Johannes Thingnes Boe gewinnt nach dem Sprint auch die Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof und holt sich im dritten Start den dritten Titel. Sturla Holm Laegreid läuft auf den Silberrang und der Schwede Sebastian Samuelsson setzt sich im Kampf um Bronze durch. Bester Deutscher wird Johannes Kühn auf Rang sechs, Benedikt Doll macht vierzig Plätze gut und kommt auf Rang 15 ins Ziel.
Dritter Titel für Johannes Thingnes Boe
Nach dem Titel mit der Mixed-Staffel und im Sprint wird Johannes Thingnes Boe auch Weltmeister in der Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof. Zu jeder Zeit hat er das Rennen von vorne bestimmt, seinen Vorsprung stetig ausgebaut, in allen vier Schießeinlagen sicher abgeräumt und verdient auch Gold in der Verfolgung von Oberhof gewonnen. Silber sicherte sich sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid. Entscheidend für seinen Erfolg war die Null im ersten Stehendanschlag, wo er an dem bis dahin an zweiter Position laufenden Tarjei Boe vorbeizog. Von allen Startern brachten nur Sturla Holm Laegreid und Johannes Thingnes Boe alle zwanzig Schüsse ins Ziel. Der Kampf um Bronze entschied sich auf der Schlussrunde mit dem besseren Ende für den Schweden Sebastian Samuelsson. Tarjei Boe kam auf Rang vier, gefolgt vom weiteren Norweger Vetle Sjaastad Christiansen und dem besten Deutschen, Johannes Kühn, auf dem sechsten Platz.
Starke Vorstellung
Johannes Thingnes Boe war der Gejagte in der Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 von Oberhof. Mit 14,8 Sek. Vorsprung ging er vor seinem Bruder Tarjei ins Rennen und dann folgten die weiteren Norweger Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale. Schon in der ersten Runde baute J. T. Boe seinen Vorsprung auf seine drei Teamkollegen aus. Vorbei an den Zuschauermassen, die die Strecke säumten und den Dominator dieser Saison lautstark anfeuerten, kam er als Erster auf Schießbahn eins an. Die Sicht war zu diesem Zeitpunkt sehr gut im Gegensatz zum Anschießen, wo noch leichter Nebel über der LOTTO Thüringen Arena am Rennsteig hing. Der Norweger räumte ab und war zurück in der Spur, bevor auch sein Bruder fünf Treffer folgen ließ und ihm folgte. Mit etwas Abstand reihten sich dahinter zeitgleich Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale ein. Johannes Kühn und Justus Strelow brachten im ersten Schießen auch die Null und verbesserten sich in der Rangliste. Roman Rees und David Zobel mussten ein Mal kreiseln und erfreulich, dass bei Benedikt Doll im ersten Anschlag alle Scheiben fielen.
Keine Chance für die Verfolger
Johannes Thingnes Boe bestimmte das Rennen von vorne und verdoppelte seinen Vorsprung in der Spur. Johannes Kühn saugte sich in der zweiten Runde an die Norweger Laegreid und Dale heran. Mit 32,8 Sek. Vorsprung, mehr als eine Strafrunde dauert, kam J. T. Boe zum zweiten Schießen im liegenden Anschlag und ließ mit weiteren fünf Treffern seinen Verfolgern nicht den Hauch einer Chance. Hinter ihm blieb nach einer neuerlichen Null Tarjei Boe. Auch Laegreid räumte ab, hielt die dritte Position, und dahinter kamen nach einer fehlerfreien Schießeinlage Dmytro Pidruchnyi, Sebastian Samuelsson und Johannes Kühn nahezu zeitgleich zurück in die Spur. Auch Justus Strelow und Roman Rees schossen tadellos, nur bei Benedikt Doll fiel die letzte Scheibe nicht. Auf dem Weg zum dritten Schießen baute J. T. Boe seine Führung weiter aus, Tarjei Boe hielt die zweite Position und Laegreid lag unverändert auf Rang drei mit bereits über einer Minute Rückstand und 17 Sek. hinter ihm hatte sich zu diesem Zeitpunkt Johannes Kühn auf Rang vier nach vorne gekämpft. Fünf sichere Treffer von Johannes Thingnes Boe ließen bereits jetzt keinen Zweifel daran, dass er auch in der Verfolgung den Sieg holen würde, nachdem bei Rückkehr in die Loipe sein Vorsprung auf über eine Minute angewachsen war. Tarjei Boe vergab hier seine Podestaussicht mit zwei Fehlern, da Lagreid abräumte und sich vor ihn auf Rang zwei schob. Aus dem Verfolgerquartett blieben Vetle Sjaastad Christiansen und Sebastian Samuelsson fehlerfrei und rückten auf Rang drei und vier vor. Johannes Kühn unterlief ein Fehlschuss und fiel auf Platz sieben zurück, gefolgt von Justus Strelow, der nach weiteren fünf Treffern auf Rang acht geführt wurde. Benedikt Doll brachte wieder eine Null und lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang 20.
Dank an das Publikum
Mit über eine Minute Vorsprung kam J. T. Boe zum letzten Schießen, räumte in 22,7 Sek. mit vollem Risiko erfolgreich ab, zeigte die Siegerfaust Richtung Publikum und lief seinem zweiten Weltmeistertitel in einem Individualbewerb entgegen. Laegreid zog das Schießen ebenso fehlerfrei durch, nicht ganz so schnell wie Johannes Thingnes Boe, aber treffsicher. Auch Sturla Holm Laegreid war bereits Richtung Ziel unterwegs, als Vetle Sjaastad Christiansen, Sebastian Samuelsson und Tarjei Boe im Dreierpack im Kampf um die Bronzemedaille zum entscheidenden Schießen anlegten. Keiner kam ungeschoren davon, jeder kassierte zwei Extrarunden. Nun bot sich die Chance für Johannes Dale, aber er setzte drei Schüsse vorbei und auch Johannes Kühn konnte die große Chance nicht nutzen. Er verfehlte zwei Scheiben. Gold und Silber waren vergeben aber der Kampf um Bronze blieb spannend. Tarjei Boe war nach Schießstandausgang Dritter, 3,6 Sek. hinter ihm lag Sebastian Samuelsson und weitere 0,9 Sek. dahinter V. S. Christiansen. Johannes Kühn kam als Sechster zurück auf die Schlussrunde. Im Duell um Bronze setzten sich Tarjei Boe und Sebastian Samuelsson etwas von Vetle Sjaastad Christiansen ab, Samuelsson hielt sich stets dicht hinter Tarjei Boe und verließ sich offensichtlich auf seinen Zielsprint. Eingangs des Zielkorridors zog er dann mit kräftigen Schüben am Norweger vorbei und kam hinter J. T. Boe und S. H. Laegreid auf dem Bronzerang ins Ziel. Zuvor hatten die Zuschauer mit tosendem Applaus die Zieleinfahrt von J. T. Boe begleitet, welcher sich mit einem Kniefall vor der Ziellinie für die Unterstützung beim Publikum in der Arena bedankte. Selbst dem Südtiroler Patrick Oberegger, Trainer der norwegischen Damen fehlten die positiven Attribute um Johannes Thingnes Boe zu beschreiben. „Johannes ist unglaublich, ein geerdeter Typ, einfach gut erzogen, freundlich und relaxed. Unsere Herrenmannschaft pusht sich gegenseitig, das ist ein Miteinander nicht Gegeneinander, jeder gönnt jedem den Erfolg, das ist natürlich die optimale Situation,“ so Oberegger, und das scheint auch ein Steinchen im Mosaik des großartigen Erfolgs der Norweger zu sein.
Gutes deutsches Mannschaftsergebnis
Zu einem Podestplatz hat es für die deutsche Mannschaft nicht gereicht, aber hinter den Norwegern waren sie stärkstes Team. Zum sechsten Rang von Johannes Kühn erreichte auch Roman Rees die Top-10, dicht gefolgt von Justus Strelow auf der Elf. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Johannes Kühn nach dem Rennen im ZDF-Interview, und weiter „ich war gestern schon zufrieden, aber auch etwas enttäuscht, weil es so knapp nicht für die Flower Ceremony gereicht hat, nachdem Sprint schon meine bessere Disziplin ist. Dass es heute am Schluss so knapp wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich war froh, als ich die letzte Kurve ins Ziel gefahren bin, dass es für die Flower Ceremony reicht. Die letzte Runde war verdammt hart, da war ich mir zwischendurch nicht sicher, ob es wirklich noch reicht,“ so ein strahlender Johannes Kühn. Benedikt Doll hat sich mit der drittschnellsten Laufzeit um vierzig Plätze verbessert und landete nach zwei Strafrunden auf Rang 15. Glücklicherweise gelang auch Benedikt Doll ein versöhnliches Ergebnis mit dem er gemessen an seiner Ausgangsposition durchaus zufrieden sein konnte. „Es tut sehr, sehr gut“, meinte er zu seinem Rennen“, und dass es ihm richtig Spaß gemacht hat. „Es war sehr, sehr hart, die Strecke war langsam, es war ein richtiger Kampf.“ Nach den eventuellen Gründen seiner fünf Schießfehler im Sprint gefragt meinte er, dass es möglicherweise an leichten Sehproblemen gelegen haben könnte. Er leidet wohl an einem leichten Astigmatismus und zeigte sich durchaus zuversichtlich für die bevorstehenden Rennen. Zitat Benedikt Doll: „Erfolge feiern ist einfach, aber Niederlagen zu verarbeiten, das ist die Kunst.“ Weniger Erfolg hatte David Zobel. Nach insgesamt sechs Extrarunden musste er sich mit Rang 41 zufrieden geben.
Niklas Hartweg wurde nach nur einer Strafrunde bester Schweizer und verbesserte sich von Rang 25 auf 17. David Komatz (AUT) konnte sein gutes Ergebnis aus dem Sprint (Rang 13) nicht wiederholen. Auch er war lediglich mit einer Strafrunde aus dem ersten Anschlag belastet, kam aber nicht an die Laufleistung im Spitzenbereich heran und sortierte sich auf Rang 27 ein.