Vergangene Woche sorgte zunächst die Disqualifikation von zwölf Teilnehmenden am Engadin Skimarathon aufgrund von vermeintlichen Verstößen gegen das Fluor-Verbot für Aufsehen. Drei davon wurden von der FIS inzwischen wieder zurückgenommen. Wir haben für euch die Hintergründe recherchiert.
Fehler im Kommunikationsablauf
Insgesamt zwölf Disqualifikationen hatte die Jury nach Fluor-Tests ausgesprochen, die nach dem Rennen gezielt bei 50 Athletinnen und Athleten durchgeführt worden waren. Darunter befanden sich neben der Siegerin bei den Damen, der Französin Maëlle Veyre, auch die beiden Schweizer Silvan Durrer und Daniel Graetzer. Am Freitag, fünf Tage nach dem Rennen, wurden die Disqualifikationen dieser drei Personen von der FIS offiziell aufgehoben. Auf Nachfrage teilte uns FIS-Renndirektor Skilanglauf, Michal Lamplot, mit: „In den Stunden nach dem Ende des Engadin Skimarathons gingen Hinweise ein, dass bei einigen Athleten das FIS-Fluor-Testprotokoll möglicherweise nicht genau eingehalten wurde. Deshalb leitete das FIS-Büro gemäß ICR-Regel 362.1.3 ein Berufungsverfahren im Fall von Maëlle Veyre ein. Während dem Verfahren untersuchte die Kommission auch alle anderen elf Disqualifikationsfälle und fand heraus, dass neben der Siegerin zwei weitere Athleten zu Unrecht disqualifiziert worden waren. Die Berufungskommission erkannte ein Kommunikationsproblem, das zu Fehlern im Ablauf im Fluor-Testzelt führte. Diese Fehler führten dazu, dass die Prüfung der Skier der drei Athleten nicht vollständig nach dem Protokoll für Fluortests durchgeführt wurde. Die Wettkampfjury erhielt falsche Informationen und disqualifizierte die Athleten zu Unrecht. Auf der Grundlage der gesammelten Informationen und Fakten beschloss die FIS-Berufungskommission, die Disqualifikationen der drei Athleten zu widerrufen. Die Fehler im Ablauf des Fluor-Testprotokolls lagen auf der administrativen Seite (Arbeitsabläufe im Testzelt) und eindeutig nicht am Testgerät selbst.“
Neun Disqualifikationen bleiben bestehen
Während Maëlle Veyre, Silvan Durrer und Daniel Graetzer von allen Verdachtsmomenten freigesprochen wurden, bleiben die Disqualifikationen von neun nicht namentlich genannten Personen bestehen. Dazu Michal Lamplot gegenüber xc-ski.de: „Die anderen DSQ-Fälle waren zweifelsfrei korrekt. Das Fluor-Testprotokoll wurde korrekt befolgt und die Testergebnisse zeigten deutliche chemische Fingerabdrücke von organischem Fluor oberhalb des zulässigen Grenzwerts.“ Damit dürfte für diese neun Athleten auch die zweijährige Sperre beim Engadin Skimarathon aufrecht erhalten bleiben.
Verbesserungspotential bei Umsetzung im Skimarathon
Während das Testprozedere im Weltcup bereits etabliert ist und bislang ohne Beanstandung blieb, muss seitens der FIS auf Ebene des Volkslanglaufs und speziell bei Großveranstaltungen wie dem Engadin Skimarathon wohl noch nachgebessert werden. Das sieht auch der FIS Renndirektor Skilanglauf so: „FIS Langlauf gibt klar zu, dass dieser Fall zeigt, wie wichtig die Kommunikation und Organisation rund um den Test selbst ist und zieht aus diesem Fall viele Lehren für die kommende Saison.“ Dazu dürfte dann auch die Einbindung der betroffenen Athleten beziehungsweise ihrer Teams in das Verfahren zählen. So teilte uns zum Beispiel David Brotzer, der Wachser der beiden Schweizer Durrer und Graetzer, mit, er habe direkt nach dem Rennen Protest einlegen wollen, sei dazu ins Rennbüro geschickt worden, das es im Zielbereich aber gar nicht gab. Bei seiner Rückkehr sei der verantwortliche Delegierte der FIS für die Fluor-Tests dann aber bereits nicht mehr anwesend und ein Protest trotz des noch laufenden Rennens nicht mehr möglich gewesen.