Johannes Thingnes Boe holt bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide in der Verfolgung seinen 22. Weltmeistertitel. Der US-Amerikaner Campbell Wright beeindruckte erneut und behauptet auch in der Verfolgung den Silberrang. Eric Perrot aus Frankreich komplettiert das Podest auf dem Bronzerang und Philipp Horn bietet einen kleinen Lichtblick bei den DSV-Herren.
J. T. Boe bleibt trotz Strafrunde in Führung
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Mit 27,7 Sekunden Vorsprung eröffnete der Rekord-Weltmeister Johannes Thingnes Boe das Jagdrennen. Er war im goldenen Trikot des amtierenden Weltmeisters unterwegs und machte sich als Führender bei wild tänzelnden Windfahnen zum ersten von vier Schießeinlagen bereit. Die letzte Patrone verfehlte das Ziel, aber auch Campbell Wright und Quentin Fillon Maillet ließen eine Scheibe stehen. An der Führung von Johannes Thinges Boe vor Wright änderte sich nichts aber nachdem der Italiener Tommaso Giacomel fehlerfrei blieb schob er sich vor Fillon Maillet an die dritte Position. Eric Perrot machte mit fünf Treffern einen großen Sprung nach vorne und rückte von der fünfzehn auf die fünfte Position. J. T. Boe hielt das Tempo auch in der nächsten Runde hoch und ließ den Verfolgern keine Chance näher heranzukommen. Der Italiener Giacomel schob sich schnell am US-Amerikaner Wright vorbei und war Richtung zweites Schießen der erste Verfolger von J. T. Boe, aber Wright hielt sich an den Skienden von Giacomel.
Tommaso Giacomel und Campbell Wright bleiben in Schlagdistanz
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Beim zweiten Anschlag arbeitete J. T. Boe wiederum fehlerfrei und war bereits in die nächste Runde eingebogen, bevor Campbell Wright und Tommaso Giacomel ebenfalls abräumten und ihre Positionen zwei und drei behaupteten. Der Franzose Fabien Claude und Sturla Holm Laegreid kamen als nächste nach einer fehlerfreien Schießeinlage zurück in die Spur. Giacomel und Wright machten in der Spur weiterhin gemeinsame Sache und ließen ihre Verfolger nicht näher kommen.
Campbell Wright bleibt dran
Im ersten Stehendanschlag leistete sich J. T. Boe nochmals eine Strafrunde und als er in die Loipe zurückkam war sein Vorsprung auf den fehlerfrei gebliebenen Campbell Wright auf 8,8 Sekunden geschmolzen. Der Italiener Giacomel kassierte zwei Strafrunden und fiel auf die fünfte Position zurück hinter Eric Perrot und Sturla Holm Laegreid, der aus dem Führungstrio bislang ohne Schießfehler agierte. J. T. Boe ließ seine Verfolger auf der Runde zum entscheidenden Schießen nicht näher herankommen, auch Sturla Holm Laegreid konnte sich nicht näher an Wright heranarbeiten, obwohl die Körpersprache ausdrückte, dass Wright am Limit lief.
Johannes Thingnes Boe läuft zum Verfolgungstitel
Vom Beifall der Fans auf der Tribüne begleitet lief J. T. Boe zum entscheidenden Schießen an und setzte fünf saubere Treffer. Campbell Wrights Gesichtsausdruck sprach Bände von Erstaunen, als nach vier Treffern auch die fünfte Scheibe fiel und er mit 14,3 Sekunden Rückstand als Zweiter in die Schlussrunde lief. „Als ich zum letzten Schießen kam, konnte ich nichts anderes als grinsen und dann sehe ich, dass ich Null geblieben bin, ich bin einfach nur glücklich,“ so Campbell Wright nach dem Wettkampf. Hinter ihm mit einem Rückstand von 14,7 Sekunden bog der Franzose Eric Perrot in die letzte Runde ein. Er setzte seine fünf Treffer etwas schneller als Sturla Holm Laegreid, der 3,9 Sekunden hinter ihm als Vierter aus dem Schießstand kam. Obwohl der US-Amerikaner in der Runde zuvor entkräftet aussah, mobilisierte er in der letzten Runde alles und kam sogar noch näher an den Führenden heran. Johannes Thingnes Boe sicherte sich mit WM-Gold in der Verfolgung seinen zweiten Titel in der Lenzerheide und Campbell Wright feierte wie schon im Sprint auch in der Verfolgung Silber. „Es war ziemlich hart, es hat ziemlich weh getan und ich bin einfach nur dankbar, dass es so gelaufen ist,“ so ein glücklicher Wright. Eric Perrot komplettierte das Podest auf dem Bronzerang vor Sturla Holm Laegreid, Tommaso Giacomel und Quentin Fillon Maillet. Eric Perrot lief die schnellste Verfolgungszeit und war auch in der Gesamtlaufleistung Bester. Er verbesserte sich um dreizehn Plätze auf den Bronzerang.
Top-Platzierungen für DSV-Athleten außer Reichweite
Das Desaster am Schießstand setzte sich bei den DSV-Athleten auch in der Verfolgung fort. Keiner von ihnen kam fehlerfrei durch. Am Besten agierte noch Philipp Horn, der sich um 27 Plätze nach vorne verbesserte und schließlich mit lediglich einer Strafrunde als Bester seines Teams auf Rang 17 landete. Philipp Horn war auch läuferisch Bester der deutschen Herren, sowohl in der reinen Verfolgungs- als auch in der Gesamtlaufzeit. „Es sieht heute ganz anders aus, so macht Biathlon Spaß. Wenn man Lücken schließen kann, am Schießstand bei sich bleiben. Im Vergleich zu gestern war es wie ein anderer Mensch,“ so Philipp Horn im ZDF-Interview. Er hatte sich für den Sprint viel vorgenommen und war ratlos und enttäuscht nach seinem 44. Platz. Seine Freude über den persönlichen Aufwärtstrend bei der WM hielt sich in Grenzen. „Am Ende bringt mir das Selbstvertrauen. Aber das ist eine WM und da ist ein 17. Platz nichts wert.“ Horn hofft auf eine weitere Chance. „Ich hoffe, dass ich im Einzel noch einmal meine Chance bekomme. Da habe ich in jedem Fall Lust auf mehr.“ Justus Strelow begann zwar mit einer Null, aber in den drei folgenden Schießen blieb jeweils eine Scheibe stehen und am Ende musste er mit Rang 31 zufrieden sein. Philipp Nawrath (7 Fehler) und Danilo Riethmüller (8 Fehler) blieben weit unter ihrem Leistungsvermögen und sortierten sich auf den Rängen 44 und 50 ein. Im deutschen Herrenteam herrscht derzeit etwas Ratlosigkeit über die verloren gegangene Treffsicherheit. Die diesbezügliche Idee des Sportdirektors Biathlon, Felix Bitterling: „Wir werden die Franzi (Franziska Preuß) und die Jungs in einen Raum stecken, draußen absperren und dann schauen, ob das was bringt.“