Emil Iversen gewann nach Jury Entscheid Gold im letzten Rennen der Nordischen Ski WM vor Alexander Bolshunov und Simen Hegstad Krüger, Johannes Høsflot Klæbo wurde der Sieg aberkannt. Nun hat der norwegische Skiverband Einspruch gegen die Entscheidung der Jury eingelegt.
Fristgerechter Einspruch innerhalb von 48 Stunden
Wie seit gestern angekündigt, legte der Norwegische Skiverband fristgerecht bis 16:41 Uhr, also innerhalb von 48 Stunden nach Jury Urteil, offiziell Einspruch gegen die Medaillenvergabe ein. „Wir sind der Meinung, dass es richtig ist, Einspruch einzulegen gegen die Disqualifikation, da wir der Jury Entscheidung nicht zustimmen. Wir sehen das Geschehene als „Race incident““, sagte Langlauf Chef Espen Bjervig in einer zum Ablauf der Frist veröffentlichten Pressemeldung. „Der Einspruch hat nicht das Ziel, andere Sportler zu sanktionieren, aber dass das Ergebnis so stehen bleibt, wie die Läufer ins Ziel kamen mit Gold für Klæbo, Silber für Iversen und Bronze für Bolshunov.“ Innerhalb der nächsten 72 Stunden, also vor Beginn des letzten Langlauf Weltcups im Engadin, entscheidet eine Kommission aus drei unparteiischen Mitgliedern ohne russisch-norwegische Beteiligung über den Einspruch. Sollte dem Einspruch nicht stattgegeben werden, kann Norwegens Skiverband vor das FIS Gericht ziehen. Auf die Frage, ob er in Sorge wäre, ‚Sasha‘ könnte die Silbermedaille verlieren sagte Bolshunovs Coach Yuriy Borodavko gegenüber championat.com: „Ich hoffe nicht. Es gibt Regeln und Logik. Die FIS Verantwortlichen können ihren Hut nehmen, wenn das passiert!“
Regeldiskussion: Dringender Handlungsbedarf
In den letzten zwei Tagen meldeten sich immer wieder Langlauf Experten zu Wort, die das Geschehene analysierten und wie auch die Fans in sozialen Netzwerken sehr unterschiedliche Meinungen vertraten. Hat Bolshunov Klæbo bewusst abgedrängt? Hätte Klæbo nicht wissen müssen, dass Bolshunov den äußeren Korridor nehmen wird und sich einen anderen wählen? Was heißt „Bolshunov war vorne“, wie die FIS erklärte: Reicht es, wenn Bolshunov eine Fußspitze vorne war oder müssten seine Füße auf Höhe von Klæbos Skispitzen sein, wie andere Experten die Regeln interpretierten? Wie man sieht, gibt es in den Regeln der FIS eine Menge Unklarheiten, die dringend besser formuliert werden müssen. Für das Frühjahr hatte die FIS ohnehin ein Meeting aller Nationen angekündigt, um die bestehenden Regeln zu konkretisieren, damit es in Zukunft keinen Diskussionsbedarf mehr gibt wie in dieser Saison bei den Fällen Lampic/Fähndrich, Chervotkin/Belov, Mäki/Bolshunov und Klæbo/Bolshunov. Tobias Angerer gehört ebenfalls zu den Experten, die sich zu dem Vorfall äußerten und liefert gleich noch einen Lösungsvorschlag mit. „Hier hätte ich einen Vorschlag, um vielleicht in Zukunft so eine Situation zu vermeiden. Warum nicht in Klassik-Massenstartrennen festlegen, dass nicht (!!!) im Korridor, sondern in der Spur die letzten 150m (dafür sind die ja auch da ;-)) ins Ziel gelaufen werden muss (nur zum Überholen dürfte man die Spur wie bisher auch wechseln…)“, schreibt Angerer. „Jetzt denken wir mal diese einfache kleine Änderung weiter, Klæbo hätte sich frühzeitig als zweiter und hinterer Läufer auf eine der mittleren Spuren konzentrieren müssen, er konnte ja davon ausgehen und sah auch Bolshunov vor ihm, dass er Richtung rechte Spur zieht und die besetzt sein würde…die Situation, wie sie war, wäre so nicht gekommen, jeder hätte dann seine Spur gefunden, alles wäre gut und es wäre nicht zu diesem in meinen Augen unglücklichen Ende gekommen.“
Bolshunov lud zur Hochzeit ein
Am Freitag nach dem Staffelrennen erzählte Alexander Bolshunov im NRK Interview unter anderem, dass er Klæbo zu seiner Hochzeit eingeladen habe. Der Norweger bestätigte den Eingang der Einladung gegenüber den Medien, er würde gerne kommen, wüsste aber nicht, ob das wegen der Corona Pandemie möglich wäre. Die Hochzeit von Bolshunov und seiner Verlobten, der verletzten Langläuferin Anna Zherebyateva, die ihn auch in Oberstdorf während der langen Wartezeit auf die Jury Entscheidung unterstützte, soll im Sommer stattfinden. Nach der Kollision am Sonntag, nachdem Klæbo im Ziel versuchte, den Kontrahenten zu trösten, sagte der Russe: „Ich hoffe, wir können unsere gute Kameradschaft im Sport fortsetzen.“ Vermutlich werden beide im Rahmen des Langlauf Weltcups im Engadin, wo beide am Start stehen werden, noch einmal über die Situation am Sonntag sprechen – soweit es die Sprachbarriere zulässt…