. © Modica/NordicFocus

Zwei Wochenenden stechen aus dem Kalender hervor. Dies sind zum einen die Ruka Tour bei den Herren gleich zum Auftakt der Saison, sowie das Seefeld Triple, das es in diesem Jahr erstmals auch für die Damen in dieser Form geben wird. Für beide Wochenenden gelten spezielle Regeln, was die Qualifikation für die Teilnahme an den jeweiligen Folgetagen, die Punktevergabe und das Preisgeld angeht. So gibt es in Ruka an den ersten beiden Tagen nur jeweils 50 Prozent des „normalen“ Preisgeldes, also 4500 CHF, dazu für den Gesamtsieger allerdings noch 13500 CHF Extrapreisgeld. Auch die weiteren Platzierten erhalten zusätzliches Preisgeld. Starten dürfen in Ruka jeweils alle gemeldeten Athleten. Anders beim Seefeld Triple, wo es an den ersten beiden Wettkampftagen jeweils 6000 CHF für den jeweiligen Sieger gibt, an Tag drei jedoch stolze 20000 CHF. Dafür gibt es nur halbe Weltcuppunkte und bei den Herren dürfen an Tag zwei und drei nur die Top 50 des Vortages antreten.

Die Weltcups

Fabian Riessle (GER) feierte vergangene Saison vor vollem Haus in Schonach seinen Abschied.
Fabian Riessle (GER) feierte vergangene Saison vor vollem Haus in Schonach seinen Abschied. © Volk/NordicFocus

Die Herren bestreiten ihre Auftakt-veranstaltungen traditionell Ende November (29.11.-01.12.24) auf der Großschanze von Ruka (FIN), die zugleich für die Nordischen Kombinierer auch die größte Schanze des Winters ist. Den Auftakt macht ein Compact Race (HS 142/ 7,5 km), gefolgt von einem klassischen Gundersen (HS 142/ 10km) und einem Massenstart (12,5 km/ HS 142) über die längere Distanz. In Lillehammer (NOR, 06.-08.12.24) absolvieren die Herren zunächst einen Gundersen von der Normalschanze (HS 98/ 10 km) und am Sonntag ein Compact Race von der Großschanze (HS 138/ 7,5 km). Auch die Damen steigen mit einem ähnlichen Programm ein, nur dass sie beide Wettkämpfe von der Normalschanze austragen und bereits Freitag und Samstag in Aktion sind. Den traditionellen Jahresausklang, der zugleich das Ende der ersten Wettkampfperiode markiert, bildet Ramsau am Dachstein (AUT, 20.-21.12.24). Hier absolvieren die Damen Freitags einen klassischen Gundersen (HS 98/ 5 km) und Samstags ein Compact Race über dieselbe Distanz. Die Herren haben dagegen Freitags Massenstart und Samstags den klassischen Gundersen über zehn Kilometer im Programm. Der ausgedünnte Januar beinhaltet lediglich das Weltcupwochenende in Schonach (GER, 18.-19.01.25), immerhin aus deutscher Sicht eines der Saisonhighlights mit dem traditionellen Schwarzwaldpokal. Beide Gruppen bestreiten jeweils einen Gundersen und ein Compact Race. Der Februar hat zwar nur zwei Weltcupstationen, dafür aber nicht weniger als sechs Wettbewerbe auf Lager. Sowohl in Seefeld (AUT, 31.01.-02.02.25) als auch in Otepää (EST, 07.-09.02.25) finden sowohl für Damen als auch Herren drei Wettkämpfe pro Wochenende statt. Neben dem Triple in Seefeld mit Massenstart, Compact und Gundersen für Damen und Herren gibt es dasselbe Programm in veränderter Reihenfolge auch in Otepää. Nach der Weltmeisterschaft in Trondheim (NOR, 25.02.-09.03.25) geht es für die Damen bereits zum Saisonfinale nach Oslo (NOR, 15.-16.03.25), wo sie erstmals im Weltcup auf der traditionellen Großschanze (HS 134) in der Holmenkollen-Arena starten dürfen. Sie bestreiten am Samstag einen Gundersen und am Sonntag zum Finale ein Compact Race. Dasselbe Programm mit längerer Laufstrecke haben auch die Herren. Anschließend geht es für sie allerdings noch nach Lahti (FIN, 21.-22.03.25) auf die Großschanze (HS 130), wo zwei abschließende Gundersen-Weltcups geplant sind.

Die WM als Saison-Highlight

Wendelin Thannheimer (GER) beim Test der WM-Strecke in Trondheim im vergangenen Winter
Wendelin Thannheimer (GER) beim Test der WM-Strecke in Trondheim im vergangenen Winter © Sandra Volk

Neben den Weltcups in Lillehammer und Oslo trägt Norwegen auch das Highlight der Saison aus: Die Weltmeisterschaft in Trondheim. Aus Sicht der Nordischen Kombinierer machen hier die Damen mit einem Massenstart den Auftakt (27.02.25). Gleich am nächsten Tag gibt es den einzigen Mixed Team-Wettbewerb der Saison (28.02.25), gefolgt vom ersten Einzelwettkampf der Herren (Gundersen, 01.03.25). Auch die Frauen tragen einen Gundersen-Einzelwettkampf aus (02.03.25), bevor nach einigen Tagen Pause die Herren ihren einzigen Teamwettkampf (06.03.25) von der Großschanze (HS 138/ 4 x 5 km) bestreiten. Den Abschluss bildet ein Einzel-Gundersen der Herren am 08.03.25.

Die Favoritinnen: Nowak und Armbruster fordern die Norwegerinnen

Jenny Nowak (GER) krönte sich im Oktober zur Deutschen Meisterin der Nordischen Kombination.
Jenny Nowak (GER) krönte sich im Oktober zur Deutschen Meisterin der Nordischen Kombination. © Volk/NordicFocus

An einem Team kommt man in der Nordischen Kombination nicht vorbei, wenn es um die Frage nach den Favoriten geht: Norwegen. Bei den Damen gewann letzte Saison nach Jahren der Dominanz von Gyda Westvold Hansen (NOR) erstmals Ida Marie Hagen (NOR) die Gesamtwertung. Im Sommer Grand Prix musste sich Hagen allerdings gleich mehrfach den deutschen Damen geschlagen geben. Während Nathalie Armbruster in der Loipe regelmäßig zu den Besten zählt, hatte sie zuletzt nach wie vor auf der Schanze etwas zu kämpfen. Man darf gespannt sein, wie sie zu ihrer früheren Stärke zurückfindet. Noch stärker als Armbruster war im Sommer jedoch Jenny Nowak, die nicht nur Hagen auf der Schanze hinter sich lassen konnte, sondern sich auch auf den Laufstrecken in Topform präsentierte. Wenn sie diese Form mit in den Winter nehmen kann, könnte vielleicht sogar der langersehnte erste Weltcupsieg für Nowak herausspringen. Auch Svenja Würth, als ehemalige Spezialspringerin auf den Schanzen regelmäßig vorne dabei, hat sich im Lauf weiter verbessert.

Wer kann Riiber schlagen?

Jarl Magnus Riiber (NOR) gewann die große Kristallkugel bereits fünf Mal.
Jarl Magnus Riiber (NOR) gewann die große Kristallkugel bereits fünf Mal. © Thibaut/NordicFocus

Bei den Herren ist Jarl Magnus Riiber (NOR) seit Jahren das Nonplusultra. Fraglich dürfte höchstens sein, wie fit er ist. Nach diversen Verletzungsproblemen machte ihm zuletzt eine Magen-Darm-Infektion, die auf eine Weisheitszahn-OP folgte, Probleme. Medienberichten zufolge ist dieses Problem derzeit noch nicht gelöst, dennoch hofft Riiber, in Ruka am Start stehen zu können. Riibers größte Herausforderer dürften aus Österreich kommen. Johannes Lamparter ist, wenn er fit ist, immer gefährlich. Und auch Stefan Rettenegger entwickelte sich in den letzten Jahren zum ernsthaften Sieganwärter. Aus deutscher Sicht bleibt abzuwarten, inwiefern Vinzenz Geiger und Julian Schmid ihre Probleme auf der Schanze in den Griff bekommen. In der Loipe ist insbesondere Geiger zuverlässig einer der Stärksten. Möglicherweise könnte es ausgerechnet Johannes Rydzek sein, der die deutsche Fahne hochhält. Der Routinier, vor einigen Jahren aufgrund von Formschwäche fast aus der Mannschaft geflogen, erlebt seinen zweiten Frühling und bewies sowohl letzte Saison als auch im Sommer, dass er zum einen nichts verlernt hat und er zum anderen den teilweise deutlich jüngeren Konkurrenten nach wie vor Paroli bieten kann. Hochspannung ist also vorprogrammiert – man darf gespannt sein, wer sich am Ende durchsetzen wird.

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