Langlauf – Nordische Ski WM: Klæbo holt im Schneetreiben drittes Gold bei Heim-WM – Fähndrich Siebter

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo dominiert seine WM vor der Haustür in Trondheim weiter nach Belieben und holt im dritten Rennen seinen dritten Titel. Bester Nicht-Skandinavier wird Cyril Fähndrich als Siebter.

Aus Regen wurde Schnee

Über Nacht änderten sich die Verhältnisse und der Dauerregen ging in Schneefall über, was zehn bis 15 Zentimeter Neuschnee bedeutete. Der viele frische Schnee sorgte vor einem Rennen in klassischer Technik bei niemandem für Freude und für viel zusätzliche Arbeit im Wachstruck. Allerdings sind diese Bedingungen mit nassem Neuschnee norwegische Bedingungen und die Gastgeber hatten in dieser Saison bei solchen Verhältnissen mehrfach ein besonders gutes Brett und feierten dann Sechs- oder Siebenfachsiege vor dem ersten Nicht-Norweger. Im Laufe des Tages könnte der Schneefall aber auch wieder in Regen übergehen, wie Calle Halfvarsson im Interview vor dem Rennen sagte: „Das wird ein hartes Rennen heute. Aber vielleicht fängt es auch wieder an zu regnen, dann wird alles wieder anders. Das wird richtig schwer.“ So waren de Sorgen auch im deutschen Team groß und man wusste fünf Minuten vor dem Rennstart immer noch nicht, ob man einen No Wax Ski nimmt oder klistert, wie Teamchef Peter Schlickenrieder dem ZDF vor dem Start verriet.

Topfavorit setzt sich durch

Erik Valnes (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Harald Oestberg Amundsen (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Wie erwartet hatten die Norweger bei diesen herausfordernden Bedingungen, bei denen die Spuren an vielen Stellen völlig zerstört waren, so dass sie keine Führung mehr boten, exzellentes Material, aber auch die Schweden waren in Schlagdistanz und boten den Norwegern im Kampf um die Medaillen Paroli. In Abwesenheit von Iivo Niskanen, der nach seinem grippalen Infekt die gesamte WM absagen musste, ging Lokalmatador Johannes Høsflot Klæbo als Topfavorit ins Rennen, aber zunächst gingen andere schneller an wie Erik Valnes und Edvin Anger. Klaebo übernahm bei der Stadionpassage nach 5,5 Kilometern die Führung, musste sie aber direkt bergauf wieder abgeben, wo William Poromaa ihm im langen Anstieg acht Sekunden abnahm. Aber der Schwede hatte offenbar mehr auf Stieg gewachst und auf den folgenden Kilometern war Klaebo klar besser, vor allem auf dem Schlussstück links des Stadions. Im Ziel holte er sich mit 8,8 Sekunden Vorsprung seinen dritten Titel in Trondheim. „Es waren harte Bedingungen. Sie haben aber einen guten Job gemacht mit der Strecke, es war besser als erwartet. Natürlich bin ich zufrieden mit dem Sieg und es ist gut, das auch im Einzelstart geschafft zu haben“, sagte der glückliche Sieger im ZDF. „Mit den Stöcken war es ein Kampf, aber die Ski hatten einen super Grip.“ Silber ging an den zurückgekehrten Erik Valnes, der den Sprint wegen eines Hexenschusses absagen musste. Silber war dort das Ziel, was für ihn wie Gold gewesen wäre, sagte er vor der WM. Nun gelang ihm dieses Kunststück im Klassik-Einzelstart, wo Silber sehr golden glänzt. „Es waren wirklich harte Bedingungen und schwer schnell zu laufen, ein Doppelstockschub ist im Schnee verpufft. Du musstest gefühlvoll mit dem Schnee umgehen und nicht zu viel Kraft einsetzen bei jedem Schub. Ich bin froh, dass ich über das ganze Rennen Kraft hatte. Ich bin froh, dass es diese Meisterschaften besser läuft, nachdem es bei den Weltmeisterschaften in Planica für mich ein Desaster war“, sagte er. Mit Harald Østberg Amundsen komplettierte ein dritter Norweger das Podium, der seine zweite Medaille gewann und elf Sekunden Rückstand auf Klaebo hatte. „Es war brutal, vielleicht die schlimmsten Bedingungen die ich jemals gelaufen bin. Andererseits denke ich, das es fair war, da es für alle gleich war“, so Amundsen.

Zwei Schweden knapp hinter dem Podium

Jens Burman (SWE), Edvin Anger (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Aber es war diesmal keine komplette norwegische Dominanz, denn die Schweden mischten gut vorne mit und wurden dafür leider nicht mit Edelmetall belohnt. Sprinter Edvin Anger, der in seiner Spezialdisziplin nicht überzeugt hatte und früh ausschied, zeigte eine ganz starke Leistung bei schwierigsten Bedingungen und verpasste die Medaille als Vierter nur um 3,2 Sekunden. „Im Moment ist es schwer, ein paar glückliche Gefühle zu finden bei nur drei Sekunden hinter den Medaillen. Es ist horror, aber es ist definitiv eines der besten zehn Kilometer Klassikrennen. Damit bin ich dann schon zufrieden, aber alles was ich wollte war, auf dem Podium zu landen. Es ist natürlich hart, wenn du zuerst ohne die Zeiten der anderen laufen musst, besonders wenn wie heute die Abstände gering sind“, sagte der Schwede bei Eurosport.  Ähnlich erging es seinem Teamkollegen William Poromaa, der auf dem letzten Kilometer viel Zeit verlor und dadurch als Sechster mit 15,3 Sekunden Rückstand die Medaillen verpasste. Mit Martin Løwstrøm Nyenget ließ ein weiterer Mitfavorit und der vierte Norweger eine sichere Medaille im Schnee liegen, als er in der Kurve vor der letzten Abfahrt ins Stadion wegrutschte und stürzte. Er landete knapp hinter Anger an fünfter Stelle im Klassement und nur 3,4 Sekunden hinter Bronze und 5,6 Sekunden hinter Silber, was ohne den Sturz auch definitiv möglich gewesen wäre.

Fähndrich findet Form bei der WM

Cyril Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Die ganze Saison lief Cyril Fähndrich der Form vor allem des letzten Winters hinterher, nachdem er das Sommertraining individuell zusammen mit seiner Schwester Nadine und Privattrainer Ivan Hudac absolviert hatte. Schwache Resultate im November, Dezember und Januar ließen wenig Hoffnung auf eine gelungene WM aufkommen, wozu auch der 48. Platz im Skiathlon nicht beitrug. Nun ist der 25-Jährige aus dem Nichts plötzlich da und wird als Siebter bester Nicht-Skandinavier. Zu den besten Sechs fehlten zwar 20 Sekunden, dennoch ist Platz sieben ein deutlicher Paukenschlag. Der zweite Schweizer Beda Klee kam in einer ohnehin schwachen Saison mit verschiedenen Krankheiten mit den Bedingungen nicht zurecht und er wurde 33.

Gute Bedingungen für Vermeulen

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen gehörte zu den vermutlich eher weniger Athleten, denen die schwierigen Bedingungen nichts ausmachte. Hinter Fähndrich und dem Tschechen Michal Novak wurde der Ramsauer guter Neunter. „Auf einen Top-10-Platz bei einer WM bin ich schon stolz. Hundertprozentig zufrieden bin ich aber nicht“, meinte Vermeulen im ORF-Interview. „Es war ein Wahnsinn zum Laufen, die Leute kommen trotz des starken Schneefalls zuschauen. Es klingt bei dem Sauwetter vielleicht blöd, aber es war super zum Laufen.“ Der 25-Jährige hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dass er das Staffelrennen auslassen wird, wenn man ihn wegen eventueller Krankheiten nicht unbedingt braucht. Sein großes Ziel sind die 50 Kilometer, wo er sich die besten Medaillenchancen ausrechnet. Sein junger Landsmann Tobias Ganner wurde als zweiter ÖSV-Starter 34. und landete damit weit vor dem Titelverteidiger Simen Hegstad Krüger, der völlig enttäuschte. Später berichtete er über Herzrhythmusstörungen wie so viele andere Athleten zuvor in diesem Winter. Wie er dem NRK weiter sagte, habe er die Beschwerden im Training schon öfter gehabt, es wurde abgeklärt und nichts Schlimmes gefunden. 

Deutsches Team kommt nicht zurecht

Janosch Brugger (GER) © Thibaut/NordicFocus

Nachdem man mit dem Auftakt mit einem zehnten Rang im Skiathlon noch zufrieden war, konnte dem deutschen Abschneiden diesmal nicht einmal Peter Schlickenrieder etwas Positives abgewinnen. „Vor allem bei Frie wurde bis zum Schluss die Wachsvariante überlegt. Es wurde die sichere Variante No Wax genommen, das ist besser, wenn mal mehr mal weniger Schnee in der Spur liegt“, erklärte der Teamchef in der Frühphase des Rennens. Schnell stellte sich aber heraus, dass heute nicht viel zusammenlief für das Dreierteam. Schon die früh gestarteten Albert Kuchler und Janosch Brugger wiesen früh schon zu große Rückstände auf, um noch ein gutes Ergebnis einzulaufen. Dabei war Brugger, ein Spezialist über zehn Kilometer, guter Hoffnung gewesen: „Bei einer WM hat jedes Team vier Starter, dass heißt Norwegen hat zwei, drei Athleten weniger. Aber es muss alles passen, jede Kurve, jeder Schritt, um zwei, drei Sekunden rauszuholen und die später auf der Haben-Seite zu haben“, sagte er vor dem Start. Mit dem plant schnellen Angang klappte es dann aber nicht, so dass Schlickenrieder ihm in seiner zweiten Runde zurief: „Von hinten kommt ein Norweger, da musst du dann mitgehen!“, sagte er und meinte Erik Valnes, der sein Rennen gerade erst begonnen hatte. Dagegen hatte Friedrich Moch eine andere Herangehensweise: „Nicht zu schnell loslaufen, sonst wird es hintenraus etwas zäh. Sind ja auch elf Kilometer und wir haben eben die Info bekommen, dass es im Stadion schneit, das macht es noch schwieriger für die Wachser, aber das ist für alle gleich“, so Moch im Interview am Abend. Der Isnyer wurde am Ende bester Deutscher, landete aber nur auf Platz 25 mit einem Rückstand von 1:21 Minuten.

Athleten und Trainer enttäuscht

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Damit war er natürlich nicht zufrieden und sagte: „Ich bin ganz schön enttäuscht. Bei den Bedingungen dachte ich, wäre es für uns nochmal eine Chance, etwas richtig Gutes rauszuhauen, aber ich bin von Anfang an nicht so gut klar gekommen mit den Bedingungen. Ich bin losgelaufen, hatte schon ein bisschen Rückstand, habe mir dabei aber erstmal nichts gedacht, weil ich noch Power im Tank hatte. In der zweiten Runde wollte ich dann nochmal einen drauf legen und dachte es geht auch, aber als ich in die zweite Runde kam, ging es nicht mehr schneller und ich hatte das Gefühl, ich habe mich heute im Schnee eingegraben und bin nicht wirklich weggekommen.“ Weiter sagte der 24-Jährige: „Das war eines der schlechten Rennen, die ich in der letzten Zeit gemacht habe und natürlich sehr enttäuschend, wenn das gerade beim WM-Rennen so ist. Ich habe am Samstag ein gutes Rennen gemacht und versuche, mich daran wieder aufzubauen und neue Kräfte zu sammeln für die Staffel.“ Seine Teamkollegen Albert Kuchler und Janosch Brugger landeten auf den Plätzen 29 und 37 und waren selbstverständlich auch nicht zufrieden. So sagte Kuchler: „Das Rennen war sehr schwer heute. Ich bin ziemlich enttäuscht. Mit der Platzierung ist es überhaupt nicht gut. Es ist nicht so gelaufen, wie ich wollte. Ich bin losgelaufen und wo ich dann versucht habe, richtig Gas zu geben, ist für die Platzierung nicht so viel nach vorne gegangen. Woran es genau liegt, weiß ich selber auch nicht. Es war ultra langsam, heute hat nicht viel zusammen gestimmt, der Körper, die Ski… Ich glaube heute war alles nicht so, wie es sein sollte. Viel Positives nehme ich noch nicht mit.“ Auch Teamchef Schlickenrieder hatte etwas ganz anderes von seinem DSV-Trio erwartet und sagte: „Wir haben uns deutlich mehr erwartet. Logisch sind wir enttäuscht, aber mit den Bedingungen und der Strecke müssen alle zurecht kommen. Janosch ist prädestiniert für die zehn Kilometer und auch Friedrich Moch liegen eigentlich schwere Bedingungen. Jetzt gilt die 60 Minuten Regel: 60 Minuten ärgern und dann haben wir auch noch ein Damen-Rennen…“

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