Während der Nordischen Ski WM empfangen Planica und Kranjska Gora etwa 250.000 Besucher. 2.500 Athleten und Teammitglieder aus 60 Nationen sind vor Ort, um in insgesamt 24 Medaillenentscheidungen in den drei Sportarten Skilanglauf, Nordische Kombination und Skispringen Bestleistungen zu zeigen. Bei uns erfahrt ihr alles zum Langlauf und der Nordischen Kombination…
Kleines Tal im Nordwesten Sloweniens
Planica ist ein kleiner Ortsteil von Rateče und in erster Linie der Name eines Tales, das südlich vom nur wenige Hundert Einwohner beheimatenden Rateče liegt. Es gehört zur Gemeinde Kranjska Gora mit rund 5.000 Einwohnern, das aus dem alpinen Ski-Weltcup bekannt ist und im Nordwesten Sloweniens im Dreiländereck mit Österreich und Italien in den Julischen Alpen liegt. In Kranjska Gora finden auf der Medal Plaza die Siegerehrungen statt. Rateče ist für lange und kalte Winter bekannt, aber auch für eine Vielzahl an Sonnentagen. Das nordische Zentrum befindet sich auf einer Höhe von etwa 900 Metern über der Adria und grenzt an den Triglav Nationalpark, den einzigen Nationalpark Sloweniens. Das Planica-Tal ist nur wenige Kilometer lang und zwei Kilometer nach Rateče erreicht man das Planica Nordic Center. Für die Dauer der Nordischen Ski WM wird das Tal ab Rateče für die Öffentlichkeit gesperrt. Rein kommt man mit dem Auto nur mit Akkreditierung – das gilt auch für die Anwohner des Tals. Planica ist auch als Tal der Schanzen bekannt, vor allem die größte der acht Schanzen, die Skiflugschanze, wird alljährlich im Skisprung Weltcup genutzt. Aber auch der Langlauf Weltcup machte 2016, 2018 und 2020 schon dort Station, so dass die Strecken nicht ganz unbekannt sind. Das heutige Planica Nordic Center wurde 2015 fertig gestellt, um für die Nordische Ski-WM gerüstet zu sein. Bevor man für 2023 den Zuschlag erhielt, zog man allerdings 2017, 2019 und 2021 gegen Lahti, Seefeld und Oberstdorf den Kürzeren.
Andere Runden für jedes Rennen
In Planica erwarten die Sportler sehr abwechslungsreiche Strecken mit vielen Kurven und schnellen Abfahrten, die ein gutes skiläuferisches Vermögen verlangen und auch die Bedingungen an den Wettkampftagen werden mitentscheidend sein. Vor allem wartet jeden Wettkampftag etwas Neues, denn die für die unterschiedlichen Wettkämpfe geplanten Runden unterscheiden sich stark. Los geht es mit dem Klassiksprint über 1,4 Kilometer, wo ein neuer langer Anstieg in der Mitte sowie zwei kleine Anstiege warten mit einem Gesamtanstieg von 49 Metern – die Strecke kommt auch im Teamsprint im freien Stil zum Einsatz. Interessant wird es auf den 3,75 Kilometer langen Runden im Skiathlon. Klassisch geht es auf der nördlichen Schleife zunächst bergab und im zweiten Teil der Runde lange bergauf, wo schon vor dem Skiwechsel eine Vorentscheidung fallen könnte. Im Gegensatz dazu kommt in südlicher Richtung die beiden größeren Anstiege auf der Skatingrunde in der ersten Hälfte und der Weg ins Stadion bietet keine großen Schwierigkeiten mehr. Wer hier auf der zweiten Runde noch zusammen ist, muss sich wohl im Zielsprint aus einer Gruppe heraus beweisen. Der Gesamtanstieg pro Runde ist ähnlich – 138 zu 134 Meter. Im Einzelstart gibt es zwei unterschiedliche Schleifen von 4,5 und 5,5 Kilometer Länge mit einem Gesamtanstieg von 385 Metern, beide Runden sind teilweise identisch und beinhalten beide den schweren Anstieg – die Herren laufen auf ihren 15 Kilometern einmal die rote und zweimal die blaue Runde und haben damit einen Gesamtanstieg von 590 Metern. Für die Staffeln wird sowohl im Klassischen als auch im Skating dieselbe knapp fünf Kilometer lange Runde zu beiden Seiten des Stadions inklusive langem Anstieg genutzt, wo pro Runde 200 Höhenmeter erklettert werden müssen. Im Gegensatz zum Skiathlon ist der 30 Kilometer Massenstart klassisch am zweiten WM-Wochenende umso schwieriger zum Ziel hin, weil die Skatingrunde und die Klassikrunde des Skiathlons zu einer 7,5 Kilometer-Schleife mit einem Gesamtanstieg von 272 Metern zusammengefasst werden, so dass es zum Ziel noch einmal 1,7 Kilometer bergauf geht. Der Massenstart der Herren zum Abschluss der Titelkämpfe wird auf nahezu dem gesamten Loipennetz um die Schanzen herum auf einer sieben Kilometer langen Schleife ausgetragen. Die größten Schwierigkeiten mit dem extrem langen Anstieg finden sich in der Mitte der Runde. Pro Runde ist ein Gesamtanstieg von 267 Metern zu bezwingen.
Stimmen zu den WM-Strecken
Das deutsche Team freut sich größtenteils auf die schweren Strecken und sagt, dass ihnen das Profil liegt. So sagte Victoria Carl über den Sprintkurs: „Es gibt schöne lange Gleitpassagen in Planica, wo ein starker 1-1er im Skating gefordert ist. Das beherrsche ich gut.“ Coletta Rydzek mag vor allem die letzten Meter des Sprints: „Die Sprintstrecke hat noch einen etwas längeren Anstieg bekommen. Die Zielgerade gefällt mir sehr.“ Lucas Bögl war nach seinem krankheitsbedingten Tour-Aus mit den Trainingskollegen am WM-Ort und meinte: „Nach der Tour de Ski waren wir eine Woche in Planica. Die Strecken sind sehr hart. Sie fühlen sich ähnlich an wie die in Peking, nur in geringerer Höhe und mit schnellerem Schnee. Es sind sehr selektive Strecken, nicht vergleichbar mit anderen Weltcup-Strecken bisher.“ Albert Kuchler fügte hinzu: „Die Strecken gefallen mir gut. Bei den langen Anstiegen muss man wirklich richtig fit sein. Wenn man in der Hälfte schon blau geht, kann man richtig viel Zeit verlieren.“ Katharina Hennig hat gut zugehört, was „die Ruhpoldinger Jungs“ nach ihrem Trainingslager zu den Strecken sagten: „Die Anstiege sollen nicht zu steil sein, sodass man einen schönen Klassikschritt laufen kann. Das mag ich sehr gerne, das kommt mir entgegen.“ Auch U23-Weltmeisterin Helen Hoffmann, die am Berg stark ist, freut sich auf die vielen Anstiege und hofft, im Einzelstart zum Einsatz zu kommen. Lisa Lohmann, Vize-Weltmeisterin von Whistler, kennt die Strecken in Planica vom Continentalcup und mag sie: „Sie sind anspruchsvoll und man muss eigentlich alles können – gut abfahren, gut am Berg sein, in den wenigen Flachpassagen gut agieren. Ich laufe dort sehr gerne.“
Mixed Team-Premiere in der Nordischen Kombination
Kombiniererinnen und Kombinierer laufen sämtliche Rennen auf einer 2,555 Kilometer langen Runde mit ständigem Auf und Ab südlich des Stadions. Unterschiedlich sind jedoch die Schanzen. Während am ersten Wochenende drei Wettkämpfe von der Normalschanze (HS 102) stattfinden, geht es in Woche zwei auf die Großschanze (HS 138). Insgesamt fünf Wettbewerbe werden Kombiniererinnen und Kombinierer bestreiten, darunter erstmals bei einer WM auch ein Mixed Team-Event. Es beginnen am Freitag die Damen, die nach 2021 in Oberstdorf nun zum zweiten Mal an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Sie laufen beim Gundersen-Wettkampf nach einem Sprung fünf Kilometer. Einen Tag später, am Samstag, absolvieren die Herren ebenfalls einen Gundersen-Wettkampf von der Normalschanze. Gelaufen werden hierbei allerdings zehn Kilometer. Am Sonntag folgt dann eines der Highlights der Nordischen Kombination: Der Mixed Team-Wettbewerb. Hierbei treten jeweils zwei Damen und zwei Herren einer Nation gemeinsam an. Nach jeweils einem Sprung von der Normalschanze geht es in die Loipe. Der Lauf beginnt und endet jeweils mit einem Kombinierer, die Herren laufen jeweils fünf Kilometer. Dazwischen laufen die Damen 2,5 Kilometer. Im Weltcup hat sich diese Wettkampfform mittlerweile etabliert und war von Anfang an ein großer Erfolg. In der zweiten Wettkampfwoche sind dann nur noch die Kombinierer am Start. Sie wechseln auf die Großschanze, wo sie zunächst einen Teamwettbewerb durchführen. Den Abschluss bildet am Samstag schließlich ein Einzelwettkampf der Herren nach der Gundersenmethode, ebenfalls von der Großschanze.
Die Favoriten
Während die Favoritinnenrolle bei den Damen im Einzelwettbewerb klar an Gyda Westvold Hansen (NOR) vergeben sein dürfte, ist der Fall bei den Herren und im Mixed nicht so eindeutig. Man darf gespannt sein, wen die großen Nationen Deutschland, Norwegen und Österreich für den Mixed-Wettbewerb aufstellen. Doch sie dürften alle in jeder Konstellation Medaillenkandidaten sein. Eventuell könnte Japan ein Wörtchen mitreden. Die beiden Zwillinge Haruka und Yuna Kasai präsentieren sich bereits den ganzen Winter über in starker Verfassung. Bei den Männern schien Akito Watabe nach Rückenproblemen zuletzt wieder besser in Form zu kommen. Für das Herren-Einzel ist eine Vorhersage schwierig, da die einschlägigen Kandidaten für Medaillen den Winter über allesamt unter gesundheitlichen Problemen litten. Lediglich Österreichs Johannes Lamparter war zuletzt in Topform, er dominierte die letzten Weltcups vor der WM und übernahm die Führung im Gesamtweltcup. Norwegens Jarl Magnus Riiber dagegen musste den Weltcup in Schonach ebenso auslassen wie auf deutscher Seite Vinzenz Geiger; auch Johannes Rydzek und Eric Frenzel wurden geschont. Joergen Graabak (NOR), bei Großereignissen immer ein heißer Kandidat, scheint seine Covid-Erkrankung gut überstanden zu haben. Auch Japans Ryota Yamamoto kränkelte zuletzt. Glänzend aufgelegt präsentierten sich dagegen die beiden Franzosen Laurent Mühlethaler und Matteo Baud. Beide konnten in dieser Saison bereits jeweils einen Podestplatz verbuchen und landeten darüber hinaus konstant in den Top Ten. Der DSV kann vor allem auf Julian Schmid hoffen, der derzeit Zweiter des Gesamtweltcups ist. Wenn Geiger fit ist, muss auch mit ihm zu rechnen sein, auch wenn er auf der Schanze nach wie vor kleinere Schwierigkeiten hat. Dies trifft im Übrigen außer auf Schmid auf das gesamte deutsche Team zu. Die schnellsten Laufzeiten gingen zuletzt reihenweise an den DSV, doch auf der Schanze lassen die DSV-Adler in der Regel noch zu viel liegen.
Die deutschen Medaillenhoffnungen
Für das deutsche Team entschied sich Herren-Bundestrainer Hermann Weinbuch im Übrigen schließlich, zunächst doch nur mit den bereits im Vorfeld nominierten fünf Kandidaten nach Planica zu fahren. Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek, Julian Schmid, Manuel Faißt und Eric Frenzel werden also die vier Startplätze pro Wettkampf unter sich ausmachen müssen. Auf Abruf zuhause bleibt zunächst Jakob Lange. Der Kiefersfeldener, der beim letzten Weltcup in Schonach eine persönliche Bestleistung erreichte, setzte sich gegen Fabian Rießle und Terence Weber im Kampf um den Reservistenplatz durch. Eventuell soll Lange zu den Großschanzenbewerben anreisen. Was die Herren angeht, werden die deutschen Ansprüche klar formuliert: „Hier gilt der klare Anspruch von uns und Bundestrainer Hermann Weinbuch, in jedem Wettkampf zumindest um die Medaillen mitzukämpfen. Ob es auch immer eine wird, hängt auch an anderen Faktoren wie Tagesform und äußeren Bedingungen“, so Sportdirektor Horst Hüttel. Kein Druck herrscht dagegen bei den Damen. „Es ist bis jetzt sehr gut gelaufen. Wir hätten nicht erwartet, dass wir so gut in die Saison starten. Mit Top-Ten-Platzierungen haben wir gerechnet. Podiumsplatzierungen von zwei unterschiedlichen Athletinnen haben wir nicht erwartet. […] Für uns ist die WM die Kirsche auf der Torte. Wir haben viel mehr erreicht, als wir uns zugetraut haben. Und jetzt gilt es, das als Zugabe mitzunehmen und es zu genießen. Natürlich wollen wir auch gewinnen, aber im Fokus stehen das Lernen und der Spaß am Skispringen und der Nordischen Kombination“, erläutert Damen-Bundestrainer Florian Aichinger.
Regen am Wochenende – alle Entscheidungen live im TV
Am Wochenende herrschten in Planica warme Temperaturen mit bis zu zweistelligen Plusgraden. Inzwischen ist es etwas kälter geworden – aber am Wochenende soll es Regen geben. Allerdings haben sich die Prognosen verbessert, so dass die Sportler möglicherweise nur am Samstag nass werden. Aktuell kommt der Wind aus südwestlicher Richtung, soll ab Sonntag aber auf Nord-Ost drehen – das würde auf der Schanze angenehme Aufwind-Bedingungen bedeuten. Die Wetterprognosen zur zweiten WM-Woche sind wie immer noch sehr unsicher. Die WM-Entscheidungen im Langlauf und der Nordischen Kombination werden größtenteils live im Free TV gezeigt: In Deutschland in der ersten Woche beim ZDF, in der zweiten Woche dann in der ARD. In Österreich bekommt man die WM live bei ORF1 zu sehen, in der Schweiz gibt es Langlauf bei SRF2. Eurosport zeigt die Wettkämpfe größtenteils bei Eurosport1 (auch den Sprint-Prolog), am Wochenende teilweise bei Eurosport2. Keine Minute live verpasst man im Internet wie bei Discovery+.
Programm Planica
Mittwoch, 22. Februar 2023
Langlauf – 12:00 Uhr: Qualifikation 5 Kilometer FT Damen
Langlauf – 13:30 Uhr: Qualifikation 10 Kilometer FT Herren
Donnerstag, 23. Februar 2023
Langlauf – 12:00/14:30 Uhr: Sprint KT Damen und Herren
Freitag, 24. Februar 2023
Nordische Kombination – 11:30/14:15 Uhr: HS102/5km Gundersen Damen
Langlauf– 15:30 Uhr: 15+15 Kilometer Skiathlon Herren
Samstag, 25. Februar 2023
Nordische Kombination – 10:00/15:30 Uhr: HS102/10km Gundersen Herren
Langlauf – 14:00 Uhr: 7,5+7,5 Kilometer Skiathlon Damen
Sonntag, 26. Februar 2023
Nordische Kombination – 10:30/15:00 Uhr: HS102/5-2,5-2,5-5km Mixed Team
Langlauf – 11:30/13:30 Uhr: Teamsprint FT Damen und Herren
Dienstag, 28. Februar 2023
Langlauf – 12:30 Uhr: 10 Kilometer FT Damen
Mittwoch, 01. März 2023
Nordische Kombination – 11:00/15:10 Uhr: HS138/4x5km Team Herren
Langlauf – 12:30 Uhr: 15 Kilometer FT Herren
Donnerstag, 02. März 2023
Langlauf – 12:30 Uhr: 4×5 Kilometer Staffel Damen
Freitag, 03. März 2023
Langlauf – 12:30 Uhr: 4×10 Kilometer Staffel Herren
Samstag, 04. März 2023
Nordische Kombination – 10:30/15:00 Uhr: HS138/10km Gundersen Herren
Langlauf – 12:00 Uhr: 30 Kilometer KT Massenstart Damen
Sonntag, 05. März 2023
Langlauf – 12:00 Uhr: 50 Kilometer KT Massenstart Herren