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Der erste Medaillensatz bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide ist vergeben. Die Mixed Staffel aus Frankreich siegt trotz Sturz und Strafrunde eindrucksvoll mit deutlichem Vorsprung. Die weiteren Podestränge waren hart umkämpft – Tschechien erkämpft sich Silber und Deutschland erreicht zum Auftakt den Bronzerang. Die Mitfavoriten aus Norwegen und Schweden geraten durch Strafrunden früh in Rückstand.
DSV-Team holt erste Medaille
Im Team holen sich Selina Grotian, Franziska Preuß, Philipp Nawrath und Schlussläufer Justus Strelow im ersten Wettkampf die ersehnte Medaille. Damit haben sie sich und ihren Teamkameraden den Druck nach einer Medaille für die folgenden Rennen genommen. Nach elf Nachladern landet Deutschland auf dem Bronzerang und nach dem Rennen musste Franziska Preuß sogar ein paar Tränen verdrücken. „Man merkt, dass der Druck da war und der fällt jetzt ab. Die Maren (Hammerschmidt, Biathlon-Presseverantwortliche beim Deutschen Skiverband) hat angefangen zu weinen und mich angesteckt,“ so Franziska Preuß nach dem Rennen im ZDF. „Cool, dass wir das alle so durchziehen haben können.“ Und Justus Strelow der überraschender Weise als Schlussläufer aufgestellt war, meinte: „Ich bin froh, dass wir die Medaille haben. Es war unfassbar schmerzhaft, es ging Vollgas los mit Giacomel und das musste ich dann zwei Runden schmerzhaft bezahlen. Es war eine ganz neue Erfahrung, aber es hat Spaß gemacht.“ Und Selina Grotian gab zu: „Ich konnte beim Phil (Nawrath) beim letzten Nachlader kaum hinsehen und Hut ab vor Justus.“ Dem pflichtete auch Philipp Nawrath bei: „Der Justus hat wahnsinnig abgeliefert am Schießstand, das hat uns nach vorne katapultiert. Nicht als Letzter zu Laufen und das so erleben zu können, Wahnsinn.“ Dass der topsichere Schütze Justus Strelow, der immer wieder zugibt, auf der Strecke nicht ganz mit den Besten mithalten zu können, als Schlussläufer aufgestellt war, bescherte ihm, wie er selbst sagte, beim Einlaufen weiche Knie. „Ich war extrem aufgeregt.“ Die Erklärung für die taktische Aufstellung lieferte Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim DSV: „Es ist ziemlich einfach erklärt. Er ist unser bester Schütze, er kann sowohl liegend als auch stehend Druck machen und ich glaube das braucht man hinten drauf.“ Und diese Taktik ging auf. „Ich würde es nicht als Last bezeichnen, man kann das als Ehre sehen, dass man die deutsche Staffel ins Ziel laufen darf. Da ist viel Vertrauen, was man da von den Trainern bekommt. Justus hat bewiesen, dass er die Nerven hat, wenn man beim letzten Schießen da steht,“ so die erfahrene Franziska Preuß.
Frankreich verteidigt Titel und gewinnt Gold
24 Nationen schickten ihre Mannschaften auf Titeljagd, 17 davon erreichten das Ziel. Und Frankreich war als Titelverteidiger das Maß aller Dinge. Julia Simon, Lou Jeanmonnot, Eric Perrot und Emilien Jacquelin übernahmen schon vor dem ersten Wechsel die Spitzenposition, bauten ihren Vorsprung kontinuierlich aus, selbst eine Strafrunde ihres Schlussläufers im entscheidenden Schießen änderte daran nichts. Frankreichs Mixed Staffel wurde Weltmeister nach einer Strafrunde und sechs Nachladern mit einem Vorsprung von 1:13,8 Minuten auf Tschechien. Jessica Jislova, Tereza Vobornikova, Vitzeslav Hornig und Michal Krcmar benötigten neun Nachlader und Krcmar setzte sich auf der Schlussrunde mit der besseren Laufleistung gegen Justus Strelow durch und sicherte seinem Team die Silbermedaille.
Selina Grotian hält mit
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Gleich aus dem Stadion raus war ein langer Anstieg zu laufen und ein weiterer, vergleichbar mit dem Birxsteig in Oberhof, in der Lenzerheide heißt er „Hartweg-Hill“. Hier war bereits bemerkbar, dass die Strecke bei Temperaturen um sechs Grad an manchen Stellen tiefer wurde. In der ersten Runde kamen sich Schweden und Frankreich zu nahe und stürzten. Julia Simon war danach ohne Stöcke unterwegs und wurde erst mit einem, später mit einem zweiten Stock versorgt. Bei minimalem und dennoch wechselhaften Wind kam Suvi Minkkinen am Besten zurecht und ging an die Spitze. Selina Grotian benötigte zwei Nachlader und hatte auf Rang neun 15,7 Sekunden Rückstand als sie aus dem Schießstand kam. Die Norwegerin Tandrevold kassierte schon hier eine Strafrunde und wurde dadurch an das Ende des Feldes gespült. Zum Stehendanschlag war die Deutsche an der Spitze einer Verfolgergruppe nahezu an das Führungstrio herangelaufen. Die Finnin Minkkinen behielt nach der Null weiterhin die Führung, dicht hinter ihr Julia Simon und die Polin Sidorowicz. Grotian räumte nervenstark mit zwei Reservepatronen ab und kam mit 17,7 Sekunden Rückstand zurück in die Loipe. Ingrid Landmark Tandrevold musste ein weiteres Mal kreiseln und blieb Vorletzte mit nahezu zwei Minuten Rückstand. In der Spur bestimmte Julia Simon das Tempo, ging nach vorne und wechselte als Erste, dicht gefolgt von Finnland. Norwegens Rückstand betrug beim Wechsel auf Rang 20 mehr als zwei Minuten. Selina Grotian brachte in ihrem Leg die schnellste Laufzeit. „Wir hatten Top-Material heute, ich habe mich so leicht gefühlt und konnte so locker an den anderen vorbei laufen.“ Zu ihrem Schießen meinte sie: „Ich hatte Unruhe, den ganzen Tag Kopfweh und war vom Kopf her nicht ganz bei der Sache. Das tut mir für das Team leid, dass ich nicht sauber durchgehen konnte und mich selber ärgert es natürlich auch.“
Franziska Preuß in aussichtsreicher Position
Franziska Preuß übernahm als Sechste mit einem Rückstand von 19,6 Sekunden, vor ihr die Slowakei, Tschechien und Polen. Lou Jeanmonnot, ihre größte Widersacherin im Kampf um den Gesamtweltcupsieg, war an der Spitze und baute schon in der ersten Runde ihren Vorsprung mehr als deutlich aus. Franziska Preuß konnte zwar keine Zeit, aber zwei Plätze nach vorne gut machen. Liegend traf die Französin ihre fünf Scheiben, behauptete die Spitzenposition vor Kamila Zuk (POL), Anastasiya Kuzmina (SVK) und Dorothea Wierer (ITA). Preuß benötigte eine Reservepatrone und kam zusammen mit der Tschechin Vobornikova zurück in die Spur. Während Jeanmonnot an der Spitze hohes Tempo lief, hatte sich hinter ihr eine Fünfergruppe, zu der auch Franziska Preuß gehörte, gebildet. Trotz eines Nachladers war Jeanmonnot bereits aus dem Schießstand gelaufen, bevor die Verfolgerinnen dort ankamen. Die Deutsche verließ den Schießstand als Letzte des Quintetts während die Schwedin Hanna Oeberg eine Strafrunde kassierte und die Norwegerin Kirkeeide mit der Null auf Rang 16 vorrückte. „Es ist schon extrem hart heute. Das einzig Gute ist, dass es für alle gleich ist, jeder muss sich durchkämpfen, aber es haut schon rein,“ so Preuß nach dem Rennen im ZDF. „Es war nicht das Gelbe vom Ei mit den zwei Nachladern, aber ich bin froh, dass ich mit den zwei Nachladern gleich getroffen habe.“
Philipp Nawrath hält die Staffel vorne
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Lou Jeanmonnot mit der schnellsten Laufzeit in ihrem Leg wechselte in Führung liegend mit einem Vorsprung von 46,5 Sekunden auf Eric Perrot. Für Italien folgte Lukas Hofer zeitgleich mit Tschechien und mit 54,9 Sekunden Rückstand kam für Deutschland Philipp Nawrath an vierter Position ins Rennen. Die Schweden wechselten auf Position neun und Norwegen auf zwölf. Liegend räumte Perrot schnell ab, 55,1 Sekunden nach ihm bog der Tscheche Hornig in die nächste Runde ein und Philipp Nawrath war nach zwei Nachladern auf die dritte Position vorgerückt, nachdem der Italiener Lukas Hofer die Strafrunde erst mit dem dritten Nachlader vermeiden konnte. Sturla Holm Laegreid brachte Norwegen auf die zehnte Position hinter dem Schweden Ponsiluoma auf der Neun. Die Führung des Franzosen Perrot, als er zum Stehendanschlag kam, war überaus deutlich. Er traf trotz einer kurzen Unterbrechung vor dem vierten Schuss alle Scheiben und danach fand am Schießstand das Duell zwischen Hornig und Nawrath statt. Beide begannen mit einem Fehlschuss, Hornig verfehlte insgesamt zwei und Nawrath sogar drei Scheiben. Jeder von ihnen konnte mit der letzten Patrone die Strafrunde vermeiden, aber Lukas Hofer schob sich mit nur einem Nachlader an den beiden vorbei auf die zweite Position. „Gott sei Dank habe ich die Strafrunde abwenden können,“ so Nawrath. An der Spitze war das französische Team mit 1:27 Minuten Vorsprung unterwegs zum letzten Wechsel. Dahinter lieferten sich Italien und Tschechien Positionskämpfe und Deutschland war mit dabei. Der Schwede Martin Ponsiluoma war Schnellster in diesem Leg.
Schlussläufer Strelow bringt DSV-Staffel auf Bronzerang ins Ziel
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Emilien Jacquelin übernahm als Schlussläufer für Frankreich und mit einem Vorsprung von 1:29 Minuten schien der Sieger bereits festzustehen. Aber wer es dahinter auf das Podest schafft, sollte sich erst im Laufe der Schlussrunde entscheiden. Hinter Deutschland war in der Zwischenzeit Schweden auf die fünfte Position gelaufen und Norwegen hatte sich bereits auf Rang acht nach vorne gekämpft. Im Liegendanschlag kam Emilien Jacquelin mit einem Nachlader durch und war lange enteilt, bevor das Verfolgertrio sich bereit machte. Justus Strelow demonstrierte seine Stärke im Schießen, während die anderen Nationen zwar die besseren Läufer hatten, die aber deutlich im Schießen strauchelten. Mit einer schnellen Fünferserie schob er sich auf die zweite Position, hinter ihm Tschechien und nachdem Giacomel eine Strafrunde kassierte, kam der Schwede Samuelsson als Vierter zurück und Norwegens Sturla Holm Laegreid als Sechster. Stehend machte es der Franzose noch einmal spannend. Er schoss schnell und zwei Patronen trafen weit neben der Scheibe während man deutliche Bewegung auf seinem Gewehr vernehmen konnte. Auch mit der dritten Reservepatrone traf er nicht und kassierte eine Strafrunde. Während der Franzose kreiselte kam Justus Strelow zum Schießstand, dicht hinter ihm der Tscheche Krcmar. Strelow räumte mit 20 Sekunden Vorsprung vor dem Tschechen ab und nur neun Sekunden dahinter bog Johannes Thingnes Boe nach einer schnellen Null als Vierter in die Schlussrunde ein. Durch einen fehlerfreien Anschlag konnte der Norweger an dem Schweden, der zwei Mal nachladen musste, vorbeiziehen. Strelow konnte sich in der Loipe dem Angriff des Tschechen letztlich nicht mehr erwehren während Frankreich die Ziellinie als siegreicher Titelverteidiger überquerte. Im Kampf um die Plätze vier und fünf kamen sich Johannes Thingnes Boe und Sebastian Samuelsson etwas zu nahe, als Samuelsson innen an J. T. vorbeigehen wollte und dabei zu Sturz kam. Nun hatte Justus Strelow Johannes Thingnes Boe hinter sich und stürzte mit letzter Kraft nur 2,7 Sekunden vor J. T. Boe auf dem Bronzerang ins Ziel. J. T. Boe war schnellster in seiner Runde und sicherte seinem Team mit Ingrid Landmark Tandrevold, Maren Kirkeeide und Sturla Holm Laegreid Rang vier (11 Nachlader). „Ich gratuliere dem deutschen Team zu Bronze. Es haben ein paar Meter gefehlt um die Medaille zu holen, aber die Deutschen haben einen guten Job gemacht,“ sagte J. T. Boe nach dem Rennen. Schweden (Anna Magnusson, Hanna Oeberg, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson) belegte Rang fünf (1 Strafrunde/10 Nachlader).
Rang sechs für das Heimteam
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Amy Baserga, Lena Häcki-Groß, Sebastian Stalder und Niklas Hartweg gingen für die Schweiz ins Rennen. Bereits bei der letzten WM in Nove Mesto na Morave startete das Quartett in der gleichen Formation und erreichte nach nur drei Nachladern einen hervorragenden vierten Rang. Ganz so weit schafften sie es bei ihrer Heim-WM nicht. Amy Baserga übergab nach insgesamt zwei Nachladern auf Rang neun an Lena Häcki-Groß. Sie benötigte insgesamt vier Nachlader, rückte aber bis zum Wechsel auf Rang sieben vor. Allerdings betrug der Rückstand aufgrund des hohen Tempos der führenden Franzosen beim Wechsel auf Sebastian Stalder bereits über eine Minute. Liegend konnte Stalder die Strafrunde Dank seiner drei Reservepatronen vermeiden, stehend blieb er fehlerfrei und Schlussläufer Niklas Hartweg übernahm auf Platz sechs. Auch er musste liegend nachladen, kam mit zwei Patronen aus und hat seinem Team durch die Null im Stehendanschlag Rang sechs gesichert. Bei Schießstandausgang lag Hartweg zwar noch an den Skienden von Sebastian Samuelsson, aber der laufstarke Schwede legte schnell ein paar Meter vor und ließ den Schweizer nicht mehr herankommen.
Österreichisches Team bildet Schlusslicht
Das Mixed-Team aus Österreich mit Tamara Steiner, Anna Gandler, Simon Eder und David Komatz, die in derselben Besetzung im letzten Jahr bei der WM in Nove Mesto den sechsten Rang erreichten, kamen in Lenzerheide nach zwei Strafrunden und zehn Nachladern nur auf dem 17. Rang ins Ziel. Schon Tamara Steiner kam nicht gut ins Rennen. Liegend benötigte sie alle drei Nachlader um nicht in die Strafrunde abbiegen zu müssen, schaffte dann im Stehendanschlag die Null aber der Rückstand, mit dem sie auf Platz 20 auf Anna Gandler übergab war bereits auf 1:41 Minuten angewachsen. Gandler traf sowohl liegend als auch stehend ihre Scheiben und übergab um zehn Plätze verbessert als Zehnte auf Simon Eder, der nach insgesamt drei Nachladern auf Rang 14 mit einem auf 3:21 Minuten angewachsenen Rückstand David Komatz ins Rennen schickte. Der Schlussläufer riskierte zu viel, kassierte liegend zwei Strafrunden und brachte die Staffel schließlich auf Rang 17 ins Ziel.