
Die härteste Strecke in der Ski Classics Serie und anspruchsvolle Wetterbedingungen machten den Reistadløpet als vorletztes Rennen der Saison zu einer großen Herausforderung für alle Läuferinnen und Läufer. Dennoch machten frühe Ausreißer-Duos die Tagessiege bei den Damen und den Herren in spannenden Rennen unter sich aus.
Vollgas vom ersten Meter an
Trotz der herausfordernden Strecke gab das Feld der Herren vom ersten Meter an Vollgas. Da die Sprintwertung des Tages bereits nach 5,1 Kilometern stattfand, sorgte vor allem Vebjørn Moen (Team Eksjöhus) im Grünen Trikot für hohes Tempo und holte sich dadurch auch souverän die maximale Punktzahl. Damit kann der Norweger nicht mehr eingeholt werden und sicherte sich den Gewinn des Grünen Trikots der Saison XVI. Aber auch nach der Sprintwertung reduzierte sich das Tempo in keiner Weise. Nun waren es insbesondere Läufer vom Team Engcon (Torleif Syrstad und Ole Jørgen Bruvoll) sowie Thomas Ødegaarden und Axel Jutterström vom Team Eksjöhus. Ihnen schloss sich Max Novak (Team Aker Daehlie) an und alle fünf konnten sich mit Beginn der Bergwertung rund 37 Kilometer vor dem Ziel im reinen Doppelstock vom restlichen Feld absetzen. Wenig später kam noch Eirik Sverdrup Augdal (Team Eksjöhus) als erster Läufer mit Steigwachs beziehungsweise Zero-Ski dazu. Der extrem anspruchsvolle Anstieg Orta zersplitterte aber auch schnell die Spitzengruppe und das restliche Herrenfeld. Ødegaarden und Augdal setzten sich im (Schnee-)Regen ab und bildeten an der Bergwertung des Iconic Climb nach 13,1 gelaufenen Kilometern das Führungsduo. Mit 35 Sekunden Rückstand überquerte eine erste Verfolgergruppe aus Bruvoll, Jutterström, Magnus Vesterheim (Team Aker Daehlie) und Überraschungsmann Simon Vuillet (i3 Ski Team) aus Frankreich die Bergwertung.
Teaminterner Sprint geht erneut an Augdal

Bis zum Checkpoint Kampenhytta nach 21 Kilometern bauten die beiden Läufer vom Team Eksjöhus ihren Vorsprung deutlich auf 50 Sekunden aus. Die Verfolgergruppe hatte sich derweil auf neun Läufer vergrößert, da Max Novak, Johan Hoel (Team Ragde Charge), Jeremy Royer (Team Eksjöhus), Torleif Syrstad und Amund Hoel (Team Engcon) aufschließen konnten. Kurz dahinter folgte bereits die nächste große Verfolgergruppe mit mehr als zehn Läufern, die etwa zur Halbzeit des Rennens den Anschluss schafften. So befanden sich nun rund 20 Läufer in der Verfolgung von Augdal und Ødegaarden. Auch wenn es zwischenzeitlich so aussah, schafften die Verfolger es nicht, den Abstand zu verringern. Stattdessen zersplitterte die Verfolgergruppe erneut. Johan Hoel, Ole Jørgen Bruvoll und Axel Jutterström bildeten nun mit 53 Sekunden Rückstand die ersten Verfolger. Bis zur nächsten Zwischenzeit nach 35 Kilometern hatte das Trio zehn Sekunden aufgeholt und lag somit 43 Sekunden hinter dem Führungsduo. Bis zum Ziel konnten die Verfolger jedoch nur noch wenige Sekunden aufholen, sodass es wieder zum Zielsprint zweier Läufer des Team Eksjöhus um den Tagessieg kam. Lange sah es nach einem Sieg von Thomas Ødegaarden aus, was der zweite Sieg eines Läufers im Doppelstock gewesen wäre. In der eingeschneiten Spur sprintete Eirik Sverdrup Augdal jedoch auf den letzten Metern noch im Diagonalschritt an seinem Teamkollegen vorbei. Damit holte sich der Norweger nach seinem Sieg beim Marcialonga Bodø vor einer Woche seinen zweiten Ski Classics Sieg überhaupt. Mit 18,8 Sekunden Rückstand sprintete Ole Jørgen Bruvoll als erster Verfolger auf Platz Drei. Johan Hoel wurde Vierter, gefolgt von Axel Jutterström und Johan Tjelle. Christian Winker (Team BSV Ibex) wurde auf Platz 46 bester deutscher Starter.
Andersson und Slind setzen sich in der klassischen Technik ab
Obwohl das Trikot der besten Sprinterin bereits vor dem Rennen an Anikken Gjerde Alnaes (Team Engcon) vergeben war, duellierte sich die Norwegerin mit Stina Nilsson (Team Ragde Charge) um die Punkte an der Sprintwertung, da diese auch für die Teamwertung relevant sind. Nilsson hatte knapp die Schuhspitze vor Alnaes und deren Teamkollegin Hanna Lodin an dritter Stelle. Im Damenfeld hatten deutlich mehr Läuferinnen auf Steigwachs gesetzt und mit Beginn des Anstieges konnten sich mit Ebba Andersson (Team Engcon) und den beiden Slind-Schwester Astrid und Silje (beide Team Aker Daehlie) drei Läuferinnen mit im klassischen Stil absetzen. Astrid Øyre Slind sorgte durch ein extrem hohes Tempo jedoch bald dafür, dass ihre Schwester dem Tempo nicht mehr folgen konnte und nur noch die beiden Weltcupläuferinnen an der Spitze gemeinsam liefen. Im stärker werdenden Schneefall, welcher durch zusätzlichen Wind zu einer echten Herausforderung wurde, setzten sich Slind und Andersson immer weiter ab und überquerten die Bergwertung mit großem Vorsprung vor den ersten Verfolgerinnen. Emilie Fleten (Team Ramudden) hatte es in der Zwischenzeit geschafft, zu Silje Øyre Slind aufzuschließen, beide wiesen jedoch schon einen Rückstand von über zweieinhalb Minuten auf. Weitere rund zehn Sekunden dahinter folgte Louise Lindström (Team Eksjöhus). Die nächste Verfolgerinnengruppe um Stina Nilsson, Hanna Lodin und Karolina Hedenström (Lager 157 Ski Team) lag 3:10 Minuten zurück an den Positionen Sechs bis Acht.
Andersson setzt sich kurz vor dem Ziel ab

Ähnlich wie das Führungsduo bei den Herren arbeiteten Astrid Øyre Slind und Ebba Andersson an der Spitze des Damenfeldes gut zusammen und bauten ihren Vorsprung leicht aus. Lindström, Alnaes und Lodin schafften jedoch ebenfalls etwa zur Hälfte des Rennens den Anschluss an das Verfolgerinnenduo Fleten und Slind herzustellen. Als das Terrain wieder bergiger wurde, waren Silje Øyre Slind und Emilie Fleten gegenüber den reinen Doppelstock Schieberinnen jedoch wieder im Vorteil und setzten sich erneut ab. Währenddessen bauten die beiden Läuferinnen an der Spitze unbeirrt in ihrem Rhythmus und bauten ihren Vorsprung immer weiter aus. 3:42 Minuten lagen Andersson und Astrid Øyre Slind nach 30 Kilometern vor dem Duo Fleten und Silje Øyre Slind. Stina Nilsson hatte sich nach einem zwischenzeitlichen Tief wieder auf den fünften Platz vorgearbeitet, lag jedoch bereits über fünf Minuten zurück. Wie bereits früh zu erkennen war, wurde der Tagessieg zwischen Ebba Andersson und Astrid Øyre Slind ausgemacht. Wenige Kilometer vor dem Ziel suchte Andersson bereits die Vorentscheidung und attackierte die Norwegerin. Diese Tempoverschärfung war erfolgreich und die Schwedin lief zu ihrem zweiten Sieg bei ihrer zweiten Teilnahme nach 2022 beim Reistadløpet. Im Kampf um den dritten Platz gelang keiner der beiden Anwärterinnen, Emilie Fleten und Silje Øyre Slind, eine Vorentscheidung, sodass es zum Zielsprint kam. Hier machte es Slind wie Augdal zuvor und sprintete im Diagonalschritt an Fleten vorbei und auf den dritten Platz. Anikken Gjerde Alnaes lief knapp vor ihrer Teamkollegin Hanna Lodin auf den fünften Platz. Victoria Carl nutzt nach dem Ende der Weltcup-Saison ebenfalls die Gelegenheit, weitere Rennkilometer zu sammeln, und kam als beste Deutsche auf den zwölften Platz.