Bei der Nordischen Ski WM im slowenischen Planica sind die ersten Langlauf Medaillen vergeben. Im Klassiksprint ging der Titel bei den Damen an Jonna Sundling, bei den Herren an Johannes Høsflot Klæbo. Emma Ribom, Maja Dahlqvist, Pål Golberg und Jules Chappaz konnten sich über Edelmetall freuen.
Mitfavoriten scheiden vorzeitig aus
Schon am zweiten Tag der WM musste die Strecke teilweise gesalzen werden, nachdem sie durch die starke Sonneneinstrahlung der letzten Tage sehr gelitten hatte. Heute ließ die Sonne sich bei plus vier Grad nicht blicken, so dass die Spur durch das Salzen zumindest im Prolog wieder recht eisig wurde. Bei der Heatauswahl wurde klar, dass sich die favorisierten Schwedinnen abgesprochen haben und sich auf alle fünf Läufe verteilten. Dieser Plan ging auf und vier Schwedinnen schafften es ins Finale. Auch die norwegischen Herren wandten diese Taktik an und verteilten sich mit Ausnahme von Klæbo und Valnes, die Lauf eins wählten und dort lange warten mussten, bis sich andere in ihren Heat trauten. Generell gab es in den Heats viele Stürze an vielen unterschiedlichen Stellen der Strecke, was sowohl an der kurvigen Strecke und den Zweikämpfen, aber auch an dem nassen und tiefen Schneebedingungen lag. Zu den Sturzopfern gehörte Håvard Solås Taugbøl im Viertelfinale, der seiner Meinung nach von Marcus Grate, der neben der Spur überholte, zu Fall gebracht worden war – die Jury entschied aber anders und bestrafte ihn nicht. Bei den Damen scheiterte Johanna Hagström als einzige Schwedin im Halbfinale, nachdem sie in der ersten Kurve große Probleme hatte, einen Sturz zu vermeiden und nicht wieder nach vorne kam. Wenig später scheiterte auch noch der Prolog-Schnellste Erik Valnes, als er sich selbst auf den Ski trat und ihn nach Skibruch wutentbrannt von der Strecke schleuderte. Auch Medaillenkandidat Richard Jouve war bereits im Viertelfinale ausgeschieden – allerdings ohne Sturz. Der Franzose mit Mutter aus Dschibuti hatte schon im Prolog nicht überzeugt, im Interview klagte er über die Streckenbedingungen.
Sundling verteidigt Titel
Das Finale bestand aus vier Schwedinnen und zwei Norwegerinnen, aber Kristine Stavås Skistad ging nach ihren Vorleistungen und ihrer Vorstellung in Prolog und Heats aber definitiv als Mitfavoritin auf eine Medaille oder sogar den Titel ins finale Rennen. Wie zuvor lief die Norwegerin aus Konnerud alles von vorne, Jonna Sundling blieb ihr aber immer auf den Fersen oder war neben ihr. Nach den Unterführungen und vor dem s-förmigen Anstieg, in dem es einige Stürze gab, wurde die Norwegerin schlagartig durchgereicht und die Schwedinnen übernahmen das Kommando. Nach dem Anstieg führte Sundling vor Ribom, Svahn und Dahlqvist schon mit kleiner Lücke auf Skistad und Weng. Jonna Sundling und Emma Ribom setzten sich bald darauf auch von den Teamkolleginnen ab und kämpfen um Gold und Silber, wo sich Sundling klar durchsetzte und ihren Titel verteidigte. „Ich bin sehr glücklich. Es war ein hartes Finale, aber bin froh, das ich den Speed halten konnte. Ich habe mich im Laufe des Tages immer besser gefühlt und freue mich auch für die anderen“, meinte die glückliche Weltmeisterin, die wie im letzten Winter nach gesundheitlichen Sorgen rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt fit wurde. Im Kampf um Bronze versuchte Linn Svahn in der Kurve, innen an der Teamkollegin vorbeizugehen, musste aber zurückstecken, um einen Sturz zu vermeiden. Bronze ging somit an Maja Dahlqvist vor Linn Svahn, die nach fast zwei Jahren Verletzung Edelmetall nur knapp verpasste. Skistad kam als Fünfte ins Ziel vor Tiril Udnes Weng, die schon nach dem Viertelfinale gemerkt hatte, dass die Energie nicht bis zur Medaille reichen wird. Skistad sagte nach dem Rennen: „Ich bin wohl etwas zu schwer. Daran muss ich arbeiten. Diese Bedingungen waren das Schlimmste, was mir passieren konnte. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen, aber die anderen waren einfach besser.“
Klæbo nicht zu schlagen
Völlig ungefährdet feierte Johannes Høsflot Klæbo seinen nächsten Titel. Im Laufe des Tages hatte sich Erik Valnes als größter Konkurrent herauskristallisiert, der sich aber selbst ein Bein stellte. Vor allem im Finale, wo zwei Norweger es mit zwei Franzosen, einem Schweden und einem Tschechen zu tun bekamen, lief Klæbo alles von vorne, um nicht durch Stürze vor ihm behindert zu werden. Zunächst führte der Favorit vor beiden Franzosen, aber Lucas Chanavat brach im Anstieg völlig ein und kam abgeschlagen ins Ziel. Nun musste Jules Chappaz für Frankreich die Kohlen aus dem Feuer holen, der sein Viertel- und Halbfinale gewonnen hatte und sich in starker Form präsentierte, nachdem er in dieser Saison oft Pech hatte. Hinter Klæbo, der sich schon etwas von den anderen löste, lagen Chappaz und Michal Novak an zweiter Stelle, aber Chappaz rannte am Berg näher an den Norweger heran und auch Golberg machte im Klæbo-Stil bergauf Boden gut und war nun Dritter. So ging es auch ins Stadion und während Johannes Høsflot Klæbo auf der Zielgeraden schon feierte, kämpften seine Verfolger Seite an Seite im die weiteren Medaillen. Pål Golberg schob sich immer näher an den Franzosen heran, zeigte den besseren Zielschritt und holte mit 0,02 Sekunden Vorsprung Silber. Im Interview mit dem norwegischen Fernsehen war er in Tränen aufgelöst und musste mehrfach unterbrechen: „Es ist blöd von mir, hier zum Interview anzutreten, wenn ich so emotional bin. Vorher habe ich das Halbfinale gesehen, wo mein Zimmerkollege so unglücklich gestürzt ist und nicht mehr ums Finale kämpfen konnte. Das ist so brutal“, so Golberg, seine erste internationale Einzel-Medaille gewann: „Ich habe viele Jahre für diesen Erfolg trainiert. Es ist unglaublich, dass alles aufgegangen ist an einem Tag, an dem es wirklich drauf ankam. Ich und viele andere um mich herum haben sich aufgeopfert.“ Jules Chappaz jubelte aber auch laut über Bronze und ließ sich feiern. „Es hat viel Spaß gemacht. Die Strecke macht Spaß mit den vielen Richtungswechseln. Endlich sind hier wieder so viele Zuschauer da, das ist so schön nach langer Zeit. Ich freue mich, dass ich mich im Finale durchgesetzt habe. Man kann am Wetter nichts ändern, die Bedingungen waren okay und die Ski gut“, sagte der alte und neue Weltmeister. Michal Novak kam als sechs guter Vierter ins Ziel vor Calle Halfvarsson und Lucas Chanavat.
Gimmler im Halbfinale
Wie erwartet war Laura Gimmler die beste DSV-Athletin im WM-Sprint. Als Vierte des Prologs entschied sie sich taktisch klug für das fünfte Viertelfinale, um einigen großen Namen auf dem Weg zu einem möglichen Finale aus dem Weg zu gehen. Im Viertelfinale bewährte sich die Taktik und sie zog als Zweite hinter Johanna Hagström ins Halbfinale ein. In der ersten Kurve, die bei vergangenen Planica Weltcups schon mehrfach zu Stürzen führte, musste Laura Gimmler ausweichen und Tempo herausnehmen, als Hagström vor ihr fast zu Fall kam. Im Anstieg lag sie an fünfter Stelle und sagte später: „Ich bin richtig gespannt, was der Axel und der Per nachher zu mir sagen werden. Es war sicher ein bisschen unglücklich, als es in den ersten langen Berg reinging. Da habe ich nicht den richtigen Platz gefunden, bin ein bisschen hektisch geworden. Ich habe ein bisschen zu viel Kraft liegen lassen, weil ich keine Spur gefunden habe, wo ich reingekommen bin und dann war obenraus die Lücke einen Ticken zu groß, um sie noch zu schließen. Top12 ist nicht schlecht, aber nicht das, was ich mir für das Rennen erhofft habe.“ Im Endklassement belegte die Allgäuerin den elften Platz, was nicht das ist, was sie sich vorgestellt hat: „Halbfinale war für mich einfach das Minimum, was ich von mir selbst erwartet habe, weil ich das diesen Winter konstant geschafft habe. Deswegen war das auch heute mein Anspruch und klar, bei der WM wollte ich gerne wieder ins Finale komme. Klar bin ich nun etwas enttäuscht, auch wenn es ein guter Wettkampf war und die WM erst losgeht, aber etwas enttäuscht bin ich trotzdem.“
Fähndrich verpasst ebenfalls Finale
Auch Nadine Fähndrich war mit dem Ausgang des Sprints nicht zufrieden. Sie war im ersten Halbfinale unterwegs, wo sie gegen Skistad und die drei Schwedinnen den Kürzeren zog und Rang neun belegte. Darüber war die 27-Jährige wie schon über Platz fünf in Peking zutiefst enttäuscht. „Mein Problem war, dass ich bei diesen Verhältnissen noch nicht stark genug bin“, analysiert Fähndrich ihr Aus beim SRF nüchtern. „Dort, wo ich nochmals ein paar Plätze hätte gutmachen können, bin ich nicht stärker als die anderen“. Dennoch spricht Fähndrich von einer „riesigen Enttäuschung“. „Ich kann mich für dieses Interview einfach zusammenreißen.“ Es tue ihr besonders für alle anderen leid, die ebenfalls hart für ihren Erfolg arbeiten würden. «Es ist eine große Verantwortung, die ich tragen darf. Dieser nicht gerecht zu werden, ist für mich das Schlimmste.“ Die Luzernerin hatte nach den Olympischen Spielen in Peking ihre Technik umgestellt, aber Trainer Ivan Hudac, Ehemann von Petra Majdic, hatte kein gutes Gefühl, als er sie im Sommer trainieren sah. Dann kamen die drei Saisonsieg und Hoffnung für Planica. Die wurde nun enttäuscht. Alina Meier rückte bis ins Viertelfinale vor und wurde 20. Rang 24 ging an den Österreicher Lukas Mrkonjic.
Angeschlagene Rydzek gute 14.
Coletta Rydzeks Start stand vor wenigen Tagen noch wegen eines Infekts in Frage. Nach der 23. Zeit im Prolog wurde die Oberstdorferin in ihrem Viertelfinale durch einen Sturz von Jasmi Joensuu vor ihr behindert, kämpfte aber dennoch bis zum letzten Meter und scheiterte nur knapp am Einzug ins Halbfinale. Dennoch war Rang 14 kein Weltuntergang: „Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Vor allem, weil ich vor drei Tagen noch gar nicht wusste, ob ich hier am Start stehen kann. Ich wollte heute meinen ersten WM-Start genießen und das habe ich auch. Klar ist es schade, dass es nicht fürs Halbfinale gereicht hat, das war schon das Ziel. Aber ich habe darum gefightet bis zum letzten Meter und manchmal hat man im Sprint das Hundertstel auf seiner Seite und manchmal nicht“, sagte sie. „Danach spricht man immer leicht vom Genießen, aber diese Bedingungen habe ich mir nicht gewünscht. Es war so tief und so weich, aber das hilft nichts. An dem Tag heißt es die Situation annehmen und ich denke, das ist mir gelungen. Es ist hart für jeden und auch der Anstieg ist nicht easy, wenn er so tief ist, aber danach geht es dann.“
Carl wütend über Viertelfinal-Aus
Victoria Carl hatte sich für den heutigen Sprint sehr viel vorgenommen, auch wenn es mit Platz 24 im Prolog noch nicht gut lief. Im Viertelfinale war dann schlagartig Schluss, nachdem Izabela Marcisz ihr den Stock wegschlug und Vici Carl sich auf dem Boden wiederfand. Die Lücke nach vorn war nicht mehr zu schließen. Im Ziel war die Thüringerin zutiefst enttäuscht und gestikulierte wütend in Richtung der Polin, die von der Jury auf den letzten Platz zurückversetzt wurde. Bis zum Interview hatte sich die Deutsche wieder etwas beruhigt – dass Marcisz sich entschuldigen kam, half der Teamsprint-Olympiasiegerin auch nicht mehr. Im DSV-Interview sagte sie über die Situation: „Die Hütchen stehen relativ eng links am letzten Anstieg. Da ist mir dann erst die Rosie Brennan reingelaufen, das war aber alles in Ordnung. Aber die Polin hat versucht, außen wo kein Platz ist, an mir vorbeizugehen und hat mir dabei den Stock weggetreten. Damit war mein Wiederlager weg und ich musste auf die Knie gehen. Dann hatte ich dann am Ende keine Chance mehr, die Lücke hintenraus zu schließen, weil die Strecke dann zu kurz ist. Im Endeffekt ist sie dann auch gestrauchelt und hat sich die Chance auf eine bessere Platzierung zunichte gemacht. Das hätte jetzt nicht sein müssen. Das ärgert mich brutal, weil ich hatte mich sehr gut gefühlt. Aber man hat auch gemerkt, dass nach der ersten Abfahrt die ganz linke Spur sehr langsam ist. Das werde ich den anderen noch sagen.“ Im Endklassement belegte Victoria Carl Platz 23.
Janosch Brugger qualifiziert
Zum ersten Mal seit langer Zeit gelang es dem einzigen DSV-Starter Janosch Brugger, sich für die besten 30 zu qualifizieren. Bei der Zwischenzeit oben am längsten Anstieg lag er als 36. noch außerhalb der besten 30. In der letzten Abfahrt, dem Anstieg zum Stadion und der Zielgeraden verlor er aber weniger Zeit als andere und landete noch auf Rang 29. Bei der Auswahl der Heats blieb ihm als vorletztem Athleten nicht mehr viel Auswahl: Heat zwei oder Heat drei. Der gebürtige Schwarzwälder entschied sich mutig für den schwereren zweiten Lauf. Der 25-Jährige war dort aber erwartungsgemäß chancenlos, wurde 30. und sagte später: „Minimalziel habe ich erreicht mit der Quali und den Top30 und damit bin ich schon recht zufrieden. Und dann siehst du gegen die reinen Sprinter kein Land. Das ist irre, was da an dem langen Zielhang an dem Berg für ein Tempo gelaufen wird. Ich dachte, okay, bleibe ich ein bisschen defensiver dahinter, vielleicht kann ich dann über die Ausdauer bis zum höchsten Punkt noch ein paar Plätze machen, aber das Tempo wurde nicht weniger und dann war das Ding abgehakt, weil ich dann auf der Zielgeraden erst Recht kein Land sehe. Es war krass, aber trotzdem wieder um eine Erfahrung reicher.“
Krehl mit Sturz 31.
Sofie Krehl und Desirée Steiner verpassten als 31. und 32. knapp die Viertelfinals. Bei der Deutschen war ein Sturz die Ursache, nachdem sie im Schnee hängen geblieben war. Lea Fischer wurde 40. und Lisa Unterweger belegte mit 25 Sekunden Rückstand Rang 48. Bei den Herren war es der Schweizer Erwan Käser, der als 31. um Haaresbreite scheiterte. Die Österreicher Michael Föttinger und Benjamin Moser schieden als 33. und 34. aus. Ebenfalls Endstation war für die Schweizer Roman Schaad und Janik Riebli als 39. und 43. Der Liechtensteiner Robin Frommelt wurde 68.
=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren
Langlauf WM zum Nachlesen
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Stammtisch und Interviews
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=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023