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Johannes Høsflot Klæbo gewann vor den Augen von 45.000 begeisterten Fans sein erstes Distanz-Gold im Skiathlon über 10+10 Kilometer. Ebenfalls über Medaillen freuen konnten sich Martin Løwstrøm Nyenget und Harald Østberg Amundsen beim norwegischen Vierfachsieg.
Norwegen halten Tempo hoch
Der Streckenverlauf mit schwierigem Klassikteil und deutlich leichterem Skatingteil schien Klæbo von vornherein auf den Leib geschneidert sein, so dass es sehr schwierig war, sich abzusetzen und ein Zielsprint einer Gruppe vorprogrammiert war. Auf der Klassikrunde ging es zunächst 1,5 Kilometer bergauf auf einer vierspurigen Loipe, aber kein allzu schwerer Anstieg, danach ging es bergab Richtung Stadion. Im Klassischen versuchte Martin Løwstrøm Nyenget alles, um sich aus dem Feld abzusetzen und sorgte ab Runde zwei fast durchgehend für ein hohes Tempo. Eine Lücke konnte er zusammen mit Hugo Lapalus zweimal nur kurzzeitig reißen, dann ging es zum Skiwechsel, wo der Norweger schon sehr früh die Bindungen öffnete und etwas Zeit sparte. Nach dem Skiwechsel machte zunächst William Poromaa die Tempoarbeit, die bald darauf Jan Thomas Jenssen mit Simen Hegstad Krüger übernahm. Für eine Vorentscheidung konnten sie aber nicht sorgen, Topfavorit Klæbo war immer wachsam.
Erstes Distanz-Gold für den Lokalmatadoren
In der letzten Skatingrunde war es dann plötzlich Andrew Musgrave, den man in dieser Saison nie im Vorderfeld gesehen hatte, weil er Beschwerden in den Beinen hat, die bessere Ergebnisse verhinderten. Heute war er in Bestform zur Stelle und der seit 2009 in Norwegen lebende Schotte machte Tempo, bis ihn die Norweger vorn ablösten. Es war ein enger Kampf mit vielen Positionswechseln vorne und auch Pellegrino und Amundsen arbeiteten sich kurz vor dem Stadion deutlich nach vorne. Jan Thomas Jenssen ging als Erster in die Abfahrt ins Stadion vor Klæbo, Nyenget und Amundsen sowie Pellegrino, aber Klæbo zog dann den Sprint von vorne an und der 28-jährige Trondheimer konnte über sein erstes Distanz-Gold jubeln, was ihn sehr emotional machte: „Das fühlt sich großartig an. Es war an der Zeit. Ich habe hart dafür gearbeitet. Ich war einige Male nah dran am Distanz-Gold und nun stehe ich endlich ganz oben auf dem Podium. Dieses Gold ist viel emotionaler als das Sprint-Gold. Das fühlt sich richtig gut an“, sagte Klæbo. „Die Leute haben viel viel mehr darüber gesprochen als ich, dass mir dieses Gold noch fehlt. Es hätte eine besseren Ort geben können als das hier vor der Heimkulisse zu schaffen. Ich bin überglücklich. Die Stimmung war großartig, ich habe da draußen nicht mal mehr meinen eigenen Atem gehört. Ich möchte allen Menschen danken, die uns angefeuert haben, das ist etwas ganz Besonderes, was es im Weltcup nicht gibt. Hier zu gewinnen, könnte nicht schöner sein.“ DSV-Teamchef Peter Schlickenrieder meinte dazu: „Man könnte meinen, dass ihm die Strecke auf den Leib geschneidert ist. Der schwere erste Teil, der Klassische, wenn er da mitkommt, dann ist er fast nicht zu schlagen, weil der zweite Teil nicht ganz so schwer ist. Gefühlt haben es ihm seine Kollegen auch etwas leichter gemacht, weil sie das Tempo nicht hoch gehalten haben.“
Zwei glückliche Teamkollegen neben Klæbo
Beim norwegischen Vierfachsieg vervollständigten Martin Løwstrøm Nyenget und Harald Østberg Amundsen das Podium. Beide waren hochzufrieden, sich aus einem Vierersprint um Platz zwei bis fünf, bei dem das Zielfoto entscheiden musste, durchgesetzt zu haben. Nyenget hat viel für diese Medaille getan im Rennen, so dass er sich sein erstes Edelmetall überhaupt wahrlich verdient hat. Amundsen hatte sich unbedingt eine Medaille bei dieser WM vorgenommen, tat sich aber schwer im Rennen. Mit Tränen in den Augen sagte er am Eurosport-Mikrofon: „Diese Emotionen können passieren, wenn man eine Medaille holt. Es war so ein schwieriges Finish. Ich bin sehr glücklich mit der Medaille, denn ich war im Rennen sehr müde und musste Kräfte für den letzten Sprint sparen und es wurde ein sehr, sehr enger Sprint.“ Jan Thomas Jenssen war derjenige, der als Vierter nicht für seine starke Leistung belohnt wurde. Ob der WM-Debütant später noch einmal eine Chance bekommt, steht bisher nicht fest.
Pellegrino und Desloges zufrieden auf fünf und sechs
Federico Pellegrino ist noch nicht allzu viele Skiathlon-Rennen gelaufen, darum zeigte er sich mit seinem fünften Platz als bester Nicht-Norweger sehr zufrieden – auch wenn es definitiv hätte besser laufen können. So sagte er danach: „Klassisch habe ich mich sehr gut gefühlt. Aber es war erst mein sechster Skiathlon meines Lebens und meine Beine waren nicht bereit dafür, die Technik zu ändern. Ich habe dann noch getan, was ich konnte.“ Obwohl er selbst nur Elfter aus der zwölfköpfigen Gruppe heraus vor Simen Hegstad Krüger wurde, freute sich Hugo Lapalus mit seinem Teamkollegen Mathis Desloges über dessen sechsten Rang vor Musgrave, Poromaa und Gus Schumacher.
Moch nach hartem Rennen Zehnter
Friedrich Moch hatte sich sicher einen Platz näher am Podium erhofft, aber der Allgäuer erfüllte die offizielle Zielsetzung mit einem Top-10-Platz knapp. „Dran bleiben, auf einer guten Position laufen und Kräfte sparen im Klassischen“, war die Devise für den 24-Jährigen, wie er vor dem Rennen sagte: „Das sind auch keine Hobbyläufer, die hier mitlaufen, mein Ziel ist es, so weit wie möglich vorne zu landen. Aber es muss schon alles zusammenpassen.“ Im Klassischen erfüllte Moch die Zielsetzung der Trainer, nach dem Skiwechsel bekam er dann Anweisungen, sich weiter vorne in der Gruppe einzuordnen. „Frie, jetzt ein bisschen weiter vorn positionieren!“, hieß es in Runde fünf von den Betreuern am Streckenrand, was der Allgäuer aber möglicherweise wegen der immensen Lautstärke der Zuschauer nicht hören konnte. Er blieb um Position zehn und reagierte in der Schlussrunde auch nicht auf Schlickenrieders „Super, Frie! Aber geh auf Position 5!“. Im Zielsprint belegte er aus der Gruppe heraus in einem engen Finish Platz zehn mit nur 3,8 Sekunden Rückstand auf den Sieger. „Ich hatte die ganze Zeit Gänsehaut. Es war eine unglaubliche Atmosphäre, ich habe sowas noch nie erlebt“, sagte Friedrich Moch nach dem Rennen. „Es war ein brutal hartes Rennen. Ich habe gekämpft bis zum Ende. Gerade Klassisch war es von der ersten Runde Vollgas und ein kleiner Überlebenskampf. Ich war dann glücklich, als es zum Skiwechsel ging, weil Skating mir doch etwas mehr liegt. Dann ist nicht mehr so viel passiert vorne und es ist leider auf einen Zielsprint rausgelaufen und das ist für mich immer ein bisschen zäh.“ Zudem waren auch die Bedingungen bei +4,5°C nicht ganz einfach, wie er sagte: „Die Bedingungen heute in den Kurven waren nicht ganz so leicht, weil es ganz schön tief war und mit den vielen anderen Athleten war es doch ein ganz schönes Gedränge. Aber wir sind vorne ganz gut durchgekommen.“
Notz kann nicht mitgehen
Nachdem er im Klassischen teilweise noch weiter vorne vertreten war als Friedrich Moch, wurde das Tempo für Florian Notz bald zu hoch und er musste sich noch vor dem Skiwechsel nach hinten orientieren. Im Laufe der Freistilstrecke fiel er noch von Platz 21 auf 27 zurück, was seine Endplatzierung war. „Ich bin nicht unzufrieden heute, aber auch nicht zufrieden. Ich wollte natürlich in der ersten Gruppe den Klassischpart auf jeden Fall mitlaufen, aber in der zweiten Runde bin ich leider am Berg nicht ganz mitgekommen und dann findet man sich in der zweiten Gruppe wieder. Alles in allem ging es mir nicht schlecht und gerade im Skating war es ganz okay. Natürlich war es nicht das, was ich mir vorgenommen habe, aber ich bin optimistisch für die nächsten Rennen“, meinte Florian Notz, den man nach dem Zurückfallen ständig in der Führungsarbeit sah: „Ich war irgendwie zu langsam für die erste Gruppe und zu schnell für die zweite Gruppe und dann ist man der, der da zwischendrin arbeitet.“ Nur kurz nach Notz erreichte der 21-jährige Elias Keck als sehr guter 30. das Ziel. Für ihn war es der erste Skiathlon überhaupt. „Skating lief heute richtig gut, ein bisschen besser als ich dachte. Das nervt mich ein bisschen, weil ich mich am Anfang nicht getraut habe, an die andere Gruppe ranzulaufen. Aber ich glaube, für den ersten Skiathlon war das richtig gut und es hat richtig Bock gemacht, vor diesem großen Publikum zu laufen. Vor allem im Klassikpart, das war krass wie viele da am Berg standen, das hat richtig Laune gemacht. Da ist man richtig glücklich, wenn man da oben rumläuft, das motiviert total“, meinte Elias Keck, der als Lehre für zukünftige Skiathlons mitnimmt: „Wenn ich mich gut fühle, dann mehr trauen. Ich wollte es nicht, weil ich dachte, wenn ich dann blau gehe, beiße ich mich in den Arsch. Aber ich denke, so wie ich es gemacht habe, war es genau richtig. Nächstes Mal einfach mal ein bisschen wagen und schauen, wo es hingeht.“ Nicht gut lief es für Albert Kuchler, der nicht ins Rennen fand und 38. wurde. „Es war ein sehr sehr zäher Wettkampf. Bei mir war es Klassisch materialmäßig irgendwie gar nicht gut und dann war es von Anfang an der große Kampf und ich war Klassisch ziemlich müde. Skating ist leider nicht mehr so viel nach vorne passiert, aber auch nicht nach hinten, aber das ist schon schade. Von der Platzierung bin ich schon sehr enttäuscht“, so Albert Kuchler. Das Fazit von Teamchef Peter Schlickenrieder fiel so aus: „Ich bin sehr zufrieden mit Friedrich Moch, die Top 10 war das Ziel. Das hat er jetzt knapp geschafft und gezeigt, dass er es kann. Da war ordentlich Tempo drin und viele Attacken und er ist bis zum Schluss dabei geblieben. Das Feld hat sich weit auseinander gezogen mit einer Laufzeit von 44 Minuten, da war viel Tempo drin. Darum bin ich auch sehr zufrieden mit Florian Notz mit der Top30 Platzierung und vor allem mit dem jungen Elias Keck als 30., der damit eine magische Grenze geschafft hat. Er hat richtig kämpfen müssen und gezeigt, dass er ein Kämpfer ist. Das gefällt mir, wie der Junge unerschrocken angreift und hier läuft er seinen ersten Skiathlon und zeigt sich gleich so. Schade für den Albert Kuchler, der nicht ins Rennen reingekommen ist. Aber das gehört auch mit dazu, dass es den einen oder anderen mal erwischt. Da bin ich zufrieden, eine gute Männerleistung, Zielstellung Top-10 geschafft. Drei unter den ersten 30, damit müssen wir zufrieden sein.“
Vermeulens „schlechtestes Saisonrennen“
Mika Vermeulen hielt als einziger ÖSV-Starter lange Zeit mit der Spitze mit, verlor dann aber zu Beginn der letzten Runde den Anschluss, was Rang 13 mit einer knappen Minute Rückstand knapp vor Edvin Anger bedeutete. „Ich habe schon vor dem Rennen gesagt, wenn du eine Medaille machen willst, brauchst du einen Toptag, Topmaterial, Top alles zusammen“, sagte Vermeulen im ORF-Interview. „Und den Toptag habe ich heute definitiv nicht gehabt. Darum war da heute leider nicht mehr drinnen.“ Er sei zwar klarerweise nicht zufrieden, könne sich aber nichts vorwerfen. „Ich habe alles gegeben“, erklärte der 25-Jährige. Weiter sagte er: „Das schlechteste Rennen des Jahres bei der WM abliefern ist natürlich nicht das, was man will. Es ist kein Wunschkonzert. Ich bin vom Start weg Vollgas gelaufen. Nur war das Vollgas bei mir ein bissl weniger als das Vollgas bei den anderen. Ob du bei einer WM Fünfter, 15. oder 25. wirst, ist komplett wurscht. Es gibt 98 Verlierer und ich war einer von ihnen. Ich war das ganze Jahr gut und werde auch wieder gut sein. Abhaken, die Form ist da, hoffe ich.“
Baumann und Rüesch mit guter Leistung
Über eine gute Leistung konnten sich auch die Schweizer freuen. Zwar verlor Jason Rüesch schon im Klassischen den Kontakt zur Spitzengruppe, konnte sich aber fangen und das rennen gut beenden. Jonas Baumann konnte noch die erste Skatingrunde vorn mitlaufen, bevor er dem hohen Tempo Tribut zollen musste und zurückfiel. Er landete am Schluss auf einem guten 20. Rang, Rüesch wurde 22. Nicht so gut lief es mit drei Minuten Rückstand für Beda Klee auf Rang 42, der seine Form nach Krankheiten nicht wiedergefunden hat. Auch für Cyril Fähndrich läuft der Winter alles andere als rund und er musste sich mit Rang 48 begnügen. Der Liechtensteiner Micha Büchel wurde 82. mit acht Minuten Rückstand.
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