Simen Hegstad Krüger kürte sich mit dem heutigen Sieg bei der Nordischen Ski WM im Langlauf über 15 Kilometer Freistil zum Doppel-Weltmeister von Planica. Silber und Bronze ging ebenfalls nach Norwegen, an Harald Østberg Amundsen und Hans Christer Holund. Als bester Deutscher wurde Friedrich Moch Achter.
Norweger in eigener Welt
Anders als im Weltcup werden bei der WM 15 Kilometer im Einzelstart gelaufen – aber die sind es gar nicht. Eine Kombination aus roter Runde und zweimal der blauen Runde ergibt nur 14,1 Kilometer, was unter anderem den Titelverteidiger Hans Christer Holund verärgerte. Wie erwartet konnte die Medaillenvergabe nur über die Norweger gehen, die fünf Athleten an den Start schicken konnten und dennoch keinen Platz im Team für Didrik Tønseth fanden – wie schon im Skiathlon. Als die Streckenpassagen schwerer wurden, reihten sich erwartungsgemäß die norwegischen Distanzläufer auf den ersten Plätzen ein und Johannes Høsflot Klæbo musste sich aus dem Kampf um Gold verabschieden. Schnell kristallisierte sich heraus, dass Skiathlon-Weltmeister Simen Hegstad Krüger sich weiterhin in Spitzenform befindet und Harald Østberg Amundsen, der erst mit der hohen Nummer 64 unterwegs war, sein größter Konkurrent um Gold sein würde. Nach fünf Kilometern trennten beide nur drei Sekunden und 1,5 Kilometer vor dem Ziel maximal 13 Sekunden. Dennoch war Krüger immer noch sehr unruhig und nervös im Ziel und wartete auf seinen Landsmann. Ihm war bewusst, dass er im Vergleich zu anderen Läufern wie Holund und Klæbo zwischen sechs und 17 Sekunden verloren hatte nach der letzten Zwischenzeit und tatsächlich kam Amundsen noch bis auf fünf Sekunden heran. Holund wurde mit 24 Sekunden Rückstand Dritter und verwies Johannes Høsflot Klæbo um eine Sekunden von den Medaillenplätzen. Wie auch in Oberstdorf 2021 gewann Norwegen über 15 Kilometer Freistil alle drei Medaillen.
„Überrascht, dass Simen so stark gestartet ist“
Die Norweger zeigten sich verständlicherweise überglücklich, dass sie erneut alle drei Medaillen gewonnen haben. Weltmeister Simen Hegstad Krüger sagte bei Eurosport: „Es ist unglaublich. Ich musste hart kämpfen. Ich bin früh gestartet und wusste, es kommen einige starke Jungs hinter mir. Ich wollte ein hohes Tempo anschlagen, um schwer zu schlagen zu sein. Ich habe in der Mitte zu hart gepusht, darum ging mir am Ende die Kraft aus. Es ist toll wieder gewonnen zu haben und Weltmeister zu sein. Wir werden das Podium nachher ein bisschen feiern, wir mögen diese Distanz einfach.“ Harald Østberg Amundsen war von Krügers Taktik überrascht – und auch vom geringen Abstand im Ziel: „Es war ein sehr hartes Rennen. Ich wollte nicht zu schnell angehen und das richtige Tempo wählen. Dann war ich zwölf Sekunden hinten und da war der Weg weit nach vorne. Im Ziel waren es ja nur fünf, da war ich echt überrascht. Es hat mich überrascht, dass Simen so stark gestartet ist. Ich habe alles gegeben bis zum Ende, aber konnte die Sekunden nicht mehr aufholen. Aber es ist eine große Erleichterung, dass ich eine Medaille gewonnen habe. Ich bin seit zehn Tagen hier und denke nur an dieses Rennen und versuche mich nicht zu sehr zu stressen. Ich war sehr nervös, hatte gute Ski und gute Form und nun habe ich eine Medaille.“ Hans Christer Holund freute sich vor allem, dass es nicht wieder Platz vier wurde wie in Peking: „Es ist eine schöne Strecke. Sehr hart, aber eine faire Strecke. Ich bin seit zehn Tagen hier und habe die Strecke kennengelernt. Ich bin langsam angegangen, hatte einen Plan, aber am Ende bin ich froh, dass ich eine Medaille gewonnen habe, nachdem ich bei den Olympischen Spielen zweimal Vierter war. Krüger hat gezeigt, dass er in guter Form ist, er ist im Moment der Beste und es ist mehr als verdient, dass er hier Weltmeister wird.“
Poromaa bester Nicht-Norweger
William Poromaa wollte heute zwar die Medaillen angreifen, musste sich aber als Fünfter mit dem Platz des besten Nicht-Norwegers begnügen. Mit 48 Sekunden Rückstand hatte er aber einen klaren Abstand auf die Medaillenplätze. Immerhin ließ er den fünften Norweger Sjur Røthe hinter sich. Im Endspurt schon sich der Andorraner Irineu Esteve Altimiras noch knapp vor den müden Friedrich Moch, der diesmal Achter wurde. Andrew Musgrave und Clement Parisse komplettierten die besten Zehn.
Moch erfüllt „Minimalziel“
Friedrich Moch wollte heute unbedingt wieder unter die besten Zehn kommen – mindestens. Eigentlich wollte er sogar mehr und vor dem Rennen sagte er: „Nach dem Skiathlon habe ich mich gut erholt. Ich will auf Angriff gehen und vorne reinlaufen. Top10 ist das Minimalziel. Die langen Anstiege liegen mir und auch 15 Kilometer statt zehn Kilometer kommen mir entgegen.“ Gegen die starken Norweger hatte er aber keine Chance und auch der gleichaltrige William Poromaa, an dem er sich gerne misst, war ein paar Sekunden schneller als der Allgäuer, der zunächst vorsichtig anging und sich dann im Klassement nach vorne arbeitete. Als es auf den blauen Kurs ging, lag der 22-Jährige immer an siebter oder achter Stelle und belegte im Ziel ganz knapp hinter Esteve Altimiras Rang acht. Am Eurosport Mikrofon sagte er: „Es war ein sehr hartes Rennen, ich habe versucht, nicht zu schnell anzugehen, um Kraft für die letzte Runde sparen, aber da war ich dann sehr müde.“ In der ARD ging er mehr ins Detail: „Ich bin voll zufrieden. Es war ein ganz schön hartes Rennen, das man sich gut einteilen musste. In der letzten Runde ist mir etwas die Kraft ausgegangen. Aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit Platz acht. Vom tiefsten zum höchsten Punkt ist ein ganz schön langes Stück, wo man 1:1 drücken muss. Ich war jetzt Siebter und Achter, es läuft bisher wunderbar und kann nicht besser laufen.“
Dobler als 18. knapp an Top15 vorbei
Die anderen drei DSV-Starter waren „eher defensiv gestartet“, so Teamchef Peter Schlickenrieder in der ARD. „Vor allem Jonas mit angezogener Handbremse, weil er oft überzieht.“ Jonas Dobler hatte auch diesmal wieder ein Top15-Ergebnis angepeilt mit Tendenz zu Platz zehn. Gestern sagte er im Pressegespräch: „Die letzten 10er sind gut gelaufen, ich möchte wieder unter den Top15 ankommen und am liebsten Richtung Top10 schielen. Wichtig wird ein gleichmäßig hohes Tempo sein.“ Nach fünf Kilometern lag der Traunsteiner, der seine Karriere in wenigen Wochen beenden wird, nur an 26. Stelle und rangierte sich danach unter den besten 20 ein. Im Ziel wurde er mit 1:40 Minuten Rückstand 18. Nach dem Rennen sagte er in der ARD: „Das sind so schleimige Berge, nicht so richtig steil. Aber es war gerade so an der Grenze vom 1:1 zum Bergschritt. Im Idealfall schafft man es noch locker flockig im 1:1 durchzulaufen, das ist das schnellste, aber das ist natürlich auch anstrengend. Ich bin zufrieden. Ich habe mir vorgenommen, in den Top15 zu landen, am liebsten so nah wie möglich an den Top10. Da bin jetzt auch so grob rausgekommen, deswegen bin ich zufrieden.“
Bögl nach besserer Leistung 25.
Lucas Bögl hatte heute ein Hauptziel, sein „nicht zufriedenstellendes Duathlon Resultat verbessern – das ist nicht schwer.“ Nachdem er im Skiathlon nicht unter die besten 30 kam, lief es heute etwas besser. Ein kurzes Teilstück konnte er zusammen mit Jules Lapierre mitgehen und er wurde mit zwei Minuten Rückstand 25. Damit zeigte er sich zufrieden: „Es ist eine wahnsinnig harte Strecke. Die Bedingungen sind hart, es schneit so ein bisschen dahin. Das macht es stumpf. Das flachste Stück ist der Stadiondurchlauf, es ist sehr hart. Man steht nur am Berg, nicht die steilsten Berge, eher langgezogen, aber 500 Meter lang und das macht es dann zäh und auch ein flacher Berg wird ganz schön steil. Ich bin zufrieden. Nach dem 30er hatte ich schwere Beine, war die letzten Tage nicht zufrieden mit mir und dachte schon, ich kann nicht mehr richtig langlaufen. Ich hatte heute einen guten Plan, habe mich technisch fokussiert, dass die Beine einigermaßen locker geblieben sind, weil man auch ganz gerne mal mit zwei Betonstummeln rumläuft“, sagte er. „Wenn es keinen Spaß machen würde, würden wir nicht Langläufer sein. Wir haben anscheinend alle den Hang zum Masochismus. Es ist toll hier an der Strecke, es ist eine WM, es sind ein paar mehr Zuschauer da. Das macht eine gute Stimmung und dann macht das komischerweise irgendwie Spaß“, schmunzelte er.
Janosch Brugger zu vorsichtig
Janosch Brugger ging das Rennen extrem vorsichtig an und kam über Rang 31 nicht hinaus. Im Interview sagte er: „Ich hatte extremen Respekt heute vor der Strecke, weil Skating bekanntermaßen meine schwächere Technik ist. Von demher bin ich das Rennen viel zu defensiv gelaufen, aber ich hatte wirklich so Schiss, dass ich im Aufstieg vom tiefsten zum höchsten Punkt am Ende komplett stehe. Im Nachhinein war es wohl so der cleverere Weg. Lieber so, wie wenn ich auf der Strecke gefühlt liege.“
Bester Schweizer auf Platz 37
Für das Schweizer Team waren nach dem kurzfristigen Ausfall von Roman Furger noch drei Herren im Einsatz. Als beste Eidgenosse belegte Beda Klee Rang 37 und zog den erschöpften William Poromaa im Endspurt ins Stadion hinein noch einmal ab, übersprintete ihn mit Leichtigkeit und lief einige Meter heraus. Cyril Fähndrich kam als 42. ins Ziel und Candide Pralong wurde 48. Für Österreich konnte nach dem erkältungsbedingten Ausfall von Mika Vermeulen nur Philipp Leodolter antreten, der 58. wurde. Der Liechtensteiner Robin Frommelt wurde 79.
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