Langlauf WM: Therese Johaug feiert souveräne Titelverteidigung im Skiathlon – Stadlober Vierte

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Therese Johaug feierte im Skiathlon der Nordischen Ski WM in Oberstdorf über 2×7,5 Kilometer einen souveränen Sieg. Ohne einen Sturz in der ersten Runde zwischen ihr und Frida Karlsson, bei dem die Schwedin viel Zeit verlor, wäre es vermutlich sehr spannend um Gold geworden – dennoch sicherte sich Frida Karlsson die Silbermedaille im Zielsprint gegen Ebba Andersson. Teresa Stadlober wurde starke Vierte. Das deutsche Team verwachste bei der Heim WM erneut.

Johaug klassisch durch Sturz ausgebremst

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Bis zum Start der Damen war der morgentliche Nebel aufgezogen und der Nieselregen hatte aufgehört. Die Strecke wurde vor dem Start gesalzen, so dass sich die Strecke in gutem Zustand präsentierte. Nach dem Start ging alles seinen gewohnten Gang: Therese Johaug gab Vollgas – wie es ihre Art ist. Auf einer Pressekonferenz vor dem Skiathlon sagte sie: „Man muss sehen, was man selbst für Stärken und Schwächen hat. Ich habe eine gute Ausdauer und kann mich selbst über lange Zeit antreiben. Da stecken viele tausend Trainingsstunden dahinter. Ich werde von Anfang an ein hohes Tempo anschlagen.“ Bei der ersten Passage des Burgstalls, dem dritten Anstieg der Runde, konnte sich die Norwegerin zusammen mit Ebba Andersson und Frida Karlsson absetzen. Kurz vor dem Ende der ersten Runde kam es zu einem Sturz zwischen Johaug und Karlsson, nachdem sich die Ski verhakt hatten. Johaug war schnell wieder an Andersson und Sorina dran, aber Karlsson, die Probleme hatte, sich einem neuen Stock zu beschaffen, verlor an Boden. Die Verfolgergruppe wurde zunächst von Jessie Diggins angeführt, am Burgstall setzten sich Frida Karlsson, Charlotte Kalla und Teresa Stadlober aus der Gruppe ab, während vorn Sorina aus dem Führungstrio zurückfiel und am Egli Hügel vor dem Skiwechsel von den Verfolgern eingeholt wurde. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was passiert ist. Wir wurden in der Kurve etwas nach außen getrieben und verhakten uns. Ich denke nicht, dass es mein Fehler war, aber ich war auch nicht wütend. Sowas passiert einfach“, meinte Johaug später im norwegischen Fernsehen und Frida Karlsson erklärte: „Wir haben dann wohl ein bisschen angefangen zu zanken, WM-Eifer oder so, aber das Schlimmste war, dass ich mir den Stock gebrochen habe und nach den Betreuern schreien musste, um einen neuen zu bekommen. Das ist einfach passiert. Ich habe versucht, die Kurve zu kriegen, aber es war eine scharfe Kurve.“ Im schwedischen Fernsehen fügte Karlsson noch hinzu: „Ich bin sehr stolz auf das, was ich heute geleistet habe. Der Stock, den ich bekam, war sehr lang, darum musste ich erneut wechseln. Dadurch hatte ich einen Stock mit einer Schlaufe, das war eigentlich meine Geheimwaffe, haha. In der Box hatte ich aber Stöcke ohne Schlaufe, so dass ich schreien musste „Stöcke wechseln“! Am Ende hat alles geklappt.“ 

Johaug allein unterwegs in zweiter Rennhälfte

Frida Karlsson (SWE), Therese Johaug (NOR), Ebba Andersson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nach dem Skiwechsel, den Johaug schneller absolvierte als Andersson, baute die Norwegerin ihren viersekündigen Vorsprung im Skaten mehr und mehr aus, während sich dahinter mit Andersson und Karlsson ein schwedisches Verfolgerduo bildete. Wie Johaug später erklärte, hatte sie den Skiwechsel gestern noch lange trainiert und sich dabei filmen lassen. Hinter den Schwedinnen folgte ein weiteres Duo mit Charlotte Kalla und Teresa Stadlober sowie eine fünfköpfige Gruppe. Therese Johaug konnte niemand mehr einholen, sie baute ihren Vorsprung auf mehr als 30 Sekunden aus. Frida Karlsson machte einen starken Eindruck im Verfolgerduo, so dass die 16 Sekunden Zeitverlust durch den Sturz noch schlimmer wiegen. Es ist zu vermuten, dass sie zumindest sehr lange an Johaug hätte dranbleiben können, so dass es spannend um Gold gewesen wäre. Darum verzichtete sie etwas enttäuscht auch darauf, beim Überqueren der Ziellinie über Silber zu jubeln. Dennoch war sie stolz auf ihre Leistung: „Es war gut, dass ich wieder an Ebba herangekommen bin und wir bis zum Schluss zusammengeblieben sind. Ich war nun wieder drin im Rennen, hatte nichts mehr zu verlieren. So konnte ich es einfach laufen lassen.“ 

Teresa Stadlober starke Vierte

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Im Endspurt um Platz vier setzte sich Teresa Stadlober gegen die endschnellere Charlotte Kalla durch, die seit Wochen wieder gegen ihr Dauerproblem, ihre seit 2009 immer wieder auftretenden Rückenschmerzen, kämpft. Nach einer Berührung der Ski im Zielsprint zog die Schwedin zurück und konnte oder wollte nicht mehr um Platz vier kämpfen. Die erst 19-jährige Skatingspezialistin Helene Marie Fossesholm, die in ihrer Jugend jahrelang Wachstumshormone nehmen musste, um ihre heutige Größe von 151 Zentimeter zu erreichen, wurde knapp dahinter Sechste. Mit Delphine Claudel kam eine weitere Freistil Spezialistin als Siebte ins Ziel gefolgt von Tatiana Sorina, für die es erst der dritte Skiathlon ihres Lebens war, der erste auf internationalem Niveau. „Ich bin bisher erst zwei Skiathlons gelaufen und hatte Krämpfe beim Skaten. Meine Beine sind den schnellen Technikwechsel nicht gewohnt.“ Heidi Weng wurde Neunte vor Yana Kirpichenko und einer fünfköpfigen Gruppe mit Yulia Stupak, Anne Kjersti Kalvå, Krista Pärmäkoski, Katerina Razymova und Jessie Diggins, mit der Natalia Nepryaeva nach ihren Mittelhandfrakturen am Schluss nicht mehr mithalten konnte.

DSV im Klassischen verwachst

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team hatte sich im Skiathlon schon einiges vorgenommen, ein Top10 Platz sollte es im ersten Distanzrennen schon sein. Aber vor allem Katharina Hennig hielt sich nicht so weit vorne auf, wie man es sonst von ihr im Klassischen gewohnt ist. Schon Ende der ersten Runde hatte sie sichtbar Probleme, rutschte immer wieder weg und machte nur kleine Schritte. Anfang der zweiten Runde fiel sie aus der Hauptgruppe zurück, wenig später auch Pia Fink. Peter Schlickenrieder bestätigte im ARD Interview kurz vor dem Skiwechsel die Eindrücke: „Im Klassischen haben wir uns mit dem Wachs, dem Steigwachs vergriffen. Anders als im Sprint, wo wir zu sehr auf Stieg gewachst haben, haben wir heute zu sehr auf Abfahrt gesetzt und hatten nicht genug Grip im Burgstall. Darum hat es wohl Katha erwischt im Klassischen. Für Pia wird es schwer, sich noch zu verbessern, weil sie jetzt Lücke hat und allein laufen muss. Wenn sie es in die Top15 schaffen würde, wäre es eine grandiose Leistung.“ Beim Skiwechsel lag Pia Fink mit 1:07 Minuten Rückstand als beste Deutsche an 22. Stelle, 15 Sekunden hinter der Gruppe vor ihr. Katharina Hennig hatte als 29. schon 1:30 Minuten verloren. Antonia Fräbel und Lisa Lohmann hielten sich noch eine halbe Minute dahinter auf.

Schadensbegrenzung bei Pia Fink: Platz 19

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Zwar verlor Pia Fink wie auch die übrigen Deutschen noch viel Zeit im Skaten, aber zumindest in der Platzierung konnte die Wahl-Allgäuerin Schadensbegrenzung betreiben und als 19. das Ziel erreichen. „Es war ein sehr schweres Rennen, es war wie immer im Damenfeld von Anfang an ein sehr hohes Tempo, aber ich habe versucht, mein eigenes Tempo zu finden und mir die Kräfte ein bisschen einzuteilen, weil ich wusste, dass der Skatingteil besonders schwer wird bis ganz oben am Burgstall. Und leider hatten wir auch Probleme mit dem Klassikski, aber ich habe es wohl noch am besten erwischt. Ich habe erst in der zweiten Runde gemerkt, dass es ein bisschen glatt wurde. Aber dafür waren dann unsere Skatingski umso besser. Dann konnte ich da noch ein paar Plätze gutmachen. „, sagte Pia Fink. Für die erschöpfte Katharina Hennig war in ihrer schwächeren Technik keine Verbesserung mehr möglich, sie erreichte als 29. mit vier Minuten Rückstand das Ziel – eine Minute hinter der Teamkollegin. Im Ziel war sie in Tränen aufgelöst, bekommt aber Unterstützung von Team und Familie, um im nächsten Rennen wieder anzugreifen: „Ich bin natürlich schon sehr traurig. Es ist bitter, wenn ausgerechnet an dem Tag, der eigentlich der wichtigste im Jahr ist, einiges schief läuft. Ich mache aber dafür niemandem einen Vorwurf, das ist Sport, aber es gibt Schlimmeres im Leben und ich werde darüber hinwegkommen. Mein Papa ist vor Ort, mein Freund ist hier und das wird mir auf jeden Fall helfen. Wir werden jetzt analysieren, auch materialtechnisch und was wir noch besser machen können und dann greifen wir nochmal an.“ U23 Sprint Weltmeisterin Lisa Lohmann wurde 34. und war nach einem gemeinsam absolvierten Rennen fünf Sekunden schneller als Antonia Fräbel, die als 36. die Linie überquerte. „Wir hatten ein bisschen Schwierigkeiten, vor allem im klassischen Bereich. Diese eine lange Abfahrt hat nach der einen Runde scheinbar mehr von dem Steigwachs gefressen, als wir das wollten. Dann haben die Mädels am zweiten Anstieg sehr viel glattere Ski gehabt und das macht es natürlich extrem anstrengend, da verlierst du enorm viel Energie und das nimmst du ja auch in das Skatingrennen mit“, sagte Peter Schlickenrieder nach dem Rennen und lobte dennoch seine Athletinnen: „Nichtsdestotrotz hat sich da Pia wacker geschlagen mit ihrem 19 Platz. Sie hat ein gutes Skatingrennen hingelegt, auch Lisa Lohmann hat ein gutes Skatingrennen gemacht oder generell ein gutes Rennen absolviert. Deswegen denke ich, es ist nicht optimal gelaufen, vor allem die Katha hätte sich natürlich viel, viel mehr erwartet. Aber ich denke, sie muss sich da gar nicht so sehr unter Druck setzen, bei dem Skatingspart wäre es so oder so schwierig geworden. Wenn man sagt, man erwartet von ihr einen Medaillenplatz, dann wäre das ganz klar über das Ziel hinausgeschossen.“ Weitere Österreicherinnen neben Stadlober oder Schweizerinnen waren nicht am Start.

=> Ergebnis 2×7,5 Kilometer Skiathlon Damen

 

 

Bildergalerie