Heidi Weng und Maiken Caspersen Falla haben den Titel im Teamsprint nach Norwegen geholt. Silber ging an Russland vor den USA. Bei den Herren verhinderte ein Sturz im Stadion zwischen Norwegen und Finnland ein mögliches WM-Gold der Gastgeber. So gewannen Russlands Nikita Kriukov und Sergey Ustiugov den Titel vor Italien und Finnland.
Belorukova fordert Norwegen heraus
Im Sprint der Damen war das norwegische Duo mit Heidi Weng und Maiken Caspersen Falla das klar dominante Duo, auch wenn Weng sich nach ihrer schwächeren Leistung gestern zu Beginn des Finals noch zurückhielt und Kräfte sparte, um später ihre geplante Taktik auszuführen. Dieser Plan wurde von der russischen Startläuferin Yulia Belorukova vereitelt, die bereits unmittelbar nach dem vorletzten Wechsel in ihre letzte Runde hinein attackierte. Sie überholte alle Athletinnen ihrer Gruppe und schloss die Lücke, die Maiken Caspersen Falla auf ihrer Runde zuvor geschaffen hatte. Belorukova wechselte unmittelbar vor ihrer Konkurrentin auf Schlussläuferin Natalia Matveeva, die in der klassischen Technik und auf diesem schweren Kurs keine so gute Figur machte. So konnte sie auch der entscheidenden Attacke von Maiken Caspersen Falla im Anstieg nicht folgen und sicherte sich schließlich mit fünf Sekunden Rückstand die Silbermedaille. Die Norwegerinnen zeigten sich nach dem Rennen sehr überrascht von der unerwarteten Konkurrenz aus Russland. „Ich hatte den gleichen Plan wie sie, das war ein bisschen blöd. Ich habe mich gewundert“, sagte Heidi Weng über Yulia Belorukova. „Aber Maiken ist so stark, dass wir doch noch gewonnen haben. Im Ziel habe ich geweint vor Glück.“ Die Norwegerin hatte vor dem Rennen Bedenken, nicht die Richtige für dieses Rennen zu sein. „Ich hatte Angst, irgendetwas Schlimmes würde passieren“, sagte sie später im norwegischen Feernsehen Im Kampf um Bronze gingen die hoch eingeschätzten Schwedinnen Ida Ingemarsdotter und Stina Nilsson leer aus. Zwar konnte Ingemarsdotter in Runde drei zunächst noch mit Norwegen und Finnland mithalten, Stina Nilsson musste kurz darauf aber dem Streckenverlauf Tribut zollen. In der vorletzten Runde des Rennens büßte dann Ida Ingemarsdotter nach einem Strauchler im Anstieg und einer Hakelei mit Aino Kaisa Saarinen die letzte Chance ein, Norwegen und Russland noch einzuholen. Beide machten sich gemeinsam auf die Verfolgung, bekamen bis zum Wechsel aber wieder Gesellschaft von den USA und Deutschland. Auf der letzten Runde entschieden die Amerikanerinnen durch Jessie Diggins den Kampf um Bronze für sich vor den Schwedinnen, wo Stina Nilsson im Zielsprint nicht mehr genügend zuzusetzen hatte. Die US-Girls ernteten den verdienten Lohn, nachdem sie nie aufgegeben hatten, obwohl Sadie Bjornsen sich beim Wechsel nach Runde drei mit dem linken Arm im Ski der Russin verheddert und das sicher nicht ganz ohne Schmerzen abging. Zu Beginn ihrer finalen Runde lief sie noch etwas unrund, fing sich dann aber und wurde mit Bronze belohnt. Finnlands Saarinen und Niskanen kamen über Platz fünf vor Deutschland nicht hinaus.
Wenn zwei sich streiten…..
Norwegen war das dominierende Duo im Teamsprint der Herren, was vor allem an dem absolut souveränen Johannes Høsflot Klæbo lag. Die Norweger hatten ihn überraschend auf die erste Position gesetzt und Emil Iversen als Schlussläufer. Klæbo zeigte eine interessante Lauftechnik, indem er bei seinen Attacken den letzten Anstieg hochhackig hochlief und so Meter machte. Doch all seine Arbeit half nichts, weil Teamkollege Emil Iversen den Vorsprung immer wieder einbüßte. Beim letzten Wechsel lag der Abstand sogar bei fünf Sekunden, doch in der Abfahrt vor der Lahti-Kurve waren die Lokalmatadoren mit Schlussläufer Iivo Niskanen wieder dran, nachdem dieser im Anstieg attackiert hatte und sich von Federico Pellegrino und Sergey Ustiugov absetzen konnte. Als der Norweger seinen Konkurrenten hinter sich bemerkte, begann er sich zu verteidigen. Als Niskanen am Eingang des Stadions auf die freie Innenspur wollte, machte Iversen die Tür zu. Er ging in dieselbe Spur, hatte aber nicht genügend Vorsprung, so dass er seine Ski auf die Vorderski des Finnen setzte. Als Iversen in Rücklage kam, versuchte Niskanen noch zu retten, was nicht mehr zu retten war und den Konkurrenten aufrecht zu halten. Emil Iversen stürzte und auch Iivo Niskanen musste seine Goldhoffnungen im Schnee begraben. Das alles passierte vor Augen des zweiten Finnen Sami Jauhojärvi, der nur wenige Meter entfernt im Innenraum neben seinem Kollegen herlief und ihn anfeuerte. Statt nur noch um Bronze zu kämpfen ging es für Federico Pellegrino und Sergey Ustiugov plötzlich wieder um Gold. Der vorn laufende Italiener konnte den Gestürzten nur knapp ausweichen und verlor etwas Geschwindigkeit, während der Russe alle drei außen überholte und die meiste Geschwindigkeit mitnahm. Dort war er auch von Federico Pellegrino nicht mehr einzuholen. So profitierte Sergey Ustiugov zum zweiten Mal von einem Sturz und gewann Gold im Teamsprint zusammen mit dem eigentlich eher formschwachen Nikita Kriukov, der im Ziel fassungslos den Kopf schüttelte. „Diese Saison lief nicht so gut für mich. Heute hat unser Team viel Glück gehabt, Gold zu gewinnen“, sagte er. Silber ging an Dietmar Nöckler, der seinen Teamkollegen Federico Pellegrino beim letzten Wechsel nach vorn geschrieen hatte. Bronze holten sich die wütenden und enttäuschten Finnen Sami Jauhojärvi und Iivo Niskanen vor Norwegens Emil Iversen, der mit gebrochenem Stock und möglicherweise schlechtem Gewissen nicht mehr mitkämpfte. Norwegens Trainer Vidar Løfshus fand später entschuldigende Wort: „Sorry, Finland!“ Beide Athleten mussten nach dem Rennen zur Jury und nach 30 Minuten fiel endlich die Entscheidung, dass Bronze an die Heimmannschaft geht. „Natürlich war ich im Ziel sehr wütend. Ich kann nur Emil die Hand geben. Er verlor eine Medaille und wir vermutlich Gold. Aber wir haben noch einige Jahre vor uns, in denen wir uns aneinander messen können. Wir müssen uns nun auf den nächsten Wettkampf konzentrieren“, sagte Iivo Niskanen später. Sein Kollege Sami Jauhöjärvi fügte hinzu: „Ein Sturz wie Iivo ihn hatte, ist Pech, aber das ist Sport. Wir sollten glücklich sein, dass wir überhaupt eine Medaillle gewonnen haben bei unserer Heim-WM.“ Der nach zwei Stürzen im Einzel- und Teamsprint tief enttäuschte Emil Iversen wollte zunächst Lahti verlassen und die Heimreise antreten, wurde im Laufe des Tages aber offenbar umgestimmt. Auch er entschuldigte sich später über die Medien: „Natürlich ist er sehr böse auf mich und das verstehe ich. Ich bin auch etwas sauer auf ihn, dass er in mich hineinlief. Aber das ist absolut nicht seine Schuld. Es tut mir leid für ihn und alle anderen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Böhler/Fessel Sechste vor den Schweizerinnen
Die deutschen Teamsprinterinnen haben sich auf dem schwierigen Kurs sehr gut geschlagen. Die Strecke war mit einem schweren Anstieg und einer Abfahrt so schwierig gemacht worden, dass Schieben definitiv ausgeschlossen und der Kurs eher auf Distanzläufer als auf Sprinter zugeschnitten war. So hatte das deutsche Team gestern Steffi Böhler und Nicole Fessel geschont und im Skiathlon den jungen Athletinnen eine Chance gegeben. Das DSV-Duo schlug sich sehr gut – sowohl im Halbfinale als auch im Finale. Besonders Nicole Fessel zeigte sich in guter Form und war in Runde zwei auch ganz vorn zu finden. Im Laufe des Rennens rangierten sie sich in der Verfolgergruppe ein und kämpften lange um Bronze. In ihrer jeweils letzten Runde taten sich beide Athletinnen sehr schwer im Anstieg, so dass mehr als Platz sechs nicht mehr möglich war. „Wir haben gekämpft um jeden Meter und jede Sekunde, doch das haben auch viele andere starke Teams getan. Da es bei Weltmeisterschaften hauptsächlich um Medaillen geht ist es einerseits schade, dass uns nur 11 Sekunden auf den Bronzeplatz gefehlt haben, andererseits macht das Lust auf mehr und wir sind motiviert für die 2. WM-Woche. Es war uns eine Ehre vor einer langlaufbegeisterten Kulisse laufen zu dürfen“, meinte Steffi Böhler. Die Schweizerinnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff hielten bis zur Rennmitte mit den Deutschen mit, bis sie in Lauriens zweiter Runde den Anschluss verloren. Die Schweizerin war in ihrer Auftaktrunde im Anstieg nach einer Hakelei mit einer anderen Athletin zu Fall gekommen. Den Kontakt nach vorn wieder herzustellen, kostete Kraft, die später fehlte. Zuvor hatten beide im Halbfinale überzeugt und Platz drei hinter Norwegen und Finnland belegt.
Bing/Eisenlauer nach Problemen Siebte
Der Teamsprint der Herren begann mit einer Schrecksekunde für das deutsche Duo Thomas Bing und Sebastian Eisenlauer. Im Finale rutschte der deutsche Schlussläufer in seiner zweiten Runde in der Lahti-Kurve aus und fiel auf seinen rechten Arm, der danach schmerzte. Dennoch gelang es ihm, sich in den kommenden drei Minuten bis zu seinem erneuten Einsatz zu erholen und das deutsche Team zusammen mit Thomas Bing ins Finale zu bringen. „Ich spüre es zwar ein bisschen, aber es geht“, beschrieb er die Probleme mit der Schulter vor dem Finale. Nach den Attacken des Norwegers Johannes Høsflot Klæbo war das Feld im Finale in Runde drei auseinandergefallen und die Deutschen reihten sich zusammen mit den USA und Schweden in der zweiten Verfolgergruppe ein. Am Ende wurde es wegen Problemen mit dem Ski auf der letzten Runde Platz sieben hinter den USA und Kanada. „Nicht ganz mein Tag beim heutigen Teamsprint in Lahti. Zunächst ein Sturz im Vorlauf. Im Finallauf verliere ich schließlich am letzten Berg, an Position fünf liegend, noch einen Ski… Am Ende steht ein siebter Platz – unter diesen Umständen ok, aber es wäre etwas mehr möglich gewesen“, meinte Sebastian Eisenlauer. Die Schweizer mussten den ursprünglich geplanten Ueli Schnider wegen Krankheit ersetzen und schickten Roman Furger und Jovian Hediger ins Rennen, die Neunte wurden.
=> Ergebnis 6×1,3 Kilometer KT Teamsprint Damen
=> Ergebnis 6×1,3 Kilometer KT Teamsprint Herren
=> Reaktionen aus Finnland: “So ein Sturz ist Pech, aber das ist Sport!”