Mit Wut im Bauch nach dem Sturz im Teamsprint konnte sich Iivo Niskanen seinen ersten Weltmeistertitel überhaupt sichern. Der Finne gewann die 15 Kilometer klassisch völlig souverän vor Martin Johnsrud Sundby und Niklas Dyrhaug.
Weltmeister in Lahti im Jubiläumsjahr
Iivo Niskanen war der überlegene Mann im heutigen Einzelstart über 15 Kilometer klassisch. Mit Wut im Bauch nach dem unglücklichen Ende des Teamsprints lief er wie entfesselt das Rennen seines Lebens. Dass das dann auch noch bei einer Weltmeisterschaft vor heimischem Publikum im Jahr der 100-jährigen Unabhängigkeit passierte, macht diesen Erfolg noch besonderer. Der 25-Jährige ist nicht als Schnellstarter bekannt und erhöhte dann nach den ersten Kilometern das Tempo. Der Finne hatte sichtlich Spaß während seines Rennens, was natürlich auch an seinem immensen Vorsprung lag, den er nach und nach herauslief. „Ich habe mich gefragt, werde ich eines Tages mal so gut werden, dass ich Weltmeister werden kann. Jetzt habe ich es geschafft! Ich hatte tolle Ski, die Jungs haben tolle Arbeit gemacht wie schon im Teamsprint. Ich hatte in den Abfahrten schon gemerkt, das es richtig gut lief. Ich bin hier im Scan-Cup gestartet und habe mir heute vorgenommen, nicht so hart anzugehen wie da. Nach 2,5 Kilometern habe ich dann Gas gegeben. Unterwegs war es ein tolles Gefühl. Es war toll zu wissen, das ich vorn bin“, strahlte der neue Weltmeister. „Ich habe immer geträumt, eines Tages in Lahti die Nationalhymne singen zu können und dieser Traum wurde wahr. Ich denke, ich bin der glücklichste Mann auf der Welt.“ Unter lauten „IIVO, IIVO“, Sprechchören nahm er auf dem Leader-Stuhl Platz und kämpfte mit den Tränen, während der auf den Zweitplatzierten wartete.
Norweger mit Silber und Bronze
Silber ging ungefährdet an Martin Johnsrud Sundby, der aber wieder das lang ersehnte Einzel-Gold verpasste. Der Norweger machte gegen Rennende noch einige Sekunden gut und erreichte schließlich mit knapp 18 Sekunden Rückstand das Ziel. Bronze ging an Niklas Dyrhaug, der aus dem Quartett, das in Runde zwei noch um die Medaille kämpfte, mit Abstand am meisten zuzusetzen hatte. Beide Norweger gönnten dem Finnen den Triumph aber sichtlich und trugen ihn auf ihren Schultern. „Iivo hat gezeigt, dass er in toller Form für die Weltmeisterschaften ist. Mein Rennen war gut. Ich habe gemerkt, dass ich schnell bin und als ich hörte, dass ich 20 Sekunden hinter Iivo bin, konnte ich es nicht glauben“, sagte Sundby und fügte hinzu: „Am Ende denke ich, habe ich eines meiner besten 15 Kilometer-Rennen in klassischer Technik überhaupt gemacht. Ich habe mich das ganze Rennen gut gefühlt, aber der Sieg war heute unmöglich.“ Auf der Schlussrunde war es nur nur ein Zweikampf zwischen Dyrhaug und Alexander Bessmerthnykh, doch der Russe verlor auf den letzten drei Kilometern 15 Sekunden auf den Norweger. Mit Andrey Larkov und Didrik Tønseth teilten sich für einige Minuten zwei Athleten den Platz auf dem Stuhl des Führenden, doch der Russe wurde nach Rennende wegen Nichteinhaltung des klassischen Laufstils vorübergehend disqualifiziert, so dass Platz fünf allein den Norweger ging. Nach einem Gespräch zwischen Larkov und der Jury wurde entschieden, ihn wieder in das offizielle Endergebnis hineinzunehmen und die Disqualifikation in eine gelbe Karte umzuwandeln, die auch zwei andere Sportler erhielten. Alexey Poltoranin wurde somit Siebter vor Sami Jauhojärvi und Johan Olsson. Calle Halfvarsson wurde Zehnter vor Matti Heikkinen.
Deutsches Trio weit zurück
Während der Schweizer Jonas Baumann guter 17. wurde, belegte der beste Deutsche Jonas Dobler Platz 27. Nach seiner Vorgeschichte mit vielen Krankheiten und der Nachnominierung ohne Erreichens einer Norm ist sein Ergebnis trotz zweieinhalb Minuten Rückstand durchaus zufriedenstellend, wie auch der Sportliche Leiter Andreas Schlütter meinte: „Natürlich wollten wir mehr. Aber wir müssen natürlich auch sehen, wie wir in die Saison eingestiegen sind. Der Jonas hat es sehr schwer gehabt. Er hat viele Ausfälle gehabt. Wir haben uns explizit vorbereitet und er bestätigt heute die Leistung, die er in Otepää schon zum letzten Weltcup gezeigt hat. Er kann um die Plätze 25 laufen und das hat er heute auch gezeigt und es war ein sehr schweres Rennen.“ Jonas Dobler selbst hatte sich allerdings mehr erhofft. „So ehrlich muss ich auf jeden Fall sein, dass ich da nicht ganz zufrieden sein kann. Ich habe alles gegeben, mehr war heute leider nicht drin. Es war insgesamt sehr schwer zu laufen, es war sehr tief, aber ich muss auch sagen, das war für alle gleich. Ich habe mich bis zum Letzten geschunden, aber konnte mein Ziel jetzt nicht ganz erreichen“, sagte er. Seine Teamkollegen Lucas Bögl und Thomas Bing beendeten den Wettkampf als 31. und 45. mit fast drei beziehungsweise fast vier Minuten Rückstand. Sebastian Eisenlauer musste nach seinem Sturz mit ausgekugeltem Arm die Heimreise antreten, um sich einem MRT zu unterziehen. Das Ergebnis steht noch aus.
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