Seit 54 Jahren wird der legendäre Engadin Skimarathon mit über 14.000 Langläufern durchgeführt. Bereits ein halbes Jahr vor dem großen Sportanlass beginnen die Verpflegungsvorbereitungen. Eine Herkulesaufgabe, die Organisationstalent, viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Lebensmittel und Getränke erfordert.
Den sieben Verpflegungsposten auf der Marathonstrecke von Maloja bis S-chanf schenken die Läufer am Start noch wenig Beachtung. Einige Kilometer später werden dann aber die Stärkungsposten dankbar anvisiert. Spätestens hier wird den Teilnehmenden klar: Die Verpflegung beim Engadin Skimarathon ist spektakulär und gleicht einer logistischen Meisterleistung. Es ist Marathon-Sonntag, 8.00 Uhr in der Früh. Mit großer Vorfreude warten die über 70 Voluntaris am ersten Verpflegungsstand in Silvaplana auf die Sportlerinnen und Sportler. Bald stürmen die ersten ambitionierten Eliteläufer vorbei, wirbeln Schneestaub auf und wollen natürlich auch verpflegt werden. Die in blaue Winterjacken eingepackten Voluntaris haben alle Hände voll zu tun. So reichen sie den vorbeieilenden Läufern frische Bananenstücke von Coop, ein Täfelchen Ovo-Schokolade oder halten isotonische Kalt- und Heißgetränke sowie auch stärkende Bouillon von der Schweizer Firma Oswald unter die Nasen. Obwohl es hektisch zugeht, die fleißigen Voluntaris lächeln und lassen sich ganz und gar nicht die Ruhe von der aufgeregten Sportlermeute nehmen.
Vorbereitung ist alles – Tausende Läufer wollen schnell und einfach verpflegt werden
Über 14.000 hungrige Teilnehmer auf einmal zu verpflegen, setzt logistisches Können voraus. Zum Glück sind die Organisatoren des grössten Skating-Rennens der Welt geübt darin. So wissen sie genau, welche Menge pünktlich an den Verpflegungsständen bereit-stehen muss. Seit über sieben Jahren ist Patrick Meier als Verpflegungschef beim Engadiner im Einsatz. Für ihn startet die Planung und Organisation der Nahrungsmittel bereits im Sommer. Spätestens ab Anfang Februar, bei der Warenanlieferung im Zentrallager in Samedan, nimmt die logistische Meisterleistung volle Fahrt auf. Wochen bis wenige Tage vor dem Engadiner werden sämtliche Verpflegungssachen angeliefert: Nahrungsmittel, Getränkepulver, Becher und mehr. Auf insgesamt 30 Paletten wird die benötigte Ware angeliefert und am frühen Renntag-morgen an die sieben Verpflegungsposten verteilt. An den verschiedenen Verpflegungs-posten nehmen die insgesamt 650 Voluntaris die Ware entgegen und beginnen mit den Vorbereitungen. Und die benötigt viel Zeit, Koordination und ein geübtes Händchen. Bananen müssen in Hunderte mundgerechte Stücke zerteilt und diverse Getränke angerührt werden. Der Sauberkeit und Ordnung wegen werden spezielle Becher-Auffangnetze am Loipenrand aufgestellt. So können die Läufer die leeren Becher gleich selbst entsorgen. Bei mehreren Tausend Menschen finden nicht alle Becher jeweils den direkten Weg in das Auffangnetz. So sind pro Posten mehrere Voluntaris damit beschäftigt, die Becher mit dem Rechen einzusammeln – ein Knochenjob, der mit Muskelkater belohnt.
Beeindruckende Mengen an Verpflegung werden jedes Jahr an die Teilnehmer herausgegeben
20.000 Liter Heißwasser benötigt der Engadin Skimarathon allein für die Zubereitung der Tees und Bouillons. Eine Nussknacker-Aufgabe ist es, die Getränke bis zum Rennende am späteren Nachmittag warm zu halten. Denn bereits in der Nacht auf Sonntag wird das Wasser in der Käserei in Bever auf 70 Grad aufgeheizt, in Tanks abgefüllt und frühmorgens um 6.00 Uhr an die Verpflegungsposten ausgeliefert. Am Ende des Tages kommt eine beeindruckende Menge an Verpflegung zusammen. Um genau zu sein: 7.500 Liter Isostar, 3.500 Liter Tee, 2.000 Liter Bouillon, 1.500 Liter Ovomaltine und 8.000 Liter Wasser werden an die Teilnehmenden herausgegeben. Zum Vergleich: Die ausgegebenen Getränke würden ganze 125 Badewannen füllen. Bei der festen Nahrung sind die Mengen nicht minder eindrücklich. Es werden ca. 110 Kilogramm Energy Riegel gereicht und 500 Kilogramm Tafelschokoladen verputzt. Darüber hinaus versorgt eine Tonne Bananen die Läufer mit zusätzlicher Power. Auch die Verköstigung der 1.000 im Einsatz stehenden Voluntaris darf nicht vergessen werden: So werden am Tag vor dem Engadiner über 1.000 Sandwiches vorbereitet. In mehrstündiger Fleißarbeit streicht und belegt das Küchenteam der Academia Engiadina die zahlreichen Brötchen. Die Lunch-Säckli inkl. Getränke, Sandwich und weiteren Snacks werden am Schluss vom Hockeyclub St. Moritz verpackt und an die Voluntari-Chefs weitergereicht. Keine Frage, der Engadin Skimarathon ist ein wahrer Logistikkünstler und wird sein organisatorisches Talent auch am Sonntag, dem 10. März 2024 präsentieren. Dann nämlich heißt es einmal mehr: Heja, heja, wenn über 14.000 Teilnehmende die naturreiche Marathonstrecke unter ihre Latten nehmen. Für Verstärkung auf der Strecke ist jedenfalls gesorgt – versprochen.
Weitere Zahlen im Überblick
Der Engadin Skimarathon benötigt außerdem:
- 16.000 Startnummern
- 14.000 Effektensäcke
- 1.200 Voluntaris
- 150 Extrazüge
- 110 Toi-Toi’s (Toiletten)
- 62 Busse
- 41 Effektenlastwagen
Engadin Frauenlauf und Nachtlauf als Vorbereitung
Engadin Frauenlauf: Der traditionelle Lauf läutet die Marathonwoche ein und lockt an diesem Event über 1.300 Frauen an den Start. Die 17 km lange Strecke verspricht so einiges und lässt Frauenpower aufkommen. Beliebt ist die Kategorie «Go 4 Frauenlauf», bei der die Teilnehmerinnen als 4-er Teams miteinander antreten.
Engadin Nachtlauf: Fester Bestandteil seit fünf Jahren ist auch der Engadin Nachtlauf, bei dem die Teilnehmenden die 17 km lange Strecke in einem etwas anderen Licht entdecken. Kerzen und Feuerschalen verleihen eine einzigartige Nachtstimmung und sorgen für ein einzigartiges Rundum-Erlebnis mit romantischem Feeling. Ein absoluter Geheimtipp für alle langlaufbegeisterten Nachtschwärmer und Romantiker.
Die Marathonwoche
54. Engadin Skimarathon Sonntag, 10. März 2024
15. Engadin Halbmarathon Sonntag, 10. März 2024
23. Engadin Frauenlauf Sonntag, 3. März 2024
6. Engadin Nachtlauf Donnerstag, 7. März 2024
Alle Infos findet ihr hier: www.engadin-skimarathon.ch