Im Verfolgungsrennen bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide wird Franziska Preuß Weltmeisterin und erfüllt sich damit ihren Traum. Die Schwedin Elvira Oeberg setzt sich im Zielsprint durch und gewinnt Silber vor der Französin Justine Braisaz-Bouchet. Schweizerin Lena Häcki-Groß vergibt Podestchance beim letzten Schießen und wird Fünfte.
Franziska Preuß feiert größten Erfolg ihrer Karriere
Nach zwanzig Treffern kam Franziska Preuß als Weltmeisterin in der Verfolgung in der Roland Arena in Lenzerheide ins Ziel. Insbesondere beim letzten Schießen hat sie Nervenstärke gezeigt und Schuss für Schuss ins Ziel gebracht. „Ich habe am Schießstand nichts riskiert, habe einen Ticken länger gebraucht als die daneben. Ich wollte die Null und es macht so Spass wenn Scheibe für Scheibe fällt,“ so die Goldmedaillengewinnerin im ZDF-Interview nach dem Rennen. Und dieses Rennen ging sie mit Entschlossenheit an, hatte es sich gut eingeteilt und die nötige Ruhe für den letzten Anschlag. „Es war echt cool. Es war ein Traum der heute in Erfüllung gegangen ist.“ Als nach dem entscheidenden Schießen Hochbetrieb in der Strafrunde herrschte, dauerte es mehr als 50 Sekunden bis die nächste Athletin die Verfolgung der Deutschen aufnehmen konnte. „Mit 50 Sekunden auf die Schlussrunde, das hätte ich mir nie zu träumen gewagt. Wenn dir die Betreuer gar nicht den Vorsprung sagen können, weil noch keiner durch ist. Ich bin echt stolz, dass ich das heute geschafft habe. Ich war so oft zwischen vier und zehn und immer hat ein bißchen was aufs Podium gefehlt.“ Nach Bronze mit der Mixed-Staffel und Silber im Sprint hat Franziska Preuß mit Gold in der Verfolgung bereits den Medaillensatz voll gemacht. „Es ist egal was kommt, ich bin einfach glücklich und freue mich.“ Die sympathische Biathletin ließ ihren Emotionen im Zielbereich freien Lauf und musste sich auch während der Siegerehrung immer wieder ihrer Freudentränen erwehren.
Wette mit Trainer Roeiseland?
Als Franziska Preuß im Zielbereich auf ihren Trainer Sverre Olsbu Roeiseland traf, machte sie strahlend eine Bewegung mit ihren Fingern, die einer Schere glich. Der Trainer löste das Rätsel im ZDF-Interview auf und erklärte, dass ausgemacht wurde, dass er sich die Haare abschneiden wird, wenn Franziska heute gewinnt. „Vielleicht wird das heute Abend passieren,“ sagte Roeiseland, und weiter „ich bin sehr glücklich für sie. Fantastisch, dass sie so stark ist. Das alles hat sie selbst geschafft. Ich und Kristian Mehringer haben einfach nur versucht sie zu begleiten und wichtig war, dass sie gesund blieb.“
Führungswechsel nach dem ersten Schießen
Mit 9,8 Sekunden Vorsprung eröffnete die Sprint-Weltmeisterin Justine Braisaz-Bouchet unter blauem Winterhimmel das Verfolgungsrennen in der Lenzerheide, aber nur zehn Sekunden später ging Franziska Preuß auf die Jagd. Sie schloss sich mit der Finnin Suvi Minkkinen und der Schweizerin Lena Häcki-Groß schnell zu einer Dreiergruppe zusammen und Braisaz-Bouchet hielt ihren Vorsprung bis zum ersten Anschlag. Während Braisaz-Bouchet und Minkkinen in die Strafrunde abbiegen mussten, übernahm Häcki-Groß dicht gefolgt von Franziska Preuß die Führung und Lou Jeanmonnot hatte sich mit der Null vor Braisaz-Bouchet an die dritte Position gearbeitet. Die weiteren drei Deutschen Julia Tannheimer, Sophia Schneider und Selina Grotian kassierten jeweils eine Strafrunde. Zwischen Häcki-Groß und Preuß gab es an der Spitze ständige Führungswechsel und mit Jeanmonnot, Braisaz-Bouchet und Simon, die im goldenen Trikot als amtierende Weltmeisterin im Rennen war, arbeiteten sich drei Französinnen an das Spitzenduo heran.
Häcki-Groß und Preuß bleiben in Führung
Häcki-Groß setzte im zweiten Liegendanschlag den ersten Schuss, agierte etwas schneller als Preuß, aber auch die Deutsche räumte ab und wieder bogen sie knapp hintereinander in die Loipe ein. Aus dem französischen Dreiergespann dahinter blieben nur Jeanmonnot und Braisaz-Bouchet, nachdem Julia Simon drei Scheiben stehen ließ. Der Vorsprung der Führenden auf die beiden Französinnen war durch die schnelle Schießserie wieder auf 15 Sekunden angewachsen. Dahinter reihte sich mit Elvira Oeberg und Anna Magnusson ein schwedisches Duo ein und von den deutschen Mädels brachte Tannheimer die Null. Selina Grotian und Sophia Schneider verfehlten jeweils zwei weitere Scheiben und fielen deutlich zurück.
Preuß allein in Spitzenposition
Gemeinsam machten sich Häcki-Groß und Preuß zum ersten Stehendanschlag bereit. Häcki-Groß auf der ersten Matte setzte wieder den ersten Schuss, ließ aber die dritte Scheibe stehen während Franziska Preuß sich nicht aus dem Tunnel bringen ließ und nervenstark abräumte. Alleine ging sie als Führende mit 15,3 Sekunden vor der aus der Strafrunde einbiegenden Häcki-Groß in die nächste Runde. Braisaz-Bouchet kassierte zwar auch eine Extrarunde, aber sie hatte sich nun wieder an die dritte Position geschoben, knapp vor der Schwedin Elvira Oeberg. Für Lou Jeanmonnot an fünfter Position und Anna Magnusson als Sechste war mit einem Rückstand von 35 bzw. 49 Sekunden im letzten Schießen noch alles drin. Julia Tannheimer verpasste eine Scheibe, verbesserte sich aber dennoch um einen Rang und war als 16. aus der Strafrunde gekommen. Selina Grotian brachte die Null und Sophia Schneider war nach zwei weiteren Strafrunden weit zurückgefallen. Franziska Preuß baute ihren Vorsprung auf die Verfolgerinnen Richtung viertes Schießen, insbesondere auf Häcki-Groß, mit 24,5 Sekunden deutlich aus und machte sich auf Schießbahn eins bereit zum Finale.
Franziska Preuß läuft Titel und Gold entgegen
Preuß setzte den ersten Schuss, traf und alle vier weiteren Patronen kamen ins Ziel. Lena Häcki-Groß als nächste angekommen riskierte zu viel, aber auch alle anderen Verfolgerinnen kreiselten in der überfüllten Strafrunde. Als erste kam Braisaz-Bouchet zurück, dicht gefolgt von Elvira Oeberg und ihr Rückstand auf die Deutsche betrug 50 Sekunden. Lou Jeanmonnot lief zwölf Sekunden hinter den beiden und diese drei kämpften auf der letzten Runde um die verbliebenen Podiumsplätze. Lena Häcki-Groß hatte drei Strafrunden geschossen und sich damit um eine sichere Medaille gebracht. 1:28 Minuten betrug ihr Rückstand auf der fünften Position, der im Laufe der letzten Runde anwuchs. Im Kampf um die Podestplätze hielt sich Elvira Oeberg lange Zeit dicht hinter der Französin Braisaz-Bouchet, aber im Zielsprint zog sie vorbei und sicherte sich Silber, Braisaz-Bouchet holte Bronze. Franziska Preuß schnappte sich auf der Zielgeraden die Deutsche Fahne und feierte als Weltmeisterin in der Verfolgung den größten Erfolg ihrer Karriere. Lou Jeanmonnot wurde Vierte und Lena Häcki-Groß kam auf Rang fünf ins Ziel. „Ich habe wirklich einen guten Wettkampf gezeigt bis auf das letzte Schießen. Beim letzten Schießen waren die Nerven bis zum Zerreißen gespannt,“ so die Schweizerin im ZDF-Interview, wo ihre Hände noch immer extrem zitterten. „Es war eine ganz schwierige Aufgabe. Schade, aber ich habe gekämpft bis zum letzten Schuss und ich werde weiter kämpfen und es kommen noch einige Rennen. Auf Rang sechs platzierte sich die Bronzemedaillengewinnerin im Sprint, Suvi Minkkinen aus Finnland.
Selina Grotian arbeitet sich in Top-10
Mit insgesamt drei Strafrunden aus den beiden Liegendschießen konnte sich Selina Grotian erst einmal nicht nach vorne verbessern. Stehend brachte sie dann zwei Mal die wichtige Null und am Ende kam sie um 14 Plätze verbessert als Zehnte ins Ziel. Sophia Schneider fiel nach insgesamt fünf Strafrunden auf Rang 23 zurück, knapp vor Julia Tannheimer, die nach vier Extrarunden auf Platz 24 ins Ziel kam.
Lisa Theresa Hauser verbessert sich um elf Positionen
Die Österreicherin Lisa Theresa Hauser war im Sprint auf Rang 26 gelandet. In der Verfolgung kamen erst im entscheidenden Schießen zwei Patronen nicht ins Ziel und am Ende freute sie sich über Rang 15. „Das war auf jeden Fall ein sehr gutes Rennen, bis auf die läuferische Leistung in der ersten Runde und die zwei Fehler beim letzten Schießen. Das muss ich beim nächsten Mal einfach besser machen. Trotzdem war es ein guter Wettkampf und ich konnte viele Plätze gutmachen, aber beim letzten Schießen hätte es einfach noch einmal unbedingt den Nuller gebraucht. Jetzt heißt es, diese Sicherheit in die nächsten Rennen mitzunehmen und dann wieder genauso umzusetzen.“ (Quelle: Ski-Austria) Tamara Steiner wurde 31. und Anna Andexer machte vierzehn Plätze gut und kam auf Platz 44 ins Ziel. Dorothea Wierer (ITA) startete nicht und auch die Österreicherin Anna Gandler. Bereits im Vorfeld erkrankt kann sie krankheitsbedingt kein WM-Rennen mehr bestreiten. „Anna Gandler muss die IBU Biathlon Weltmeisterschaft in Lenzerheide (SUI) krankheitsbedingt leider vorzeitig beenden. Der Gesundheitszustand der Tirolerin, die bereits auf ein Antreten in der heutigen Verfolgung verzichten musste, hat sich im Laufe des Tages leider verschlechtert. Die 24-Jährige ist schon abgereist und auf dem Weg nach Hause. Als Ersatz wird Lea Rothschopf ins WM-Team aufrücken.“ (Quelle: PM ÖSV)