Biathlon WM 2025: Überragender Sieg der französischen Damenstaffel

Julia Simon (FRA), Justine Braisaz-Bouchet (FRA), Oceane Michelon (FRA), Lou Jeanmonnot (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die französische Damenstaffel verteidigt den Titel bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Lenzerheide in der Schweiz. Mit grandiosem Vorsprung läuft Julia Simon mit der französischen Fahne ins Ziel. Norwegen sichert sich Silber vor Schweden auf dem Bronzerang. Österreich erreicht einen beachtlichen vierten Platz vor Deutschland auf fünf. 

Frankreichs Damenstaffel ist Weltmeister

Julia Simon (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Der Himmel über der Roland Arena zeigte sich eher wolkenverhangen, die Sonne kam leicht durch, es herrschten warme Bedingungen und die Strecke wurde im Laufe des Rennens immer tiefer. 22 Staffeln starteten und 16 von ihnen kamen ins Ziel. Letztes Jahr in Nove Mesto wurde Frankreich Weltmeister vor Schweden und Deutschland. Nach einer großartigen Vorstellung der vier Französinnen Lou Jeanmonnot, Oceane Michelon und Justine Braisaz-Bouchet in der Lenzerheide bringt Julia Simon mit der französischen Fahne und deutlichem Vorsprung die Staffel über die Ziellinie. Und das obwohl sie sich bereits am Schießstand ausgiebig in Richtung der Trainer und Fans verbeugte. Ihre Schlussrunde genoss sie förmlich, klatschte Betreuer und Fans gleichermaßen an der Strecke ab und hatte sogar noch einen Schreckmoment, als die Bande samt Zuschauer in ihre Spur kippte. Am Ende verbeugte sie sich vor der Ziellinie noch einmal vor den Fans auf der Tribüne und war dennoch mit über einer Minute Vorsprung im Ziel. Schnell in der Spur und vor allem mit einer hervorragenden Schießquote mit nur vier Nachladern wurde das französische Quartett in Top-Besetzung verdient Weltmeister in der Lenzerheide.

Norwegen erkämpft sich Silber

Ingrid Landmark Tandrevold (NOR), Karoline Offigstad Knotten (NOR), Ragnhild Femsteinevik (NOR), Maren Kirkeeide (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Karoline Offigstadt Knotten als Startläuferin des norwegischen Teams kam mit zwei fehlerfreien Schießeinlagen gut ins Rennen, übergab allerdings bereits mit 32 Sekunden Rückstand hinter Frankreich an Ingrid Landmark Tandrevold. Mit zwei Nachladern im Liegen fiel sie bereits zurück und nachdem sie im Stehendschießen eine Strafrunde kassierte und auch läuferisch nicht zu den Besten zählte, konnte sie ihre Staffel erst als Elfte mit einem Rückstand von 1:51 Minuten an Ragnhild Femsteinevik übergeben. Sie blieb liegend fehlerfrei und obwohl sie stehend zwei Reservepatronen benötigte, brachte sie ihre Staffel mit der zweiten Gesamtlaufzeit in ihrer Runde auf den fünften Platz zurück. Maren Kirkeeide hielt sich liegend ebenfalls schadlos und hatte auch durch einen Fehlschuss im Stehendschießen, den sie mit einer Reservepatrone parierte, von hinten nichts mehr zu befürchten. Mit der schnellsten Gesamtlaufzeit brachte sie die norwegische Damenstaffel nach einer Strafrunde und acht Nachladern auf dem Silberrang ins Ziel. 

Schweden sichert sich Bronze vor Österreich

Anna Magnusson (SWE), Ella Halvarsson (SWE), Hanna Oeberg (SWE), Elvira Oeberg (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Anna Magnusson, Ella Halvarsson, Hanna Oeberg und Schlussläuferin Elvira Oeberg gewinnen Bronze. Wie Norwegen sind sie mit einer Strafrunde und acht Nachladern belastet, aber Elvira Oeberg hat im letzten Anschlag die stärkeren Nerven als neben ihr drei weitere Athletinnen im Anschlag stehen und sie die Schnellere ist und als Erste von ihnen zurück in die Strecke kommt. Ihr Vorsprung von 11,7 Sekunden reichte um die Staffel auf dem Bronzerang ins Ziel zu führen. Österreich mit Lea Rothschopf, Lisa Theresa Hauser, Tamara Steiner und Anna Andexer erreichen nur 5,6 Sekunden dahinter durch die schnellste Schlussrunde von Anna Andexer einen beachtlichen vierten Rang.

Jeanmonnot übergibt mit Vorsprung  

Lou Jeanmonnot (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Die französische Startläuferin Lou Jeanmonnot hielt das Tempo schon in der ersten Runde richtig hoch, die Schwedin Magnusson ging  mit und Sophia Schneider lief ihr Rennen. Schnell räumte die Französin ab und Norwegen folgte mit fünf Treffern. Sophia Schneider benötigte zwar nur einen Nachlader, dennoch wuchs ihr Rückstand auf 22,1 Sekunden an. „Ich wusste, dass die Lou von Anfang an gut losmarschieren wird. Ich habe versucht mein Tempo zu laufen, bin nicht mitgegangen und versucht eine gute Position zu halten,“ so Sophia Schneider nach dem Rennen. Die Französin machte vorne kräftig Druck und baute ihren Vorsprung Richtung Stehendanschlag auf alle Verfolgerinnen weiter aus. Ihre fünf Scheiben waren bereits weiß, bevor die nächsten zum Stand kamen. Karoline Offigstad Knotten folgte ihr, Sophia Schneider kassierte eine Strafrunde. Dort traf sie auf Lea Rothschopf für Österreich und Elisa Gasparin für die Schweiz. Ein denkbar ungünstiger Einstand, da der Rückstand eingangs der Schlussrunde bereits 1:23  Minuten betrug. „Ich habe die Waffe nicht ruhig bekommen und es wird dann nicht leichter. Ich wollte den Letzten unbedingt treffen, aber ich habe einfach den Stress von der Strecke beim Schießen nicht wegbekommen,“ so eine sehr enttäuschte Sophia Schneider. „Es tut mir sehr leid für die Mädels, leider.

Grotian arbeitet sich vor

Selina Grotian (GER) © Thibaut/NordicFocus

Mit 32 Sekunden Vorsprung wechselte die französische Staffel vor Norwegen und Schweden. Selina Grotian übernahm als 16. mit 1:35 Minuten Rückstand. Auch die Französin Michelon ließ ihre Verfolgerinnen nicht näher kommen, Tandrevold fiel nach zwei Nachladern auf den fünften Rang zurück und erste Verfolgerin der führenden Französin war nun die Slowenin Annamarija Lampic. Selina Grotian räumte einen Fehlschuss erst mit der zweiten Reservepatrone ab, dennoch wuchs der Rückstand, obwohl sie als Zwölfte in die Spur zurück kam. Stehend musste Frankreich das erste Mal nachladen, aber der Reserveschuss saß. Mit fehlerfreiem Schießen arbeitete sich die Slowakin auf die zweite Position, aber der Rückstand war nunmehr auf über eine Minute angewachsen, die Slowenin Lampic vermied mit dem letzten Nachlader die Strafrunde. Ingrid Landmark Tandrevold hatte im stehenden Anschlag erneut Probleme und musste eine Extrarunde drehen. Mit einer Reservepatrone wurde auch Selina Grotians letzte Scheibe schwarz und als Zwölfte bog sie in ihre Schlussrunde ein. Lampic gab richtig Gas und nahm der führenden Französin auf der Schlussrunde 18,1 Sekunden in der Laufzeit ab. „Ich habe versucht alles normal zu machen. Liegend bin ich schon zufrieden, stehend war ein dummer Fehler.“ Zur Strecke sagte Grotian , dass sie sehr, sehr schwer sei und sie die Bedingungen, wenn es tief ist gar nicht mag.

Tannheimer macht sieben Plätze gut

Franziska Preuss (GER), Julia Tannheimer (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Justine Braisaz-Bouchet übernahm für Frankreich mit großem Vorsprung vor Slowenien und der Slowakei. Julia Tannheimer kam für Deutschland als 13. mit einem Rückstand von 1:52,7 Minuten ins Rennen. Im liegenden Anschlag benötigte die Französin zwei Nachlader, dennoch war sie aus dem Schießstand gelaufen, bevor die Verfolgerinnen dort ankamen. Durch eine fehlerfreie Fünferserie kam die Slowenin Klemencic auf 39 Sekunden an Frankreich heran. Julia Tannheimer kam im großen Pulk, hielt sich schadlos und rückte auf den achten Rang vor. Stehend benötigte Braisaz-Bouchet wieder eine Reservepatrone, Slowenien blieb mit fünf Treffern an zweiter Position. Julia Tannheimer verfehlte eine Scheibe, kam mit einem Nachlader aus und reihte sich hinter Norwegen auf Position sechs ein. Tannheimer hatte in ihrem Leg vierte Laufzeit. Sie ging ihr Rennen schnell an und meinte nach dem Rennen: „Ich wusste ja die Selina hat gleichzeitig mit Tandrevold (NOR) übergeben. Ich dachte mir das muss ich ausnutzen und so lange dran bleiben wie es geht. Kurz vorm Schießen hab ich etwas rausgenommen, das hat auch geklappt.“ 

Franziska Preuß mit Medaillenchancen

Franziska Preuss (GER) © Thibaut/NordicFocus

An die Französinnen an der Spitze war nicht heranzukommen und mit 1:19,9 Minuten Vorsprung kam Julia Simon als Schlussläuferin ins Rennen. Slowenien, Schweden, Slowakei, Norwegen und Franziska Preuß (+ 2:07,2 Min.) folgten. Auf einen Medaillenrang fehlten dem Deutschen Team zu diesem Zeitpunkt 45 Sekunden. Die Französinnen waren enteilt, nachdem Julia Simon liegend eine sichere Fünferserie schoss. Elvira Oeberg kam als nächste zum Anschlag, verfehlte zwei Scheiben und kassierte eine Strafrunde. Die Norwegerin Kirkeeide räumte ab und war an die zweite Position vorgerückt. Mit fünf überragenden Treffern schob sich Franziska Preuß an die Vierergruppe aus Schweden, Slowenien und der Slowakei heran und hatte sich auch auf die fünfte Position vorbei geschoben. Zum Showdown bot Julia Simon fünf schnelle Treffer, verneigte sich am Schießstand vor den Trainern und dem Publikum. Hielt unterwegs bei ihren Betreuern an und feierte schon auf der Schlussrunde. Und dann kam es noch zu einem Schreckmoment, als beim Abklatschten an der Strecke die Zuschauer samt der Bande in die Strecke fielen und Julia Simon beinahe noch strauchelte. Die Norwegerin Kirkeeide kam 1:34 Minuten nach der Französin zum letzten Anschlag, einen Fehler korrigierte sie mit einer Reservepatrone und bog als Zweite in die Schlussrunde. Und dann kamen vier Athletinnen gleichzeitig zum letzten Schießen. Die Schwedin musste nachladen, Preuß für die letzte Scheibe auch, aber erst der zweite Nachlader saß und damit war die Chance auf Bronze vergeben, da auch Anna Andexer für Österreich und Maria Remenova (SVK) bereits abgeräumt hatten. „Es ärgert mich, es wurde von Schuss zu Schuss unruhiger und der Letzte ist dann weg. Ich glaube ich habe es noch einmal spannend gemacht.“ Zur Strecke meinte Preuß: „Es ist schon an einigen Stellen tief, manchmal greift das Salz mehr oder weniger, dementsprechend der Ski und von daher hat man immer wachsam sein müssen. Aber an dem hat es nicht gelegen. Hie und da ein Fehler zu viel in der ganzen Mannschaft, dann ist auch so ein Tag dabei.“ 

Selina Gasparin (SUI), Aita Gasparin (SUI), Elisa Gasparin (SUI), Sandra Flunger (AUT) coach Team Switzerland, Lukas Keel (SUI); head of Swiss-Ski Biathlon, Ladina Meier-Ruge (SUI), Amy Baserga (SUI), Andreas Kuppelwieser (ITA); coach Team Switzerland, Lena Haecki-Gross (SUI), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Die Schweizerinnen Elisa Gasparin, Amy Baserga, Aita Gasparin und Lena Häcki-Groß belegten nach insgesamt fünf Strafrunden und zwölf Nachladern Rang 14. Das Ergebnis war am Ende für das Team nicht wirklich maßgeblich. Das Team, frühere Wegbegleiterinnen und Trainer verabschiedeten Elisa Gasparin, die ihr letztes Weltcup-Rennen in der Schweiz bestritt und ihre Leistungssportkarriere beendet.

Ergebnis

Medaillenspiegel

Der weitere Wettkampfplan 

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