Langlauf Nordische Ski WM: Andersson Weltmeisterin im Einzelstart, Stadlober wird Vierte

Therese Johaug (NOR), Ebba Andersson (SWE), Frida Karlsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nur um 2,9 Sekunden verpasste Teresa Stadlober die Bronzemedaille, während der Titel wie im Skiathlon an Ebba Andersson ging.

Andersson jubelt sehr früh

Ebba Andersson (SWE) © Modica/NordicFocus

Im Laufe des zehn Kilometer-Rennens in klassische Technik bei weiterhin schwierigen Neuschnee-Bedingungen zeichnete sich erneut ein Zweikampf zwischen Therese Johaug und Ebba Andersson ab. Die Schwedin hatte im heutigen Rennen die niedrigste Startnummer der Topfavoritinnen gezogen und als eine Minute später ihre Rivalin aus dem Skiathlon, Therese Johaug, mit 1,3 Sekunden Rückstand die Linie überquerte, jubelte die 27-Jährig, als hätte sie bereits gewonnen. Dabei hatte sie aber offenbar nicht Teresa Stadlober auf der Rechnung, die mit der höchsten Startnummer der Mitfavoritinnen unterwegs war und die nach einer Runde soeben die Führung übernommen hatte. Angefeuert von den ÖSV-Betreuern konnte sie es aber nicht durchhalten, so dass am Ende doch Andersson wieder vor Johaug triumphierte. „Ich habe definitiv Spaß und eine tolle Form zu dieser WM. Heute habe ich mich stark gefühlt und habe versucht, so entspannt wie möglich zu laufen bei diesen Bedingungen. Es war ein harter Kampf gegen Therese und ich bin so froh, dass ich es wieder geschafft habe“, meinte die Doppel-Weltmeisterin im ZDF, während Therese Johaug meinte: „Ich bin sehr enttäuscht heute. Wenn man um Gold kämpft und so nah dran ist… ach, F**k… Ich habe mein Bestes gegeben, aber am Schluss hatte ich keine Kraft mehr. Ich glaube nicht, dass es mein Alter ist, ich bin in beiden Rennen ganz knapp hinter der Goldmedaille gewesen. Über 50 Kilometer versuche ich es wieder.“

Hat sich Karlsson verpokert?

Frida Karlsson (SWE) © Modica/NordicFocus

Frida Karlsson hat eine ungewöhnliche Saison hinter sich, in der alles auf diese WM ausgerichtet war und ist. In der Vorbereitung sorgte eine Fußverletzung für eine Planänderung, die für wenig Starts vor Weihnachten sorgte. Im Januar war es eher ihr Wunsch, viel in der Höhe zu trainieren, der dafür sorgte, dass sie in dieser Saison nur fünf Weltcuprennen bestritt und damit auch kaum Preisgeld einlief. Reicht es dann nicht zu Gold bei der WM, ist die Saisonplanung fehlgeschlagen. Heute reichte es immerhin zu einer Bronzemedaille, vor allem dank eines Schlusssprints auf dem letzten Kilometer, der dafür sorgte, dass die Schwedin vor Stadlober blieb. Aber ist Karlsson damit zufrieden, wenn es nur Bronze (und vermutlich eine Staffelmedaille) wird? Über 50 Kilometer zählt sie nach ihrer Verletzung und weniger Skatingtraining eher nicht zu den Medaillenkandidaten. „Es fühlt sich gut an. Etwas besser als vor zwei Tagen, mit um Medaillen zu kämpfen. Wenn man die Bedingungen mit denen von vorgestern vergleicht, war es wie der Unterschied zwischen Tag und Nacht. Es war zwar ein harter Kampf da draußen, aber es hat auch Spaß gemacht“, so Karlsson. 

Stadlober schrammt wieder an Bronze vorbei

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

2021 wurde Teresa Stadlober Vierte im WM-Skiathlon – heute wurde es wieder knapp nichts mit der ersehnten Medaille. Bei der letzten Zwischenzeit lag die Radstädterin immerhin noch auf Bronzekurs, aber dann folgte Karlssons Endspurt. „Ich habe gleich gemerkt, dass ich heute vorne mitlaufen kann. Der vierte Platz ist der undankbarste bei einer WM. Das ist der Sport, ich war schon einmal Vierte. Ich weiß, das Leben geht weiter. Ich bin nur stolz auf mich, dass ich so eine Steigerung hatte. Der Rückstand ist wurscht, ich bin Vierte, da ist es egal, wie weit ich hinten bin. Ich kann sagen, ich habe alles gegeben. Mehr war nicht drinnen heute“, erklärte die 32-Jährige im ORF-Interview. Unmittelbar nach dem Überqueren der Ziellinie und dem Blick auf die Anzeigentafel war Stadlober die Enttäuschung aber merklich ins Gesicht geschrieben. „Das war beinhart. Es war ein Wahnsinnsrennen von mir, vor allem die erste Runde. Die letzten zwei Kilometer waren dann ein reiner Kampf. Ich bin unglaublich stolz auf mich, dass ich um das Podest mitkämpfen konnte. Vor allem nach dem Skiathlon, da war ich schon ziemlich weit weg vom Podium“, erklärte Stadlober. „Leider ist mir dann am Schluss die Kraft ausgegangen. Vor dem Ziel hat es mich hergebeutelt, da bin ich verfallen.“ Heidi Weng und Astrid Øyre Slind verpassten hinter der Österreicherin auf den Plätzen fünf und sechs relativ deutlich die Medaillen.

Starke Leistung auch von Hennig

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Für Katharina Hennig gab es vor der WM viel Unsicherheit nach Krankheiten zum Jahreswechsel und einer Umstellung des Saisonplans. Trotz vieler Trainings fehlten der Oberwiesenthalerin noch Rennkilometer, um die Form zu finden, wie sie am Rande des Faluner Weltcups sagte. Dennoch wurde sie im Skiathlon am Wochenende noch geschont für dieses Rennen, denn „ich mag Klassisch deutlich lieber. Klassisch ist für mich einfach ästhetischer, allein optisch der schönere Stil. Mit meiner Technik bin ich da auch deutlich effektiver. Ich kann klassisch für meine Größe einen sehr langen Schritt laufen und mich dadurch dann auch etwas erholen“, sagte sie vor dem Rennen im ZDF über ihre Vorliebe zum Klassischen. Und auch das Wetter machte der Sächsin keine Sorgen: „Ich freue mich dabei zu sein. Regen wäre noch besser, aber ich freue mich auch auf Schnee.“ Im Schnee schlug sie sich dann wacker und kämpfte auf den ersten Kilometern sogar um die Medaillen mit. „Platz drei, jetzt lass noch einen raus!“ rief Schlickenrieder ihr mit Beginn der zweiten Runde zu. Aber ins ZDF-Mikrofon sagte er direkt danach: „Man merkt, dass die Katha richtig kämpfen muss. Sie ist sehr ambitioniert reingegangen. Sie muss nun gegen den inneren Schweinhund kämpfen. Es geht um ganz wenige Sekunden.“ Diese Sekunden wurden aber immer mehr, die Abstände zwischen den Athletinnen generell größer. Nach dem langen Anstieg der zweiten Runde konnte sie ihren Abstand nach vorne jedoch halten und sich im Ziel sichtlich über Platz sieben freuen. „Ich bin super glücklich über diesen siebten Platz. Ich war sehr verunsichert, gerade die letzten Tage. Die Saison verlief bisher nicht 100% nach meinen Vorstellungen. Es waren gute Rennen dabei, aber ich bin froh, dass ich jetzt hier beim Großereignis vor dieser Kulisse so ein gutes Ergebnis abliefern konnte. Großes Lob an unsere Techniker, wir hatten gutes Material“, so Hennig, die weiter erklärte, dass alle Teile vom Ski bei der Wachswahl wichtig sind: „Es ist alles wichtig, das ist ja das Komplizierte. Gerade so wie heute bei 0° und Schneefallbedingungen, das ist immer eine Wachslotterie, weil da meistens Ski gut gehen, die kein Wachs unter dem Fuß haben, sondern die nur aufgeraut sind. Das sind Bedingungen, die hat man auch nicht so oft. Das heißt, die Erfahrungen sind auch nicht so hoch wie bei Wachsbedingungen und das dann kurzfristig zu entscheiden, nehme ich einen Wachsski oder einen aufgerauten Ski, ist schwierig. Und dann müssen die Techniker auch für die Gleitflächen das richtige Wachs finden, um auch mithalten zu können. Gerade wenn die Spur nicht mehr gut ist, muss man versuchen, entspannt zu laufen, damit man sich zumindest etwas erholen kann.“

Nadja Kälin mit weiterem Topresultat

Nadja Kaelin (SUI) © Modica/NordicFocus

Nach ihrer Karrierebestleistung mit Platz sechs im Skiathlon lief die Engadinerin auch im Klassik-Einzelstart wieder ganz vorne rein. 1,1 Sekunden hinter Katharina Hennig endete die 23-Jährige auf Platz acht. Wie ihr gesamtes Team profitierte sie wieder vom sehr guten Material bei nassen Bedingungen. „Ich hab mich gut gefühlt, es hat Spaß gemacht zu laufen, auch mit den Zuschauern. Am Anfang hat es noch mehr geschneit, aber dann wurde es weniger. Es war fast schade, als es aufhörte zu schneien“, meinte die glückliche Bündnerin bei Eurosport. Ihre jüngere Schwester Marina wurde gute 23. mit zweieinhalb Minuten Rückstand. Nadine Fähndrich und Anja Weber schonen sich für den morgigen Teamsprint. Die junge Liechtensteinerin Nina Riedener, die sich erst für diese WM-Entscheidung qualifizieren musste, wurde 58.

Starkes deutsches Mannschaftsergebnis mit besserem Material

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Nach dem Rennen der Herren hatten die deutschen Wachstechniker noch einmal reagiert und den Damen ein deutlich besseres Material mit auf den Weg gegeben. So konnte sich Pia Fink nach dem für sie enttäuschenden Skiathlon mit Platz 20 diesmal hinter den Finninnen Kerttu Niskanen und Johanna Matintalo über Platz elf freuen. „Ich bin wirklich sehr zufrieden. Nach dem Skiathlon war ich ganz schön enttäuscht und war mir nicht ganz sicher, ob vielleicht auch die Form nicht passt. Aber heute habe ich versucht, das abzuhaken und alles zu geben und jetzt bin ich echt erleichtert. Wir hatten heute wirklich gute Ski und gerade sind mit die schwersten Bedingungen, die man im Langlauf haben kann. Heute haben es die Techniker richtig gut hingekriegt. Das war super“, freute sie sich. Victoria Carl wurde 14. und war mit diesem Ergebnis absolut nicht zufrieden. Zu ihren Problemen mit den Bedingungen sagte sie: „Das Rennen war nicht eins meiner besten. Ich habe mich am Anfang sehr gut gefühlt, aber dann wurde die Stockspur immer immer tiefer und von meiner Kraft kam gefühlt null an. Ich stand da dann einfach und dann ging auch technisch nicht mehr viel. Es sind hier gerade nicht meine Wettkämpfe. Auf der Zielgeraden bin ich fast noch hingefallen, heute war einfach nicht mein Tag. Ich hoffe, zur Staffel wird es dann besser und etwas fester. Insgesamt bin ich heute definitiv nicht zufrieden.“ Katherine Sauerbrey komplettierte das deutsche Resultat als gute 16. Auch Peter Schlickenrieder lobte sein DSV-Quartett und das Team dahinter: „Man hat gesehen, was die Teamstärke ausmacht. Das gesamte Wachsteam hat nochmal reagiert. Das Mannschaftsergebnis spricht für sich, wenn alle vier Starterinnen unter den besten 16 sind und davon eine Siebte mit Katharina Hennig, Pia Fink Elfte, Vici Carl 14. und Kate Sauerbrey 16. Das spricht für sich. Was mir sehr gut gefallen hat, die Mädels haben vom ersten Meter attackiert und etwas dafür Tribut zahlen müssen, aber so muss man das angehen: Wer nicht riskiert, der sicher nicht gewinnt.“

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