Wegen der Corona Infektion eines Trainers befindet sich das gesamte norwegische Team in Italien in Quarantäne. Der Abflug nach China verzögert sich. Nun gibt es auch bei den Aktiven positive Tests.
Monsen positiv, Athleten in Quarantäne
So wollte man das Trainingslager auf der Seiser Alm in Südtirol nicht beenden. Ursprünglich hatten die norwegischen Damen und Herren ihr Höhentraining vor den Olympischen Spielen auf dem Hochplateau in Südtirol heute beenden wollen, um für einen kurzen Zwischenstopp vor der Weiterreise nach China nach Hause zu reisen. Diese Pläne mussten nun geändert werden, weil Sprint-Trainer Arild Monsen, der schon am Sonntag abreiste, bei Ankunft am Flughafen Gardermoen in Oslo positiv getestet und dies später per PCR Test bestätigt wurde. Die italienischen Gesundheitsbehörden erklärten zunächst die Herren zu engen Kontaktpersonen, inzwischen aber auch das Damen-Team. Das bedeutet, dass alle Athleten ihre geplante Abreise aus Italien verschieben mussten. Der Abflug von Oslo nach Peking ist nun statt dem morgigen Donnerstag für den 31. Januar geplant, es gibt aber auch noch eine Option am 4. Februar zusammen mit dem Curling Team. Dann wäre aber nur sehr wenig Zeit, um sich vor den ersten Wettkämpfen zu akklimatisieren. „Die Uhr tickt und irgendwann ist es zu spät“, sagte Halvor Lea, der für Olympiatoppen einen Plan B und C ausarbeitet. Für die nächsten Tage begeben sich die Athleten nun in Quarantäne und können sich nach italienischen Richtlinien nach fünf Tagen freitesten. Die Ergebnisse der PCR-Tests von Montag Abend sind bisher alle negativ ausgefallen, am Dienstag Abend lagen aber noch nicht alle Ergebnisse vor. Trotz negativer Tests der meisten Athleten werden aber natürlich die Pläne des Teams ordentlich durcheinander geworfen. Außerdem sind natürlich Probleme bei der Einreise in China zu befürchten, wo andere Grenzwerte gelten. Klar ist aber: „Wir werden niemanden nach China schicken, bei dem wir nicht sicher sind, dass er bei Abreise frei von Infektionen ist“, so Team-Manager Espen Bjervig am Montag.
Athleten in Sorge vor Infektionen
Das norwegische Fernsehen war vor Ort und traf sich am Dienstag während des Trainings auf der Seiser Alm mit Hans Christer Holund. „Das ist eine schlimme Situation, in der wir stecken“, sagte der 32-Jährige. „Es verrückt, dass man krank sein kann, obwohl man sich komplett gesund fühlt. Das ist ein merkwürdiges Gefühl. Ich fühle mich 100% gesund, aber man kann nie sicher sein.“ Im Vorfeld war die Reise nach Peking via München und Oslo als größtes Infektionsrisiko eingestuft worden – nun haben sie das Virus aber schon vorher im Team. Wo sich Arild Monsen infiziert haben könnte, ist bisher nicht bekannt. Bei einem NRK-Interview kurz nach Bekanntwerden von Monsens Positivtests sagte Therese Johaug: „Ich muss jetzt einfach extrem vorsichtig sein mit allem, was ich tue. Menschen meiden und Masken tragen, Handschuhe und Desinfektion und einfach nur an mich selbst denken.“ „Wir sind der Meinung, dass beide Flughäfen und die Flüge selbst das größte Infektionsrisiko darstellen. Aber zum Fahren wäre es zu weit…“, so Espen Bjervig. „Auf dem Weg hierher saß ich mit Visier und doppelter Maske im Flieger. Ich tue alles, was ich kann. Auch ist klar, dass wir Linienflüge nehmen und keinen Charter. Man kann nur sein Bestes geben, um Ansteckungen zu vermeiden“, so Heidi Weng, die seit zwei Jahren unter großer Corona-Angst leidet. Für den Zwischenstopp in Norwegen gibt es unterschiedliche Pläne: Manche Athleten werden die Nacht in Flughafen-Hotel Gardenmoen verbringen, während Therese Johaug noch 24 Stunden mit ihrem Verlobten verbringen will. Eigentlich ein Widerspruch zu „extrem vorsichtig sein“, aber möglicherweise hat sie ihre Meinung inzwischen auch geändert.
Heidi Weng und Kalvå positiv!
In einer Online-Pressekonferenz um 10:45 Uhr gab der norwegische Skiverband bekannt, dass Heidi Weng und Anne-Kjersti Kalvå PCR-positiv sind. „Das ist eine Situation, die ganz schlimm für uner Team ist. Besonders für die, die betroffen sind“, sagte Teamarzt Øystein Andersen während der PK. „Natürlich haben alle Athleten alles getan, um eine Infektion zu vermeiden. So eine Nachricht kommt dann natürlich überraschend, wenn man asymptomatisch ist.“ Zum weiteren Vorgehen sagte er: „Wir haben uns entschlossen, uns an die italienischen Quarantäne-Regeln zu halten, auch wenn Arild Monsens Test in Norwegen war. Wir haben alle Abstand gehalten. Wir leben in kleinen Bubbles, soweit es die Möglichkeiten zulassen. Wir werden den italienischen Quarantäne-Regeln streng folgen: Alle werden von den Infizierten isoliert, wir werden alle in den nächsten Tagen genau beobachten, um weitere mögliche Infizierte zu finden.“ Für die beiden Infizierten bedeuten die italienischen Regeln zehn Tage Isolation und Freitesten bei Symptomlosigkeit nach zehn Tagen. Espen Bjervig erklärte, dass die Athleten täglich negativ im Schnelltest gewesen seien und dann zwei der PCR-Tests positiv ausfielen. „Das ist natürlich eine Bürde, aber mir wurde gesagt, dass sie guter Dinge seien“, sagte Bjervig. „Die, die gesund sind, trainieren und konzentrieren sich weiter auf die Olympischen Spiele – aber natürlich mit der Unsicherheit, die durch die Infektionen im Team herrscht.“ Gesunde Athleten werden nun in ein anderes Hotel umziehen, da die Räume wegen der heute geplanten Abreise neu vermietet sind. Nur Johaug und Klæbo bleiben im Hotel Steger-Dellai, sie bekamen die letzten beiden freien Zimmer. Noch will Bjervig Weng und Kalvå, die beide sehr milde Symptome haben, nicht aus dem Olympiateam ausschließen, auch wenn sie aktuell nicht reisefähig sind. Als Ersatz stünde Ragnhild Haga bereit, aber er hofft, dass es die ursprünglich Nominierten noch zu den Olympischen Spielen schaffen. Bjervig ist der Meinung, man hätte die Olympischen Spiele verschieben sollen: „Die Lage in der Welt hat sich verändert in den letzten Monaten. Ich denke, es wäre richtig gewesen, die Olympischen Spiele zu verschieben. Es ist ein bisschen wie Lotto, wer es an den Start schafft.“ Der norwegische Verband bereitet sich auf mögliche Ausfälle vor und hat verschiedene Athletinnen und Athleten gebeten, sich als Ersatz bereit zu halten. Eirik Myhr Nossum wollte zwar nicht verraten, mit wem er telefoniert hat, aber da Athlet beziehungsweise Heimtrainer es selbst verrieten, ist klar, dass Martin Løwstrøm Nyenget und Thomas Helland Larsen auf jeden Fall zu diesen Athleten gehören.