Nach Veröffentlichung der ausführlichen Begründung des Urteils gegen Alexander Legkov hat dessen Anwalt Christof Wieschemann das IOC scharf kritisiert.
Keine neuen Beweise
Am Dienstag haben wir über den Urteilsspruch gegen Alexander Legkov in Bezug auf die Vorfälle während der Olympischen Spiele 2014 in Sochi berichtet (IOC veröffentlicht ausführliche Urteilsbegründung im Fall Alexander Legkov). Nun hat sich gestern Nachmittag Legkovs Anwalt Christof Wieschemann zu Wort gemeldet. In einer Presseaussendung schreibt er: „Wir weisen als erstes darauf hin, dass die Ermittlungen und die Begründung der Oswald-Kommission keine neuen Tatsachen oder Beweise hervorgebracht haben, die nicht bereits im Mai bekannt waren, als die Anhörung vor dem CAS / TAS in Lausanne stattfand.“ Darüber hinaus heißt es in der Email in Bezug auf die Beweisführung des IOC: „Das CAS beurteilte die Beweislage genau entgegengesetzt. Das Panel entschied, dass die Beweise zwar den Standard der vernünftigen Möglichkeit einer Anti Doping Regelverletzung erfüllten – der für eine befristete Suspendierung und weitere Ermittlungen ausreichend ist – aber nicht den Standard der comfortable satisfaction, der für eine Sanktion erforderlich ist … Während das CAS entschied, dass die Analyse individuell sein muss (CAS 2017 / A / 4968, Abs. 194), glaubt die Oswalds Kommission, dass es ausreicht, nachzuweisen, dass irgendeine Art von Schema oder System existierte, um eine comfortable satisfaction eines Dopingverstoßes zu erlangen.“
„Mitverantwortung des IOC“
Wieschemann nimmt vielmehr das IOC in die Pflicht und bestätigt ihm eine Mitverantwortung an den Vorfällen in Sochi: „Prof. McLaren brachte heraus, dass Darya Pishchalnikova der WADA, dem IOC und der IAAF bereits am 23. Dezember 2012 per E-Mail ausführliche Informationen über das von Grigory Rodchenkov initiierte und betriebene Doping- und Doping-Verdeckungssystem zur Verfügung gestellt hat (www.ipevidencedisclosurepackage.net). Nick Harris berichtet gleichfalls bereits im July 2013 für Mail on Sunday über das Korruptionssystem und die Verwicklung von Grigory Rodchenkov in die Verteilung von Doping und der Vertuschung positiver Tests (www.dailymail.co.uk). Dr. Grigory Rodchenkov, der seit einem Jahr unter Verdacht stand, korrupt und in Doping verwickelt zu sein, wurde trotzdem unter der Verantwortung des IOC zum Direktor des Doping-Labors in Sochi für die Olympischen Spiele 2014. Es ist eine offenkundige Verletzung der Pflichten des IOC, dass es die Proben nicht sicher aufbewahrte und es möglich machte, dass Dritte die Proben des Athleten manipulieren konnten. Wenn das IOC seine Verantwortung ernst genommen hätte, wäre Rodchenkov nicht in Sochi gewesen und dieser Fall würde nicht existieren.“
Quelle: Presseaussendung Wieschemann Rechtsanwälte