Die französische Herrenstaffel wurde Weltmeister bei den Titelkämpfen 2023 in Oberhof. Norwegen läuft auf den Silberrang und die Schweden sichern sich Bronze. Die Entscheidung fällt am Schießstand während widrige Bedingungen das Feld im entscheidenden Moment mehrmals durcheinander wirbeln. Deutschland erreicht nach Tschechien Rang fünf vor der Schweiz.
Schlechte Wetterprognose – Start ungewiss
Die Wetterprognose für den Samstag war mit starken Windböen relativ ungünstig und erst am frühen Morgen wurde entschieden, dass die Staffelbewerbe gestartet werden. Hier stand insbesondere die Sicherheit der Läufer aber auch der Zuschauer im Fokus, vor allem durch eventuell herabfallende Äste in den Waldstücken. Alle beteiligten Stellen gaben letztlich ihr ok und bei schwierigen, aber weitgehend beherrschbaren Windverhältnissen gingen 22 Staffeln vor 23.500 Zuschauern an den Start.
Frankreich holt Titel
Norwegen sind als die großen Favoriten ins Rennen gestartet, sie haben bisher alle Staffelbewerbe der Herren gewonnen und führen unangefochten in dieser Gesamtweltcupwertung. Bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Oberhof hat es allerdings nur zu Silber gereicht. Den Titel holten sich die Franzosen mit Antonin Guigonnat, Fabien Claude, Emilien Jacquelin und Quentin Fillon Maillet. In einem von Windböen beeinflussten Wettkampf kamen sie am Besten durch und siegten mit 38,8 Sek. Vorsprung nach einer Strafrunde und neun Nachladern vor dem Team aus Norwegen mit Vetle Sjaastad Christiansen, Tarjei Boe, Sturla Holm Laegreid und Johannes Thingnes Boe. Während die Franzosen ihren Schlussläufer Quentin Fillon Maillet im Zielbereich jubelnd empfingen standen die Norweger mit eher gedämpfter Stimmung bereit. Sie hatten zwei Strafrunden und 14 Nachlader im Gepäck. Den Bronzerang sicherte Sebastian Samuelsson für die Schweden (1 Strafrunde/13 Nachlader). Tschechien wechselte noch in Führung liegend auf den jungen Schlussläufer Jakub Marecek und platzierte sich am Ende auf Rang vier vor Deutschland und der Schweiz.
Justus Strelow wechselt als Vierter
Der deutsche Startläufer Justus Strelow überzeugte liegend mit einer sauberen Fünferserie und kam als Erster zurück auf die nächste Runde, gefolgt von Frankreich mit Anton Guigonnat und dem Schweizer Sebastian Stalder. In der Spur lief der Deutsche sein Tempo, sortierte sich an den Skienden von Frankreich, Tschechien und Kanada ein und kam als Fünfter zum Stehendschießen. Der Norweger hatte auf der zweiten Runde das Feld nach zwei Nachladern im Liegendanschlag von hinten aufgerollt und sich an die dritte Position gearbeitet. Der Schweizer räumte auch stehend ab, Strelow benötigte einen Nachlader und verließ den Schießstand als Zweiter, knapp vor Christian Gow für Kanada und dem Tschechen Michal Krcmar. Der Norweger V. S. Christiansen benötigte stehend seine drei Nachlader und fiel wieder in das hintere Feld zurück mit knapp einer Minute Rückstand. Zum Wechsel machte der Franzose Antonin Guigonnat ziemlichen Druck in der Spur, hinter ihm hielt sich der Tscheche Krcmar und Sebastian Stalder (SUI), während Justus Strelow auf der Schlussrunde Zeit einbüßte. „Die Schlussrunde war extrem, auf der zweiten Runde war das tempo schon extrem hoch, da hatte ich ganz schön zu tun und in der dritten Runde war dann irgendwann der Tank alle. Es waren ganz schön ellenbogenkämpfe, wer im Windschatten sein darf, gerade wenn es Richtung Schießstand ging,“ so Justus Strelow nach dem Rennen in der ARD.
Vorentscheidung im vierten Schießen
Frankreich wechselte knapp vor Tschechien und der Schweiz und für Deutschland kam Johannes Kühn, allerdings war der Rückstand auf 27,6 Sek. angewachsen. Für die großen Favoriten aus Norwegen kam mit 59,2 Sek. Rückstand auf der zwölften Position Tarjei Boe ins Rennen. An der Spitze im Dreierpack liefen Fabien Claude (FRA), Tomas Mikyska (CZE) und der laufstarke Schweizer Jeremy Finello. Johannes Kühn hatte nach vorne auf seiner ersten Runde nichts gut gemacht, sich aber auf einer einsamen Runde nach hinten vom Kanadier deutlich abgesetzt. Tschechien, Frankreich und die Schweiz kamen im liegenden Anschlag gut durch und Johannes Kühn hat sein Schießen ebenfalls sauber und vor allem fehlerfrei durchgezogen, allerdings war er in der Spur auf der nächsten Runde wieder alleine unterwegs. Finello lief gewohnt stark und hatte sich schnell wieder an den führenden Tschechen herangearbeitet, hinter ihm Fabien Claude und in dieser Dreierkonstellation nahmen sie zum Stehendanschlag Aufstellung. Hinter Johannes Kühn war der Norweger Tarjei Boe durch fünf Treffer im Liegen und einer beachtlichen Laufleistung herangelaufen. Alle drei hatten großen Probleme, der Wind war zu diesem Zeitpunkt extrem stark. Frankreich und Tschechien hatten wohl noch bessere Verhältnisse, verließen zeitgleich den Schießstand und erst mit über einer Minute Rückstand folgten Italien, Schweden und Norwegen. Die Schweiz fiel nach vier Strafrunden auf Position acht zurück, Kühn kassierte drei Runden und kam als Zehnter zurück. Die nächsten Athleten hatten bessere Bedingungen und dieses Stehendschießen hat letztlich das Feld komplett durcheinander gewirbelt. Gerade beim Stehendanschlag war deutlich erkennbar, welche Bewegung die Athleten bedingt durch die starken Böen auf ihren Waffen hatten und so resultierten beim vierten Schießen insgesamt 25 Strafrunden. „Ich war eine halbe Minute zu spät am Schießstand. Es war etwas unglücklich, es hat so gewindet, dass man gar nicht hat schießen können. Man musste sich gut überlegen, wann man schießt, aber je länger man stand umso schwieriger wurde es. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich glaube habe nicht viel mehr machen können,“ so Johannes Kühn in der ARD.
Roman Rees bringt die Staffel auf Rang fünf zurück
Tschechien und Frankreich wechselten in Führung liegend als Erste und eine Minute später kam nach einer Strafrunde Schweden, dann Italien und Norwegen. Johannes Kühn übergab mit über zwei Minuten Rückstand an neunter Position auf Roman Rees, nahezu zeitgleich mit der Schweiz. Der Franzose Emilien Jacquelin räumte mit einem perfekten Liegendanschlag in 22,5 Sek. alle Scheiben ab, aber auch der Tscheche Stvrtecky hielt sich schadlos und kam 5,5 Sek. nach dem Franzosen zurück auf die Strecke. Der Norweger Laegreid brachte eine saubere Fünferserie, übernahm die dritte Position und der Schwede Nelin folgte nach einem Nachlader 10 Sek. hinter ihm. Niklas Hartweg und Roman Rees hielten sich auch fehlerfrei, der Schweizer etwas schneller als der Deutsche, und mit weiterhin über zwei Minuten Rückstand kamen beide zurück in die nächste Runde an siebter bzw. achter Position. Die Bedingungen waren wesentlich besser als im Anschlag zuvor. Jacquelin an der Spitze setzte sich deutlich von seinen Verfolgern ab und stand allein auf Schießbahn eins. Er begann mit einem Fehler, ein zweiter folgte, und auch der letzte verfehlte das Ziel. Nun sollte er idealerweise mit jedem seiner drei Nachladepatronen treffen, was ihm nicht gelang. Er musste in die Strafrunde. Auch der Tscheche verfehlte zwei Scheiben, zwischenzeitlich war Laegreid an den Stand gekommen und nun frischte der Wind wieder merklich auf. Laegreid verfehlte auch zwei Scheiben, während neben ihm der Tscheche die Scheiben mit seinen Nachladern weiß werden ließ musste auch Laegreid eine Extrarunde drehen. Jacquelin blieb zwar nach der Strafrunde in Führung, aber der Tscheche war wieder auf 7,1 Sek. an die zweite Position herangekommen. Nun stand der Schwede allein am Stand, er räumte ab und sortierte sich vor dem Norweger auf Rang drei ein. Hartweg und Rees trafen nebeneinander alle fünf Scheiben, verkürzten dadurch ihren Rückstand auf 1:45 Min. und gingen auf Rang fünf und sechs in die Schlussrunde. Nun machte der Tscheche an der Spitze das Tempo und Jacquelin hatte alle Mühe dran zu bleiben.
Erfahrung siegt
Tschechien wechselte als erste Nation mit 10,9 Sek. Vorsprung vor Frankreich mit Quentin Fillon Maillet. Johannes Thingnes Boe und Sebastian Samuelsson kamen an drei und vier, ihr Rückstand betrug um die 50 Sek. Roman Rees hat sich auf der Schlussrunde vom Schweizer Niklas Hartweg gelöst und schickte Benedikt Doll an fünfter Position mit 1:48,1 Min. Rückstand ins Rennen. Für die Schweiz nahm 20 Sek. danach Serafin Wiestner das Rennen auf. Fillon Maillet schloss in der Spur zum 22jährigen Tschechen Marecek auf und kam als Erster zum Schießstand, Johannes Thingnes Boe und Sebastian Samuelsson kamen im Duo 30 Sek. später. Fillon Maillet musste ein Mal nachladen und verließ den Schießstand als Erster, während der Tscheche Marecek dem Druck nicht standhielt und zwei Extrarunden laufen musste. Auch Johannes Thingnes Boe hatte Schwierigkeiten, begann mit zwei Fehlern und ein dritter folgte. Samuelsson neben ihm hatte das selbe Problem und musste wie J. T. Boe drei Mal nachladen. Beide vermieden aber die Strafrunde und kamen gerade noch vor dem noch kreiselnden Tschechen zurück in die Spur. Die Abstände von J. T. Boe, Sebastian Samuelsson und Jakub Marecek auf Quentin Fillon Maillet waren nahezu gleich im Bereich von knapp einer Minute und in der Spur zum entscheidenden Anschlag hat sich J. T. Boe einen deutlichen Vorsprung zu dem Schweden Samuelsson erarbeitet. Benedikt Doll ließ die fünfte Scheibe mit nur einem Nachlader weiß werden, hat dadurch aber seinen Rückstand auf die vier vor ihm platzierten Läufer nicht entscheidend verringert. Fillon Maillet stand zum entscheidenden Anschlag bereit und setzte seine fünf Treffer in nur 19,8 Sek. Johannes Thingnes Boe überbot ihn noch als er mit viel Risiko in 15,9 Sek. die fünf Scheiben weiß werden ließ. Mit 32,9 Sek. Rückstand nahm er die Verfolgung von dem Franzosen auf, dahinter kam lange nichts. Mit einem Nachlader behauptete sich Samuelsson auf dem dritten Rang. Benedikt Doll traf die ersten beiden Scheiben, dann machte eine neuerliche Windböe das Treffen für ihn fast und möglich und weitere zwei Strafrunden kamen dazu. And er Spitze hatte Johannes Thingnes Boe den Sieg nicht aufgegeben und erst in der Sägespänerunde sein Tempo zurückgeschaltet, da Fillon Maillet unerreichbar enteilt war. Benedikt Doll brachte die Staffel nach insgesamt fünf Strafrunden und acht Nachladern auf dem fünften Rang ins Ziel. „Ich habe es natürlich schon probiert, es wäre auch möglich gewesen, aber die vorne haben sich nichts erlaubt.“ Zu seinem Stehendschießen erklärte Benedikt Doll: „Wenn ich da ewig rumgemacht hätte, hätte ich den fünften Platz noch riskiert.“ Die Herrenstaffel der Schweizer (6 Strafrunden/8 Nachlader) belegte Rang sechs und Österreich (3 Strafrunden/10 Nachlader) erreichte Platz 14. Bleibt zu ergänzen, dass von allen Staffeln insgesamt 66 Strafrunden gelaufen und sagenhafte 279 Nachlader benötigt wurden.