Nordische Kombination: Frenzel gewinnt Gold!

Eric Frenzel ist zufrieden mit seiner Vorbereitung. © Modica/NordicFocus

Eric Frenzel hat bereits beim ersten Wettkampf der Kombinierer für eine Sensation gesorgt: Nach seinem Sprungsieg am Bergisel sicherte sich der Oberwiesenthaler den WM-Titel. Silber und Bronze gingen an Jan Schmid aus Norwegen sowie an Franz-Josef Rehrl aus Österreich.

Unverhofft kommt oft

Jan Schmid (NOR), Eric Frenzel (GER), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r) © Modica/NordicFocus

„Das gibt’s doch nicht!“ und „Eeeric Frenzel, shalalalalalala!“ – das waren wohl die meistgehörten Worte rund um die WM-Anlage am heutigen Tag. Kein Wunder: Mit einem Sieg Frenzels war nach dem bisherigen Saisonverlauf nicht wirklich zu rechnen gewesen. Insbesondere nicht mit einem Sprungsieg, denn bislang haderte der Sachse ganz gewaltig mit seiner Form. Erst ein Extra-Trainingslager in Planica kurz vor der WM gab dem 30-Jährigen wieder Selbstvertrauen – offenbar zu Recht, denn Frenzel zeigte beim Sprung von der Großschanze am Bergisel seine beste Leistung des Jahres. Mit 130,5 Metern zeigte er die größte Weite des Wettkampfs und sicherte sich damit den Sprungsieg. „Das war ein tolles Gefühl“, strahlte der Sachse. Frenzel profitierte dabei von leichtem Aufwind. „Heute hatte ich vielleicht etwas Glück. Der Aufwind hat mir geholfen, dass mein System endlich mal wieder zusammengefunden hat.“

Seidl in Lauerposition

Mario Seidl (AUT) © THIBAUT/NordicFocus

Auf Rang zwei kam Lokalmatador Mario Seidl, gefolgt von Jan Schmid. Seidl zeigte 125,5 Meter und landete nur 1,2 Punkte beziehungsweise fünf Sekunden hinter Frenzel. Noch weiter als er sprang Schmid (129 Meter), bekam aufgrund besserer Bedingungen jedoch mehr Abzug und damit einen Rückstand von 10 Sekunden auf den Sprungsieger. Den selben Rückstand hatte auch Rehrl, der mit 126 Metern auf den vierten Rang nach dem Springen kam. Auch für ihn eine ungewohnte Situation, wenn auch aus anderen Gründen: in der bisherigen Saison war Rehrl nach dem Springen meistens unter den Top drei zu finden. Ihm folgte Akito Watabe (Japan) (122 m/ +0:38 min) vor Fabian Rießle (121 m/ + 0:39 min). Einen starken Sprung zeigte auch Antoine Gerard. Der Franzose, als starker Läufer bekannt, hatte sich in dieser Saison bislang eher im Hintergrund gehalten. Heute sprang er auf 124 Meter und damit auf den neunten Zwischenrang. Nur den zehnten Platz belegte Weltcup-Gesamtsieger Jarl Riiber aus Norwegen. Seine 121 Meter brachten ihm 59 Sekunden Rückstand ein. Beinahe Punktlandungen legten die anderen deutschen Starter hin. Johannes Rydzek landete mit 117,5 Metern auf dem 13. Platz, Vinzenz Geiger mit 117 Meter auf dem 15. und Manuel Faisst mit 155,5 Metern auf dem 17. Zwischenrang.

Unterbrechung nach Sturz von Ilves

Akito Watabe (JPN) © THIBAUT/NordicFocus

Nach einem Sturz von Kristjan Ilves musste das Springen für mehrere Minuten unterbrochen werden. Der Este hatte Pech bei der Landung, als sich an seinem Sprungski die Bindung öffnete. Zwar erlitt der Springer keine ernsten Verletzungen, er klagte lediglich über Schmerzen an der Hand. Sein Ski machte sich allerdings selbständig und flog im Zielbereich über die Bande und wohl auch über das Fangnetz und traf beinahe einen Journalisten. Dieses Netz war erst neu angebracht worden, nachdem am Mittwoch beim Sprungtraining der Spezialspringer der Norweger Thomas Asen Markeng nicht rechtzeitig gebremst hatte, über eben jene Bande geflogen und im Gitter gelandet war. Nun erwies sich dieses Netz als anscheinend nicht hoch genug, weshalb es auf Anweisung der Wettkampfleitung erst erhöht werden musste, bevor der Wettbewerb fortgesetzt werden konnte.

Frenzel Kaiser von Seefeld

Eric Frenzel (GER) © Modica/NordicFocus

Nach seinem Sprungsieg konnte Frenzel als Erster in die Loipe gehen. Ein Erlebnis, das er lange nicht mehr hatte: „Ich möchte das Rennen in erster Linie genießen“, sagte er nach dem Sprung. Ob er dazu während der zehn Kilometer Gelegenheit hatte, ist nicht überliefert. An der Spitze bekam er jedenfalls schnell Gesellschaft von Schmid, Rehrl und Seidl. Das Quartett wechselte sich in der Führungsarbeit ab, konnte aber nicht verhindern, dass die Verfolgergruppe um Fabian Rießle näherkam. Dennoch reichte der Vorsprung. Erst auf den letzten Metern konnte sich Frenzel etwas absetzen. Und den Zieleinlauf konnte er dann definitiv genießen, denn er kam mit 4,3 Sekunden Vorsprung vor Schmid ins Ziel. „Das ist unbeschreiblich“, jubelte der strahlende Sieger. Frenzel krönte sich damit sozusagen zum „Kaiser von Seefeld“: Seit 2010 feierte Frenzel hier zwölf Weltcupsiege und sicherte sich viermal in Folge die Triple Trophy. Nun fügte er seiner Erfolgsstory noch einen WM-Titel hinzu.

„Es war auf Messers Schneide“

Eric Frenzel (GER) © Modica/NordicFocus

Nicht alle dürften über Frenzels Wiederauferstehung überrascht gewesen sein. „Es ist einfach unbeschreiblich, dass das Ganze heute hier so aufgegangen ist. Jeder hat die ganze Zeit gesagt, wenn du nach Seefeld kommst, läuft das eh. Ich konnte es schon nicht mehr hören“, lächelte Frenzel, noch immer über sich selbst erstaunt. „Die letzten Wochen und Monate waren sehr hart für mich. Mein Ziel war zwar, bei der WM in der besten Verfassung zu sein, aber ich wollte auch nicht so eine Saison erleben wie letztes Jahr vor den Olympischen Spielen. Wer die letzten Wochen und Monate verfolgt hat, weiß, dass es dieses Jahr noch schlimmer war. Es war wirklich auf Messers Schneide. Mir hat gutgetan, dass ich nochmal aus dem Weltcup rausgegangen bin. Ich bin unglaublich dankbar.“

Rehrl mit erster Medaille für Heimmannschaft

Mario Seidl (AUT), Franz-Josef Rehrl (AUT), (l-r) © Modica/NordicFocus

Beinahe noch mehr als der Sieger freute sich der Drittplatzierte. Franz-Josef Rehrl wusste gar nicht wohin mit seiner Freude. Dabei war er nach dem Sprung gar nicht so zuversichtlich. „Im Sprung habe ich ein bisschen Nerven gezeigt, da habe ich mich selber geschlagen. Vielleicht war das aber auch ganz gut, denn da hatte ich nichts mehr zu verlieren. Ich war total entspannt und habe sogar noch eine Stunde geschlafen vor dem Lauf,“ sagte Rehrl. „Dass das heute gereicht hat, ist unglaublich. Da musste so viel zusammenpassen, die Servicecrew hat einen super Job gemacht. Ich war mir selber nicht sicher, wo dieser Lauf heute herkam. Das ist mein erster Einsatz bei einer WM und meine erste Medaille, und das hier in Östereich. Das ist schon fast kitschig,“ sagte Rehrl kopfschüttelnd.

Favoriten geschlagen

Johannes Rydzek (GER) © Modica/NordicFocus

Erst hinter Rehrl kamen diejenigen ins Ziel, die man eigentlich im Kampf ums Podium erwartet hatte: Seidl konnte seinen Teamkollegen nicht hinter sich halten und beendete das Rennen als Vierter (+15,3 sec). Fünfter wurde der große Favorit Riiber (+20,9 sec), gefolgt von Akito Watabe (+22,0 sec). Rießle kam auf den siebten Rang (+22,3 sec), Antoine Gerard wurde starker Achter (+29,6 sec). Titelverteidiger Johannes Rydzek wurde trotz dritter Laufzeit nur Neunter (+36,1 sec). Bernhard Gruber (AUT) der erst am letzten Wochenende in Lahti den letzten freien Startplatz für Österreich erkämpft hatte, komplettierte mit der schnellsten Laufzeit die Top Ten. Hinter Ilkka Herola (FIN, 11.) kam Geiger auf Rang 12, Aaron Kostner (ITA) wurde 13. und der letzte deutsche Starter, Manuel Faißt, komplettierte als 14. das starke deutsche Mannschaftsergebnis.

Das Gesamtergebnis des heutigen Rennens findet Ihr hier.

Medaillenspiegel

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