Langlauf WM Oberstdorf: Sundling und Klæbo sind Weltmeister im Sprint- Gimmler Zehnte

Jonna Sundling (SWE) © Thibaut/NordicFocus

Jonna Sundling und Johannes Høsflot Klæbo heißen die Klassiksprint Weltmeister der Nordischen Ski WM in Oberstdorf. Bei den Damen gewannen Maiken Caspersen Falla und Anamarija Lampic Silber und Bronze, bei den Herren sorgten Erik Valnes und Haavard Solås Taugbøl für ein komplett norwegisches Podium. Laura Gimmler wurde auf ihren Heimstrecken sehr gute Zehnte.

Strecke gesalzen, Gimmler trotz Pech ins Halbfinale

Laura Gimmler (GER) © Modica/NordicFocus

Pünktlich zum ersten Medaillenrennen hatten sich die Veranstalter entschieden, Salz einzusetzen, so dass sich die Strecke heute in deutlich besserem Zustand präsentierte als in den letzten Tagen. „Es war eisiger als gestern, sehr schnelle Bedingungen. Es war eine gute Qualifikation“, meinte Klæbo, der sich aber vor den Finals taktisch nicht in die Karten schauen lassen wollte: „Ein paar Geheimnisse muss ich schon noch behalten, es geht ja schließlich um Medaillen.“ Obwohl Norwegen vor der WM geunkt hatte, der Sprint der Damen wäre die schlechteste Disziplin, wo man ohne Medaille bleiben könnte, schafften alle fünf Norwegerinnen den Sprung ins Halbfinale zusammen mit allen vier Schwedinnen. Die Weng Zwillinge profitierten allerdings bei ihrem Weiterkommen auch vom Sturz von Matintalo, durch den Sorina einen weiten Umweg machen musste. Des Weiteren qualifizierten sich Anamarija Lampic, Katri Lylynperä und Laura Gimmler für die Runde der beste Zwölf. Die Lokalmatadorin war offensiv ins Rennen gegangen, musste dann aber im ersten Anstieg nach einem Hakler zurückstecken. Dennoch behauptete sich sich immerhin noch auf Platz vier und erreichte im Zielsprint Platz drei, was zum Weiterkommen über die Zeit reichte.

Sundling Weltmeisterin vor Falla und Lampic

Anamarija Lampic (SLO), Maiken Caspersen Falla (NOR), Jonna Sundling (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die Schwedinnen waren mit der großen Chance angereist, alle drei Medaillen im Sprint zu gewinnen. Aber bei den warmen Temperaturen kamen sie dann doch nicht so gut zurecht wie erwartet: Topfavoritin Linn Svahn war im Prolog als Achte die schlechteste Schwedin und war wie auch Maja Dahlqvist im Halbfinale chancenlos. Nach dem Rennen war sie im schwedischen Fernsehen sehr kurz abgebunden: „Ich will hier einfach nur weg. Es gab keine besondere Ursache“, meinte sie, während schwedische TV Experten vermuteten, dass sie die Schulterverletzung doch noch behindert. Im Finale wurde das Tempo nun von Jonna Sundling bestimmt, zunächst gefolgt von der Prolog-Schnellsten Johanna Hagström. Im ersten Anstieg griff Maiken Caspersen Falla an, die ihren Trainingsrückstand wegen ihrer erst im Dezember entdeckten Brustwirbelblockade eindeutig aufgeholt hat. Dennoch konnte Sundling die Führung vor der Norwegerin behaupten und ging als Führende in die Abfahrt ins Stadion gefolgt von Falla, Hagström und Lampic. Im Ziel jubelte Jonna Sundling über den eher unerwarteten und sehr souveränen Weltmeistertitel. „Ich bin so glücklich. Davon habe ich immer geträumt! Ganz oben zu stehen und diesen Sieg zu holen, das ist so fantastisch“, freute sich die überglückliche Weltmeisterin und lobte die Streckenpräparation im Vergleich zu den letzten Tagen. „Es ist sehr schnell und sehr hart, jeder hat einen guten Job gemacht. Ich bin sehr zufrieden, dass ich als erste über die Ziellinie gegangen bin.“ Um Silber wurde es noch sehr eng, weil Anamarija Lampic im Zielsprint immer näher an die Norwegerin herankam. Am Ende wurde Titelverteidigerin Maiken Caspersen Falla aber nach langen gesundheitlichen Problemen mit der Silbermedaille belohnt – drei Hundertstelsekunden vor der Slowenin, die im Ziel mit der früh ausgeschiedenen Eva Urevc die Medaille feierte. „Das ist unglaublich! Der beste Tag des Jahres für mich – und das dann bei der Weltmeisterschaft!“, freute sich Falla nach der langwierigen BWS Blockade: „Im Oktober/November ging es mir so schlecht, dass ich nicht 15 Minuten einen Hügel bei meinem Haus hinauflaufen konnte. Das zeigt, wie schlecht es mir damals ging. Aber irgendwann ging es besser und ich habe wieder angefangen, an meiner Form zu arbeiten.“ Außerdem nahm sie nach Jahren wieder psychologische Hilfe in Anspruch. Johanna Hagström kam über Platz vier nicht hinaus, nachdem sie zu Beginn der Zielgeraden ins Wanken kam und Lampic, die die ganze Woche über große Probleme durch die Hitze klagte, die Situation zum Überholen nutzte. Ane Appelkvist Stenseth und Tiril Udnes Weng hatten im Finale keine Chance.

Klæbo gewinnt – Svensson verzockt sich

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Erik Valnes (NOR), Haavard Solaas Taugboel (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Während das Podium sich bei den Damen noch bunt gemischt präsentierte, sicherten sich die norwegischen Herren nicht ganz unerwartet sämtliche Medaillen. Verhindern wollten das sowohl Bolshunov, der unbedingt im Sprint starten wollte wie auch in allen anderen Rennen, als auch Oskar Svensson. Der Sieger sowohl im Klassik- als auch im Freistilsprint in dieser Saison war nur knapp als 28. ins Viertelfinale gekommen, rückte aber in seiner unauffälligen Art bis ins Finale vor. Dort wollte er dann wie bei der Tour de Ski wieder klassisch einen Coup landen und schnallte im Finale die Skatingski an wie schon im Val di Fiemme. Während die Taktik bei dem dortigen Streckenprofil mit der sehr langen Abfahrt ins Stadion aufging, klappte die Taktik heute überhaupt nicht. Im ersten Anstieg arbeitete er sich auf gleiche Höhe mit dem führenden Erik Valnes vor, fiel dann aber im oben Teil den Anstiegs bis ans Ende der Gruppe zurück. Vorn bestimmte Erik Valnes das Geschehen vor Alexander Bolshunov, Johannes Høsflot Klæbo und Haavard Solås Taugbøl. Vor dem letzten Anstieg übernahm der Russe die Führung, aber im Anstieg erhöhten dann die Norweger so deutlich das Tempo, dass er sich vor der abschließenden Abfahrt auf Rang vier einreihte mit Lücke zu den drei Norwegern. Im Zielsprint war einmal mehr Klæbo nicht zu schlagen, obwohl er sich selbst im Vorfeld nicht als Favorit gesehen hatte. „Ich war so nervös in den letzten Tagen. Es war seltsam mit so wenigen Wettbewerben in der Saison. Das war sicher nicht immer die richtige Entscheidung, dass wir immer zu Hause waren. Aber es ha ja dennoch geklappt“, meinte der zufriedene Titelverteidiger, der mit der Strecke ebenfalls recht zufrieden war, obwohl vor allem in den Kurven knöcheltiefe Spuren im sulzigen Schnee entstanden. „Die Strecke war nach dem Salzen gut, besser als gestern, aber es war dennoch sehr hart und es kostet viel Energie. Es wird ein hartes Wochenende, es steht Samstag und Sonntag ein schwerer Wettkampf an“, so Klæbo, der mit verriet, dass er Skiathlon und Teamsprint bestreiten will. Silber ging an Erik Valnes, der sich im Zielsprint jedoch noch seinem Teamkollegen Haavard Solås Taugbøl erwehren musste. Alexander Bolshunov kam enttäuscht als Vierter ins Ziel. Weit abgeschlagen überquerte Sergey Ustiugov vor Oskar Svensson die Ziellinie – im Finale fehlten dem angeschlagenen Russen, der sich erst kurz vor dem Rennen endgültig fit meldete, die Kräfte. Der Schwede sagte später im TV Interview: „Ich habe mich für Skatingski entschieden, das hatte ich mir schon letztes Jahr beim Weltcup überlegt und war völlig überzeugt, dass das die richtige Entscheidung ist. Aber im Nachhinein war das nicht so gut. Alles hat sich gut angefühlt, aber vor dem Finale habe ich die falsche Entscheidung getroffen. Aber jetzt kann man das leicht sagen.“

Gimmler starke Zehnte zu Hause

Laura Gimmler (GER) © Thibaut/NordicFocus

Auf ihren Heimstrecken in Ried bei Oberstdorf hatte sich Lokalmatadorin Laura Gimmler besonders viel vorgenommen und sicherte sich als 19. des Prologs mutig den starken ersten Heat. Als schnellste Drittplatzierte rückte sie in das schwächere zweite Halbfinale, wo sie sich aber auf den hinteren Plätzen einreihen und nach einem unnötigen Sturz von Lotta Udnes Weng auch noch einen weiten Weg um die Norwegerin herum gehen musste. „Meine Zwillingsschwester ist manchmal ein Idiot“, meinte Weng später im Fernsehinterview über Tiril Udnes Weng, die den Sturz verursachte und ins Finale vorrückte, während Lottas Träume zerplatzten. „Sie hat mir den Weg abgeschnitten und konnte mir im Ziel gar nicht in die Augen sehen.“ Aber auch ohne diesen Sturz wäre für Laura Gimmler vermutlich nicht mehr als Platz fünf möglich gewesen, was im Endklassement den sehr guten zehnten Platz bedeutete. „Ich bin sehr glücklich. Das Halbfinale war mein großes Ziel. Klar, ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffe zu jedem Zeitpunkt. Der Winter war sehr schwierig, es ging leider dieses Jahr nicht immer gut. Ich hatte schon immer meine beste Form zu den Weltmeisterschaften, auch im Junioren Alter schon, und ich bin froh, dass das scheinbar so eine Eigenschaft von mir ist, dass ich das beibehalten konnte und auch dass ich es jetzt daheim mit viel eigenem Druck umsetzen konnte“, freute sich die 27-Jährige, die bei der WM 2005 schon als Tannenbäumchen verkleidet im Stadion dabei war und die sich selbst auf ihren Heimstrecken unter Druck setzte. „Während des Viertelfinals habe ich mir auf einmal gedacht ‚hey, genieße es!‘ und da konnte ich auf einmal richtig befreit Gas geben. Der Knoten ist geplatzt. Da habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass das ganz wichtig ist, wenn ein gutes Ergebnis kommt. Dann kommen auch mehrere gute Ergebnisse. Der Knoten ist jetzt offen.“

Verwirrung um Eisenlauer

Sebastian Eisenlauer (GER) © Modica/NordicFocus

Die Überraschung war groß, als der nachnominierte Lokalmatador Sebastian Eisenlauer mit der zweitschnellsten Zeit hinter Kläbo den Prolog beendete. Auch der Stadionsprecher meinte verblüfft: „Er ist Zweiter!“ Sebastian Eisenlauer selbst verzichtete aufs Jubeln und meinte später: „Da war ich mir sicher, dass da ein Fehler drin sein muss. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Allein schon im Vergleich zu den Athleten, die vor und hinter mir gestartet sind, war eigentlich klar, dass das nicht sein kann. Wäre natürlich schön gewesen, wenn man so um vier Sekunden weniger nach hinten korrigiert hätte. Aber letztendlich ist es in einem zeitlichen Abstand und Umfeld, wo ich mich dieses Jahr im Sprint leider des Öfteren bewegt habe und deswegen ist das Ergebnis deutlich glaubwürdiger als das erste Ergebnis, das im Ziel kam“, so Eisenlauer. Weiter sagte er: „Es ist natürlich eine Enttäuschung, Heim WM, Klassiksprint. Hier in Oberstdorf, da habe ich schon sehr sehr gute Ergebnisse gemacht. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn ich dann hier klar meinen besten Sprint der Saison machen kann. Letztendlich war es ein durchschnittliches Ergebnis. Das ist schade, da bin ich natürlich enttäuscht. Aber das Hauptrennen kommt noch und jetzt bereite ich mich voll auf Sonntag vor und hoffe, dass ich mich da noch deutlich besser präsentieren kann.“ Seine Zeit wurde später um etwa 13 Sekunden nach hinten korrigiert, so dass er die Qualifikation als 37. beendete. Andreas Schlütter erklärte noch während des Prologs: „Bei den Herren haben wir noch ein kleines Zeitproblem. Da sind sie jetzt gerade dran, das nochmal zu kontrollieren. Da waren ein bisschen komische Zeitabstände dabei. Der Sebastian Eisenlauer wurde zeitweise auf Platz zwei geführt, jetzt ist er 33. Ich habe da jetzt noch einmal nachgefragt, weil nach unserer Rechnung ist er eigentlich zwischen Platz 20 und 30 eingekommen. Das müssen wir nochmal prüfen lassen“, meinte er und erklärte weiter: „Es macht keinen Sinn, da jetzt Protest einzulegen, denn ich glaube, die haben da selbst Schweißperlen auf der Stirn. Sie müssen erstmal die Zeiten komplett nachrechnen, die haben ja ein Backup laufen.“

Krehl, Hennig und Brugger scheitern im Viertelfinale

Janosch Brugger (GER) © Modica/NordicFocus

Insgesamt kamen vier Deutsche unter die besten 30, womit sich Andreas Schlütter im Namen des Deutschen Skiverbandes nach dem Prolog zufrieden zeigte. Allerdings war mit Ausnahme von Laura Gimmler für alle im Viertelfinale Schluss, sie scheiterten jeweils klar. Sofie Krehl wurde auf Rang 23 gewertet, was sie nicht zufriedenstellte: „Die Quali war nach meinem Geschmack, die war ganz gut. Das Heat war ausbaufähig, es war sicher nicht schlecht und ich bin gut in Form. Das Ergebnis sieht jetzt halt nicht ganz so toll aus, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich denke, der Ski war gut, ich war auch gut, es war einfach taktisch nicht ganz ausgeklügelt, es ist nicht ganz aufgegangen. Vielleicht brauche ich noch ein bisschen Glück fürs nächste Mal.“ Katharina Hennig, die immer ein Rennen zum „Reinkommen“ benötigt und sich mit dem Sprint vor allem für den Skiathlon in Form bringen wollte, wurde 27. „Ich habe den Zweck erfüllt, nämlich ordentlich durchzuputzen für die nächsten Rennen, die anstehen und ansonsten war ich sehr zufrieden mit meinem Prolog. Das Viertelfinale war von der Taktik her vielleicht nicht das Beste, weil ich einen besonders schnellen Heat gewählt habe. Das war vielleicht ein bisschen zu schnell für mich als Distanzläuferin, aber ich bin trotzdem zufrieden.“ Janosch Brugger belegte Platz 29. Wie er sagte, war bei ihm in erster Linie der Ski das Problem, was man im Rennen auch gesehen hatte: „Grip hatte ich heute auf jeden Fall, Alpe Cermis wäre heute kein Problem gewesen. Mir hat es ein bisschen an der Fahrt gefehlt, das habe ich auch relativ schnell gespürt auf der Ebene und in der Abfahrt. Das ist natürlich saubitter im ersten WM Rennen, aber nun geht es weiter mit dem Teamsprint“, meinte er. „Zwischen Prolog und Viertelfinale hatten wir [wegen der wärmeren Temperaturen] noch etwas umgestellt was die Wachsvarinate angeht, weil es im Prolog dann doch eisiger und schneller war und nicht so tief.“ U23-Weltmeisterin Lisa Lohmann scheiterte als 44. im Prolog wie auch die DSV Herren Sebastian Eisenlauer (37.), Anian Sossau (38.) und Thomas Bing als 49.

Jovian Hediger Zwölfter, Laurien van der Graaff 14.

Laurien Van Der Graaf (SUI) © Modica/NordicFocus

Die Schweizer hatten ihre Hoffnungen auf drei Athleten gesetzt. Nadine Fähndrich, die schon seit Falun nicht mehr in guter Form ist, schied allerdings schon als 33. im Prolog aus. So war es Skatingspezialistin Laurien van der Graaff, die die Kohlen aus dem Feuer holen musste und fast den Sprung ins Halbfinale schaffte. Allerdings war ihre Zeit als Dritte des zweiten Viertelfinals etwas zu langsam, um sich für die besten Zwölf zu qualifizieren. Dennoch konnte sie mit Platz 14 zufrieden sein. Jovian Hediger gelang der Sprung ins Halbfinale, wo er dann allerdings nicht mehr mithalten und als Sechster im Endklassement Rang zwölf belegte. Für die Skatingspezialisten im Schweizer Team war heute nichts zu holen. Valerio Grond wurde 36., Erwan Käser und Roman Schaad kamen über die Plätze 52 und 53 nicht hinaus und Alina Meier wurde 45. Für das gesamte ÖSV Team war der Sprint nach dem Prolog beendet: Lisa Unterweger wurde 49., Benjamin Moser 43., Michael Föttinger 59. und Lukas Mrkonjic 65. noch hinter Mika Vermeulen.

=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren

 

 

Bildergalerie