Nilsson und Klæbo jubeln über olympisches Gold im Klassiksprint

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Stina Nilsson und Johannes Høsflot Klæbo konnten sich jeweils über den ersten Titel bei ihren ersten Olympischen Spielen in PyeongChang freuen. Beide waren der Konkurrenz klar überlegen. Silber und Bronze ging an Maiken Caspersen Falla und Yulia Belorukova sowie Federico Pellegrino und Alexander Bolshunov. Sandra Ringwald und Thomas Bing verpassten knapp den Einzug ins Halbfinale.

Nilsson erstmals Olympiasiegerin

Maiken Caspersen Falla (NOR), Stina Nilsson (SWE), Yulia Belorukova (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das Wetter war im Sprint wieder extrem unangenehm: Zweistellige Minusgrade, kräftiger und eiskalter Wind sowie leichter Schneefall sorgten dafür, dass viele Sportler sich warm einpackten für den klassischen Sprint auf einer sehr selektiven Strecke mit zwei Anstiegen, die auf den letzten Metern immer steiler werden. Vor dem Finale der Damen sah alles nach dem gewohnten Zweikampf zwischen Stina Nilsson und Maiken Caspersen Falla aus, der aber zu einem Dreikampf wurde. Die Russin Yulia Belorukova, bis heute erst einmal auf einem Sprintpodium, zeigte eine ganz starke Leistung und blieb Stina Nilsson auf den Fersen, als die Schwedin im zweiten Anstieg attackierte. Maiken Caspersen Falla ging innen vorbei und lag vor der Abfahrt mit kleinem Vorsprung an zweiter Stelle hinter Stina Nilsson, die auf und davon zu ihrem ersten Olympiasieg stürmte. Im Ziel war sie in Tränen aufgelöst beim ersten Olympiasieg einer schwedischen Sprinterin überhaupt. „Ich fühle mich sehr emotional und auch sehr glücklich. Ich habe mich den ganzen Tag stark gefühlt, so dass es fantastisch war, dass ich Gold gewinnen konnte. Das bedeutet mir so viel. Ich habe so hart dafür gearbeitet, über so viele Jahre. Es gab viele Aufs und Abs und heute Gold zu holen, ist etwas, das mich für den Rest meines Lebens stolz machen wird. Das war der beste Tag meines bisherigen Lebens!“, sagte die Schwedin. Nach dem Rennen gab sie bekannt, die zehn Kilometer auszulassen. In der Abfahrt kam die Russin im Kampf um Platz zwei aber wieder an Falla heran und gab sich nicht geschlagen. Kopf an Kopf kämpfte sie auf der Zielgeraden mit der Norwegerin um Silber, die sich knapp durchsetzen konnte. Natalia Nepryaeva, Hanna Falk und Jessie Diggins erreichten mit deutlichem Abstand auf den Plätzen vier bis sechs das Ziel. Die zweifache Saisonsiegerin Laurien van der Graaff konnte in ihrer schlechteren Lauftechnik immerhin den Sprung ins Halbfinale schaffen, wo sie sich Platz zehn sicherte.

Klæbo mit erwartetem Erfolg

Federico Pellegrino (ITA), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Alexander Bolshunov (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo konnte sich kurz darauf ebenfalls seinen ersten Olympiasieg holen. Der Norweger schlug sofort ein hohes Tempo an, aber Alexander Bolshunov hielt dagegen und übernahm sogar lange die Führung. Der Russe, der nach Seefeld mit einem fieberhaften Infekt mehrere Tage im Krankenhaus verbracht und angeblich einiges an Muskelmasse eingebüßt hatte, zeigte sich nach verspäteter Anreise in bestmöglicher Form und hielt sich wacker, als Klæbo zu Beginn des zweiten Anstiegs attackierte. Mit seiner kraftvollen Technik sprang der Norweger den steilen Anstieg hinauf und war wie Stina Nilsson zuvor nicht mehr einzuholen. „Das bedeutet mir so viel. Ich denke, ich hatte eine Menge Druck von außen in den letzten Wochen und dann als Erster ins Ziel zu kommen, ist so großartig. Natürlich ist das nicht leicht. Ich habe in den letzten Nächten nicht gut geschlafen. Nun sind die Schultern wieder locker und ich muss mich auf das konzentrieren, was in den nächsten Wochen kommt. Aber nun werde ich natürlich erstmal feiern. Ich denke, es ist sogar besser, zu gewinnen, wenn du mit dem Druck auch umgehen kannst. Das war das erste Gold und nun freue ich mich auf die nächsten Rennen“, meinte der Norweger. Der Russe bekam es mit Federico Pellegrino zu tun, schon schon im ersten Anstieg eine kleine Lücke zulaufen musste. Als dem Russen im zweiten Anstieg die Kräfte ausgingen, konnte der Italiener aufschließen. Nach der Abfahrt machte Alexander Bolshunov die Tür zu, so dass der Italiener es zunächst außen versuchte, dann aber wegen des längeren Weges zurückzog. Auf der Zielgeraden versuchte er es erneut und nach einem packendem Zielsprint entschied das Photofinish zu Gunsten des Italieners, der sich über Silber hinter dem überlegenen Johannes Høsflot Klæbo freuen konnte. Oskar Svensson boxte sich zusammen mit Prolog-Schnellsten Ristomatti Hakola ins Finale durch, mehr als Platz fünf und sechs hinter Pål Golberg war für die beiden Außenseiter aber nicht drin.

Ringwald scheitert knapp im Viertelfinale

Kerttu Niskanen (FIN), Nadine Faehndrich (SUI), Sandra Ringwald (GER), Hanna Falk (SWE), Jessie Diggins (USA) (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Für die deutschen Sprinter verlief der Prolog fast komplett nach Plan – nur Hanna Kolb war nach ihrem Ausscheiden als 36. sehr geknickt, nachdem sie in eine schwere Windböe im Zieleinlauf geraten war: „Ich bin gerade nicht so glücklich. Ich wusste, dass es nicht so einfach wird, auch wenn von jeder Nation nur vier starten dürfen und es im Weltcup oft schwerer ist sich zu qualifizieren. Aber irgendwie stimmt leider meine Form doch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe und deswegen hat es nicht gereicht.“ Der Sportliche Leiter Andreas Schlütter sprach von großem Pech: „Sehr schade für die Hanna. Es hat der Wind reingedreht mitten auf der Zielgeraden. Sie hat förmlich gestanden und ist natürlich knapp ausgeschieden. Sollte nicht sein, war einfach Pech.“ Alle anderen Starter qualifizierten sich für die besten 30 und taten sich dort eher schwer – erwartungsgemäß nach Prologplatzierungen ab Platz 16. Sandra Ringwald scheiterte nur hauchdünn an der Zeit zur Qualifikation für das Halbfinale und belegte wegen der schlechteren Prologplatzierung Platz 16. „Natürlich träumt man von einer Medaille oder von einem Wettkampf, bei den man sein Bestes gegeben hat. Wenn man das weiß, kann man zufrieden von der Olympiade nach Hause fahren. Aber natürlich habe ich im Hinterkopf, dass ich ein bisschen aufs Podium schiele, wenn alles passt“, sagte die Deutsche vor dem Start und nach dieser Aussage sollte sie mit dem Ausgang recht zufrieden sein – auch wenn nicht „alles passte“. In ihrem Lauf hatten Jessie Diggins und Hanna Falk ein hohes Tempo angeschlagen, so dass Sandra Ringwald nur noch um Platz drei mit Nadine Fähndrich kämpfen konnte und sich in diesem Duell klar gegen die Schweizerin durchsetzte. Elisabeth Schicho konnte sich in ihrem Heat nur kurzzeitig auf Platz vier setzen, als zwei Konkurrentinnen sich an der Wende in die Quere kamen, war aber letztendlich wie auch Distanzläuferin Katharina Hennig chancenlos und sie belegten die Plätze 29 und 28. „Die Nervosität hat nun ein neues Level erreicht und der Schneefall hat es nicht einfacher gemacht. Aber ich habe bis zum Ende gekämpft und bin nun leider ausgeschieden. Es hat nicht ganz gereicht fürs Halbfinale. Ich habe versucht, locker zu bleiben, aber das ist mir nicht ganz geglückt“, meinte Lisi Schicho und Katharina Hennig war einfach nur glücklich über ihren zweiten Olympiastart: „Ich genieße jeden Tag von früh bis Abend, jeden Augenblick genieße ich hier. Dass ich hier im Sprint dabei sein durfte, hat mich riesig gefreut und dass ich mich dann auch noch weiter qualifiziert habe, das war das i-Tüpfelchen.“

Halbfinale hauchdünn verpasst – Bing bester Deutscher

Thomas Bing (GER) © Thibaut/NordicFocus

Sebastian Eisenlauer und Thomas Bing schlugen sich wacker, aber der Sprintspezialist hatte am Omega-Anstieg vor dem Stadion keine Kraft mehr, um weiterhin an den Skienden von Emil Iversen zu bleiben. Er wurde schließlich 28. und sagte: „Es war vom Prolog her einer meiner besten Prologe dieses Jahr, auch von Gefühl her bin ich sehr gut klargekommen. Dann war ich zufrieden, dass ich mit einem richtig guten Gefühl ins Viertelfinale gehen konnte. Im Viertelfinale habe ich genau das nicht mehr gut gemacht, was im Prolog gut geklappt hat, wo ich schön locker gelaufen bin. Ich habe mich schon am Anfang stressen lassen gleich oben am ersten Berg und dann unten am zweiten Berg. Eigentlich wollte ich lockerer laufen, ähnlich wie es der Kanadier gemacht hat, so hätte ich es auch gern gemacht. Der Prolog war gut, der Rest ausbaufähig.“ Thomas Bing, der sich erst kurzfristig für eine Teilnahme am Sprint entschied, wurde als bester Deutscher 15. Der Thüringer war zwar schon auf dem Weg zum ersten Anstieg an die sechste Stelle zurückgefallen, profitierte dann aber von einer Kollision, die drei Konkurrenten durch Sturz und Skiverlust jede Chance nahm. Mit leichter Lücke an dritter Stelle machte er in der Abfahrt Boden gut, wo der Führende Martti Jylhä nur knapp einen Sturz vermeiden konnte. Im Stadion kämpfte Thomas Bing Seite an Seite mit Baptiste Gros um Platz zwei, musste sich auf dem letzten Meter aber um zwei Hundertstelsekunden geschlagen geben. Zuvor hatte er noch nie in einem Klassiksprint einen Platz unter den besten 40 erreicht, so dass Platz 15 ein echter Erfolg ist.

=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren

=> Medaillenspiegel nach vier Rennen

=> Reaktionen aus Korea: „Das wird mich mein Leben lang stolz machen!“

 

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