Langlauf Peking 2022: Iivo Niskanen souveräner Olympiasieger im 15 Kilometer Klassiker

Alexander Bolshunov (ROC), Iivo Niskanen (FIN), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Iivo Niskanen wurde seiner Favoritenrolle über 15 Kilometer im klassischen Stil im Rahmen der Olympischen Spiele in Peking gerecht und verwies Alexander Bolshunov auf den Silberplatz vor Johannes Høsflot Klæbo.

Niskanen immer der Schnellste

Iivo Niskanen (FIN) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo nahm heute die Rolle von Therese Johaug in der roten Gruppe ein und setzte früh die Zeiten, an denen sich die anderen orientierten. Allerdings war vorher klar, dass es für Klæbo schwer sein würde, in die Medaillen zu laufen: Dass er nach 1,8 Kilometern nur an 43. Stelle liegen würde, war trotz seiner Probleme im Skiathlon nach dem knappen Sprintsieg dennoch nicht zu erwarten – schon bei der ersten Zwischenzeit lag der Norweger 26 Sekunden hinter Sprinter Richard Jouve, der mit Startnummer 17 eine Bestzeit setzte, die überraschend lange halten sollte. Später zeigte sich aber, dass der Norweger nur extrem langsam angegangen war und sich im Laufe des Rennens steigerte beziehungsweise kaum noch etwas auf die Spitze verlor. 20 Minuten nach Johannes Høsflot Klæbo passierte Iivo Niskaen Kilometer 1,8 und setzte eine Zwischenzeit, die auch Alexander Bolshunov nicht erreichte. Bis Ende der ersten 7,5 Kilometer-Schleife baute der Finne seinen Vorsprung auf den Russen auf elf Sekunden aus. Schon optisch waren Technikunterschiede zwischen den beiden sichtbar: Niskanen konnte auch im langen Anstieg deutlich länger im Doppelstockschub unterwegs sein, während Bolshunov schon früher in die klassische Technik wechselte. Klæbo lag nach der Hälfte der Distanz mit nur 44 Sekunden Rückstand an sechster Stelle hinter Niskanen, Bolshunov, Golberg, Semikov und Chervotkin, hatte seit Kilometer 1,8 also nur 15 Sekunden eingebüßt.

Niskanen in der Form seines Lebens

Iivo Niskanen (FIN) © Modica/NordicFocus

In der zweiten Rennhälfte wurde die Dominanz des Finnen immer deutlicher und er baute seinen Vorsprung auf Bolshunov bis auf 30 Sekunden aus. Nur in der Abfahrt ins Stadion verlor er auf alle Verfolger – da wusste er allerdings auch schon von seinem Team, wie deutlich sein Vorsprung ist. Im Ziel wartete er die drei Minuten auf die Ankunft des Russen und beobachtete die heruntertickende Zeit. Als sein dritter Olympiasieg offiziell war, jubelte er laut und verschwand in der Umkleide, ohne auf den Vize-Olympiasieger zu warten, der zu diesem Zeitpunkt gerade in der letzten Kurve war. 23 Sekunden trennten den Russen schließlich von seiner zweiten Goldmedaille in Peking. „Ja, ich hatte heute einen guten Tag. Die Umstände haben mir gelegen und glaube ich habe es geschafft, so fit wie nie zuvor bei diesen Rennen am Start zu stehen. Ich habe die letzten zwei Jahre fast nur zu Hause verbracht, so dass ich in diesem Rennen alles rausgelassen habe. Vor vier Jahren war ich nicht gut genug, um Medaillen zu holen und das hat mich so hungrig gemacht, dass ich bei den nächsten Olympischen Spielen in der besten Form meines Lebens sein wollte“, sagte er bei YLE und wartete anschließend auf dem allerletzten Läufer Carlos Andres Quintana aus Kolumbien. Alexander Bolshunov sagte im russischen MatchTV: „Es lief ganz gut. Ich wollte heute gewinnen, aber Iivo Niskanen war sehr viel stärker – das war vom ersten Meter klar. Natürlich habe ich versucht zu kämpfen, aber heute hat es nicht gereicht. Ein zweiter Platz ist nicht so schlecht, besonders bei Olympischen Spielen. Es gibt auch noch andere Rennen, wo ich um Gold kämpfen werde.“

Klæbo überglücklich

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo belegte schließlich noch mit 37 Sekunden Rückstand Rang drei und hätte mit einem etwas schnelleren Angang vielleicht auch noch um Silber kämpfen können. „Das bedeutet mir eine Menge. Für mich ist das genauso wertvoll wie Gold. Es hat gedauert, bis ich diese Distanzmedaille gewonnen habe und ist besonders, weil es ein Intervallstart ist. Ich habe eine frühe Startnummer genommen, um mich auf mich allein zu konzentrieren. Ich bin unwahrscheinlich glücklich“, freute sich der Norweger im TV-Interview. Sein Teamkollegen Hans Christer Holund kam zwölf Sekunden hinter ihm als Vierter in die Wertung vor Alexey Chervotkin. Perttu Hyvärinen war in jungen Jahren in Finnland ein ähnlich großes Talent wie Niskanen, tat sich aber schwer mit dem Wechsel zu den Erwachsenen. Heute hat er es aber allen gezeigt und sich einen erstklassigen sechsten Platz gesichert vor der französischen Nachwuchshoffnung Hugo Lapalus. Bester Schwede wurde diesmal Jens Burman, dessen Teamkollege William Poromaa aber erneut unter die besten Zehn kam, obwohl er unterwegs Ärger mit dem Andorraner Ireneu Esteve Altimiras hatte, der ihm in die Stöcke fuhr. Ilia Semikov erreichte als dritter Russe Platz neun. Beachtenswert sind Rang zwölf des 35-jährigen Skatingspezialisten Maurice Manificat und der 14. Platz des norwegischen Iren Thomas Maloney-Westgård.

Drei Deutsche Top20

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Die angestrebten Top15-Resultate blieben für die deutschen Starter diesmal aus, aber immer kamen drei DSV-Langläufer unter die besten 20. Obwohl der Sprung unter die besten 15 oder sogar Zehn nicht geklappt hat, war Teamchef Schlickenrieder zufrieden: „Die Burschen haben sich gut verkauft.“ Lucas Bögl war der Beste des deutschen Quartetts, der ein sehr konstantes Rennen zwischen Platz 15 und 20 lief. Zu seiner Taktik sagte Bögl, der mit 2:19 Minuten Rückstand 17. wurde: „Das war einer der guten Klassik-Einzelstarts für mich. Das ist nicht ganz meine Paradedisziplin, darum bin ich echt froh, wie es gelaufen ist. Das ist ein echt hartes Rennen. Ich habe versucht, die Taktik der Mädels gestern aufzugreifen und verhalten anzugehen. Das hat gut funktioniert und ich war eigentlich das ganze Rennen in der gleichen Position. Ich habe viel gekämpft, habe zwischendurch die Top15 mal gesehen innerlich, aber zum Schluss sind mir dann doch leider die Körner ausgegangen.“ Nachdem er sich vor dem Skiathlon nicht ganz wohl fühlte, bestritt Jonas Dobler heute sein erstes Rennen in Peking und war „nicht unzufrieden, aber auch nicht 100%ig zufrieden“. Immerhin gibt es aktuell keine gesundheitlichen Probleme mehr: „Ich habe die letzte Woche ein bisschen gewackelt, bin den Skiathlon nicht gelaufen, bin eigentlich ausgeruht, aber auch noch nicht in dieser absoluten Topform, zumindest konnte ich es heute nicht mehr abrufen“, so Dobler, der unmittelbar vor Janosch Brugger 19. wurde.

Kuchler verläuft sich

Mika Vermeulen (AUT), Albert Kuchler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Ich bin auf jeden Fall sehr enttäuscht, weil der Wettkampf eigentlich ganz gut war“, beginnt Olympia-Debütant Albert Kuchler sein Statement beim DSV. Was war passiert? Das Malheur geschah nach Ende der ersten Runde, wie man in der ARD sah. Der 23-Jährige erzählt: „Ich weiß nicht warum… ich bin nach der ersten Runde ins Ziel gelaufen und musste dann wieder umdrehen. Das hat etwa 30 Sekunden gekostet.“ Ganz so schlimm wie damals bei Heidi Weng, die beim Ruka Triple eine Runde zu früh ins Ziel lief und es nicht einmal von selbst merkte, war es bei Albert Kuchler aber nicht. Er kam um die Kurve und merkte beim Anblick der gespurten Zielkorridore, dass er zu Beginn der Kurve nicht die Außenkurve, sondern die Innenbahn hätte nehmen müssen. Er lief durch die Kurve zurück und nahm dann den richtigen Weg in seine zweite Runde. Am Ende belegte er mit 3:12 Minuten Rückstand Platz 32 – ohne dem Umweg wäre auch Platz 25 möglich gewesen, was ein tolles Ergebnis so kurz nach seinem Weltcupdebüt gewesen wäre.

Baumann 16. und Vermeulen 23.

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Dario Cologna hatte extra den Skiathlon am letzten Sonntag ausgelassen, um sich speziell auf diesen Einzelstart vorzubereiten. Dennoch waren seine Chancen auf seine fünfte olympische Medaille kurz vor seinem bevorstehenden Karriereende minimal. Wie von vielen befürchtet konnte er nicht mehr mit den Besten mithalten. Nach der Hälfte der Distanz lag er mit 90 Sekunden Rückstand an 30. Stelle, im Ziel kam er sogar über Platz 44 nicht hinaus mit 3:34 Minuten Rückstand. „Es ist heute leider nicht viel gegangen. Der Start war noch einigermaßen okay, dann ging wirklich gar nichts mehr. Ich kriegte kaum mehr Luft, wirklich sehr enttäuschend“, sagte ein sichtlich niedergeschlagener Cologna im SRF-Interview. „Es lag schon am Körper, aber ich habe gerade keine Erklärungen. Klar, konnte ich keine Wunderdinge erwarten, aber sogar meine schlechten Rennen in dieser Saison war besser als das, was ich heute gezeigt habe. Ich muss das nun abhaken und nach vorne schauen.“ Besser machte es sein Landsmann Jonas Baumann und belegte einen starken 16. Platz, nachdem er schon im Skiathlon 15. gewesen sein. Jason Rüesch wurde 53., der vierte Schweizer Startplatz blieb frei. Mika Vermeulen erreichte zum Abschluss seiner ersten Olympischen Spiele einen guten 23. Rang. Er wird nun nach Hause nach Norwegen reisen und sich wie geplant auf die U23-Weltmeisterschaften vorbereiten. Zum Rennen sagte er: „Die große Schwierigkeit heute war die harte Strecke über zwei Runden. Der, der heute am besten paced, wird gewinnen, und das ist mir leider nicht so gut gelungen. Wenn mir jemand diese Ergebnisse vor Olympia gesagt hätte, hätte ich sie sicher genommen. Aber man stellt mit jedem guten Rennen neue Erwartungen an sich selbst. Ich bin sicher nicht enttäuscht und es war gut, aber leider eben nicht sehr gut.“ 

=> Ergebnis 15 Kilometer KT Herren

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=> Zeitplan

 

 

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