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Der Franzose Eric Perrot gewinnt das Einzel der Herren bei der Biathlon Weltmeisterschaft im Einzel in der Lenzerheide und gewinnt Gold vor dem Italiener Tommaso Giacomel. Quentin Fillon Maillet läuft auf den Bronzerang und bester Deutscher wird Philipp Horn auf dem siebten Platz.
Eric Perrot ist Weltmeister im Einzel
Der 23jährige Franzose Eric Perrot gewinnt den Einzellauf der Herren bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide und wurde mit der besten Laufleistung und nur einem Schießfehler verdienter Weltmeister. Mit Perrot ist ein nicht ganz Unbekannter zum Titel gelaufen. Der Franzose rangiert in der Gesamtweltcupwertung derzeit hinter Sturla Holm Laegreid und J. T. Boe auf dem dritten Rang, in der Einzelwertung liegt er auf dem Platz sieben. Der heutige Sieg zählt allerdings, wie alle Ergebnisse der WM, nicht zur Weltcupgesamtwertung. Die Bedingungen insbesondere auf dem Schießstand waren mit hereinziehenden Windböen nicht einfach und auch die permanent fordernden Strecken in der Lenzerheide verlangen von den Athleten höchste Konzentration. „Den Tag werde ich niemals vergessen,“ sagte Eric Perrot nach dem Rennen in der ARD. „Es ist einfach unglaublich. Nach einem guten Rennen am Sonntag in der Verfolgung wusste ich, ich kann auch hier um den Sieg kämpfen. Ich war sehr fokussiert auf mein Rennen. Es sind so viele Dinge in meinem Kopf gewesen während des Rennens, aber ich habe versucht mich zu fokussieren auf das was ich machen musste: schnell Rennen und Treffen.“ Dass es für ihn heute auf der Strecke so hervorragend lief, führte Perrot auch auf die hervorragend präparierten Ski zurück.
Tommaso Giacomel vergibt Titelchance im letzten Schießen
Der Italiener Tommaso Giacomel kam erst nach Perrot zum letzten Anschlag und hatte zuvor mit drei fehlerfreien Schießen alle Voraussetzungen geschaffen, um dem Franzosen den Titel streitig zu machen. Aber der vorletzte Schuss von Giacomel fand nicht ins Ziel und mit einem Rückstand von 26,5 Sekunden bog der Italiener in die Schlussrunde ein. Und gerade auf der letzten Runde musste Perrot förmlich geflogen sein, denn Giacomel konnte nichts vom Rückstand gut machen und überquerte die Ziellinie auf dem Silberrang mit einem Rückstand von 52,4 Sekunden. Nach Rang fünf sowohl in Sprint und auch in der Verfolgung in Lenzerheide schaffte er es im Einzel verdient zur Medaille. Neben dem Weltmeister war auch sein Teamkollege Quentin Fillon Maillet extrem schnell unterwegs. Er war auf der Schlussrunde nur 3,8 Sekunden langsamer und auch in der Gesamtlaufzeit lag er nur 2,1 Sekunden hinter Perrot. Obwohl Fillon Maillet mit zwei Schießfehlern begann und nach einer Null liegend eine weitere Scheibe verfehlte schob er sich mit der Null im letzten Anschlag auf die dritte Position und brachte den Bronzerang ausgestattet mit hervorragendem Material und grandioser Laufleistung ins Ziel.
Olli Hiidensalo bringt bestes Ergebnis seiner Karriere
Der 34jährige Finne Olli Hiidensalo brachte das Feld der bis dahin sechs besten mit der späten Startnummer 75 noch einmal etwas durcheinander. Ihn hatte niemand beobachtet als er schließlich auch die vierte Schießeinlage fehlerfrei absolvierte und nur 2,7 Sekunden hinter dem Bronzerang in die letzte Runde lief. Für einen Podestplatz hat die Laufleistung in der Schlussrunde dann nicht gereicht, aber mit Rang vier hat er das beste Ergebnis seiner bisherigen Biathlonkarriere erreicht und auch den Deutschen Philipp Horn aus dem Kreis der sechs Besten im Einzel auf Rang sieben verdrängt. Hiidensalo kam 0,6 Sekunden vor Niklas Hartweg ins Ziel und schob den Schweizer, der mit zwei Strafminuten belastet war auf den fünften Rang. Hartweg hat wie viele der Top-Athleten seine sichere Medaillenchance im letzten Anschlag vergeben. Der Slowene Jakov Fak (1 Fehler) landete knapp dahinter auf dem sechsten Platz.
Favoriten verpassen Spitzenplatz
Zu den Favoriten zählten insbesondere die Norweger Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid. Beide und auch ihre vier weiteren Teamkollegen konnten nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Johannes Thingnes Boe, der im goldenen Trikot des bis dahin amtierenden Weltmeisters am Start war, verfehlte gleich im ersten Schießen drei Scheiben und nachdem in der Folge zwei weitere stehen blieben musste er sich mit fünf Strafminuten belastet mit dem 20. Platz zufrieden geben. Bester der Norweger wurde Endre Stroemsheim, der lediglich eine Strafzeit kassierte und dennoch mit 3.08 Minuten Rückstand auf dem neunten Rang ins Ziel kam. Läuferisch bot Johannes Thingnes Boe die vierte Gesamtzeit, aber seine Teamkollegen lagen alle mehr als zwei Minuten hinter den Franzosen Perrot und Fillon Maillet. Selbst mit fehlerfreiem Schießen hätte die Laufleistung der Norweger heute nicht an die starken Franzosen herangereicht.
Philipp Horn bester Deutscher
Neben Philipp Horn und Danilo Riethmüller hatte Johannes Kühn seinen ersten Einsatz im Einzel in der Lenzerheide und auch David Zobel, der wegen eines Infekts von Philipp Nawrath nachnominiert wurde, bekam eine Startchance. Und für alle von ihnen war eine gute Platzierung wichtig um sich eventuell noch für den abschließenden Massenstart zu qualifizieren. Dort sind die ersten 15 der Gesamtweltcupwertung, zu denen auch Philipp Nawrath gehört, startberechtigt. Dazu kommen die Medaillengewinner und bis 30 aufgefüllt wird mit denjenigen, die in allen WM-Rennen zuvor die meisten Punkte erzielt haben. Philipp Horn begann gleich mit einem Fehlschuss im ersten Schießen, ließ dann zwei Nuller folgen und kam mit allen Chancen zum entscheidenden Schießen. Leider kam ein Schuss nicht ins Ziel und obwohl er auf der Schlussrunde nur drei Sekunden langsamer als der spätere Weltmeister lief, reichte es am Ende mit 2:56 Minuten Rückstand als Bester des DSV-Teams nur zu Rang sieben. „Ich bin nicht unzufrieden, aber mit zwei Fehlern im WM-Einzel hat man in der Regel nichts mit den Medaillen zu tun. Ich hätte die 4 x 0 gebraucht,“ so Horn in der ARD. „Ich habe versucht genau da weiter zu machen, wo ich im Verfolger aufgehört habe.“ Dort arbeitete sich Horn mit nur einem Schießfehler um 27 nach vorne.
Johannes Kühn wird Zwölfter
Bei seinem ersten WM-Einsatz verpasste Johannes Kühn nach insgesamt zwei Strafminuten mit einem Rückstand von 3:25 Minuten die Top-10 auf Rang zwölf nur knapp. Er war wegen der Qualifizierung für den Massenstart am Sonntag etwas unglücklich, dass er im Sprint nicht nominiert wurde und demzufolge auch kein Ergebnis in der Verfolgung zu Buche stehen hat. Ob der zwölfte Rang ausreicht, wird sich zeigen. „Mein erster Fehler war brutal weit weg, der ärgert mich. Für ganz vorne hätte ich mindestens einen weniger gebraucht,“ so Johannes Kühn, der bestätigte, dass es sich in der Lenzerheide um schwere Strecken handelt. Die Bedingungen kamen Kühn nicht unbedingt entgegen. „Es war brutal warm, nicht mein favorisiertes Wetter,“ kam erschwerend hinzu. Danilo Riethmüller hatte mit den Trainern an den wettkampffreien Tagen versucht seinen Liegendanschlag zu verändern, aber nachdem er bereits im ersten Schießen, wie er später in der ARD angab, den Wind falsch einschätzte, fielen die ersten zwei Scheiben nicht. „Tatsächlich habe ich den Wind falsch eingeschätzt. Der Wind war stärker und ich habe erst nach den zwei Fehlern reagiert.“ Danach zog er sowohl stehend als auch liegend sauber durch und im letzten Schießen blieb nochmals eine Scheibe schwarz. Am Ende kam er mit der vierten Zeit in der Schlussrunde, nur 6,7 Sekunden langsamer als der Weltmeister, auf dem 22. Platz ins Ziel. David Zobel hat wie viele vor ihm ein besseres Ergebnis beim letzten Schießen vergeben. Bis dahin war er ohne Schießfehler geblieben, aber im entscheidenden Anschlag traf er zwei Scheiben nicht. „Das war ein Bonusrennen für mich, ich habe nicht damit gerechnet. Die Saison ist eine Achterbahnfahrt für mich.“ Mit 5:16 Minuten Rückstand überquerte er die Ziellinie auf Rang 28 und ist sich durchaus bewusst, dass er derzeit läuferisch von den Besten zu weit weg ist.