Johannes Thingnes Boe gewinnt Gold im letzten Einzelbewerb der Biathleten bei den Olympischen Winterspielen in Peking. Der Norweger gewinnt den Massenstart vor dem Schweden Martin Ponsiluoma und dem weiteren Norweger Vetle Sjaastad Christiansen. Bis zur Hälfte des Wettkampfs liegen die vier Deutschen gut im Rennen, aber der heftige Wind zerstört schließlich alle Medaillenträume und Benedikt Doll wird auf Rang acht bester seines Teams.
Johannes Thingnes Boe oder Quentin Fillon Maillet?
Beim Massenstart der Herren hatte der Wind im Gegensatz zu den Damen etwas nachgelassen und von Beginn an wurde ein hohes Tempo gelaufen. J. T. Boe und Quentin Fillon Maillet bestimmten an der Spitze das Tempo und verfehlten schließlich jeder eine Scheibe im ersten Schießen. Der Schwede Sebastian Samuelsson ging als erster vom Schießstand weg, überraschend gefolgt von den beiden Gow-Brüdern Scott und Christian aus Kanada. Aus deutscher Sicht blieben Philipp Nawrath und Benedikt Doll fehlerfrei und hielten sich mit weniger als 10 Sek. Rückstand im Spitzenbereich, vor den beiden Top-Favoriten J. T. Boe und Fillon Maillet. Die beiden Österreicher Simon Eder und Felix Leitner hatten schon im ersten Anschlag mit zwei Fehlschüssen Pech und wurden ans Ende des Feldes durchgereicht. Roman Rees blieb ebenfalls fehlerfrei, war aber in der Spur deutlich langsamer unterwegs. Nawrath und Doll zeigten auch auf der zweiten Runde eine starke Laufleistung und hielten sich innerhalb fünf Sekunden im Spitzenfeld.
Nawrath und Doll dicht dran
Mit einer schnellen fehlerfreien zweiten Serie setzte sich J. T. Boe wieder an die Spitze, auch der Kanadier Christian Gow räumte ab und lief als Zweiter hinter dem Norweger auf die nächste Runde. Der Schwede Sebastian Samuelsson und Philipp Nawrath dicht dahinter, gefolgt von Benedikt Doll während der Franzose Fillon Maillet eine weitere Extrarunde kassierte und auf die achte Position zurück fiel. Roman Rees verbesserte sich durch eine weitere Null um elf Plätze und war auf Rang zehn vorgerückt. In der Runde hielt Philipp Nawrath dem hohen Tempo von J. T. Boe an der Spitze stand und hatte sich auf die zweite Position geschoben und Benedikt Doll zog an den beiden Schweden Samuelsson und Ponsiluoma vorbei auf Rang drei. Der erste Stehendanschlag bringt bei vier Schießeinlagen meist eine Vorentscheidung und so kam es auch im olympischen Massenstart der Herren.
Johannes Thingnes Boe zieht davon
Beim ersten Stehendanschlag stand J. T. Boe zum direkten Duell mit Philipp Nawrath bereit. Der Norweger traf vier Scheiben, setzte den letzten Schuss daneben und Philipp Nawrath konnte die gebotene Chance nicht nutzen. Der Wind frischte deutlich sichtbar auf und Nawrath verfehlte drei Scheiben. Auch Benedikt Doll kam in aussichtsreicher Position nicht ungeschoren davon und wurde mit zwei Extrarunden bestraft. Martin Ponsiluoma kam besser durch, blieb schadlos und mit 6 Sek. Rückstand ging er als Zweiter aus dem Schießstand. Mit einer weiteren Null kam der Franzose Fillon Maillet wieder zurück auf den dritten Rang, Christian Gow traf erneute alle Scheiben, stürzte beim Verlassen der Matte, hielt sich aber auf der vierten Position, dahinter Sebastian Samuelsson und dann kam auch schon nach zwei Strafrunden mit über einer Minute Rückstand Benedikt Doll zurück aus der Strafrunde. Auf der vierten Runde spielte J. T. Boe seine läuferischen Fähigkeiten aus, machte in der Spur 20 Sekunden gut und hängte seine Verfolger ab. Quentin Fillon-Maillet und Martin Ponsiluoma hielten sich auf den Medaillenrängen, während auf den viertplatzierten Sebastian Samuelsson eine große Lücke entstand.
Entscheidendes Schießen
Zum entscheidenden Schießen kam J. T. Boe mit deutlichem Vorsprung, hatte verhältnismäßig gute Bedingungen und setzte drei Treffer. Die folgenden beiden Scheiben verfehlte er, was seine Verfolger registrierten. Noch war alles möglich. Aber als Fillon-Maillet und Martin Ponsiluoma sich zum Schießen bereit machten, fegte der Wind über den Schießstand und im Kampf um die Medaillen kam Ponsiluoma mit nur einem Fehler besser durch als der Franzose. Der Schwede bog in die Strafrunde ein als J. T. Boe sie als Führender verließ und für alle Verfolger wurde es wegen der starken Windböen schwer zu treffen. Dass die Null doch möglich war, zeigte der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen. Er schob sich dadurch auf die dritte Position hinter J. T. Boe und Martin Ponsiluoma und Fillon Maillet kam als Vierter aus der Strafrunde zurück. Auf der Schlussrunde ließ J. T. Boe nicht nach und wurde nach vier Strafrunden mit 40,3 Sek. Vorsprung Olympiasieger vor dem Schweden Martin Ponsiluoma auf dem Silberrang (2 Strafrunden). Bronze sicherte sich der weitere Norweger nach drei Schießfehlern mit 1:12 Min. Rückstand hinter der Spitze. Quentin Fillon Maillet belegte Rang vier vor dem Italiener Dominik Windisch und dem weiteren Norweger Sturla Holm Laegreid. Simon Eder wurde Siebter. Nach seinen zwei Schießfehlern ließ er drei blitzsaubere Serien folgen und hatte im Ziel einen Rückstand von 1:56 Min. Johannes Thingnes Boe gewann nach Gold mit der Mixed-Staffel, mit der Herren-Staffel und im Sprint sein viertes Gold im Massenstart.
Deutsches Herrenteam geht leer aus
Am Ende haben die Windverhältnisse über die Platzierungen entschieden. Schade für die deutsche Mannschaft, die im entscheidenden Schießen wegen der starken Windböen keine Chance mehr auf ein gutes Ergebnis hatte. Nach sechs Strafrunden und einer guten Laufleistung auf der Strecke, insbesondere auf der Schlussrunde, wurde Benedikt Doll Achter. „Der Platz ist überraschend gut“, meinte Benedikt Doll nach dem Rennen im ZDF, „in der dritten Runde waren mir die Finger zwischendurch abgefroren, es ging dann wieder. Beim ersten Schießen hätte ich locker die Null schießen können aber beim letzten war es sehr sehr windig, ob es dann zwei oder vier Fehler sind, ist dann auch schon egal.“ Doll war enttäuscht darüber, dass es mit der Staffelmedaille nicht geklappt hat und will jetzt in den noch anstehenden Weltcups Gas geben um die eine oder andere Podestplatzierung zu erreichen. Johannes Kühn kam nach fünf Strafrunden auf Rang zehn und meinte nach dem Rennen, dass er nach der Strafrunde im ersten Liegendschießen drei Runden nur Vollgas geben musste um hinterherzukommen. „Mit Stockbruch und einen Schuss rausrepetiert, da summieren sich die Kleinigkeiten.“ Roman Rees zog liegend beide Male das Schießen sauber durch, aber stehend musste er auch Federn lassen. Er ist derzeit bester Schütze der Herren, aber läuferisch nicht vorne dabei. Nach drei Strafrunden überquerte er die Ziellinie auf dem 14. Rang. Philipp Nawrath hatte sich mit zwei fehlerfreien Serien eine gute Ausgangsposition geschaffen und traf stehend einmal drei und im letzten Anschlag vier Scheiben nicht. „Ich bin stehend nicht so stabil, der Wind liegt an der Waffe und die pendelt nach links und rechts hin und her, dann geht einfach ein Schuss nach dem anderen daneben.“ Trotzdem bot Nawrath eine gute Laufleistung aber nach sieben Strafrunden reichte es am Ende nur zu Rang 23.