Didrik Tønseth und Johanna Matintalo mussten in der Saisonvorbereitung einen herben Rückschlag hinnehmen, während sich andere zu ihrer Saisonplanung und ihren Zielen äußern.
Krank: Tønseth sieht geringe Chancen auf Heim-WM
Didrik Tønseth ist weiter entfernt von der Heim-WM in Trondheim als jemals zuvor, obwohl er nur 500 Meter vom WM-Stadion Granåsen entfernt wohnt. So sieht der 33-Jährige selbst die Situation, wie er NRK erzählte: „Mir geht es im Moment sehr schlecht.“ Dabei war er kürzlich noch so zuversichtlich gewesen: „Im September war ich in sehr guter Form. Meine Rennform war auf einem Allzeit-Hoch.“ Aber nach dem Trainingslager in Torsby erkrankte er an hohem Fieber, er kam kaum noch aus dem Bett. Die Diagnose fiel sehr schlecht aus: Mykoplasmen-Infektion. Dabei handelt es sich um ein Bakterium, das Atemwegsprobleme und Lungenentzündungen verursacht und oft resistent auf Antibiotika ist. Deswegen zieht sich die Krankheit meistens über Wochen hin. Tønseth sagte dazu: „Ich war unsicher. Manche, die Mykoplasmen hatten, brauchten komplette Ruhe, während andere sich recht schnell erholt hatten. Man hört von unterschiedlichen Verläufen, viele waren zum Rücktritt gezwungen, aber noch habe ich Hoffnung.“ Zum Zeitpunkt des Interviews war der 33-Jährige seit zehn Tagen komplett ohne Training, was für einen Leistungssportler sechs Wochen vor dem Saisonstart ein enormer Rückschlag ist. Und es ist kein Ende in Sicht, auch wenn er inzwischen wieder leicht trainiert ohne sich voll auszubelasten. Die drei Rennen, bei denen er sich für die zehn Kilometer Klassik bei der WM qualifizieren könnte [Beitosprinten, Weltcup Ruka und nationale Meisterschaften], scheinen rasend schnell näher zu kommen. Kann er bis dahin wieder in Form kommen? Generell vermutet er, dass die Tickets für das Klassikrennen in Trondheim eher an Johannes Høsflot Klæbo, Erik Valnes, Pål Golberg und Martin Løwstrøm Nyenget gehen werden, zudem hat Simen Hegstad Krüger als Titelverteidiger einen Fixplatz für das Rennen.
WM-Sprint für Valnes nicht das Hauptziel
Lange Zeit war Erik Valnes im letzten Winter mit dem Trikot des besten Sprinters unterwegs bis Teamkollege Johannes Høsflot Klæbo es ihm während seiner Siegesserie in Kanada abnahm. Sein großes Ziel ist im nächsten Winter aber nicht etwa eine Sprintmedaille bei der Heim-WM in Trondheim, sondern ein ganz anderes Rennen. In wenigen Tagen wird Erik Valnes zum Training ins finnische Muonio reisen, während die Teamkollegen im schwedischen Idre ihre Schneekilometer sammeln werden. Muonio war aber für den Sprintspezialisten immer ein gutes Pflaster mit vielen guten Rennen, so dass er daran nichts ändern will. „Du kannst nicht etwas ändern, was immer so gut gelaufen ist. Ich habe angefragt und bekam grünes Licht für Muonio vom Trainer“, erklärte er auf einer Pressekonferenz des Verbandes. „Da werden auch viele andere Athleten aus Nordnorwegen trainieren und sicherlich auch Finnen, Deutsche und Italiener. Da wird es einige bekannte Gesichter zum Trainieren geben. Die Strecke selbst ist zwar nicht die beste, aber die Bedingungen sind normalerweise gut.“ Für ihn als gebürtigen Nordnorweger aus Tromsø ist das 350 Kilometer entfernte Muonio zudem besser zu erreichen als Idre, das von Oslo und Trondheim etwa gleich gut zu erreichen ist. Außerdem will er sich im finnischen Norden für den Weltcup-Auftakt in Ruka akklimatisieren, auch wenn er zwischenzeitlich noch einmal zum Beitosprinten in Südnorwegen reisen muss. Eine Überraschung hatte der 28-Jährige auf der Pressekonferenz aber auch noch in petto, denn nicht der Sprint ist sein großes Ziel in Trondheim: „Den Sprint habe ich auch im Kopf und ich möchte ihn laufen, aber ich muss zugeben, dass die zehn Kilometer mich mehr reizen. Das ist mehr das, was Skilanglauf ursprünglich war und wegen der Verbesserung, die ich in der Distanz gemacht habe, motiviert mich das sehr. Ich habe mich in der Vergangenheit in der Distanz gut geschlagen und letztes Jahr hatte ich sogar gute Resultate trotz gebrochener Stöcke und anderen Problemen. Obwohl ich mein Training nicht verändert habe, gibt mir das einen mentalen Push.“
Golberg konzentriert sich auf WM und Distanzrennen
Auch für Pål Golberg ist Trondheim das große Ziel, dem er vieles unterordnet. Er kündigte an, weniger Rennen im Weltcup bestreiten zu wollen und sich auf die WM und die Tour de Ski zu konzentrieren. „Dieses Jahr ist der erste Winter, in dem ich wirklich etwas geändert habe“, erzählte er Nettavisen. „Ich werde mich nicht auf die Sprints konzentrieren und darum deutlich weniger Rennen bestreiten. Wenn alles läuft wie geplant, werde ich während der Saison mehr trainieren und ich hoffe, dass mir das hilft, die Latte etwas höher zu legen.“ Die Tour de Ski wird der 34-Jährige deswegen möglicherweise auslassen. „Zur Tour de Ski werde ich nur gehen, wenn ich bis dahin noch nicht richtig abgeliefert habe“, so Golberg. „Die zehn Kilometer Klassik und der Skiathlon bei den Weltmeisterschaften sind die Rennen, auf die ich mich in diesem Jahr konzentriere.“
Linn Svahn: „50 Kilometer? Niemals!“
Linn Svahn hätte letzten Winter als erste Schwedin überhaupt den Gesamtweltcup gewinnen können und scheiterte in Falun knapp wegen schlechten Materials an Jessie Diggins. In der WM-Saison konzentriert sie sich im Gegensatz zu Pål Golberg in erster Linie auf die Sprints, wird aber auch Distanzrennen bestreiten. Auf die Frage des schwedischen Expressen nach ihren Chancen auf den prestigeträchtigen 50 Kilometern in Trondheim sagte sie: „Die 50 Kilometer? Die interessieren mich gar nicht. Ich kann 30 Kilometer Klassik laufen, aber 50 Kilometer Skating ist eine andere Sache. Das ist ein kompletter Kontrast zu den Sprintrennen. Diese Distanz werde ich nie laufen.“ Der Sprint ist aber nicht das einzige Rennen in Trondheim, auf das sie ein Auge geworfen hat: „Ich konzentriere mich auf zwei Rennen, wenn alles gut läuft. Der Sprint wird mein Hauptrennen, aber ich mag auch sehr den Skiathlon.“ Sicher wird sie aber auch bei einer Nominierung für Teamsprint und Staffel nicht Nein sagen…
Magenvirus und hohes Fieber bei Matintalo
Auch im finnischen Team muss eine Athletin einen Rückschlag hinnehmen, nachdem Krista Pärmäkoski erst kürzlich in ihrer Biografie über ihre schwierigen letzten zwei Jahre erzählt hatte (hier nachzulesen). Nun geht es um Johanna Matintalo, die nach einem bisher perfekten Trainingssommer vorzeitig aus dem Höhentraining aus Livigno abreiste, nachdem sie dazu gesundheitlich in der Lage war. „Ich sollte noch in Livigno sein, aber ich sitze im Zug zum Flughafen Zürich. Es wäre noch eine Woche vom Camp geblieben, aber vor ein paar Tagen wurde ich krank mit einer schweren Mageninfektion. Das Fieber war bei fast 40 Grad und ich habe mir ein paar Mal überlegt, ob ich diese Krankheit lebend überstehe. Ich war so krank, dass die Heimreise bis heute nicht möglich war“, schreibt sie auf Instagram. Ob sie ihren Followern überhaupt davon berichtet, darüber hatte zunächst nachgedacht, sich dann aber zu diesem langen Post entschieden. „Ich fragte mich, ob ich das überhaupt teile, aber Kristas Biographie „Offen“ hat mich auch mehr über Transparenz nachdenken lassen.“ Matintalo muss sich nun erholen, bevor die Vorbereitung auf die Weltcupsaison weitergeht. „Das ist alles traurig und schade, aber so ist das Leben und auch der Leistungssport. Man macht alles so gut wie möglich, aber nicht immer läuft alles nach Plan. Livignos Höhentraining war eines der Teile in Vorbereitung auf die nächste Saison, aber nun muss das Puzzle erneut zusammengesetzt werden.“