Das russische Team muss einen weiteren Rückschlag im Vorfeld der Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang hinnehmen. Sergey Ustiugov wurde nicht auf die Liste der eingeladenen Athleten gesetzt und ist damit nach aktuellem Stand nicht startberechtigt.
Kommission streicht Ustiugov
Nach der Aufarbeitung der Vorfälle während der Olympischen Spiele 2014 in Sochi und der Aufdeckung eines staatlich unterstützten Dopingprogramms hat das internationale Olympische Komitee festgelegt, dass russische Sportler ausschließlich unter neutraler Flagge teilnehmen dürfen. Außerdem wurde eine Kommission eingesetzt, die alle potentiellen russischen Starter für Olympia dahingehend überprüft, ob sie mit dem Dopingprogramm in Verbindung gebracht werden können. Ist dies nicht der Fall, werden sie auf eine Einladungsliste gesetzt und dürfen starten. Andernfalls bleibt ihnen eine Teilnahme verwehrt. Am gestrigen Dienstag wurde bekannt, dass der Name Russlands derzeit besten Langläufers Sergey Ustiugov nicht auf dieser Einladungsliste steht. Eine Begründung dafür lieferte das IOC bislang nicht und beruft sich darauf, die Rechte der involvierten Personen schützen zu wollen. Die Vorsitzende der Kommission, Valerie Fourneyron, hielt sich deshalb ziemlich vage mit ihren Aussagen: „Mit der Erstellung dieser Liste wollte unser Untersuchungsteam, das ich leite, dass nur saubere russische Athleten zu den Olympischen Winterspielen eingeladen werden. Durch sorgfältiges Studium aller möglichen Sachverhalte wollten wir die absolute Gewissheit haben, dass es nicht den geringsten Zweifel oder Misstrauen gegenüber den eingeladenen Personen gibt. Die Nichtaufnahme in die Liste der Eingeladenen bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Athlet gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen hat – sollte nicht automatisch deren Integrität in Frage stellen.“
Cramer: „Reine Willkür“
Ustiugovs deutscher Trainer Markus Cramer spricht bei der Entscheidung der Kommission von „reiner Willkür“. „Das ganze ist ein großer Skandal. Ich weiß, Sergey ist sauber. Ich weiß auch, dass er nicht auf der Liste der Athleten aus Sochi steht. Bei den Doping-Tests sind keine Kratzer auf den Fläschchen vorhanden gewesen. Wenn das IOC Beweise hat, warum hat es diese dann nicht veröffentlicht? Wir haben keine Erklärung dafür“, so Cramer. Da das IOC sich aktuell nicht zu den Fällen äußert, in denen Sportler nicht für die Einladungsliste berücksichtigt wurden, werden vielfach Spekulationen laut. Ein Beweismittel, das bislang der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich gemacht wurde, könnte die Datenbank des Moskauer Anti-Doping-Labors sein, in der Tests und Ergebnisse aus dem Zeitraum vor und kurz nach Olympia 2014 gespeichert sind. Diese liegt der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) seit November vor und wird ausgewertet. Die Zeit für Einsprüche oder Klagen wird so und so knapp. In 16 Tagen findet die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt, die Meldefrist läuft sogar schon Ende Januar aus.