
Das deutsche Team der Nordischen Kombinierer hat bei der Weltmeisterschaft in Trondheim (Norwegen) die Goldmedaille gewonnen. Silber ging an Österreich, Bronze an Norwegen.
Oberstdorfer Team holt erstes Gold für Deutschland
Die vier Oberstdorfer Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger, Julian Schmid und Wendelin Thannheimer haben für das erste deutsche Gold bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim gesorgt. Nach dem Springen fast gleichauf mit Österreich, konnte auch ein Sturz von Rydzek in der Loipe den Sieg nicht gefährden.
Graabaks Disqualifikation bringt Norwegen um Chancen
Unmittelbar nach dem Sprungdurchgang hatte noch alles nach einem weiteren Triumph der Heimmannschaft ausgesehen. Simen Tiller (136,5m), Joergen Graabak (126,5m), Jens Luraas Oftebro (132,5m) und Jarl Magnus Riiber (134,5m) lagen 20 beziehungsweise 22 Sekunden vor den Teams aus Österreich und Deutschland. Tiller, Oftebro und Riiber hatten dabei allesamt ihre jeweiligen Gruppen dominiert. Dann jedoch der Schock aus norwegischer Sicht: Joergen Graabak wurde aufgrund einer asymmetrischen Bindung disqualifiziert. Ohne seine Punkte wurde Norwegen auf Rang fünf zurückgestuft, ein norwegischer Protest gegen die Disqualifikation abgewiesen. Statt mit Vorsprung ging Norwegen nun mit 1:42 Minuten Rückstand auf Österreich ins Rennen, der Traum von Team-Gold in der Heimat war damit früh ausgeträumt.
Österreich und Deutschland profitieren
Hauptprofiteure des norwegischen Missgeschicks waren naturgemäß die Teams aus Österreich und Deutschland, die nun mit dem Mini-Abstand von zwei Sekunden quasi zeitgleich ins Staffelrennen starten konnten. Für Österreich war es vor allem Franz-Josef Rehrl, der mit dem weitesten Sprung des Tages auf 139,5 Meter für die Führung sorgte. Aber auch Fabio Obermeyr, Martin Fritz und Johannes Lamparter zeigten solide Sprünge. Dies galt auch für die Deutschen, von denen Rydzek, Thannheimer und Geiger jeweils Zweite ihrer Gruppe wurden. Schmids Sprung auf 131,5 Meter war sogar der beste seiner Gruppe, dennoch reichte es aufgrund der Windkompensationspunkte gegen Riiber und Lamparter ganz knapp nur zum dritten Rang. Neue Dritte (+ 0:28min) wurden die Japaner mit Akito und Yoshito Watabe, Sora Yachi und Ryota Yamamoto, von denen insbesondere Akito Watabe und Ryota Yamamoto gerade rechtzeitig zur WM wieder einigermaßen zu ihrer Form fanden. Ebenfalls noch vor Norwegen platzierte sich Finnland mit Teamleader Ilkka Herola, Eero Hirvonen, Wille Karhumaa und Otto Niittykoski. Ihr Rückstand auf die Japaner betrug allerdings fast genau eine Minute, während von Norwegen eine Aufholjagd erwartet werden durfte.
Rydzek rutscht weg
Den Lauf begannen Lamparter und Rydzek, die während ihres ganzen Legs über fünf Kilometer zusammen blieben – bis Rydzek in der Kurve vor der Abfahrt ins Stadion plötzlich wegrutschte und im Schnee landete. „Ich wollte noch einen Schlittschuhschritt machen in die Abfahrt und bin dann hängen geblieben. Es tut weh im Herzen, es ist noch nicht ganz viel passiert, aber ich habe Wendel ein richtig hartes Rennen beschert,“ schilderte Rydzek die Situation in der ARD. Der Angesprochene Wendelin Thannheimer nahm zwölf Sekunden Rückstand auf Rehrl mit, die er über seine fünf Kilometer auch hielt. Schmid holte diese gegen Fritz jedoch bereits innerhalb seiner ersten Runde wieder auf und übergab mit 6,6 Sekunden Vorsprung auf Schlussläufer Geiger. Der bekam es mit Obermeyr zu tun, der den Vorzug vor Stefan Rettenegger erhalten hatte und somit zu seinem ersten WM-Einsatz kam. Obermeyr ging gleich in die Vollen und ging erst einmal an Geiger vorbei. Der blieb jedoch dran und tat dann das, was er gerne tut: Angreifen am letzten Berg. „Der letzte Anstieg ist meiner halt und da habe ich dann die Attacke umgesetzt“, so der Oberstdorfer, der 6,8 Sekunden vor dem Österreicher einlief und im Ziel von seinen Kollegen erwartet wurde.
Österreich freut sich über Silber
Während die Goldmedaille die erste für Deutschland das erste Team-Gold seit Lahti 2017 bedeutet, ist Österreichs zweiter Platz deren bestes Ergebnis im Mannschaftswettbewerb seit ihrem Sieg 2011 in Oslo. Dementsprechend zufrieden ist man in der Alpenrepublik: „Ich denke, wir haben alle auf der Schanze einen super Job gemacht. Interessant und glücklich für uns natürlich, dass die Norweger disqualifiziert worden sind. Es war ein unglaublich spannendes Rennen für uns alle. Der Obi hat es unglaublich spannend gemacht. Dass man gegen Geiger verliert, das kann man glaube ich verschmerzen,“ zog Martin Fritz Bilanz.
Bronze als Trostpflaster für Norwegen
Die Norweger taten alles, um sich zumindest die Bronzemedaille zu sichern. Insbesondere Jens Luraas Oftebro mit der schnellsten Laufzeit (12:08.9min) machte seinem Status als bester Läufer alle Ehre. Er überholte den Japaner Sora Yachi und übergab an Platz vier liegend auf Schlussläufer Riiber, der seinerseits wenig Mühe hatte, den vor ihm liegenden finnischen Schlussläufer Otto Niittykoski hinter sich zu lassen. Bis ins Ziel hatte er rund eine halbe Minute Vorsprung herausgelaufen, obwohl er sich bereits ab Einfahrt ins Stadion bei den zahlreichen und frenetisch jubelnden Zuschauern bedankte. Riiber schien jedoch der einzige Norweger zu sein, der mit dem Ausgang des Lebens seinen Frieden machen konnte. Insbesondere Joergen Graabak und Simen Tiller stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Norwegen strebt nach Wiedergutmachung
„Eine Bronzemedaille ist wirklich gut, aber es war schwierig, den Deutschen und Österreichern dabei zuzusehen, wie sie um die Goldmedaille kämpften. Wir haben uns diese Goldmedaille im Teamwettbewerb nun schon so viele Jahre hart erarbeitet und konnten nicht darum kämpfen, was natürlich eine Enttäuschung ist. Aber so ist es nun mal und wir sind glücklich mit Bronze,“ gab Oftebro Einblick in die norwegische Gefühlswelt. Und schickte gleich noch eine Kampfansage hinterher: „Wir wollen morgen richtig gut sein. Wir werden auf jeden Fall versuchen, Gold, Silber und Bronze für Norwegen zu holen.“ Der Einzelwettkampf im Gundersen-Format über zehn Kilometer bildet den Abschluss der Kombinierer bei der WM.
Finnland holt Platz vier
Zwar ohne Medaille, aber dennoch mit einem starken Rennen belegten die Finnen am Ende Rang vier mit soliden 53 Sekunden Vorsprung vor Japan, wo insbesondere die beiden letzten Läufer viel Zeit einbüßten. Italien wurde Sechster, gefolgt von Frankreich, den USA und der Ukraine.
WM für Thomas Rettenegger beendet
Für Thomas Rettenegger (AUT) war die WM derweil bereits zur Wochenmitte beendet. Der Österreicher war im ersten Trainingsdurchgang auf der Großschanze nach der Landung vornüber gefallen. Zunächst schien alles in Ordnung zu sein, er nahm auch trotz leichter Schmerzen in der Schulter beim zweiten Trainingsdurchgang noch teil. Die Schmerzen wurden jedoch stärker und die Schulter zunehmend eingeschränkt in der Bewegung. Daher reiste er bereits am Mittwoch zurück nach Salzburg, wo bei einer MRT-Untersuchung ein knöcherner Ausriss eines Vorsprungs des Oberarmkopfes festgestellt wurde. Rettenegger muss jetzt für mindestens 4 Wochen pausieren und die Schulter ruhig stellen, die Saison ist für den 25-Jährigen dadurch gelaufen. Da der Bruch nicht verschoben ist, ist eine operative Behandlung nach derzeitigem Stand nicht notwendig. Auch Matteo Baud (FRA) musste bereits vor dem ersten Wettkampf verletzt abreisen. Der Franzose hatte sich bei einem Trainingssturz eine Rippenverletzung zugezogen. Kurz vor dem ersten Training waren die Schmerzen urplötzlich zurück, die WM damit für ihn beendet.
Stimmen zum Wettkampf
Julian Schmid (GER):
Martin Fritz (AUT):„Es macht wirklich Spaß, vor all diesen Leuten zu messen und wir haben alle vier einen tollen Job gemacht. Ich bin so glücklich über die Silbermedaille, weil sie mir auch Motivation für morgen gibt. Wir sind alle sehr gut gesprungen und das Springen ist morgen besonders wichtig. Ich hoffe, dass wieder viele Leute da draußen sein werden, denn sie haben viele Tickets verkauft, also freue ich mich darauf.“
Zwischenstand Sprung HerrenEndergebnis HerrenMedaillenspiegel
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