Nordische Ski WM – Langlauf: Schweiz holt Bronze im Teamsprint – Gold an Schweden und Norwegen

Nadine Faehndrich (SUI), Anja Weber (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Teamsprint in der klassischen Technik bei der Weltmeisterschaft in Trondheim gingen die Goldmedaillen wie erwartet an die Schwedinnen Jonna Sundling und Maja Dahlqvist sowie an die Norweger Erik Valnes und Johannes Høsflot Klæbo.

Kein perfekter Prolog, aber Qualifikation geschafft

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Auch heute am Tag des Teamsprints in klassischer Technik herrschten wegen nassem Schneefall wieder extrem schwierige Wachsbedingungen, die in die Medaillenentscheidung eingreifen konnten, wenn sich ein Team bei der Skiwahl vergriff. Das richtige Wachs für den Prolog erwischten vor allem die Norweger und Italiener, während es bei Schweden nicht so überragend lief. Zwar war Sundling noch knapp die Schnellste, aber Dahlqvist hatte großen Rückstand und die Herren mussten nach dem Start von Ersatzmann Oskar Svensson sogar um die Qualifikation bangen. Ganz große Probleme mit der Qualifikation hatte die finnischen Damen, die vor allem durch Niskanen den Schneepflug für die anderen machen mussten, weil die Organisatoren trotz des starken Schneefalls nur vereinzelte Läufer als  Spurkommando rausgeschickt hatten, während später vor den zuerst startenden norwegischen Herren ein größeres Spurkommando auf die Runde geschickt wurde. Dennoch war auch der Ski der finnischen Damen „ein Witz“, wie Joensuu sagte. Somit lagen Niskanen und Joensuu noch hinter Deutschland und Österreich an 14. Stelle, obwohl Katharina Hennig zu Beginn der Abfahrt gestürzt war. Direkt unter dem Coop-Bogen, wo weniger Neuschnee lag, stoppte der Wachsski und die Sächsin landete im Schnee. Im Interview danach war sie sehr verzweifelt, aber wegen der Leistungsunterschiede nach den ersten 14 oder 15 Nationen reichte es trotz Malheur locker zum Weiterkommen. Weiterkommen heißt aber auch erneut Umziehen und das ist ein weiteres Problem, dass die Finninnen anprangerten. Für Damen und Herren steht nur eine Umkleide zur Verfügung, weil sich die zweite Umkleide die royale Familie unter den Nagel gerissen hat. Also heißt es, sich zusammen mit den Herren umziehen oder zum 250 Meter entfernten Wachstruck laufen, was bei Nässe von oben auch kein Vergnügen ist. Bei den Herren gab es bei nur einem Team pro Nation auch keine überraschend in der Qualifikation ausgeschiedenen Teams. „Es stimmt, dass die royale Familie heute eine Garderobe benutzt hat. Uns wurde mitgeteilt, das würde die Athleten nicht beeinträchtigen, aber wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten“, sagte die royale Pressechefin Guri Varpe später.

Schweden dominiert völlig

Maja Dahlqvist (SWE), Jonna Sundling (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das schwedische Team hatte eine ungewöhnliche Aufstellung gewählt und die überragende Jonna Sundling auf die Position der Startläuferin gesetzt und Maja Dahlqvist als Schlussläuferin. Durch Sundlings Stärke verlief das Rennen sehr ungewöhnlich, die vom ersten Meter Vollgas gab und schon auf der ersten Runde das Feld weit auseinander lief und alle anderen Teams vor Probleme stellte. Nach dem Wechsel auf Maja Dahlqvist, die nicht so stark war, wie man schon im Prolog sah, die aber auch Kräfte für einen möglichen Zielsprint sparen wollte, kam die noch fünfköpfige Spitzengruppe mit relativ geringen Abständen zum Wechsel. In Runde drei sorgte Sundling wieder für Vollgas und setzte sich erneut ab, aber nach Dahlqvists zweiter Runde und dem Heranführen der Verfolger durch Joensuu musste sich Skistad nach hinten verabschieden und die Spitzengruppe bestand nur noch aus Schweden, Finnland, USA und der Schweiz. In ihrer letzten Runde konnte niemand mehr Sundling halten und sie kam mit fünf Sekunden Vorsprung zum letzten Wechsel und diesen Vorsprung konnte Dahlqvist auch ins Ziel bringen und damit den erwarteten Sieg feiern. Dahinter wurde es dramatisch für die mitfavorisierten Finninnen, die durch die schlechte Qualifikation von ganz hinten starten und sich zunächst nach vorne arbeiten mussten nach dem Start. In den letzten Anstieg hinein griff Jasmi Joensuu Julia Kern an, musste ihren Angriff aber direkt wieder abbrechen, weil der gefürchtete Mann mit dem Hammer kam. Silber war dem Duo Jessie Diggins und Julia Kern nicht mehr zu nehmen. Ein Lichtblick nach den vielen Materialproblemen, die Diggins in jedem Rennen beklagt hatte – auch heute im Prolog. Schnell wurde bergauf die Lücke von Joensuu zu Kern sehr groß und auch Nadine Fähndrich kam immer näher im letzten Anstieg. Im Endspurt musste die völlig blau gegangene Finnin noch Fähndrich passieren lassen und verlor die Bronze-Medaille an die Schweiz. Mit großem Rückstand ging Platz fünf an die Italienerinnen Caterina Ganz und Federica Cassol, die die Qualifikation vor Schweden für sich entschieden hatten. Cassol konnte sich am Schluss auch dank besseren Materials Laura Gimmler erwehren, die Platz sechs für Deutschland holte noch vor Lotta Udnes Weng und Kristine Stavås Skistad aus Norwegen.

Doch noch Bronze für die Schweiz!

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Nachdem es schon Bronze für Fähndrich im Einzelsprint gab, haben die Schweizerinnen es im Teamsprint erneut zu einem Medaillengewinn geschafft. Dass Anja Weber und Nadine Fähndrich noch eine Medaille holen, hätten vor der Schlussrunde wohl nur noch wenige geglaubt. Anja Weber hatte den Kontakt zu den Medaillenplätzen in Runde fünf nicht mehr halten können und übergab mit etwa sieben Sekunden Rückstand auf die drittplatzierten Finninnen an die Luzernerin alles sah nach einem vierten Platz für das Schweizer Duo aus. Aber Fähndrich gab den scheinbar aussichtslosen Kampf nie auf und war zur Stelle, als Joensuu die Kräfte verließen. Nach der Aufholjagd konnte sich Swiss-Ski über den zweiten Medaillengewinn freuen, während Joensuu noch sehr lange im Ziel lag. Zwei Medaillen bei einer WM holte das Schweizer Team zuletzt 2013, als Dario Cologna Gold und Silber holte. Die ÖSV-Damen Katharina Brudermann und Magdalena Scherz mussten schon in der ersten Runde mit einigen anderen Teams abreißen lassen und endeten mit zwei Minuten Rückstand auf Position 13.

Hennig/Gimmler auf Platz sechs

Katharina Hennig (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die deutschen Damen Katharina Hennig und Laura Gimmler taten sich sichtlich schwer – und das lag nicht nur an Hennigs Sturz und der dadurch schlechten Startposition. Als in Runde zwei hinter den ersten Fünf und vor Laura Gimmler die Lücke aufging, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder in der ARD direkt: „Die Laura scheint auch nicht 100% fit zu sein, das sah man schon im Prolog.“ So musste das Duo sein eigenes Tempo finden, der Kontakt zur Spitze war schon früh verloren. Ihr einer Gruppe mit Tschechien und Italien kämpften Hennig/Gimmler nach dem Zurückfallen von Norwegen um Platz fünf, was am Schluss nicht ganz aufging. Zum sechsten Platz seiner Athletinnen sagte Schlickenrieder: „Realistisch gesehen hat uns die Krankheit von Laura Gimmler auf dem falschen Fuß erwischt. Die Qualifikation ist schon nicht nach Wunsch verlaufen mit dem Sturz von Katha Hennig, aber auch dort hat man schon gesehen, dass Laura nicht in der Verfassung ist, die man bräuchte, um hier bei diesem selektiven Kurs mitzulaufen. Es ist ja eher ungewöhnlich, dass sich bei so einem Teamsprint so früh das Feld zerpflückt. Aber Jonna Sundling hat wieder gezeigt, dass sie in einer absoluten Topform ist. Mehr war nicht drin, sie haben das Beste rausgeholt, was machbar war und das ist jetzt Platz sechs, das passt, aber kein Wunder.“ Auch mit dem Material war das Team wieder nicht glücklich, auch im direkten Vergleich mit Tschechien und Italien war man in der Abfahrt zu langsam. „Am Berg waren wir gut dabei, aber in der Fahrt hat es nicht 100% hingehauen. Aber es ist das wechselhafte Wetter, es ist eine Lotterie und den einen Tag hat man gutes oder sehr gutes Material wie gestern und heute vielleicht nicht 100%ig top und dann kommt natürlich noch mein Sturz im Prolog dazu, was die Startposition nicht verbessert hat. Ich ärgere mich schon sehr, aber ich glaube, auch so hätte es bei uns beiden heute nicht ganz gereicht. Ich war nach dem Prolog im Ziel sehr enttäuscht. Ich hätte mich am liebsten vergraben und es ist bitter, wenn einem das im Teamwettkampf passiert. Ich dachte schon, ich hätte das für uns beide verkackt, aber es ist ja nochmal gut gegangen. Ich habe dann einfach gedacht, jetzt geht es nochmal von vorne los und ich greife nochmal an“, sagte Katharina Hennig, die sich nach dem Sturz weinend von Gimmler trösten lassen musste. Nach dem Finale waren die Rollen anders verteilt und sie munterte die Teamkollegin wieder auf. „Der Körper war nicht ganz auf der Höhe, das habe ich dann leider gemerkt. Ich habe versucht, es zu ignorieren und zu kämpfen, das habe ich gemacht, darum kann ich mir nichts vorwerfen, aber formtechnisch bin ich leider nicht da, wo ich vor drei, vier Wochen schon mal war. Das tut natürlich schon weh bei dieser WM“, meinte Gimmler nach ihrem einzigen WM-Start.

Auch Norweger nicht zu schlagen

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Erik Valnes (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei den Herren verlief das rennen ganz ähnlich wie bei den Damen. Auch die Norweger Erik Valnes und Johannes Høsflot Klæbo hielten von Beginn an das Tempo hoch. Ernst machten sie aber erst in Runde drei, als Valnes bereits die Lücke riss, die die anderen Teams nie wieder schließen konnten. Während das norwegische Duo den Vorsprung in den folgenden Runden noch weiter ausbaute und den Sieg souverän nach Hause lief, begann dahinter der Kampf um Silber und Bronze. Zwei Runden vor Schluss bildeten sechs Teams die Verfolgergruppe, aus der sich Ristomatti Hakola absetzen konnte gefolgt von Frankreich und Italien. Auf der finalen Runde attackierte Pellegrino im Anstieg und arbeitete sich wieder an Lauri Vuorinen heran mit Edvin Anger an seinen Skienden. Im Endspurt gingen es also für drei Teams um noch zwei Medaillen. Pellegrino kam in der Zielkurve im tiefen Schnee aus dem Gleichgewicht und musste einen weiteren Weg gehen, so dass er wohl entscheidend an Boden verlor. Lauri Vuorinen gewann den Sprint um Haaresbreite mit einem schlechten Zielschritt und nur einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf Edvin Anger, der sich um Oskar Svensson, der kurzfristig den erkrankten Calle Halfvarsson ersetzte, die Bronzemedaille. Italiens Davide Graz und Federico Pellegrino gingen diesmal leer aus. Frankreich konnte durch Richard Jouve am Schluss nicht mehr mithalten und kam als Fünfter ins Ziel vor den USA.

Schweiz ohne Medaillenchance

Janik Riebli (SUI) © Modica/NordicFocus

Anders als erhofft reichte es für die Schweizer Herren nicht für Edelmetall. Schon in Janik Rieblis zweiter Runde wurde er ans Ende der Gruppe durchgereicht, in der fünften Runde verlor er dann endgültig den Kontakt nach vorne. Mehr als Rang acht hinter Tschechien war für Valerio Grond nicht mehr möglich. Für das ÖSV-Duo wäre ein Top-10 Platz eine Überraschung gewesen, die Benjamin Moser und Lukas Mrkonjic nicht erreichen konnten. Zusammen mit Spanien musste Mrkonjic in seiner ersten Runde bereits eine Lücke aufgehen lassen, so dass sie schließlich das Rennen als 13. vor Spanien und Polen beendeten.

Platz zehn für junges deutsches Team

Jan Stoelben (GER), Elias Keck (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Mit dem Feld mitschwimmen, nicht in Hektik verfallen, nicht mit Kraftaufwand Plätze gutmachen, sondern eher beim Wechsel oder in der Abfahrt“, war die Devise, die Schlickenrieder für das junge deutsche Team mit dem 21-jährigen Elias Keck und dem 23-jährigen Jan Stölben ausgab. „Man muss sich seine Kräfte gut einteilen. Kein Druck für die Jungen, sie sollen viel lernen und sich das taktisch gut einteilen“, sagte er weiter. Dieser Marschrichtung folgend startete das Duo gut, lag zeitweise an dritter Position und wechselte an dritter und fünfter Stelle. „Die erste Runde haben beide gut gemacht. Nun wird es aber schwerer werden. Sie sind Mann gegen Mann nicht erfahren. Top-10 wäre eine tolle Platzierung für die zwei“, so Schlickenrieder. Keck und Stölben schlugen sich weiter wacker, konnten aber am Schluss nicht mehr mit ihrer Gruppe mitgehen. Am Ende wurde es Platz zehn mit 38 Sekunden Rückstand. „Das ist gut, hat aber viel Luft nach oben. Jan Stölben wäre ehrgeiziger gewesen, noch weiter nach vorne zu kommen, aber es ist ein hartumkämpftes Feld. Unser jüngster WM-Starter Elias Keck hat ein sehr gutes Rennen abgeliefert, bei diesen schwierigen Bedingungen, er hat eine top Klassiktechnik eingesetzt, das lässt hoffen für die Zukunft. Die zwei Jungen haben hier wirklich eine gute Präsenz abgeliefert“, meinte Schlickenrieder. Auch Elias Keck war zufrieden: „Es war richtig cool. Hier zu laufen macht immer Laune bei so viel Fans. Das Wetter spielt nicht ganz mit, aber sonst ist es richtig geil. Für jeden, der so jung ist, ist es immer eine coole Erfahrung und das kann ich mitnehmen für die nächsten Jahre und dann mal sehen, wo es hingeht“, sagte der 21-Jährige.

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